ChR Drolae
das "stolzeste" Schiff der Galae



Die Chronik vom 24.11.2000

>>> Rettungsaktion Maschinenraum <<<



Calanam'Coupaer, im System CC 1-04 1527
Zeit der Handlung:
8.06.2373
Bordzeit unbekannt



>> Brücke der ChR Drolae <<

Vaet setzte sich in Bewegung. Von elementaren Kräften angetrieben stakste er zur Riov, während er noch seinen verwundeten Arm hielt. Naja, zumindest war er noch dran.. er sah sich noch kurz auf der Brücke um, die mehr einem Schlachtfeld nach einer Enterung durch Klingonen glich. Sovek und Kevalha kümmerten sich um Maiell, der regungslos am Boden lag. Für einen Moment zögerte Vaet wieder, doch irgendwo in seinen Eingeweiden schob ihn wieder etwas auf die Gleise der Normalität zurück. "Den anderen helfen." sagte er. "Gut. Ich gehe vorran." Das war das mindeste, was er tun konnte, und abgesehen davon auch Teil des Protokolls. Immerhin durfte der Riov niemals einer gefährlichen Situation persönlich zuerst gegenüberstehen...
Die Schotts der Khlannien-Röhren waren wenigstens nicht verklemmt, so daß die Riov sie mühelos öffnen konnte. Vaet holte tief Luft (und merkte dabei, daß er mindestens eine Rippe gebrochen hatte) und kletterte dann flink in die Öffnung.

Rhuissa folgte Vaet und stieg in die dunklen engen Khllanien-Röhren der Drolae.

Kevalha beugte sich besorgt über Majell, wobei sie jedoch zusehends blasser wurde. Sie hatte so gut wie keine medizinischen Kenntnisse - bis darauf, daß er lebte, verletzt und nicht bei Bewußtsein war, konnte sie eigentlich nichts sagen. Sie versuchte noch einmal, ihn anzusprechen, jedoch erhielt sie auch jetzt keine Antwort. Während sie sich leicht schwankend wieder aufrichtete, blickte sie Sovek hilfesuchend an.

Hurra!!! Sovek hatte als Ranghöchster die Brücke. Aber was für eine Brücke? Ein Schiff das es bald nicht mehr lange macht. Eine Brücke die noch ein paar letzte Datenströme verarbeiten konnte und eine Brückencrew die fertig mit der Welt war.
Sovek schaute Kevalha an. "Ja doch ich komme," stöhnte Sovek und ging zu ihr.
Er schaute im Stehen Majell an und meinte: "Der ist bestimmt schon tot." Mit seiner Fußspitze stieß er leicht an den Fuß von Majell.
"Der zuckt nicht mehr," sprach Doc Sovek Halloween. >;))

Kevalha blickte ihn erschrocken an. Sie wußte nicht, was sie in dem Moment mehr entsetzte - seine Antwort oder das, was er tat. "Aber er ist doch nicht tot!" brachte die Pilotin schließlich heraus. "Er atmet doch noch - und er ist verletzt - und bewußtlos, aber doch nicht tot..." Die gerade durch die Wut wiedergewonnene Farbe in ihrem Gesicht machte schlagartig wieder dem bleichen Ton Platz, als ihr Blick nochmals Majells Verletzungen streifte.

Sovek hatte sein Mut wieder gefunden. Die Borg waren mal und die Drolae wird es irgendwann auch nicht mehr... geben, dachte Sovek. Und warum sollte er einen Verletzten versorgen, wenn sie doch alle drauf gingen, werden, tun.
"Na der hat doch nur ein Kratzer und eine kleine Fleischwunde. Das wird schon wieder von alleine heilen," sprach Sovek trocken und schaute sich von oben herab Majells Verletzungen genauer an. "Hatte schon schlimmere Verletzungen. Und wie sie sehen ich lebe noch."
Ein guter Kommandant hätte folgendes auch nie ausgesprochen: "Wir gehen doch alle heute drauf. Er kann froh sein das er bewußtlos ist und das nicht mehr mitbekommt."
Langsam schlenderte Sovek zum Notfall-Medi-Kit und unterwegs: "Ich bin Techniker und kein Pfleger."

Kevalha starrte ihn ungläubig an. Am liebsten wäre sie ihm an die Kehle gesprungen, aber er war immer noch ranghöher als sie und irgendwo respektierte sie ihre Vorgesetzten, auch wenn sie sie nicht mochte. "Sind Sie wirklich so herzlos oder verstecken Sie damit nur Ihre Angst?" sagte sie schließlich und überwand ihren Ekel, um sich neben Majell niederzuknien. Vorsichtig hob sie seinen Kopf und seine Schultern an und legte diese auf ihren Schoß.

Sovek öffnete den Notfall-Schrank und bei Kevalhas Frage mußte Sovek schlucken. "Nein herzlos bin ich nicht, nur Realist," antwortete Sovek und holte den Medizinischen-Notfall-Koffer heraus.
Beim zurückgehen ging Sovek an seiner Konsole vorbei.
"Und wieder ein Prozent der Lebenserhaltung weniger. Jetzt sind wir bei 67 Prozent." Und ging dann zu Majell und Kevalha.
"Hier, ich hoffe sie können den Koffer selber öffnen. Oder brauchen sie dabei auch Hilfe?"

