Chronik Nr.163 vom 10.08.2009 Ort der Handlungen : Auf dem Planeten ch'Athann / Kyrene und auf der ChR Drolae ChR Drolae Bordzeit: 24.12.2375 , 12:00 Uhr bis 12:20 Uhr >>> Aufprall der Crews <<< ------------------------------------------------------------------------ --- Sternzeit 52982,2 - 24.12.2375 , 12:00 Uhr --- ------------------------------------------------------------------------ ---[ Auf der ChR Drolae ]--- >> Brücke / Deck 1 << > "Also gut, Aidoann kann mitgehen. Aber ich erwarte euch in spätestens > zwei Stunden wieder zurück, ist das klar? Wir brauchen hier eine > Gesamtübersicht und ich will wissen, woran wir sind. Ist das klar?" "Ich werde dir eine Ansichtskarte schicken, Yaros," sagte Sovek lächelnd und aktivierte sein Kommuniktor: "Sovek an Aidoann. Ziehen Sie sich Zivilkleidung an und kommen Sie dann zum Haupttransporterraum. Wir beamen uns dann nach draußen." >> Krankenstation / Deck 2 << Aidoann hatte gerade Rhuissas Werte überprüft und für stabil befunden, als der Com-Ruf einging. Sie schrak zusammen, als auf einmal Soveks laute Stimme den stillen Raum durchdrang. 'Was war das denn schon wieder für eine blödsinnige Idee? Dieser Ersatz-Riov war wirklich nicht zurechnungsfähig...' Seufzend griff sie ihren Kommunikator und sagte knapp: "Aidoann an Yaros. Wer soll auf Rhuissa achten, wenn ich mit Sovek das Schiff verlasse? Soll ich auf Ablösung warten?" Nun war sie auf Yaros Antwort gespannt. Deprimiert dachte sie daran, dass er sie sicher nicht noch einmal vor Sovek und Nutala schützen würde, so wie der Ton der letzten Unterhaltung gewesen war. Würde er sich aber nun damit rächen, dass er sie mit Sovek auf den Planeten schickte? >> Brücke / Deck 1 << "Wenn wir jemals hier mal wegkommen," murmelte Sovek. "Dann werden wir ein Ausbildungsschiff der Galae überfallen und ein paar Kadetten entführen. Der Personalmangel an Bord der Drolae ist ja grausam." Da konnte Nutala Sovek nur zustimmen. Sie wurde schon ganz Girieck, wenn sie an junge knackige Kadetten dachte. jam jam. > Seufzend griff sie ihren Kommunikator und sagte knapp: "Aidoann an > Yaros. Wer soll auf Rhuissa achten, wenn ich mit Sovek das Schiff > verlasse? Soll ich auf Ablösung warten?" Der Blick, den Yaros Sovek zuwarf, hätte jeden anderen zum Frieren gebracht, aber wahrscheinlich prallte er an ihm unwahrgenommen ab. "Sollte es eine Ansichtskarte sein, wäre ich ja schon zufrieden." Es war ihm nicht recht, daß Aidoann ebenfalls von Bord gehen sollte - doch wie waren die Alternativen? Irgendwer mußte hier raus. Sovek kannte sich zumindest in der näheren Umgebung aus, also war die logische Schlußfolgerung, daß er ging und der nächste stellvertretende Riov - also er - an Bord blieb. Er atmete tief durch, bevor er Aidoann kontaktierte. "Tu, was Sovek gesagt hat. Ich werde mich um Rhuissa kümmern. Eine Invasion ist nicht zu erwarten und ich denke nicht, daß sie mir davonläuft. Und Aidoann: Vergiß nicht, den Disruptor mitzunehmen." Daß sie ihr Kaleh dabeihaben würde, hielt er für so logisch, daß er es nicht noch einmal extra erwähnte. Doch "Zivilkleidung" schloß ja nicht automatisch weitere Waffen ein und er konnte nicht wissen, ob sie bei ihrem ersten Außeneinsatz daran denken würde. "Jam Jam, Frischfleisch." murmelte Nutala und setzte sich wieder auf IHREN Sessel. (Den Riovsessel meine ich natürlich) "Wenn ihr nichts dagegen habt, wende ich mich wieder meiner Arbeit zu!" und damit tat Nutala wichtig. >> Krankenstation -> Haupttransporterraum / Deck 2 << Die Wut auf Yaros verdrängte fast ihre Panik, mit Sovek auf diesem unbekannten Planeten herumzulaufen. 'Was dachte er? Dass sie gänzlich unbewaffnet in der Weltgeschichte herumspazierte?' Aidoann steckte den Disruptor ein, warf noch einen Blick auf die Anzeigen an Rhuissas Biobett und antwortete dann kühl: "Jawohl Sir. Die Werte der Riov sind stabil. Ich bin auf dem Weg zum Haupttransporterraum." Ohne weitere Kommentare abzuwarten verließ sie die Krankenstation und ging über den Korridor zum Haupttransporterraum. 'Das konnte ja noch spaßig werden'. Aidoann seufzte leise in sich hinein. >> Brücke / Deck 1 << Bevor Sovek die Brücke verließ, blieb er neben Nutala stehen und sagte zu ihr: "So habe ich das mit 'Gut Aussehen' nicht gemeint. Auch faule Katzen bekommen einen dicken Bauch." Daraufhin verließ er die Brücke und marschierte erst zu seinen Quartier, wo er sich umzog, und dann zum Haupttransporterraum. >> Haupttransporterraum / Deck 2 << Sovek betrat den Haupttransporterraum, wo er Aidoann vorfand. Ohne viel Zeit zu verlieren, kam er zur Sache. "Wir werden uns bis zu den Bergen beamen. In den Bergen ist ein Raumschiff das der Drolae ähnelt. Das Schiff will ich mir mal ansehen. Anschließend gehen wir in die Stadt und suchen Easgéan. Haben wir ihn gefunden, werden wir auf dem Rückweg nach Melvis und Mirha Ausschauhalten. Es sei denn, Easgéan weiß was mit den beiden passiert ist, dann werden wir zurück zur Drolae gehen. Noch fragen, Kheinsa?" Aidoann dachte mit Grauen an den Beam-Vorgang und es schüttelte sie innerlich schon bei dem Gedanken an die Gefühle, die sie immer dabei hatte. Einzig der Gedanke an Easgéan verhinderte, dass sie sich weigerte Sovek zu begleiten. Mittlerweile nahm sie ohnehin die Mentalität eines Selbstmörders an. Sie dachte 'Was habe ich zu verlieren? Yaros benimmt sich wie ein Mistkerl, Eas ist weg und ich bin mit zwei Psychopaten auf einem Schiff eingesperrt, welches auf einem unbekannten Planeten festhing. Was kann mir da noch groß an schlimmen Dingen passieren?' Sie stellte sich auf ihren Platz und sagte nur: "Nein Sir, keine Fragen. Ich bin bereit." >> Brücke / Deck 1 << So, Sovek war schon mal weg, bald gehörte die Brücke und dann das Schiff IHR. Wenn es nur endlich gelingen würde die Codes des Computer zu knacken, dann konnte sie hier endlich verschwinden. Ach ja, das ging ja nicht. Aber vielleicht würden die anderen ja die Lösung für das Problem finden. > Aidoann steckte den Disruptor ein, warf noch einen Blick auf die > Anzeigen an Rhuissas Biobett und antwortete dann kühl: "Jawohl Sir. > Die Werte der Riov sind stabil. Ich bin auf dem Weg zum > Haupttransporterraum." Yaros wußte nicht so recht, wie er auf Aidoanns Antwort reagieren wollte, doch schließlich entschloß er sich zu einem Grinsen. Immerhin, Aidoann ließ sich nicht wie andere dazu hinreißen, ihm Beleidigungen an den Kopf zu werfen. Das Mädchen war besser, als er gedacht hatte. Er antwortete ihr nicht, es erschien ihm nicht nötig. Es war ihm in diesem Moment egal, daß die Mieze mit ihm auf der Brücke war, als er sich in den Kommandosessel fallen ließ. Es war ihm weniger das Bedürfnis, seine Position zu demonstrieren als vielmehr, daß er einfach für einen Moment sitzen und nicht über zu komplizierte Dinge nachdenken wollte. Nachdem er eine Weile gesessen und Nutala bei der Fellpflege zugesehen hatte, hielt es Yaros nicht länger auf der Brücke. Es war noch zu früh, um einen Bericht zu bitten, auf der Brücke war es einfach zu ruhig und die Bordmieze war auch keine unterhaltsame Gesellschaft, während sie sich Mühe gab, ihn demonstrativ zu ignorieren. Er unterdrückte den Impuls, ihr ein Wollknäul zu ihrer beider Unterhaltung hinzuwerfen, erhob und streckte sich. "Nichts kaputtmachen, ich schaue nur schnell in der Krankenstation vorbei. Ich bin aber erreichbar, wenn es Probleme gibt." Mit diesen Worten schlenderte er durch die Tür und auf den nächsten Turbolift zu. >> Krankenstation / Deck 2 << Als er ihn wieder verließ, führte ihn sein Weg direkt zur Krankenstation. Sie lag still und friedlich vor ihm, was auch auf seine Patientin zutraf. Nichts hatte sich geändert. Im Nebenraum ertönte ein Fiepen, das er mittlerweile problemlos als professionelle Bettelaktion des Dracosauriers einsortieren konnte. Es war schon faszinierend, daß der kleine Flügelträger offenbar genau unterscheiden konnte, wer die Station betrat, denn nur bei ihm erlaubte sich das Tier dieses Betteln. Wahrscheinlich, weil er auch der Einzige war, der sich auf diese Weise erweichen ließ. Und so gönnte er sich noch einen langen Augenblick, um die Anzeigen über dem Biobett abzulesen und bei Rhuissa stehen zu bleiben. Noch immer schlief sie, unberührt von den Vorgängen, die sich um sie herum abspielten. Vielleicht nicht die schlechteste Alternative... Zart strich er mit einer Hand über diese wohlvertrauten Konturen ihres Gesichts, als sich das hoffnungsvolle Fiepen zu einem drängenden Quietschen steigerte. Seufzend wandte er sich ab. "Komm ja schon....", brummte er. Er replizierte eine Handvoll kerasische Schnecken, die für den kleinen Kerl eine besondere Leckerei darstellten. Mit diesen schleimigen, aber glücklicherweise leblosen Tierchen bewaffnet, betrat er den Nebenraum und setzte sich. Unmittelbar danach saß der Dracosaurier auf seinem Knie und machte einen langen Hals, während seine Krallen sich mühelos in Yaros' Knie bohrten. Dieser ignorierte gekonnt den Schmerz, angelte eine Schnecke aus der Schüssel und hielt sie fest, damit der Empfänger ein wenig Mühe hatte, sie zu erobern. Nach einigem Ziehen und Zerren, bei dem das bunt geringelte Schneckenhaus längst zu Bruch gegangen war, entriß das Tier ihm das schlüpfrige Ding und nagte darauf herum. Reste des Schneckenhauses begleiteten die saftigen Kaugeräusche mit gelegentlichem Knacken und Yaros verzog angewidert das Gesicht. So gern er mit dem Kleinen auch spielte, aber manche Tischmanieren waren einfach unerträglich. ------------------------------------------------------------------------ ---[ Auf dem Planeten ch'Athann ]--- >> Yolantru << > Caileac verstand zwar nicht ganz, was Giellun meinte, nickte aber. > Er fühlte sich nicht in der Position Giellun wirklich einen Rat zu > geben."Gut... Versuch du nicht in eine Fall zu gehen... Ich muß zurück zur Praxis."Er lächelte schief, stand dann aber auf und bezahlte seinen Drink. "Bedah." Giellun sah Caileac stirnrunzelnd nach, wie er zum Tresen ging. Ein Lächeln brachte er nicht zustande. Als Caileac sein Geld hervorkramte, wandte er sich ab. Da war nichts gewesen, das diesen plötzlichen Aufbruch angekündigt hatte, und obwohl Caileac ihm seine Hilfe angeboten und genau das zu ihm gesagt hatte, worum er ihn gebeten hatte, fühlte Giellun sich verarscht. Dabei konnte er eigentlich doch zufrieden sein. Er hatte Caileac gesagt, was er sagen musste, und trotzdem war es ihm erspart geblieben, die Geschichte mit Rhejan erzählen zu müssen. Seltsamerweise war er aber gar nicht glücklich darüber. Sein Drink war inzwischen bestimmt lauwarm und interessierte ihn nicht mehr. Giellun schloss die Augen. Was er hinter geschlossenen Lidern sah, waren alte Bekannte. Erinnerungsfetzen aus den Gassen von Mhiessan, aus der Wohnung von damals, aus der U-Haft, vor Gericht. Manche waren echt, soweit er das jetzt noch sagen konnte, manche stammten aus Albträumen, die er gehabt hatte. Und in jedem einzelnen von ihnen kam Rhejan vor. Er war das Thema Nr. 1 und verbannte die Dhrain v'Fvill mit lässiger Selbstverständlichkeit in die zweite Reihe - sogar jetzt noch, nach allem, was heute passiert war. Und seine Verabredung heute abend in die dritte. Hastig schlug Giellun die Augen wieder auf und sah auf die Uhr. Um acht musste er beim Holokino sein, weil der Kyreniker mit den Relays für den Sender auf ihn wartete. Er hatte noch Zeit. Eine halbe Stunde, wenn er zu Fuß gehen wollte, eine dreiviertel, wenn er den Bus nahm. Da Giellun keine Ahnung hatte, was er mit der Zeit anfangen sollte, stellte er die Alarmfunktion an seinem Mobilo entsprechend ein, ließ sich zurück gegen die Lehne sinken und machte die Augen einfach wieder zu. Es dauerte ein paar Sekunden, bis Giellun registrierte, dass es piepste, und noch ein paar, bis er zuordnen konnte, woher das Geräusch kam. Er holte das Mobilo aus der Tasche und stellte den Alarm ab. Langsam wurde er wacher und fühlte sich belebt und erfrischt. Der Schlaf war tief und ganz und gar traumlos gewesen. Es musste irgendwelche Schutz- mechanismen in der Psyche geben, die registrierten, wann jemand einfach genug hatte und abschalten musste. Giellun ging zur Toilette, wo er sich Wasser ins Gesicht spritzte und sich ausgiebig streckte. Was er morgen früh unternehmen würde, wenn eine Abordnung der Dhrain v'Fvill in seinem Wettbüro aufmarschierte, wusste er immer noch nicht genau. Aber der Schlaf hatte ihm Kraft gegeben und er fühlte sich gelassen wie ein Llaekh-ae'rl-Kämpfer, der vor dem Gegner in Grundposition geht. Und wie ein Llaekh-ae'rl-Kämpfer würde er alles zu seiner gegebenen Zeit tun. Jetzt stand das Treffen mit den Ersatz- teilhändlern an und genau darauf würde er sich konzentrieren. Einen so vielversprechenden Kontakt ließ er bestimmt nicht sausen, nur weil im Wettbüro der Strom ausgefallen war. Giellun lächelte seinem Spiegel- bild über dem Waschbecken noch einmal aufmunternd zu, ging dann zum Tresen, bezahlte und verließ das Yolantru. >> Yolantru -> Holokino -> Imbiss << Als Giellun aus dem Yolantru kam, rauschte der Bus an ihm vorbei. Giellun sah ihm nach und entdeckte, dass weiter vorne die Ampel auf "Halt" stand. Er spurtete los, erreichte die Haltestelle und quetschte sich gerade noch durch die Türen, bevor sie sich schlossen. Bei der Bank stieg er aus, weil er noch das Geld abheben musste, und ging dann die letzten 300m zum Holokino zu Fuß. Vor dem Kassenschalter wartete eine kleine Schlange, aber sein Kontaktmann war nicht dabei. Giellun wollte sich gerade die Filmplakate anschauen, als jemand ihn rief. Er drehte sich um. Die Stimme kam von der Terrasse einer Imbissbude, die neben dem Kino lag. Dort saß sein Kontaktmann und hatte ein fast leeres Glas vor sich stehen. Giellun sprang die paar Stufen zu ihm hinauf und ließ sich neben ihn an den Tisch gleiten. Der Kyreniker grinste ihn an. "Na? Kann es vielleicht sein, dass du's irgendwie eilig hast?" "Ich bin absolut gespannt", gab Giellun zu. "Wieso? Wolltest du hier vorher noch was essen?" "Nee nee, wir können los. Geh schon mal rein, ja? Ich komme gleich nach." "Ist gut." Giellun wusste zwar nicht, was er drinnen sollte, aber das war schließlich auch nicht seine Sache. Also tat er wie ihm geheißen und betrat den Schnellimbiss. Drinnen herrschte reger Betrieb. Vor der Theke drängten sich Leute, dahinter wuselten Angestellte hin und her, gaben Essen aus oder verpackten es zum Mitnehmen in Kartons und Tüten. Giellun suchte sich einen Platz zum Stehen, an dem er nicht permanent angerempelt wurde, und schaute sich die Speisekarte an, bis sein Kontaktmann hereinkam und ihn beim Ellenbogen nahm. "Hier lang." Er deutete in den hinteren Teil des Ladens. Die Tür dort trug zwar die Aufschrift 'Privat', war aber nicht abgeschlossen. Der Kontaktmann schob Giellun hindurch. Sie standen nun in einem gefliesten Gang, von dem mehrere Türen abgingen. Zwei standen offen. Die eine führte zur Küche, die andere auf den Hinterhof. "Meine Karre steht da draußen", erklärte der Kyreniker. Giellun folgte ihm auf den Hof. Neben den Müllcontainern parkten einige kleine Cityflitzer, die dem Lieferservice gehörten. Ein Fahrer mit einem Stapel Essenskartons kam heraus, schwang sich auf einen davon und bretterte los. Das einzige Fahrzeug im Hof, das man als 'Karre' bezeichnen konnte, war ein geschlossener Kastenwagen mit dem Firmenaufdruck eines Installations- betriebs. Der Kyreniker ging darauf zu. "Kelo will nicht, dass du weißt, wo er wohnt", meinte er zu Giellun, "deswegen habe ich mir dieses Teil hier besorgt. Hoffe, du fürchtest dich nicht im Dunkeln." Er öffnete die Tür zur Ladefläche. "Wenn irgendwas ist, klopfst du dreimal gegen die Trennwand, okay? Und keine Sorge! In zwanzig Minuten bist du wieder draußen." Ein bisschen mulmig fühlte sich Giellun jetzt durchaus. Hätte er den Typen nicht seit vielen Jahren gekannt, wäre er bestimmt nicht eingestiegen. Er konnte ihn wer weiß wohin bringen und dort wer weiß was mit ihm anstellen. Immerhin hatte er das ganze Geld für die Relays bei sich. Aber bis jetzt war der Kyreniker immer zuverlässig gewesen, und wenn er die Relays haben wollte, hatte er wohl keine andere Wahl. Giellun sah sich um. Der Hof war leer. Er sah seinem Mann fest in die Augen und nickte. Dann kletterte er hinein. Als der Kyreniker die Tür zuschlug, wurde es stockfinster. Giellun machte es sich zwischen einer Werkzeugkiste und ein paar Rohren so gemütlich, wie es eben ging. Er hörte, wie die Fahrertür auf- und zuging und der Motor angelassen wurde. Kurz darauf rumpelte der Kastenwagen über die Bordsteinkante und beschleunigte. >> Imbiss -> bei Kelo -> nach Hause << Zwanzig Minuten abzuschätzen war verdammt schwierig, wenn man keinerlei äußeren Anhaltspunkte dafür hatte. Irgendwann gab Giellun den Versuch auf, anhand der Rechts- und Linkskurven eine ungefähre Vorstellung von der gefahrenen Strecke zu bekommen. Er hatte seinen Kontaktmann schwer