"Sehr witzig", murmelte t'Khai und riß Sovek den Koffer regelrecht aus der Hand. Sie fingerte ein Hypospray mit einem kreislaufstabilisierenden Medikament daraus und verabreichte es Majell, in der Hoffnung, ihn damit nicht umzubringen. Sie hätte bei ihrer Erste-Hilfe-Ausbildung wirklich besser aufpassen sollen.


>> Khllanien-Röhren <<

"Wir müssen zuerst runter auf Deck 3." sagte Rhuissa: "Dort ist der Schaden am größten. Mihkro wird im Maschinenraum sein. Wer weiß, wie lange dort noch die Lebenserhaltung funktioniert. Wir müssen ihn rausholen, bevor sie versagt, oder der Hüllenbruch sich nicht mehr vollständig stabilisieren läßt.
Vaet, seien sie vorsichtig auf den Stufen hinunter. Sie sind nicht sehr sauber, sie könnten ausrutschen und sich auf der Leiter nicht mehr halten."
'Hoffentlich lebt überhaupt noch jemand auf Deck 3!' dachte sie.

Vaet hatte keine Zeit zum Ausrutschen.. nicht jetzt. Er öffnete einen kleinen Wartungsschrank, der unter der Decke angebracht war. Der kleine Tricorder, der dort sonst in seiner Halterung auf Action wartete, fiel ihm unternehmungslustig entgegen. Geistesgegenwärtig und reaktionsschnell fing er ihn auf und setzte seinen Weg zu Deck 3 fort. Während er die kleine Leiter hinabstieg, scannte der Tricorder, der nun an Vaets Gürtel hing, die Umgebung und gab beunruhigende Laute von sich. Vaet hatte damals an der Akademie alleine vom Piepsgeräusch eines Tricorders dessen Meßdaten grob ableiten können. Unten angekommen bestätigten sich seine Befürchtungen. "Es gibt einen Hüllenbruch. Die Kraftfelder halten, aber ohne die Hauptenergie ist es schwer zu sagen, wie lange noch! Immerhin brauchen wir einen Großteil, um die Lebenserhaltung aufrecht zu erhalten."

Rhuissa hatte große Mühe, Vaet die Leiter hinunter zu folgen. Ihre Schulter mußte wohl tatsächlich gebrochen sein. Jedesmal, wenn sie sich mit ihrem linken Arm festhielt, war es ihr, als würde sie ohnmächtig vor Schmerz. Ihr wurde schwarz vor Augen, und sie fürchtete zu stürzen. 'Reiß dich zusammen, du versoffenes Miststück! Willst du deine Crew im Stich lassen. Willst du fliehen in ein bißchen Schmerz!?'
'NEIIIIIIIN !!!!'
Tränen der Wut traten in ihre Augen. Rhuissa biß sich auf die Lippe, bis sie den Geschmack von Blut auf der Zunge hatte. Sie zwang sich dazu, den Schmerz zu ignorieren und konzentrierte sich darauf Stufe für Stufe hinab zu steigen, bis sie Deck 3 erreicht hatte. Sie war bleich wie eine Borg, doch das hätte in dem fahlen Licht sowieso niemand sehen können.
"Beeilen wir uns, solange die Kraftfelder noch halten." sagte sie zu Vaet: "Öffnen sie die Luke."
'... und machen wir uns auf ein Inferno gefaßt.'

'Inferno' dachte Vaet und verband das Wort mit Hitze, Glut, DNS-Denaturierungen, Brandwunden, verbrannten Alveolen und Atemnot... und mit Rauchvergiftung. "Gehen sie etwas zur Seite, Riov." sagte er und wurde fast grün. In dem Wartungsschacht war es so eng, daß seine Warnung, obwohl sie gut gemeint war, wie ein Witz klang. Vaet fühlte mit der Hand an der Luke. Sie war kalt. Er hoffte, daß das Material, aus dem die Luke bestand nicht ausgerechnet ein wärmeableitendes war. Er setzte einen Notbolzen an die Luke und begann, daran rumzuzerren.
Überraschung! Auf der anderen Seite gab es kein Feuer, aber dafür ein großes Loch im Rumpf. Vaet erstarrte, als er in den offenen Weltraum blickte, nur geschützt durch ein fast zusammengebrochenes Kraftfeld. Zerfetzte Schottabdichtungen und eine defekte Plasmaleitung machten das Bild erst so richtig komplett. Die Notversiegelungssysteme hatten reagiert, so auch die Lebenserhaltungssysteme. In dem Raum hinter der Luke war es weder kalt noch luftleer. Einige verkohlte Stellen im Korridor wiesen auf die Existenz eines Feuers hin, doch das Vakuum des Weltalls hatte es gelöscht, bevor die Notsysteme reagierten. Vaet schluckte und betrat vorsichtig Deck 3. Er zog seinen Tricorder und begann zu scannen. Das Kraftfeld flackerte kurz auf, was nicht gerade zu Vaets Beruhigung beitrug. "Ich empfange zwei Lebenszeichen!" rief Vaet fast erleichtert. Seine Miene verfinsterte sich. ".. und eine starke Hitzeentwicklung, sowie starke elektromagnetische Spannungen im Maschinenraum!"