im Verdacht, absichtliche Schlenker zu machen, um genau das zu verhindern. Stattdessen dachte er darüber nach, warum dieser Kelo es für nötig hielt, wegen ein paar elektronischen Bauteilen so extreme Sicherheitsvorkehrungen zu ergreifen. Entweder war der Kerl ein paranoider Spinner, oder es liefen bei ihm noch ganz andere Sachen, die diesen Aufwand rechtfertigten. An die dritte Möglichkeit wollte Giellun lieber nicht denken - dass es die Bauteile gar nicht gab und er gerade verschleppt wurde, um irgendwo ausgeraubt und halbtot liegengelassen zu werden. Oder ganz tot... Nach einer gefühlten Ewigkeit hielt der Wagen schließlich an und setzte rückwärts über eine weitere Bordsteinkante. Der Motor ging aus und Giellun hörte die Fahrertür schlagen, dann näherten sich Schritte und jemand riss die hintere Tür auf. Tageslicht flutete in das Innere des Kastenwagens, und obwohl es draußen bereits anfing zu dämmern, raubte die plötzliche Helligkeit Giellun die Sicht. Er kniff die Augen zusammen und erkannte seinen Kontaktmann, der ihm aufmunternd zunickte und ihm die Tür aufhielt. Giellun kletterte ins Freie und fand sich abermals in einem Hinterhof wieder. Rechts stand ein vierstöckiges, heruntergekommenes Mietshaus, zur linken Seite versperrte ihm eine hohe Brandmauer die Sicht. Die Einfahrt dazwischen wurde von dem Kastenwagen fast vollständig blockiert. Hinten im Hof gab es Mülltonnen und Fahrräder, rechts grenzte ein großer offener Schuppen an das Haus, in dem weitere Fahrzeuge standen. Neben dem, das am nächsten beim Haus parkte, tauchte ein junger Mann auf und kam auf den Kastenwagen zu. Auf den ersten Blick wirkte er nicht besonders bedrohlich. Er trug normale Straßenkleidung und Turnschuhe, war eher schmächtig als durchtrainiert und sah nicht so aus, als bekäme er viel Sonne ab. Aber seine Hüften schmückte ein kyrenischer Mynox [= traditioneller geflochtener Gürtel aus verschieden- farbigem Leder], an dem zwei Beutel mit Schrumpfköpfen baumelten. Er begrüßte Gielluns Kontaktmann mit Handschlag, und nachdem er Giellun einmal von oben bis unten gemustert hatte, streckte er schließlich auch ihm die Hand hin. "Pan Dayé - ich bin Kelo." Sein Händedruck war fester, als Giellun gedacht hatte. Giellun überlegte, ob er die traditionelle kyrenische Grußformel erwidern sollte. Aber dann sagte er einfach nur: "Giellun." Schließlich war er selber ja kein Kyreniker, und er wollte nicht, dass es so aussah, als ob er sich einschmeichelte. Für Kelo war das anscheinend in Ordnung - er zuckte nur mit den Achseln und meinte: "Dann komm mal mit." "Ich fahr die Karre raus", erklärte Gielluns Kontaktmann, "komme dann nach." Er stieg ein und Giellun folgte Kelo, der nicht zur Haustür ging, sondern zurück in den Fahrzeugschuppen, aus dem er gekommen war. Erst als Giellun drin war, entdeckte er, dass es auch von dort aus einen Zugang zum Haus gab. Kelo ließ ihm den Vortritt. Es bestand keine Gefahr, sich zu verlaufen. Hinter der Tür war nur eine schmale Treppe, die geradeaus hinunter in den Keller führte. Giellun ging vor, während Kelo oben abschloss. Unten angekommen stand er vor einer weiteren Tür. Licht schimmerte durch einen Spalt am Boden. Um die Ecke, neben der Treppe, gab es noch eine Tür, aber hinter der war es dunkel. Kelo war inzwischen auch unten angekommen. "Hier ist es", meinte er nur, als er die Tür zu dem erleuchteten Zimmer aufstieß. Und es war wirklich ein Zimmer - kein Lagerraum für Hehlerware oder sogar Waffen, wie Giellun vermutet hatte, als er die Kellertreppe hinuntergestiegen war. Kelos Vorsichtsmaßnahmen hatten einen anderen Grund. Der Raum war recht groß und eine Ecke davon sah aus wie eine Studentenbude - ein mit Papierstapeln zugedeckter Schreibtisch, Regale mit Büchern und Ordnern -, aber abgesehen davon hatte man einen langen, niedrigen Tisch, eine riesige Couch und allerlei Sitzgelegenheiten verschiedenster Art in diesen Keller heruntergeschafft. Hier wurden Versammlungen abgehalten, bei denen es ziemlich sicher nicht ums Kartenspielen und Saufen ging. Das gesamte Mobiliar sah aus, als hätte Kelo es vom Sperrmüll zusammengesucht - bis auf den übermannshohen und liebevoll dekorierten kyrenischen Ahnen- schrein, der unübersehbar genau in der Mitte der abgelegenen Stirnseite prangte, fast bis zur Decke reichte und sogar von beiden Seiten angeleuchtet wurde. Außerdem leistete sich Kelo einen recht leistungsfähig wirkenden eigenen Kopierer. Giellun konnte sich die Flugblätter und Schriften, die hier vervielfältigt wurden, ungefähr vorstellen. Im Laufe seiner fast zwanzig- jährigen Existenz am Rande des kyrenischen Viertels war ihm das eine oder andere gelegentlich in die Finger gekommen. Er hatte immer nur einen flüchtigen Blick darauf geworfen, sie dann zusammengeknüllt und in den Papierkorb befördert. Für das zentrale Anliegen - die Rückeroberung der Herrschaft über Kyrene durch die Kyreniker - sah er keinerlei Chancen auf Erfolg, und obwohl er wusste, dass diese Sektierer der Regierung ein Dorn im Auge waren, passierte doch nie etwas und den radikalen Worten folgten keine Taten. Jedenfalls nicht hier. Nicht in Eejathnin... Mehr als einen schnellen Rundumblick über das alles konnte Giellun nicht erhaschen, denn der Versammlungsraum war nicht leer. Auf der Couch hatte es sich ein kyrenisches Pärchen gemütlich gemacht und Händchen gehalten. Jetzt ließen sie einander los und schauten Giellun neugierig entgegen. Der Typ war kräftig und Giellun hätte sich nicht auf eine körperliche Auseinandersetzung mit ihm einlassen wollen, aber er blieb ganz unaufgeregt neben seiner Freundin sitzen und wirkte wesentlich entspannter als Kelo. Kelo zog für Giellun einen abgewetzten Sessel heran und meinte: "Das da sind deine Leute: Ogrut und Ranina. Und das hier ist Giellun, euer Amateurfunker." Mit diesen Worten drehte Kelo sich um und kehrte an seinen Schreibtisch zurück. Ogrut verdrehte die Augen. Giellun setzte sich hin. "Achte nicht auf ihn", meinte Ogrut mit einem Seitenblick auf Kelo. "Ich hab deine Anzahlung gekriegt und es geht absolut klar, dass ich dir diese Relays da verkaufe. Von unseren Leuten braucht die gerade eh keiner, und wenn jemand anderes was damit anfangen kann, dann isses ja gut, oder." So wie Ogrut es sagte, war es eine Feststellung und keine Frage. Giellun nickte und Ogrut bückte sich nach einem Karton, der neben der Couch stand. Er stellte ihn zwischen sie beide auf den Tisch und klappte ihn auf. Darin lagen die versprochenen Bauteile. "Dein Freund Res hat die ja alle getestet", redete Ogrut weiter, "sind alle okay. Dass drei fehlen, hat er dir ja auch schon gesagt. Es tut mir leid, aber die wurden woanders gebraucht. Kannst sie gerne nochmal nachzählen." "Ja, würde ich gern", meinte Giellun. Er nahm eins nach dem anderen vorsichtig aus dem Karton. Ogrut lehnte sich auf der Couch zurück und sah ihm dabei zu wie einer, der nichts zu verbergen hat. Aber Ranina blieb aufrecht sitzen und ihr Blick ruhte so eindringlich auf Giellun, dass er sie schließlich fragte: "Ist irgendwas?" "Dir gehört das Wettbüro unten im Viertel, am Boulevard Catilla, oder?" fragte sie. "Ja stimmt", meinte Giellun, "wieso?" Ranina sah ihn weiter unverwandt an, ohne etwas zu erwidern. Nach einer Weile sagte sie leise: "Ich war mal mit Kubo Balint zusammen." [Anm.: Kubo Balint hieß der Kyreniker, der erstochen worden ist und wegen dem die Stammgäste vor der Tür demonstriert haben] Giellun legte das Relay, das er gerade in der Hand hielt, auf dem Tisch ab und hörte auf zu zählen. Was sagte man bloß in so einer Situation? Vermutlich sollte er Ranina gegenüber irgendwie sein Bedauern bekunden, sein Mitgefühl - aber in so etwas war er noch nie gut gewesen und er wusste einfach nicht, wie er es ausdrücken sollte. Verlegen hob Giellun den Blick wieder von der Tischplatte und begegnete dem von Ranina. Sie fixierte ihn immer noch mit diesem eindringlichen Ausdruck, aber auf einmal kroch von irgendwoher ein gemeines Lächeln um ihre Mundwinkel und sie sagte: "Ich habe gehört, du hast diesem Arschloch Cartharius dafür den Sack perforiert. Nicht schlecht, Giellun, wirklich. Glaub mir, du hast Kyrene einen Gefallen getan, wenn DIESE Linie ausstirbt." Giellun schoss das Blut ins Gesicht. Ogrut fing an zu kichern und aus den Augen- winkeln bemerkte Giellun, dass Kelo von seiner Schreibtischarbeit aufgeblickt hatte und jetzt zu ihnen herübersah. Ranina hatte es ebenfalls gesehen. Sie schoss einen Blick zu Kelo hinüber, der nur eines besagen konnte: Siehste. Kelo schnaubte nur, aber er stand jetzt auf und kam zum Tisch, wo er sich auf einem freien Sessel niederließ und Giellun noch einmal genauso skeptisch musterte wie vorhin oben auf dem Hof. Ogrut und Ranina hielten auf einmal gespannt die Klappe und schienen zu warten, was Kelo zu sagen hatte. "War ja klar, dass euch so was gefällt, so eine nette, symbolträchtige, kleine Geste", meinte Kelo dann mit einem ätzenden Unterton in der Stimme. "Aber hat einer von euch vielleicht mal darüber nachgedacht, was das heißt? So eine Demütigung wird Cartharius niemals auf sich sitzen lassen, das kann er gar nicht. Seine Leute werden kommen, darauf könnt ihr Gift nehmen. Sie kommen zu dir, Giellun, und wenn du das überleben willst, musst du jedes Angebot annehmen, das sie dir machen, so läuft das nun mal. Schwuppdiwupp haben sie ihren Vorposten in unserem Viertel. Und von da aus holen sie sich dann den Rest. Ist euch das eigentlich klar, ihr Helden?!" "Ist es", entgegnete Giellun kalt. Wofür hielt sich dieser Kerl? "Aber ich konnte ihn ja schlecht einfach weitermachen lassen, oder? Wenn ich ihn nicht ausgeknockt hätte, hätten meine Gäste ihn gelyncht, und dann würden seine Leute auch bei mir aufmarschieren. Kelo, sie kommen, wann es ihnen passt. Ein Vorwand dafür findet sich immer." "Eben", bekräftigte Ranina entschieden. "Und wisst ihr was? Eigentlich haben wir doch die ganze Zeit darauf gewartet, dass so was mal passiert. Mal ehrlich, Kelo. Wofür hast du denn die ganze Zeit deine Traktate geschrieben? Die ganzen Flugblätter und Schulungen und so? Jetzt kommt der Moment, wo wir wirklich mal was unternehmen müssen, wo es zum Kampf kommt, und du machst dir ins Hemd. Das kann ja wohl nicht sein! Wir müssen Leute zusammentrommeln! Wir müssen uns bereit machen! Ogrut, Giellun! Sagt doch mal was! Ihr seht das doch auch so, oder?" Giellun runzelte die Stirn. Auf einmal fand er sich in eine Ecke gedrängt, in der er eigentlich nicht sein wollte. Seine Attacke gegen Bernat Cartharius hatte ihn in Raninas Augen zum kyrenischen Widerstandskämpfer gemacht und nun war sie drauf und dran, ihn in die Aktivitäten ihrer Gruppe einzubeziehen. Das musste er richtigstellen, und zwar so schnell wie möglich. "Ich werde nicht zulassen, dass die Dhrain v'Fvill in meinem Wettbüro ihren Außenposten einrichten", sagte er fest. "Bevor das passiert, mache ich den Laden dicht und tauche unter. Meinetwegen können sie sich das dann als Sieg auf die Fahnen schreiben, aber wenigstens haben sie keinen Stützpunkt im Viertel gewonnen. Und was das Viertel angeht, Ranina - das ist euer Kampf und nicht meiner. Mögen die Elemente auf eurer Seite sein. Aber die Details solltet ihr besprechen, wenn ich weg bin. Was ich nicht weiß, kann auch keiner aus mir rausholen." Auf Raninas Gesicht zeichneten sich Enttäuschung und Wut deutlich ab. Ogrut griff nach ihrer Hand und hielt sie in seiner. Giellun konnte nicht sagen, ob sie es überhaupt bemerkte. Kelo dagegen nickte, als hätte sich nur bestätigt, was er schon immer gewusst hatte. "In Ordnung, Giellun", meinte er ruhig. "Dann sieh zu, dass du deinen Handel zum Abschluss bringst und von hier verschwindest." Ogrut schien kein Problem damit zu haben, Auseinandersetzungen beiseite zu schieben, solange er dabei Geld verdiente. Die Stimmung blieb angespannt, aber der restliche Deal ging ohne weitere Komplikationen über die Bühne. Giellun verzichtete darauf, die übrigen Relays zu zählen und packte die, die er heraus- genommen hatte, einfach zurück in den Karton. Ogrut erhielt seine Bezahlung, und das war es dann. Giellun spürte Raninas bohrende Blicke im Rücken, als er von Kelo eskortiert den Kellerraum verließ und mit dem Karton in Händen die Treppe zum Hof hinaufstieg, wo Res mit dem Kastenwagen auf ihn wartete. Giellun war dankbar, dass Res sich ohne Umschweife bereit erklärte, ihn nach Hause zu fahren. Er kletterte in den Laderaum, nahm den Karton auf den Schoß und während sie fuhren, versuchte er sich vorzustellen, was die Zukunft wohl bringen würde. Es war nicht leicht gewesen, einen Ort zum Wohnen zu finden, an dem der Mast seiner Sendeanlage keine neugierigen Blicke auf sich zog. Giellun hatte sich monatelang umgesehen und war schon am Verzweifeln, als ihm eines Tages - vierzehn Jahre musste das jetzt her sein - eine Zwangsversteigerung die Rettung brachte. Er war der einzige Bieter auf einen halb verfallenen ehemaligen Bauernhof und erwarb ihn für eine lächerlich geringe Summe. Das gesamte Anwesen war in einem furchtbaren Zustand, aber es lag eigentlich ganz schön - nur wenige Kilometer von den Randbezirken von Eejathnin entfernt am anderen Ufer des Flusses, zu den Bergen hin. Wäre Giellun ein anderer Mann gewesen (ein bisschen wie Rabhan vielleicht...) und hätte er jemanden gehabt, für den er es hätte tun können (auch wie Rabhan...), hätte er vielleicht versucht, das Haus wieder herzurichten, einen Garten anzulegen, ein paar Tiere zu halten... Aber er war es nicht und der einzige Grund, warum ihn der Bauernhof interessierte, war der hölzerne Siloturm, der noch einigermaßen aufrecht stand und den er instand setzte, um den Sendemast darin zu verbergen. Hier draußen konnte er an seinem Projekt basteln, so lange er wollte, ohne jemanden zu stören. Die einzigen Nachteile waren der weite Weg zur Arbeit in die Innenstadt - und dass er tagelang schreien konnte, ohne dass jemand es hörte, sollte ihm einmal etwas zustoßen... Res fuhr gleich wieder weiter, nachdem er Giellun aus dem Kastenwagen gelassen hatte. Er sah wohl keinen Grund, hier noch länger zu verweilen, und Giellun war das auch ganz recht so. Er mochte keine Besucher, zum Teil wegen der Sendeanlage, zum Teil, weil er sich dafür schämte, wie er lebte. Neben dem Silo lag der ehemalige Melkstall, in dem jetzt die Steuereinheit der Funkanlage stand. Als der Kastenwagen von der Auffahrt verschwunden war, schloss Giellun die Tür auf, trug den Karton hinein und machte Licht. Die Anlage summte leise vor sich hin, alle Lämpchen signalisierten normalen Betrieb. Giellun stellte die Relays neben seinem Arbeitstisch ab und vollzog dasselbe Ritual wie jedesmal, wenn er nach Hause kam: Er hörte seine Aufzeichnungen der Sendefrequenz der rihannischen Galae im Schnelldurchlauf ab, während er im Kühlschrank nach etwas Essbarem stöberte. 'Hörte ab' war eigentlich nur eine hochtrabende Umschreibung für gespeicherte Stille, die zehn Minuten oder eine Stunde dauern konnte, je nachdem, wie lange er weggewesen war. Heute machte sich Giellun auf eine Stunde gefasst. Er hatte noch Brot und Käse, außerdem ein paar Kekse, das musste reichen. Nachdem er gegessen hatte, setzte er sich an die Arbeitsplatte und fing an, die Relays auszupacken. Eines davon flog ihm aus der Hand und in hohem Bogen auf den Boden, als das plötzliche Rauschen aus dem Lautsprecher ihn hochfahren ließ wie von der Tarantel gestochen. Atemlos stand er neben dem Tisch, doch da war es schon vorbei. Aus dem Lautsprecher kam nur noch Stille. Mit klopfendem Herzen ging Giellun hinüber ans Steuerpult, setzte die Abspielgeschwindigkeit auf normal und ging in der Aufzeichnung ein paar Minuten zurück. Sein Finger zitterte, als er die Abspieltaste erneut drückte. "Wo bist Du? Was hast Du bisher in Erfahrung bringen können?" Akzentfreies Rihannisch, eine männliche Stimme, aber keine, die Giellun kannte. Jetzt zitterte nicht mehr nur Gielluns Finger. Sein ganzer Körper bebte unkontrolliert, während er in die Stille lauschte. Aber es folgte nichts mehr. Keine Antwort, keine weiteren Fragen der Stimme. Nach einer halben Stunde erst wagte es Giellun, den Schnellvorlauf wieder einzuschalten. Es kam nichts mehr. Das war alles. Wo bist du? Was hast du bisher in Erfahrung bringen können? Giellun saß vor dem Steuerpult wie in Trance. Er fühlte sich nicht wie er selbst, als er die Sendetaste niederdrückte, um auf derselben Frequenz zu antworten: "Yolan true, Rekkhai. Ich weiß nichts. Aber ich bin hier..." >> Caileac's Praxis << Was er in seiner Praxis machen sollte wußte er auch nicht wirklich, aber dort konnte er zumindest herumsitzen, ohne daß sich irgendwer fragte was er da tat. Und vielleicht konnte er dort auch nachdenken. Eigentlich hatte er immer angenommen, wenn etwas nicht stimmte müsse man das bereist beim aufschliessen bemerken - zumindest war das in Filmen immer so gewesen: "Bereits als er die Türe öffnete wußte er, daß etwas nicht stimmte..." Doch ihm fiel nichts auf, nicht als er sich in dem halbdunklen Raum an den Schreibtisch setzte und einige Gegenstände dort hin und her schob in dem Vorhaben sie zu ordnen. Auch später nicht, als er wieder aufstand um sich etwas zu trinken zu holen. Erst als er zu Fenster gegangen war, nach draussen geblickt hatte und sich dann wieder zum Raum umdrehte fiel ihm ein Messer auf, das in der Wand steckte. Vorsichtig näherte er sich und sah dann auch den Zettel, den es hielt. 