Rhuissa zuckte zusammen, als sie das klaffende Loch in der Außenhülle sah, mit dem zerbrechlichen Kraftfeld, das das Schiff nur notdürftig vor der Kälte des Alls schützte. Es war ein Inferno, wenn auch kein heißes. 'Was haben die mit meinem Schiff gemacht!' dachte sie. Sie wußte selbst nicht genau, wen sie mit 'die' meinte. Die Borg? Die Fremden? Die Trümmer? Sie merkte nur, das sie sich tief verletzt fühlte, so als wäre das Loch nicht nur im Schiffsrumpf, sondern auch in ihrer eigenen Seele. Liebevoll und mitleidig starrte sie auf die verrußten Stellen im Korridor.
'Meine Drolae!'
Vaet´s Stimme riß sie zurück.
Der Schleier vor ihren Augen verschwand, sie wirkte seltsam straff und kraftvoll: "Zwei Lebenszeichen! Das muß Mihkro sein, wer noch? Melis! Auf jeden Fall leben sie, den Elementen sei Dank! Wir müssen uns beeilen, sehr beeilen - und trotzdem sehr vorsichtig sein. Die Hitzeentwicklung. Kommen sie." Ihr Gesicht zeigte die pure Entschlossenheit und nicht eine Spur von Angst oder von Zögern. Sie stieg vorsichtig über die zerfetzte Abdichtung und achtete darauf, sich nicht an den scharfen Kanten zu verletzen. Die defekte Plasmaleitung schien die Riov zu verspotten. 'Glaubst du wirklich, du könntest dein Schiff noch einmal flott bekommen' schien sie höhnisch zu sagen. Rhuissa biß sich auf die Lippe. Daran wollte sie jetzt nicht denken. Sie schlug den direkten Weg zum Maschinenraum ein. Bahnte sich den Weg durch ein paar Trümmer. Die emotionale Mischung aus Trauer, Wut, Sorge und Entschlossenheit ließen sie Schmerz und körperliche Schwäche vergessen.
Dann standen sie vor dem Maschinenraum. Die Tür öffnete sich nicht. "Helfen sie mir, wir müssen sie manuell aufstemmen. - Ja ich weiß, äußerste Vorsicht! Es könnte brennen, im Maschinenraum. Aber solange Mihkro und Melis noch leben und da drin sind, will ich hinein."

Vaet blinzelte. Bis vor einer guten Stunde dachte er noch, die Riov würde es begrüßen, wenn alle an Bord zur Hölle fuhren und dieses wertlose Stückchen Duranium endlich verschrottet würde. "Ja, sofort." sagte er und zog seinen Bolzen hervor, mit dem er schon das Zwischenschott des Wartungsschachtes erfolgreich geöffnet hatte. Wieder prüfte er die Tür auf Wärme und zog den Bruchteile einer Sekunde später die Hand zurück, begleitet von einem "Au! Heiß. Dort drinnen brennt es!" Dann setzte er den Bolzen an die Tür und zog daran, aber so, daß er nicht genau vor der Tür stand, sondern links daneben. Er hatte keine Ahnung, wie lange es dort drin schon brannte, und er hatte keine große Lust, dem Feuer in seiner Gier nach frischer Luft im Weg zu stehen. Was noch erschwerend dazukam war, daß die Tür klemmte. Sein Arm schmerzte, das Kraftfeld am Ende des Korridors flackerte unheilsschwanger, in dem Raum hinter der Tür, an der er herumzerrte brannte es... wie schlimm konnte es wohl noch kommen? Endlich gab die Tür etwas nach.

Hätte Rhuissa Zeit gehabt über das nachzudenken, was sie gerade gesagt hatte, dann wäre sie wahrscheinlich entsetzt und einer Panik nahe gewesen. Sie selbst hätte vor einer Stunde noch darauf geschworen, dass es ihr gleichgültig sei, wenn die Drolae mit der gesamten Crew, sie selbst eingeschlossen, in ihre Atome zerlegt würde. Sie hatte sich so fest daran geklammert, das es nichts mehr gab woran ihr lag. Nichts wollte sie schmerzlich vermissen, wenn sie es verlor, oder wenn sie kurz davor stand es zu verlieren, nicht ihr Schiff, nicht die Rihannsu an Bord, nicht ihr Leben. Und nun lag ihr doch daran. Sie hatte nicht einmal gemerkt, wie sehr sie ihr altes schmutziges Schiff mochte und wie gern sie ihre heruntergekommene Crew hatte. Nun konnte sie sich nichts mehr vormachen und nun kämpfte sie. Ohne zu fragen hatte sie den Kampf aufgenommen. Und ohne darüber nachzudenken, denn die Gefahr in der Schiff und Crew schwebte war ihr wie Ale in den Kopf gestiegen. Es nahm sie ganz gefangen und löschte jedes andere Denken und Fühlen aus.


>> Brücke <<

"Ich hoffe sie wissen was sie machen," sprach Sovek spöttisch und beobachtete was Kevalha tat.
Plötzlich kam ein Piepen von Soveks technischen Konsole.
"Ei, was jetzt?" Sovek ging sofort nachschauen. "Deck 3!" sagte er aufgeregt.

"Was ist? Ist die Riov in Gefahr?" t'Khai wäre aufgesprungen, hätte sie nicht den immer noch bewußtlosen Majell auf dem Schoß gehabt.

"Ach nichts," sagte Sovek lapidar. "War nur falscher Alarm. Die Sensoren, die noch funktionierten, spielen jetzt auch noch verrückt."
Sovek ging wieder zu Kevalha, schaute wieder nur zu und gab 'hilfreiche' Kommentare ab. "Und sie meinen, sie bekommen den wieder wach. Also wenn sie das schaffen, dann putze ich einen Monat lang ihre Schuhe."

t'Khai entspannte sich innerlich wieder etwas. Solange es nur die Sensoren waren... erst dann begriff sie den Fehler in dem Gedanken. Wenn die Sensoren auch nicht mehr funktionierten, konnten sie Fehlinformationen liefern wie gerade eben - aber das ging nicht nur in die eine Richtung, sondern auch umgekehrt. Das hieß, wenn wirklich etwas passierte, konnten sie nicht sicher gehen, ob es wirklich unten geschah - sofern sie es überhaupt mitbekamen. Langsam machte sich Kevalha ernsthafte Sorgen. Weil sie einen Moment brauchte, um sich wieder halbwegs von diesen Gedanken zu befreien, dauerte es einen Augenblick, bevor sie auf Soveks Kommentar reagierte. "Geben Sie keine Versprechungen, die Sie nicht einzuhalten vermögen, Rekkai", erwiderte die Pilotin mehrdeutig.

"Ich gebe ihnen noch ein Versprechen. Wenn wir nicht bald gerettet werden, verspreche ich ihnen das wir bald alle keine Schuhe mehr putzen brauchen," sprach Sovek und schüttelte danach seinen Kopf. "Geben sie auf. Der hat es hinter sich, der Gute."

"Warnung," sprach die Computerstimme. "Selbstzerstörung in 100 stel."

Sovek drehte ungläubig seinen Kopf. "WAS? 100 stel?" Dann sah er mit einem Fragezeichen auf der Stirn Kevalha an.

"Was sehen Sie mich so an? Ich war das nicht!" erwiderte diese heftig, um dann wieder Majell anzusehen. "Kommen Sie, lassen Sie uns nicht im Stich", murmelte die Pilotin mehr flehend als energisch. "Wo ist denn unser Doc? Er könnte ihm helfen - ich bringe ihn sicher nur um", fuhr sie schließlich fort und fügte fast panisch hinzu: "Und tun Sie endlich was gegen die Selbstzerstörung!"

"Warum sollte ich was gegen die Selbstzerstörung tun?" fragte Sovek. "Die Selbstzerstörungszeit ist auf 100 stel (Tage *g*) eingestellt. Bis also wir in die Luft fliegen sind wir schon längst wegen Luftmangel erstickt."

Dann kam eine weitere Meldung: "Warnung! Hüllenbruch auf Deck 469."

Wieder schaute Sovek Kevalha an. "Ich glaub der Computer dreht auch schon durch. - WO IST DER DOC WENN MAN IHN BRAUCHT!"
Der Computer reagierte: "Enriov Yaros il-Faeoh tr`Intel befindet sich auf Deck 99 Sektion 99 Raum 99."

"Keine Panik auf der Drolae," sprach Sovek doch jetzt wieder besorgt und nicht mehr cool wie grade. "Das ist ein Traum. Das ist alles ein schlechter Traum."


>> Maschinenraum <<

Nrrin Melis ni-Tei t`Vakis war zum Zeitpunkt der Katastrophe auf Deck 4 gewesen im großen Frachtraum. Die Nacht zuvor hatte sie nicht schlafen können. Die ehemalige Counselor-Assitentin machte sich Sorgen um den Zustand der Crew. Die langweilige Routine in der trostlosen Abgeschiedenheit am äußersten Rand der Calanam'coupaer machte den Rihannsu schwer zu schaffen. Traurig, wie sehr die Crew ihre Langeweile in Ale ertrank. Besonders die Riov machte ihr Sorgen. Konnte sie nicht irgendetwas dagegen tun? Melis dachte lange darüber nach. Die Crew müßte beschäftigt werden. Nur wie? Am frühen morgen hatte sie eine Idee. Theater spielen! Rollenspiele, Pantomime, vielleicht! Der größere der Frachträume müßte dazu geeignet sein. Doch dann bekam sie Zweifel. Die Crew würde nicht wollen. Melis mußte einen anderen Vorschlag machen. - Tanzen! Ja, das ging. Melis dachte an die alten Volkstänze, wie sie früher auf dem Land sehr beliebt gewesen waren. Das bedeutete Beschäftigung, Spaß und Sport, und eine Gemeinsamkeit, die der Crew gut tun würde. Melis war von ihrer Idee begeistert. Nach dem Aufstehen war sie in den großen Frachtraum gegangen und prüfte die Räume. Ideal war es nicht, aber wenn man ein bißchen umräumen würde...
Dann fiel ihr etwas ein. Welche Paare sollte sie zusammen bringen? Sie selbst wollte mit Vaet tanzen. Rhuissa und Sovek, Dedreen und Yaros? Nein, Dedreen paßte besser zu Sovek. Und Rhuissa sollte mit Yaros zusammen gebracht werden. Etwas mehr Kontakt zu dem Arzt tat ihr gut, und Yaros würde sich durch diese Zusammenstellung von Melis aufgewertet fühlen. Vielleicht wäre er dann auch bereit ihr gelegentlich etwas zum Arbeiten zu geben. Melis Begeisterung für ihre Idee stieg immer mehr. Kevalha würde mit Majell tanzen. Nur Mikhro und Lieh paßten nicht so recht zueinander. Was sollte sie mit den beiden übrig gebliebenen Männern machen? Sie konnten während der Tanzstunden den Notdienst auf dem Schiff übernehmen. Nein, dann fühlten sie sich ausgeschlossen. Ob sie sich dann umbringen würden? Melis schauderte. Die beiden einfach zusammen tanzen lassen? Nein das war peinlich. Dann bestand auch Selbstmordgefahr. Melis schüttelte verzagt den Kopf, sie würde eine Lösung finden müssen.
Wenn die Drolae nur ein Holodeck hätte! Dann wäre eine ansprechende Umgebung kein Problem und für Mikhro und Lieh ließen sich Holotanzpartnerinnen kreieren. Melis seufzte. Sie setzte sich auf eine Frachtkiste und dachte nach.