'Wie dämlich, eine Nachricht mit einem Messer an der Wand zu befestigen.' dachte er bei sich, doch er wußte auch, sie neigten nun mal zu großen Gesten. Und ein per Verteiler zugestellter Brief oder eine elektronische Nachricht hätten kaum den gleichen Eindruck gemacht. Sie wollten ihm sagen: "Wir gehen in deinen Räumlichkeiten ein und aus wie es uns passt, und es gibt nichts, was du dagegen tun kannst." Und das wiederum bedeutete: "Wir haben dich in der Hand. Wir wissen was du tust, und verrätst du uns erfahren wir das auch." Er schluckt einen Fluch runter und entfaltete die Nachricht. Es war ein Auftrag. Er kannte das Gesicht nicht, oder hatte es allenfalls einmal kurz gesehen, sicher war er nicht. Zumindest niemand aus seinem engeren Bekanntenkreis. Immerhin. Und nocheinmal unterdrückte er einen Fluch. Nun war er schon froh, wenn er NUR wildfremde zu töten hatte... Wie würde sich das weiterentwickeln? >> Kneipe "Aiya'Pata" << > Easgéan grinste. > "Mir gefällt euer Planet. ich könnt's hier schon aushaltn..." > Im etwa gleichen Moment fiel ihm etwas ein. > "Dich stört's doch nicht, wenn ich mich kurz beim Schiff melde, ich > kann's dir spätr auch gern zeign..." "Interessieren würde mich Euer Schiff auf jeden Fall. Ist nur die Frage, ob Du nach dem Yolantru noch den Weg dahin findest", grinste Faolchu. "Geh einfach schon raus. Ich komme gleich nach, wenn ich gezahlt habe." "Ch vertrag was... und 's Schff find ch scho wieder... Was is das für'n Ladn? S der so gut?" Faolchu sah Easgéan erstaunt an. Leidet er unter Gedächnisschwund oder bekamen ihm die Drinks im "Aiya'Pata" nicht? Er hatte gezahlt und drängte seinen neuen Saufkumpan nun in Richtung Ausgang, während er sagte: "Das habe ich Dir doch grad erzählt. Halbnackte Weiber und gute Drinks. Was ist daran missverständlich?" Er grinste Easgéan an. "Oder möchtest Du lieber ein anderes Mal dorthin? Willste lieber etwas frische Luft tanken? Dann können wir auch erstmal Euren Blechhaufen angucken gehen." Vor der Tür angekommen sah er Eas abwartend an. "Ne. Nackte Tatsachen sin ma liebr. Dann ma los, sowas seh'ch so schnell nich wieder." Er grinste. "Ch hab aber immer noch kei Geld in eurer Währung... Aber auf mein'm Schiff kann ch dr irgendwas andres gebn... Ch hoff, auf'm Arboretum ist was angegangen, dann kannst du was von dr Ernte habn." ein eindeutiges Zwinkern sollte andeuten um welche Art von Ernte es sich handelte. "Geld habe ich noch etwas, das sollte nicht das Problem sein." Faolchu stockte kurz, denn jetzt erst kam die Info in seinem Gehirn an, die Eas ihm mit seinem Hinweis gab. "Ähm... also... ich glaube, dieses Arboretum könnte mir gefallen... ich ähm... mag... Pflanzen..." Er grinste übers ganze Gesicht. >> Forschungslabor << > Und Yetan machte nicht den Eindruck, als wäre sie zimperlich. Es tat > Livna wirklich leid um die tollen Schuhe, aber einen Rückzieher machen > wollte sie deswegen auch nicht. Hoffentlich konnte sie damit überhaupt > laufen... Yetan bemerkte Livnas Blick, und sah dann ebenfalls deren Schuhe... Sie selbst trug fast immer irgendwie praktische Kleidung, und selbst wenn sie etwas elegantes trug war es ihr immer egal gewesen ob es schmutzig wurde oder kaputt ging. "Ich hab noch ein paar Gummistiefel im Labor... Sind dir vielleicht ein bisschen zu groß, aber ehe du dir die Schuhe kaputt machst..." "Das macht nichts, ich nehm sie", sagte Livna sofort. Natürlich würde sie damit unglaublich bescheuert aussehen, aber damit konnte sie leben. Außer Yetan würde sie ja sowieso niemand zu Gesicht bekommen, und der war das vermutlich herzlich egal. "Von mir aus kann's dann losgehen!" >> Am Seeufer << Yetan ging noch einmal zum Labor zurück, brachte für Livna die Gummistiefel. selbst trug sie feste Wanderschuhe... wie fast immer. Zudem hatte sie an Ausrüstung eine Rucksack mit allem möglichen Kleingerät zur Untersuchung und zur Probennahme dabei - man wußte schließlich nicht, worauf man stossen würde. So machten sie sich auf den Weg. Während der Wanderung unterhielten sie sich über dieses und jenes, Belangloses aber auch über das was sie dort vielleicht erwarten würde. Mit den Gummistiefeln machte es Livna sogar Spaß, durch den weichen, mit Wasser vollgesogenen Untergrund zu stapfen. Es war einfach mal etwas ganz anderes als das, was sie sonst so machte. Außerdem war es angenehm, Zeit mit Yetan zu verbringen. Nach dem Gefühlschaos, in das Faolchu sie gestürzt hatte, tat es ihr gut, etwas anderes zu haben, an das sie denken konnte. "Irgendwie kann ich es immer noch nicht richtig glauben, dass hier etwas sein soll", meinte sie. "Aber wenn da wirklich was ist, dann hole ich meine Schulbücher raus und lerne zur Abwechslung mal selber. Das verspreche ich Ihnen. Also wenn die Aufführung vorbei ist, meine ich." Ihr kam ein Gedanke, bei dem sie grinsen musste. "Papa wird entsetzt sein, was für schlechte Noten ich dann plötzlich heimbringe... Er weiß ja nicht, dass immer mein Banknachbar das Genie gewesen ist und nicht ich..." Yetan lächelte. "Er wird es sicher verstehen. Es würde mich wundern wenn er als Junge nicht abgeschrieben gehabt hätte... Das hat wahrscheinlich jeder von uns. Ich erinnere mich noch, als ich meinen ersten Semesterabschluss gemacht habe... Ich war zum Lernen zu abgelenkt gewesen, ein Student ein paar Semester über mir hatte es mir angetan, und ich musste cool sein und lernen ist das natürlich nicht, Partys schon... Und als ich dann im Prüfungsraum saß - ich hatte mich fest auf's abschreiben verlassen und eine andere Studentin bezahlt... aber wir haben das damals besonders geschickt angestellt... Die Kommilitonin hatte eine kleine Kamera in einer Haarspange und ich einen kleinen zusammenrollbaren Bildschirm, den ich um den Stift gewickelt hatte und kurz aufrollte wenn keiner hinsah... Naja, und darüber ist mir nicht aufgefallen, daß sie ganz andere Fragestellungen hatte... Du kannst dir denken... Bei den Elementen... Ich fürchte du wirst lernen müssen..." Sie hatte einfach weitergeredet während sie gingen, nun sahen sie, von Staub, getrocknetem Schlamm, Zweigen und Blättern bedeckt, die narbige Hülle eines Raumschiffes, das viele Jahre im Alle zugebracht hatte... Und es war nicht die Mhi'Fortainn. "...das ist ein Wissenschaftsschiff... Ich kenne den Typ... und es liegt noch nicht lange hier..." Sie war nicht mehr so gefasst wie noch wenige Augenblicke vorher. "Verflucht, wenn ich es nicht slebst sehen würde, ich würde es auch nicht glauben." >> Bei der ChR Drolae << Bestürzt blieb Livna stehen. Wie dicht sie und Yetan herangekommen waren, ohne das Schiff zu sehen! Der Bug zeigte in ihre Richtung und deshalb gab es auf ihrer Seite keine Zerstörungen, aber hinter dem Heck zog sich eine Schneise verkohlter, abgeknickter und zur Seite gedrückter Bäume Hunderte Meter weit in den Wald hinein. Das Schiff war so irreal, es hätte auch eine Halluzination sein können, aber seltsamerweise überzeugte die Zerstörung, die es im Wald angerichtet hatte, die wie Streichhölzer umgeknickten Bäume, Livna davon, dass es echt war. Sie machte ein paar ehrfürchtige Schritte nach vorn, bis sie zu Yetan aufgeschlossen hatte. Das fremde Schiff sah der Mhi'Fhortain so ähnlich! Es war nicht ganz so katastrophal zerstört, noch nicht geplündert und halb von Gestrüpp überwuchert. Aber Livna konnte nicht anders, als sich vorzustellen, dass es die Mhi'Fhorthain war. Ihr Vater hatte ihr die Geschichte vom Absturz bestimmt hundert Mal erzählt, aber jetzt nahm sie so greifbare Gestalt an, dass es fast nicht auszuhalten war. Ob vor zwanzig Jahren vielleicht ein anderes athasisches Mädchen in diesem Wald spazieren gegangen war und plötzlich vor dem Wrack eines fremden Raumschiffs gestanden hatte, so wie sie jetzt? Und damals... ihr Vater war in diesem Wrack gewesen... und Yetan ja auch...! Plötzlich griff Livna nach Yetans Hand. "Denken Sie, dass... dass die Besatzung