Dann war die Katastrophe geschehen. Melis wußte nicht recht, was eigentlich passiert war. Es ging alles so schnell. Frachtkisten die schlecht gesichert waren hatten sich gelöst und Melis wurde mit ihnen durch den Frachtraum geschleudert. Verletzt und mit einer blutenden Bauchwunde blieb sie liegen. Dass die Kommunikation versagte mußte sie schon bald entsetzt feststellen. Ganz offensichtlich war etwas sehr Ernstes geschehen. Sie mußte aus dem Frachtraum raus. Niemand würde sie hier suchen. Die Türen waren jedoch alle blockiert und die junge zierliche Nrrin war nicht stark genug um sie allein manuell aufzustemmen. Der einzige Ausweg waren die Khllanien-Röhren. Melis hatte Angst davor. Sie waren dunkel und schmutzig und sie hätte sich nicht gewundert, wenn es dort Ungeziefer geben würde. Doch sie mußte durch. Erleichtert hatte sie ihren Weg hinauf zum Maschinenraum geschafft. Doch besser ging es ihr dort nicht. Es war heiß wie in einem Backofen, die Lebenserhaltung arbeitete im Maschinenraum fast gar nicht mehr und der Schweiß rann ihr in Strömen den ganzen Körper hinunter. Außerdem hatte ihre Bauchwunde stärker zu bluten begonnen. Dann fand sie den bewußtlosen Mikhro. Sie kroch zu ihm hinüber.
"Mikhro," stammelte sie: "Leben sie?"
Er konnte nicht antworten, doch erleichtert sah sie, das er am Leben war.
"Wachen sie auf Mikhro," bat sie, doch er rührte sich nicht.
"Bitte Mikhro, wachen sie auf. Bitte! Ich lasse sie auch mit Kevalha tanzen. Versprochen! Sie paßt sowieso besser zu ihnen als zu Majell. Bitte wachen sie auf." Melis zupfte an seiner Uniform.
Mikhro rührte sich nicht.
"Sie dürfen auch mit Kevalha tanzen," flüsterte Melis weinend.
Was sollte sie nun tun? Allein mit dem bewußtlosen Mikhro in einen backofenheißen Maschinenraum!

Mikhro´s Bewußtsein hatte eine totalen Blackout. Aber das Unterbewußtsein hatte etwas registriert. Irgenjdemand oder irgendetwas schien sich um Mikhro zu kümmern. Etwas, das so ungewöhnlich war für den armen Mikhro, daß es dem Unterbewußtsein einfach auffallen mußte. Und dieses meldete sich dann auch recht ungewöhnlich. ... Mikhro lächelte.
Mikhro`s Bewußtsein faßte einen folgenschweren Entschluß. Es wollte wieder online gehen. Das stellte sich allerdings als recht schwierig heraus, da es die Rechnung ohne das Schmerzzentrum machte. Selbiges schien fest entschlossen Mikhro in Tiefschlaf zu halten.

Die Minuten vergingen. Endlich, endlich hörte Melis ein Geräusch an der Tür. Erleichtert schluchzte sie auf. Hilfe kam, endlich! Mikhro war immer noch bewußtlos und sie selbst hatte inzwischen gefährlich viel Blut verloren.
"Hallo, Hilfe!" rief sie schwach auf dem Boden neben Mikhro liegend, als die Tür sich öffnete: "Hilfe, wir sind hier!"

Vaet´s Vermutung stimmte nicht ganz. Es brannte nicht im Maschinenraum, aber es war heiß wie in einem Backofen. Die Glut schlug Rhuissa und Vaet entgegen, und in Sekunden war Rhuissa schweißüberströmt. Die Lebenserhaltung mußte im Maschinenraum auf ein sehr gefährlich niedriges Niveau gesunken sein, sehr viel niedriger als auf der Brücke. Es wurde höchste Zeit die Überlebenden zu bergen.
"Mihkro, Melis, können sie mich hören! Wo sind sie?" rief Rhuissa, als sie die beiden nicht gleich sehen konnte. Melis schwachen Hilferuf hatte sie nicht gehört.

Vaet rannte gegen eine Wand, als er den Maschinenraum betrat. Und das nicht nur in Bildsprache! Er rannte tatsächlich gegen eine Wand! Nun, wenn man es so sieht, dann gegen zwei. Zuerst gegen die dampfende, abgestandene Hitze, und anschließend gegen die Wand, die den Singularitätskomplex von dem Rest des Maschinenraumes trennte. Doch er verletzte sich dabei nicht. Stattdessen griff er nach seinem Tricorder. Man konnte hier kaum die eigene Hand vor Augen sehen, aber das Tricorderdisplay war recht klar zu erkennen. Ihm war, als hätte er Stimmen gehört. Sie mußten die beiden unbedingt finden, denn in dieser heißen Atmosphäre überlebte kein Rihannsu sehr lange. Er prüfte seine Dateinen, während er sich den Schweiß von der Stirn wischte. Dann sagte er: "Dort drüben! Es ist Melis!"