noch da drin ist? Wie kommt man hinein? Vielleicht sind sie verletzt und... wir müssen schauen, wie es ihnen geht!" Yetan nahm Livna's Hand eher aus einem Reflex heraus. Für sie war der Anblick nur halb so eindrucksvoll. Sie hatte zwar vor diesem Schiff und ihrem nur zwei weitere Lotlandungen gesehen, doch, aber auch wenn es nie Routine sein würde, zumindest kannte sie die Schiffe, und auch eine Schiffsbesatzung war ihr nicht fremd... Für Livna mußte das wie ein Erstkontakt zu Aliens sein, auch wenn ihr Vater einst auch ein solcher gewesen war... Sie slebst hatte aber nie den Planeten verlassen... Yetan versuchte sich vorzustellen, wie es war mit Fremden konfrontiert zu werden wenn man nicht mit der Raumfahrt aufwuchs... wohl erschreckend... "Ich denke schon, daß dort drinnen noch wer am Leben ist. Diese Kisten sind ausserordentlich stabil gebaut, und wie es aussieht ist das hier wesentlich kontrollierter gelandet als wir damals... Allerdings kommt man von aussen als unbefugter nicht hinein, es gibt zwar eine Luke, aber wenn sie durch die Notlandung nicht beschädigt ist wird uns das nicht weiterhelfen... aber wir können ja mal anklopfen..." Sie lächelte, zog Livna ein Stück näher zu sich heran und nahm sie kurz in den Arm. "Du musst keine Angst haben." Sie lächelte und ließ Livna los um das Schiff zu umrunden. Livna folgte Yetan nicht. Sie war viel zu sehr gebannt von der Faszination, die das Schiff ausstrahlte. Wie magisch angezogen ging sie immer näher heran und streckte schließlich eine Hand aus, um die Hülle zu berühren... ------------------------------------------------------------------------ ---[ Auf der ChR Drolae & Auf dem Planeten ch'Athann ]--- >> Haupttransporterraum der ChR Drolae << Sovek aktivierte den Transporter und beamte sich mit Aidoann zur den Bergen, wo einst die ChR Mhi'Fhortain nieder ging. >> Bei den Bergen / In der Nähe der ChR Mhi'Fhortain << "Ich hasse Berge," waren Sovek erste Worte nach dem Beamvorgang. "Müssen die immer so hoch sein?" Er nahm sein Tricorder und scannte die Umgebung. "Dort müssen wir lang. - Leider." Bedauerte Sovek, das man sich nicht gleich zum Raumschiff beamen konnte. "Der Mist Felsen da ist schuld, das der Beamstrahl nur bis hier hin reichte. Den Rest müssen wir laufen. Und das bei meinen kurzen Beinen." Innerlich verdrehte Aidoann die Augen und folgte Sovek. Dabei beobachtete sie die Gegend ganz genau. Dieser Schussel vor ihr war so auf das Raumschiff fixiert, dass er sicherlich auch eine Lawine nicht rechtzeitig bemerkt hätte. Leichtfüssig lief sie hinter ihm her und hoffte bald am Ziel zu sein. Je eher sie das hier erledigt hatten, umso eher konnte sie nach Eas suchen. >> Brücke der ChR Drolae / Deck 1 << > Livna folgte Yetan nicht. Sie war viel zu sehr gebannt von der Faszination, > die das Schiff ausstrahlte. Wie magisch angezogen ging sie immer näher > heran und streckte schließlich eine Hand aus, um die Hülle zu berühren... Nutala schreckte aus ihren Tagträumen. Dort draußen war etwas und es wollte an Bord IHRES Schiffes. Was sollte sie tun? Was sie immer tat? Nichts? Jedenfalls keine Verantwortung übernehmen! Also aktivierte sie den Kommunikator und rief an alle. "Äh, hier die Brücke, Nutala hier. Wir haben besuch, jemand befindet sich VOR dem Schiff. Jemand hat uns gefunden! Was machen wir jetzt? Hat einer ne Idee? Sovek, Yaros? Was soll ich tun?" Leichte Panik schwappte in ihrer Stimme mit. Und das kleine Stimmchen in ihrem Kopf flüsterte ihr zu ... 'Feuer die Phaser ab. zerstrahl Sie.' Yaros seufzte und zog den Finger aus dem Mund, der darin steckte, seit der Dracosaurier der Meinung gewesen war, seine Nahrungszuführung gestalte sich ein wenig zu langsam. Nun ja, es war nur ein mäßig tiefer Biß und blutete auch kaum noch. Warum kam niemand hier an Bord mit einer unbekannten Situation klar? Vorsichtig trennte er sich vom Wipfelwombat, der sich mittlerweile gemütlich auf seinem Schoß zusammengerollt hatte und aktivierte den Kommunikator. "Yaros an Brücke. Wir befinden uns auf einem bewohnten Planeten; da ist es durchaus wahrscheinlich, daß uns auch mal jemand findet. Wir sind offenbar nicht getarnt. Sovek ist noch mit der Kheinsa unterwegs, wir werden wohl selbst das Empfangskommitee spielen müssen. Wenn Sie sich also sicher sind, daß vor dem Schiff niemand von unseren Leuten steht, schlage ich vor, daß wir sie begrüßen. Treffen Sie mich am Shuttle-Hangar, dort können wir bequem aussteigen. Bewaffnen Sie sich - und wenn ich das sage, meine ich Standardbewaffnung, keine Kleinkriegausstattung." Er erhob sich vollends, zog seine Uniform zurecht (die glücklicherweise von Spuren der vorangegangenen Fütterung geblieben war) und verließ den Sumpf. Es blieb nicht aus, daß er an Rhuissa vorbeikam. Er stand einen langen Moment bei ihr, strich ihr eine imaginäre Haarsträhne aus der Stirn. Jetzt war es soweit; er konnte sie nicht länger vor den Gefahren dieser Welt bewahren. Ärger stieg in ihm aus - ein Erstkontakt und die halbe Crew ging auf dem Planeten spazieren! Er war sich sicher, das wäre Rhuissa nicht passiert! Festen Schrittes verließ er die Krankenstation und hatte nur kurze Zeit später einen Disruptor in der Hand, nachdem er an der Waffenkammer vorbeigekommen war. >> Shuttlehangar der ChR Drolae << Im Hangar angekommen, versuchte er sich alle Gefahren klarzumachen, die dort draußen lauern mochten - was aber nur dafür sorgte, daß sich angesichts der Unprofessionalität der Crew ein weiteres Mal die Nackenhaare aufstellten. >> Brücke der ChR Drolae << Aber er war jetzt hier der Boss, also nahm sie nur eine Handwaffe und machte sich auf um Yaros zu treffen. "Nutala an Yaros, bin unterwegs." Ihr war gar nicht wohl dabei, erschießen währe soviel einfacher gewesen. >> Shuttlehangar der ChR Drolae << Yaros hatte das Auftauchen der Pilotin ruhig abgewartet. Nun gut, wer auch immer ihnen da draußen begegnete, konnte zumindest physisch keine große Überraschung sein. Die Anzeigen hatten ihm verraten, daß es ebenfalls humanoide Lebensformen waren - zu erwarten waren höchstwahrscheinlich Torso, eine vernünftige Anzahl an Gliedmaßen und obendrauf ein Kopf. Als Nutala den Hangar betrat, bemerkte Yaros beruhigt, daß deren Bewaffnung nicht ihre Körperausmaße in irgendeiner Dimension überschritt. "Gut, dann machen wir jetzt einen kleinen, netten Ausflug ins Grüne." Er trat an eine kleine Konsole heran und bewegte sie mit ein paar Befehlen dazu, das Hangartor zu öffnen. Da die beiden Besucher auf der anderen Seite des Schiffes standen, würden sie diese Aktion nur dann bemerken, wenn sie zufällig in die richtige Richtung sahen. Yaros trat an den Rand des Hangars, sog die Luft ein, die von draußen eindrang und faßte seinen Disruptor fester, bevor er Nutala zu sich heranwinkte. "Nach Ihnen, meine Liebe." Ihr Hassgefühl gegen Yaros wurde durch den Befehl nur noch stärker. Wollte er ihr in den Rücken schießen und es als 'Unfall' tarnen? Aber was blieb ihr übrig, sie musste auf IHRE Change warten. "Verstanden" Und so betrat Nuatla den Boden dieses Nutzlosen Planeten. Möge er in einer Sonne verglühen. Aber erst nachdem sie hier weg war. Als erstes vergewisserte sich Nutala mit ihrem Ricorder, dass es keine weiteren Überraschungen im Wald für sie gab. Sie wollte es Yaros ja nicht zu einfach machen sie zu beseitigen. Daß Nutala ihn nicht gerade liebte, war Yaros durchaus klar - aber was sie gerade derartig schlecht gelaunt klingen ließ, war ihm schleierhaft. Oder nahm sie es ihm übel, daß sie als Erste das Schiff verlassen sollte? Dabei war das reinster Lebenserhaltungstrieb - Yaros glaubte zwar nicht, daß dort draußen jemand lauerte, der sie gleich ohne Vorwarrnung erschießen würde, aber reichlich unwohl fühlte er sich immer, wenn er die Mieze in seinem Rücken wußte. >> Bei der ChR Drolae << Er verließ das Schiff nach Nutala, die sich bereits mit der Umgebung vertraut machte. Die Fremden waren auf der anderen Seite des Schiffs aufgetaucht, er stand also zur Zeit noch auf der falschen Seite. Angepannt setzte er seinen Weg fort. Er würde gleich einer fremden Spezies begegnen. Wären sie friedlich? Aggressiv? Stand er bereits im Fadenkreuz der Unbekannten oder waren sie neugierig auf ihre zufälligen Besucher? Und dann war da noch die Sache mit den rihannsu-ähnlichen Lebenszeichen.... Würden sie etwa genauso aussiehen wie sie selbst? Yaros bemühte sich, nicht zu nervös zu wirken, lockerte seine angespannten Muskelpartien in Schultern und Nacken. Dennoch blieb er wachsam, aufmerksam... Es war nicht mehr weit. Und jetzt hatte er die Katze doch im Rücken, das machte sich als Schauer bemerkbar, der ihm den Rücken hinunterlief. Keine gute Situation für Paranoia. Und dann sah er sie.... Eine schmale Gestalt, dicht vor dem Schiff, die Hand vor sich ausgestreckt, um das Schiff zu berühren. Natürlich hatte Yaros gewußt, daß er mit humanoiden Gestalten rechnen konnte, doch hier jemandem zu begegnen, der seiner eigenen Spezies glich, kam einem Schock gleich. Natürlich, er sah sie nur schräg von der Seite und überwiegend von hinten, doch die humanoide Gestalt, das dunkle Haar, durch das keck die Andeutung eines spitz zulaufenden Ohres lugte... Unvoreingenommen hätte er sie für eine Vertreterin seiner eigenen Spezies halten können; mal abgesehen von der exotisch geschnittenen und bunten Kleidung. Eine mögliche Erklärung für die vertrauten Biosignatur? Rihannsu, Vulkanier? Seine eigenen Gedanken stürmten auf ihn ein. Waren sie auf eine verlorene Kolonie gestoßen? Doch er zögerte, seinen Tricorder zu ziehen, um seine Vermutungen mit Beweisen zu unterstützen. Dafür hätte er den Blick von der Gestalt abwenden müssen und gerade das wollte er vermeiden. Aber was war für diesen Moment geeignet? Immerhin schien sie allein zu sein; kein Geräusch in der Nähe verriet Unterstützung - obwohl das ja gerade der Sinn eines Überraschungsangriffs war. Trotzdem wirkte die Gestalt neugierig, sorglos. Nicht wie ein Lockvogel, der zu unüberlegten Taten herausfordern sollte, sondern eher wie ein Kind, das sich vorsichtig einem neuen, faszinierenden Spielzeug näherte. Auch wenn dieses "Kind" beinahe seine Größe hatte. Yaros sammelte seinen Mut zusammen, räusperte sich leise und sprach die Gestalt an: "Wer sind Sie?" Was in ihm überwog - Faszination, Unsicherheit oder Nervosität - wußte er nicht zu sagen. Nutalas Sinne waren gespannt, gleich würde es das unvermeidliche Blutvergießen geben. Da war sie sich sicher. Warum nur hatte ihr Yaros die großen Waffen verboten, damit würde es schneller gegen und sie waren zum Essen wieder an Bord. Livna hatte sanft über die Hülle gestrichen und das kühle, schartige Metall - war es Metall? - unter ihrer Hand gespürt. Sie versuchte sich auszumalen, was das Schiff und seine Crew wohl erlebt hatten auf ihrer langen Reise nach ch'Athann. Das Schiff sah jedenfalls aus, als hätte es viele Strapazen hinter sich, und in Livnas Vorstellung war das Imperium unendlich weit weg. War es gekommen, um nach den Verschollenen zu suchen? Livna erschrak ein wenig, als jemand sie plötzlich von der Seite ansprach. Ihre Hand zuckte von der Hülle zurück und sie drehte sich um. Der Mann war jünger als ihr Vater, aber die Uniform, die er trug, sah ganz ähnlich aus wie die, in der Rabhan heute morgen zum Frühstück gekommen war. Er hatte freundliche Augen, bedrohte sie nicht mit einer Waffe und blieb in respektvoller Entfernung stehen. Er sprach dasselbe Rihannisch, das sie von ihrem Vater gelernt und heute den ganzen Tag über gehört hatte. Aber das Wichtigste war, er war nicht verletzt. Livna lächelte ihn an, und in ihrem Bauch kribbelte es vor Freude und Stolz. Gleich würde er merken, dass sie nicht nur seine Sprache sprach, sondern auch wusste, wie man sich ordnungsgemäß begrüßte! "Aefvadh hrrau ch'Athann", antwortete sie, "willkommen auf ch'Athann", und hob die Hand zum Gruß eines Älteren. "Mein Name ist Livna t'Amien." Zu Hause war es ihr immer lächerlich vorgekommen, wenn ihr Vater von ihr wollte, dass sie solche Dinge lernte - aber jetzt war sie froh, dass er darauf bestanden hatte. Auch wenn sie sich ein bisschen vorkam wie ein Tourist, der in seinem Reiseführer nach den passenden Vokabeln suchte. Yaros war sprachlos. Da stand er auf der Oberfläche eines fremden Planeten, ganz in Erwartung eines jederzeit aus dem Ruder laufenden Erstkontaktes und nun stellte sich alles so dar, als wären sie gerade mal Zuhause vorbeigekommen. Das Wesen vor ihm war wirklich beinahe mit jemandem aus seiner Heimat zu verwechseln, wenn ihr auch etwas Fremdes, Exotisches anhaftete. Es war eine junge Frau und nur für einen kurzen, atemlosen Augenblick fühlte Yaros sich an Jaeih, seine Tochter, erinnert. Seine Gegenüber könnte im gleichen Alter sein.... Doch damit nicht genug. Als sie gesprochen hatte, hatte es keine Übersetzung des Translators gegeben. Nein, das Mädchen sprach rihannisch! Klar, deutlich, unmißverständlich. Und dazu ein Gruß, dem er zwar lange nicht mehr begegnet, ihm aber nichtsdestotrotz vertraut war, was im Übrigen ebenfalls auf ihren Familiennamen zutraf. Yaros fragte sich für einen Moment, wann er eingeschlafen war. Das konnte doch nur ein Traum sein... Allerdings ein sehr real wirkender. Nein, das Mädchen vor ihm war keine Illusion, sie stand wirklich da. Er räusperte sich im Versuch, eine passende Antwort zu finden. Wenn er träumte, würde er das schon herausfinden. Dank seiner Verunsicherung, die er zwingend zu verbergen suchte, vergaß er die Gegenbegrüßung - ohnehin war seine Antwort mit Sicherheit nirgendwo in einem Erstkontaktprotokoll als gutes Beispiel aufgeführt. "Danke. Ich fürchte, wir mußten Deine Welt als Notparkplatz in Anspruch nehmen, andere Absichten verfolgen wir nicht. Ich muß mich entschuldigen, wenn unsere Ankunft Dich erschreckt hat. Wie kommt es, daß.... nun, daß wir die gleiche Sprache sprechen, so weit von meiner Heimat?" Es war keine Absicht von ihm gewesen, seinen Namen nicht zu nennen, doch in diesem Augenblick war er zu verunsichert, um sich mit solchen Details aufzuhalten. Viel mehr beschäftigte ihn der Gedanke, daß diesem Mädchen - als Livna hatte sie sich vorgestellt - gleich nach seiner Begegnung vermutlich eine übergroß geratene Katze begegnen würde. Irgendwie sollte er sie darauf vorbereiten, obwohl ihm nicht vollendet klar war, wen er mit "sie" meinte. Yetan hatte das Schiff umrundet und dann stimmen gehört. Rihannsiche, klar... Und Livna hatte die Besucher richtig begrüsst. Ein gutes Mädchen. Doch noch wollte sie sich nicht einmischen, erst wollte sie wissen mit wem sie es zu tun hatte. Ob sie nach ihnen gesucht hatten oder selbst abgestürzt waren... Dem Mann klappte förmlich die Kinnlade herunter und Livna freute sich darüber, dass ihr die Überraschung gelungen war. Aber was er dann sagte... 'andere Absichten verfolgen wir nicht'... das hieß doch... "Oh... dann sind Sie also gar nicht wegen der Mhi'Fhorthain gekommen?" Ihr romantisches Bild von den tapferen Rettern, die jahrelang auf der Suche nach den Vermissten das Weltall durchkämmt hatten, begann zu bröckeln. >> Zu Hause -> Beim Wrack der ChR Mhi'Fhortain << > Giellun saß vor dem Steuerpult wie in Trance. Er fühlte sich nicht wie er selbst, > als er die Sendetaste niederdrückte, um auf derselben Frequenz zu antworten: > "Yolan true, Rekkhai. Ich weiß nichts. Aber ich bin hier..." Die Frequenz blieb tot. Giellun starrte auf das Steuerpult, bis ihm die Anzeigen vor den Augen verschwammen, aber es regte sich nichts. Es war, als hätte es den rätselhaften Funkspruch nie gegeben. Nun ja, es war Stunden her, dass die Anlage ihn aufgezeichnet hatte, überlegte er. Vielleicht hatte der Rihanna, dem die fremde Stimme gehörte, sich inzwischen von seiner Station entfernt... Das würde erklären, warum er nicht antwortete - aber es erklärte nicht, WER bei den Elementen DAS WAR und woher ER ihn rief... Und war es nicht komisch, dass die Anlage all die Jahre, seit sie in Betrieb gegangen war, geschwiegen hatte und jetzt zu ihm sprach, als wäre er, Giellun, höchstpersönlich gemeint? Konnte es denn sein, dass er sich das alles nur eingebildet hatte, fing er an, Stimmen zu hören?! Giellun spürte jähe Übelkeit in sich hochsteigen, er presste die Hand vor den Mund, stürzte zur Tür und übergab sich, kaum dass er draußen war. Er würgte, bis nur noch Galle hochkam, dann richtete er sich vorsichtig auf und sah mit wildem Blick zum Melkstall / Funkraum zurück. Keine Macht dieser Welt - oder irgendeiner anderen - würde ihn jemals wieder über diese Schwelle bringen, wenn nicht jemand bei ihm war, der ihm bestätigen konnte, dass er es auch hörte... Mit zitternden Fingern griff Giellun um den Türrahmen und knipste das Licht aus, dann zog er die Tür zu und schloss dreimal ab. Er drehte sich um und ging mit unsicheren Schritten auf das baufällige Haupthaus zu. Drinnen tapste er ins Bad, spülte sich lange