"Ok, dann mal los," japste Rhuissa. Der Maschinenraum der Drolae war eigentlich nicht so groß, das man sich darin verlaufen konnte. Trotzdem hatte Rhuissa Befürchtungen, das es nicht rechtzeitig gelingen konnte Mihkro und Melis zu finden. Auch sie und Vaet waren verletzt und mußten es schaffen auf den Beinen zu bleiben. Doch dann stolperte sie fast über Mihkro´s Beine.
"Den Elementen sei Dank, da seid ihr! VAET, sie sind hier." rief sie. Mihkro war also bewußtlos, und Melis blutete stark aus ihrer Bauchwunde. Sie würde nicht mithelfen können, Mihkro zu tragen. Rhuissa und Vaet mußten das allein machen.
"Melis können sie gehen?" fragte die Riov besorgt.
Melis nickte tapfer: "Ich glaube schon. Ein kleines Stück bestimmt."
"Gut" Rhuissa sah in die Richtung, in der sie Vaet vermutete.
"Vaet, fassen sie bitte mit an."

Vaet erschrakt ein wenig, als die Riov in seine Richtung brüllte. Er stand direkt neben ihr, doch aufgrund der katastrophalen Sichtverhältnisse und der brütenden Hitze dachte er sich nichts dabei. "Sofort." sagte er und half zusammen mit der Riov Melis auf die Beine. Erst jetzt fiel ihm das viele Blut auf, das nun auch an seinen Händen klebte. Zwar kippte Vaet nicht gleich um, wenn er Blut sah, doch das hier war schon ziemlich viel Blut. "Sie... sie ist verletzt." brachte er hervor, während er zusammen mit der Riov Melis aus dem Gefahrenbereich schleifte.

"Ja, ist sie," keuchte Rhuissa. Eine schweißnasse Strähne ihrer unordentlichen Haare klatschte ihr ins Gesicht. Sie hatte keine Hand frei um sie zur Seite zu streichen.
Rhuissa und Vaet hatten es geschafft, Melis auf den Korridor hinaus zu bringen. Die Hitze aus dem Maschinenraum war nun auch in den Korridor geströmt und mischte sich mit der kühlen Temperatur der Umgebung dort. Rhuissa war zufrieden damit. Ein zu krasser Temperaturunterschied war nicht gut für die Verletzte.
"Warten sie hier. Vaet und ich müssen noch einmal hinein und Mihkro holen." sagte sie zu Melis, so sanft sie konnte. Dabei strich sie endlich die lästige Haarsträhne aus dem Gesicht.
Melis nickte und kauerte sich auf den Boden, die Hände fest gegen die Wunde gepresst, als ob sie damit das Blut aufhalten konnte.
"Mihkro ist bewußtlos. Wir müssen ihn schleppen und er kann uns dabei nicht helfen. Danach müssen wir Mihkro und Melis erst einmal auf die Brücke bringen, Kevalha muß sich um sie kümmern. Ja, und dann müssen wir beide noch einmal runter nach Deck 2 um Yaros und die anderen zu suchen." sagte sie zu Vaet, und war schon fast wieder im Maschinenraum verschwunden.


>> Brücke <<

"Bei den Elementen", grummelte t'Khai sarkastisch, "ich habe einen verletzten Majell, mit dem ich nichts anzufangen weiß und einen durchgedrehten Sovek - das kann ja nur besser werden..." Die Pilotin seufzte kurz leise, dann blickte sie wieder auf Majell hinab. Langsam machte sie sich ernsthafte Sorgen. Wo blieben eigentlich die Riov und Vaet?

Was sollte Sovek noch kontrollieren, wenn der Hauptcomputer schon anfing zu spinnen. Auf die Sensoren und auf die Anzeigen konnte man sich nicht mehr verlassen. Der Arrain strich die Segel und gab sich geschlagen. Er setzte sich auf dem Platz des Riovs und schaute auf den Hauptbildschirm, wo nur schwarze Leere angezeigt wurde.
"Merken sie auch das die Gravitation nach läßt," sprach Sovek kühl, als wartete er auf den Tod. "Auch die Luft wird immer dünner."

"Hören Sie auf damit!" fuhr Kevalha ihn an. Im nächsten Augenblick wandte sie erschrocken den Blick ab, so heftig reagierte sie normalerweise nicht auf vorgesetzte Offiziere. "Majell, nun kommen Sie schon - bei den Elementen, Sie können doch nicht ewig schlafen!"

"Hatte ich nicht schon gesagt das der keinen Piep mehr macht," sprach Sovek nun gelangweilt. "Da können sie eher ein Hlai das Sprechen bei bringen."
Sovek schaute, aus dem Kommandostuhl heraus, sich um und kam in Gedanken. "Ob die anderen auch schon den Löffel abgegeben haben. Eigentlich müßten sie schon zurück sein." Sovek seufzte. "Gewöhnen sie sich an den Gedanken das wir vielleicht die einzigen Überlebenden sind."

Irgendwie grauste es Kevalha davor, den Rest ihres Lebens mit diesem melancholischen Häufchen Elend zu verbringen. Die Pilotin schüttelte diesen grausamen Gedanken ab. Behutsam legte sie Majell wieder auf den Boden und stand auf. Sie mußte schmerzlich feststellen, daß ihre Beine eingeschlafen waren, aber ihr gelang es, bis zum Kommandosessel zu humpeln, auf dessen Lehne sie sich dann abstützte. t'Khai blickte Sovek durchdringend an, und für einen Moment hatte man das Gefühl, nicht der jungen naiven Pilotin gegenüberzustehen. "Ich glaube einfach nicht, daß die Riov tot ist oder Vaet oder Majell, zumal er ja noch atmet." Sie schwieg kurz. "Sind Sie eigentlich immer so?"


>> Maschinenraum <<

Rhuissa hätte fluchen können, ... und heulen, und beides gleichzeitig. Sie konnte Mihkro nicht mehr wieder finden! Er mußte doch hier sein! Sie war eben erst bei ihm gewesen. Er war bewußtlos, wo konnte er hin sein! Rhuissa merkte nicht, das nur sehr wenig Zeit vergangen war. Ihr kamen Sekunden wie Stunden vor.
Dann endlich, endlich sah sie verschwommen seine Konturen. Es hätte nicht viel gefehlt und sie hätte erleichtert aufgeschluchzt. Aber zum einen wollte sie sich vor Vaet zusammen reißen, und soviel Zuversicht und Stärke ausstrahlen wie nur möglich, und zum anderen war es noch lange nicht vorbei.
Vaet war inzwischen bei ihr. Gemeinsam hoben sie Mihkro auf, der in der Backofenhitze des Maschinenraums doppelt so schwer zu sein schien wie sie ihm zugetraut hätte. Rhuissa stöhnte. Wieder schien der Schmerz in ihrer Schulter ihr die Sinne zu rauben und sie in die Ohnmacht zu ziehen.
'Nein! Du hast geschworen, deine Leute nicht im Stich zu lassen. Halte durch, du verso... Nein!' Tränen der Wut traten in ihre Augen. Die Wut gab ihr neue Kraft. Langsam gelang es den Bewußtlosen aus dem Maschineraum zu zerren. Rhuissa sah zu Vaet hinüber. Er sah sehr mitgenommen aber tapfer aus.
'Hoffentlich hält der Junge durch!' dachte sie und zwang sich zu einem Lächeln, wenn es auch sehr gequält aussah.

"Na also. Wir haben sie gefunden und raus geholt. Jetzt schaffen wir es auch noch sie zur Brücke zu bringen." sagte sie keuchend und stöhnend. Rhuissa wußte, das das was sie sagte wie Hohn klang. Es war so schwer gewesen, Mihkro aus dem Maschineraum zu bringen, wie sollten sie ihn die Khllanienröhren zwei Decks hoch bekommen? Gern hätte sie sich etwas ausgeruht, aber die Zeit wurde immer knapper. Das Kraftfeld vor dem Loch im Rumpf sah noch zerbrechlicher aus als vorhin, oder bildete sie sich das nur ein?
"Wir müssen zusehen, dass wir von dem Deck runterkommen. Melis, können sie gehen, wenn sie sich an mir festhalten?" fragte Rhuissa.
"Ja" hauchte Melis und stand vorsichtig auf. Sie begriff, das sie kaum eine andere Wahl hatte. Sie hatte viel Blut verloren und sah inzwischen geisterhaft bleich aus.
Vaet und Rhuissa nahmen Mihkro wieder zwischen sich und schleppten ihn den Korridor entlang zum Eingang der Khllanien-Röhren. Keiner von Beiden hätte Mihkro allein von der Stelle gebracht. Melis klammerte sich inzwischen an Rhuissas Arm fest wie eine Ertrinkende.
Jeder Meter zog sich endlos hin. Rhuissa erschien die eigentlich kurze Strecke lang wie 100 Lichtjahre. Dann kamen sie an der Stelle dicht vor dem Eingang, wo die zerfetzte Abdichtung mit ihren scharfen Kanten den Weg versperrte. Melis stöhnte auf und Rhuissa starrte mit riesengroßen Augen auf die Trümmerteile. Wie war sie dort nur drübergekommen? Sie schluckte und schluckte. Auch Vaet sah noch bleicher aus.