den Mund aus, wusch das Gesicht und putzte die Zähne. Als er den ekelhaften Geschmack von Erbrochenem kosgeworden war, fühlte er sich ein klein wenig besser. Aber hier würde er nicht schlafen können, nicht heute Nacht. Wo konnte er hingehen? Ins Yolantru, zu Tamar? Inzwischen hatte ihre Schicht bestimmt angefangen, aber Giellun fühlte sich nicht in der Lage, ihr gegenüberzutreten, aufgewühlt und am Rande der Panik, wie er war. Caileac? An jedem anderen Abend wäre Giellun wohl zu ihm in die Praxis gefahren, aber nach allem, was heute passiert war, war das unmöglich. Faolchu? Der würde ihn auslachen. Rabhan? Giellun konnte sich nicht vorstellen, dieses furchtbare Chaos in dessen gemütliches Heim zu tragen. Bei den Elementen, er lebte seit 20 Jahren auf diesem Planeten und hatte keinen Ort, wohin er gehen konnte... Giellun verließ das Bad und wollte es auf einen verzweifelten Versuch ankommen lassen, doch vielleicht in seinem eigenen Bett Ruhe zu finden, obwohl er wusste, dass er es nicht konnte. Er kam an der Nische am Ende des Flurs vorbei, hinter deren Vorhang er allerhand Gerümpel gestopft hatte. Und da fiel es ihm ein. Sein Schlafsack war irgendwo da drin, seine Taschenlampe... Er würde heute Nacht in seinem eigenen Bett schlafen, aber nicht hier. Er hatte noch ein Quartier an Bord der Mhi'Fhorthain, und auch wenn es zerstört und geplündert war, konnte er seinen Schlafsack dort auf den Boden legen. Giellun hatte einen Plan. Es dauerte nicht lange, bis er die paar Sachen, die er brauchte, in einen Rucksack gestopft hatte. Er setzte ihn auf und schwang sich auf sein Motorrad. Nicht dass er sich fahrtüchtig fühlte, aber es ging ja nur durch den Wald und zum Laufen war er definitiv viel zu erledigt. Es würde schon gutgehen. Die Maschine schlingerte irgendwie vom Hof, aber als Giellun ein Stück gefahren war, meldeten sich die Reflexe jahrelanger Fahrpraxis zurück und er gewann die Kontrolle. Die frische Luft und der Fahrtwind taten ihm gut, das Motorengeräusch übertönte alle unangenehmen Gedanken. Es war eine gute Idee gewesen, das mit der Mhi' Fhorthain. Und wirklich weit war die Strecke ja auch nicht. Es war beinahe schade, dass das Wrack so bald schon in Sicht kam. Giellun brachte seine Maschine daneben zum Stehen, stellte den Motor aus und stieg ab. >> In der Nähe der ChR Mhi'Fhortain << Sovek blieb plötzlich stehen und hob eine Hand. "Haben Sie das gehört?" Fragte er Aidoann, der den Motorengeräusch von Giellun's Motorrad gehört hatte. "Was kann das gewesen sein?" Motorenbetriebene Landfahrzeuge waren sehr selten auf Romulus geworden, das die meisten Fahrzeuge nur noch im Museum zu bestaunen waren. "Das hört sich an, wie ein Motor. Ich vermute, die Bewohner dieses Planeten sind technisch nicht so fortschrittlich wie wir." Aidoann hielt den Kopf etwas schräg und näherte sich dann vorsichtig einer Gesteinsgruppe. Sie konnte irgendwo dahinter Stimmen hören und es waren sehr vertraute Laute. Waren Eas und die anderen in der Nähe? >> Beim Wrack der ChR Mhi'Fhortain << Keras' Schweigen ging einem mit der Zeit schon irgendwie auf die Nerven... Mißmutig starrte der ehemalige Riov vor sich hin und bevorzugte offenbar, seinen Begleiter zu ignorieren. Doch in diesem Moment ertönte das Geräusch eines Motors und Rabhan blickte auf, erwartete den Anblick des roten Autos. Das Geräusch näherte sich, wurde lauter und plötzlich glaubte Rabhan zu hören, daß es gar nicht der Wagen war, der dort des Weges kam. Nein, das Geräusch stimmte nicht... Und vor allem kam es aus der falschen Richtung. Der Fahrer mußte aus der Stadt gekommen sein; Yetan und Livna waren in die Gegenrichtung gefahren. Gespannt blickte er dem Motorengeräusch entgegen und sah ein kleines Fahrzeug auf sie zukommen. Nein, das war kein Wagen, das war ein zweirädriges Fahrzeug. Ein Motorrad. Ja, es war ein Motorrad, definitiv! Rabhan sah zu, wie es größer wurde, in der Nähe des Schiffswracks parkte und der Fahrer abstieg. Der Motorenlärm war verstummt und als sich der Staub ein wenig gelegt hatte, erkannte Rabhan den Angekommenen. Rabhan lachte und stubste Keras an. "Na, was sagt man dazu? Scheint mir, als würden wir das Jubiläum hier fortsetzen. Komm, sagen wir hallo." Das Fahren an sich hatte Giellun so viel Spaß gemacht, dass er kaum auf seine Umgebung geachtet hatte, und deshalb bemerkte er die beiden Gestalten, die neben dem Wrack standen, erst jetzt, nachdem er abgestiegen war. Das waren doch Rabhan und der Riov... was machten die hier? Giellun runzelte die Stirn. Er hatte nicht damit gerechnet, hier draußen Gesellschaft zu haben, und fühlte sich unwohl, als hätten sie ihn bei irgendetwas ertappt. Aber wobei eigentlich, dachte er dann. Es war vielleicht exzentrisch, mit einem Schlafsack hier aufzukreuzen, aber wohl kaum ein Verbrechen. Und wenn sie sich fragten, was er hier eigentlich trieb, dann sollten sie ihm erstmal erklären, was sie selber hier machten. Ohnehin war es zu spät. Rabhan hatte ihn schon entdeckt, lachte und sagte etwas zum Riov. Giellun erinnerte sich daran, wie sehr er sich noch vor einer halben Siure nach jemandem gesehnt hatte, der bei ihm war... Da waren seine Kameraden, und wenn er sich jetzt umdrehte und weiterfuhr, würde er es bereuen, sobald sie außer Sichtweite gekommen waren. Also ging er ihnen entgegen, und wenn er schon dabei war, konnte er genauso gut die Initiative ergreifen. Er deutete einen Salut vor dem Riov an und wandte sich dann Rabhan zu, versuchte dessen Lächeln zu erwidern. "Jolan true... wolltet ihr heute auch hier übernachten?" Keras begrüßte Giellun nur mit einen nicken und ging dann wieder zurück zum Wrack. Rabhan war sichtlich erfreut, Giellun hier draußen zu sehen. Auch ohne, daß ihm jede andere Gesellschaft als der brummige Keras lieber gewesen wäre, schätzte er Gielluns Optimismus und freute sich über die Zufallsbegegnung. Obwohl wahrscheinlich wenig Zufall dabei gewesen war - heute zum Jubiläum einen Schiffsbesuch der Feier vorzuziehen, war wohl ein leicht nachzuvollziehender Wunsch. Andererseits... gleich hier zu nächtigen war wiederum etwas, was Rabhan neugierig machte. Warum wollte er denn in einem halb überwucherten, ausgeplünderten Wrack schlafen, wenn er ein Zuhause hatte? Rabhan grüßte Giellun und deutete dann mit dem Daumen über seine Schulter hinweg in die Richtung, in die Keras gerade verschwand und sagte leise: "Übernachten mit diesem Häuflein schlechter Laune? Ich könnte mir angenehmere Bettgesellschaft vorstellen. Außerdem bevorzugt weibliche." Grinsend setzte er dann in normaler Lautstärke fort: "Nein, wir haben nur noch einmal das alte Gerippe besucht und.... nun ja, mindestens einer von uns kann offenbar nicht genug davon kriegen, über die guten alten Zeiten nachzugrübeln. Livna und Yetan wollten uns hier wieder einsammeln, allerdings hat sie irgendwas aufgehalten. Mittlerweile bin ich fast geneigt, es ihnen übel zu nehmen.Und Du? Wird das hier ein Nostalgie-Camping?" Gielluns Augen wurden groß und rund bei dem, was Rabhan ihm da zuflüsterte. Elemente! Als sie noch auf der Mhi'Fhorthain Dienst getan hatten, hätte sich wohl niemand von der Besatzung getraut, das Wort "Bettgesellschaft" im Zusammenhang mit dem Riov zu verwenden, und ganz besonders dann nicht, wenn der Genannte noch beinahe in Hörweite war. Was Rabhan für Gedanken hegte! Nie im Leben hatte Giellun DAS gemeint... Sein Blick huschte zum Riov hinüber, dessen Laune sich seit heute morgen anscheinend um keinen Deut gebessert hatte und der so in sich gekehrt wirkte, als wäre er gar nicht wirklich anwesend. Sich als Riov eines Schiffes, das nie wieder fliegen würde, den Respekt seiner Mannschaft zu erhalten, war sicher keine leichte Aufgabe - aber so, wie Keras sich zur Zeit verhielt, funktio- nierte es jedenfalls nicht. 'Ich bin sein Erster Offizier', dachte Giellun plötzlich, 'vielleicht sollte ich in einem geeigneten Moment einmal mit ihm darüber sprechen.' Es war lange her, dass Giellun sich selbst zuletzt als 'Ersten Offizier' tituliert hatte. Aber ein Funke davon lebte offenbar noch irgendwo in ihm. "Nostalgie-Camping?" wiederholte er dann an Rabhan gewandt. "Eigentlich weniger, obwohl heute Jahrestag ist. Mir ist eben zu Hause dermaßen die Decke auf den Kopf gefallen... ich musste einfach raus, und zwar sofort. Da bin ich hierher geflohen." ............ Ende der Chronik ............ ------------------------------------------------------------------------