"Es hilft alles nichts, wir müssen rüber." sagte sie rauh: "Wir gehen bis dicht dran. Melis sie gehen zuerst. Sie schaffen das!" 'hoffentlich!'
Melis erschrak, doch ihr blieb nichts anders übrig als tapfer zu nicken. Rhuissa stützte sie, solange sie konnte.
"Zwei Schritte Melis! Nur zwei Schritte!"
"Ok, ich gehe." flüsterte Melis.
Wie sie rübergekommen war, wußte sie später nicht mehr. Doch sie schaffte es ohne sich zu verletzen. Melis weinte vor Erleichterung. Rhuissa überlegte immer noch, wie sie Mihkro über die messerscharfen Trümmer hinüber bringen konnten, als Vaet kurzentschlossen den Bewußtlosen über die Schulter nahm und ihn hinüber trug. Es ging so schnell, das Rhuissa keine Zeit hatte zu protestieren. Es war auch nicht mehr nötig, Vaet hatte es geschafft. Doch dann sackte er auf dem Korridor zusammen. Erschrocken merkte Rhuissa, dass auch Vaet in einer Verfassung war, in der er selbst Hilfe gebraucht hätte. Und plötzlich war es wieder da, das Zittern in ihren Gliedern. Die Anstrengung, die Schmerzen, der krasse Temperaturunterschied zwischen Maschinenraum und Korridor, ... ja und das Verlangen ihres Körpers nach Ale, ... machten sich auf das unangenehmste bemerkbar. Ein Glas, nur ein Glas Ale, und das Zittern würde aufhören. Aber hier gab es kein Ale, sie mußte es ohne schaffen.
Vorsichtig suchte ihr Fuß einen Weg durch die Trümmer. Ein Schritt, zwei Schritte. Kurz verlor sie ihr Gleichgewicht geriet ins Wanken. Ratsch! Ihr rechtes Hosenbein zerriß. Sie war einer scharfen Trümmerkante zu nahe gekommen. Ein Schnitt verlief in ihrer Wade an der Außenseite vom Knie abwärts. Rhuissa fluchte. Mit einem kleinen scharfen Metalstück schnitt sie das zerrissene Hosenbein ab und verband die Wunde damit so gut sie konnte. Sie fluchte wie ein havranischer Hafenarbeiter, aber es tat ihr gut Dampf abzulassen.
"Können sie laufen, Riov?" fragte Vaet besorgt.
Rhuissa hörte auf zu fluchen. "Natürlich, so schlimm ist es ja auch wieder nicht." antwortete sie und stand wieder auf. Vorsichtig prüfte sie, ob sie tatsächlich laufen konnte und war erleichtert, das es ihr weniger ausmachte, als sie befürchtet hatte.
"Alles halb so schlimm." sagte sie.

Rhuissa und Vaet nahmen Mihkro und Melis wieder auf und stiegen in die KhllanienRöhren. Sorgfältig, sehr sorgfältig schloß Vaet die Abdeckung der Khllanien-Röhren zu Deck 3. Falls das Kraftfeld nicht mehr lange halten sollte. ...
Doch nun ergab sich das Problem, wie sie Mihkro die Leiter zu Deck 1 hochbekommen sollten. Wieder hob Vaet ihn auf seine Schulter. "Nein," rief Rhuissa erschrocken: "Vaet das schaffen sie nicht. Die paar Schritte über die Trümmer waren ja schon zu viel für sie."
"Wissen sie eine bessere Lösung, Riov?" fragte Vaet: "Ich werde Pausen machen."
Rhuissa mußte passen. Nein ihr viel keine bessere Lösung ein.
Leidenschaftlich wünschte sie sich einen funktionierenden Transporter herbei. Aber selbst wenn noch einer funktioniert hätte, hätte sie es nicht riskieren können ihn zu benutzen. Die Gefahr, dass die Moleküle des Benutzers durch den halben Sektor verstreut wurden war gar zu groß, wenn nicht noch weit Schlimmeres passierte.
Notgedrungen ließ Rhuissa Vaet mit Mihkro auf der Schulter gehen. Sie selbst kümmerte sich um Melis, blieb ganz dicht hinter ihr und stützte sie so gut sie konnte. Dabei hatte Rhuissa selbst große Mühe die Leiter hoch zu kommen. Auf Deck 2 machte Vaet eine Pause. Er sah unendlich erschöpft und mitgenommen aus. Rhuissa war drauf und dran zu fragen, ob sie Vaet die Last abnehmen und Mihkro für den Rest des Weges tragen sollte, doch sie ließ es sein. Sie wußte genau, das sie ihn nicht einmal hochheben konnte, sie hätte keinen Schritt mit ihm auf der Schulter geschafft.
"Vaet .... danke." hauchte sie nur.
Vaet war zu erschöpft um zu antworten. Wortlos nahm er den Bewußtlosen wieder auf seine Schulter. Das letzte Stück Weg hoch zur Brücke wurde für Melis und Rhuissa, aber besonders für Vaet zur Hölle. Die Zeit schien sich ins Endlose zu dehnen. Für Rhuissa zog sich jeder Schritt so unendlich lange dahin das sie sich nicht mehr vorstellen konnte, das sie je in ihrem Leben etwas anderes getan hatte, als diese Leiter hochzusteigen, Melis stützend und in ständiger Angst den Halt zu verlieren und mit ihr in die Tiefe zu fallen.

Erst langsam, ganz langsam begriff Rhuissa das sich die Umgebung verändert hatte. Halb bewußtlos vor Überanstrengung und Schmerz spürte sie mit einer dumpfen Verwunderung den Boden der Brücke unter sich. Sie lag. Und wußte nicht mehr genau, wie sie dort hin gekommen war. Zuletzt hatte sie vor Überanstrengung kaum noch gemerkt wo sie war. Sie hatte ihre ganze Kraft dafür gebraucht Sprosse für Sprosse hochzuklettern, Schritt für Schritt zu machen. Irgendwo war Kevalha, Mihkro lag vor ihr, Vaet war bewußtlos zusammen gebrochen. Melis lag kauerte vor ihr auf den Boden.
"Wir sind da," formten ihre Lippen tonlos. Die Erleichterung wollte sie in gnädige schwarze Bewußtlosigkeit fallen lassen.
'Nein!' sträubte sie sich. 'Deck 2, wir müssen noch mal runter.'
Aber zuerst brauchte Rhuissa eine Zeit der Erholung, eine kurze Zeit wenigstens. Sie lag hellwach aber zitternd auf dem Boden. Sie versuchte nicht aufzustehen. Sie wollte ihrem Körper wenigstens ein Minimum an Zeit lassen.



......................... Ende der Chronik .........................





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