Chronik Nr.158 vom 17.09.2008 Ort der Handlungen : Auf dem Planeten ch'Athann / Kyrene und auf der ChR Drolae ChR Drolae Bordzeit: 24.12.2375 , 10:20 Uhr bis 10:40 Uhr >>> Der Ausflug <<< ------------------------------------------------------------------------ --- Sternzeit 52982,0 - 24.12.2375 , 10:20 Uhr --- ------------------------------------------------------------------------ ---[ Auf der ChR Drolae ]--- >> Shuttlerampe / Deck 4 << Nutala schleppte jede Menge Ausrüstung in ein Shuttle. In ermangeln eins anderen Bodenfahrzeuges, hatte sie sich dafür entschieden. Zwar machte ihr Laufen nichts aus, doch irgend wie war sie ja auch Faul. Also ein Shuttle. Zufrieden betrachtete sie die Unmengen an Säcke die sie zusammen gesammelt hatte, um die Beute einpacken zu können. Nutala öffnete die Shuttlerampe und aktivierte den Antrieb. Es gelang ihr zwar das Shuttle auf den Planetenboden zu fliegen, doch alle versuche an Höhe zu gewinnen scheiterten. Ihr Testflug um die Umgebung zu erkunden, konnte sie wohl vergessen. Also landete wieder im Hangar und wartete auf den Chef. Die Zeit nutzte sie um die Sensorenwerte nochmal zu prüfen. Doch etwas huschte am Ende der Rampe herum und ereckte ihre Aufmerksamkeit. Doch bevor sie genaues erkennen konnte, war der Schatten auch schon wieder verschwunden. Nutala hatte nur erkennen können, das es etwa so groß wie sie gewesen war und wie sei auf allen vieren gelaufen war. Nutala griff zu ihrem Gewehr und stieg aus dem Shuttle. Dabei entsicherte sie das Gewehr. >> Krankenstation / Deck 2 << Sovek hätte sein Kommunikator bemühen können, um Yaros seine Absichten mitzuteilen. Da er ohnehin eine Medi-Kit für die Außenmission von der Krankenstation benötigte und anschließend runter zum Ausstieg, war das kein Umweg. "Ich benötigte ein gutausgestattetes Medi-Kit," sagte Sovek gleich nach dem Betreten der Krankenstation. Statt einer Antwort wurde ihm gleich Sovek höchstpersönlich geliefert und Yaros starrte ihn für einen kurzen Moment irritiert an. Hatte er darum gebeten, daß der Techniker auf die Krankenstation kam? Höchstwahrscheinlich nicht. Er gewährte sich ein wenig Zeit, seine Arme vor der Brust zu verschränken und sich vor Sovek aufzubauen. "Wenn ich dann auch noch erfahren könnte, wozu das gebraucht wird? Hat sich das Kätzchen in den Finger geschnitten oder geht es hier um etwas Ernsthaftes? Und könnte Ihr Anliegen etwas mit dem zu tun haben, was Sie mir als Antwort auf meine Fragen von vor kaum einer siure schuldig geblieben sind? Kurz und gut: Was haben Sie vor und was ist seit der Landung passiert?" "Gar nichts ist passiert," gab Sovek eine kurze und knappe erste Antwort und grinste. "Das Medi-Kit wird Sie als Arzt bei der Außenerkundung ersetzten. Wir haben ein Hügel gefunden, das unser letzte Absturz verursacht haben könnte." Sovek hat noch nie präzise Antworten gegeben. "Nutala und ich wollen mal nur kucken. Aber nichts anfassen. Wenn es geht." Er sah Aidoann an. "Sie kann uns ja begleiten. Als Wachhund. Das wir ja nichts verkehrt machen." Zitternd erhob Aidoann sich und ging in Richtung Replikator, um den Tee zu ordern. Als Sovek jedoch so plötzlich den Raum betrat, hatte sie das Gefühl, gleich wieder ohnmächtig zu werden. Sie versuchte, sich auf den Tee zu konzentrieren. Yaros würde nicht zulassen, dass ihr oder auch Rhuissa etwas passierte. Daran wollte sie glauben. Als sie Soveks letzte Worte hörte, war es jedoch vorbei mit ihrer Beherrschung. Ihre Hände zitterten stärker. Klirrend fiel die Tasse mit dem heißen Tee auf den Boden. Dabei sah sie mit aufgerissenen Augen Yaros an... Praktischerweise hatte Yaros sich ja schon demonstrativ vor Sovek aufgebaut, so mußte er es jetzt nicht nachholen. In diesem Moment zerschellte die Tasse am Boden, so daß er er sich umdrehte. Aidoann stand dort und machte einen äußerst desolaten Eindruck. Er sparte sich die Nachfrage, was passiert war - ihre Reaktion paßte zu gut als Antwort auf Soveks letzten Satz und ihren Beschreibungen, die sie von der Brücke mitgebracht hatte. Er brauchte einen kurzen Moment, um seine Antwort zusammen zu sammeln - jedenfalls sollte diese selbst Sovek klarmachen, daß er nicht bereit war, Aidoann auf eine Außenmission mit derart vielen Fragezeichen zu schicken, die dieser Planet noch für sie hatte. "Mein lieber Sovek... Soweit ich weiß, stromern bereits Easgéan und Melvis draußen herum, die in meinen Augen die ungünstigste Kombination für ein Außenteam bilden, die ich mir vorstellen kann. Haben Sie nicht mitbekommen, daß die beiden ein... nun... jedenfalls machen sie nicht den Eindruck, dicke Freunde zu sein. Jetzt wollt ihr da draußen irgendwelche Hügel erobern und bisher habe ich noch nichts davon gehört, wie nah wir an möglichen Zivilisationen sind, welche Lebensformen konkret auf diesem Planeten existieren und ob wir nicht ohnehin alle mit eurer tollen Flugshow von unserem Kommen unterrichtet haben und bereits die halbe Bevölkerung auf dem Weg hierher ist. Und da wollt ihr Aidoann mitnehmen, die nicht mal ihre Koffer richtig ausgepackt hat, ohne jede Erfahrung mit Außenmissionen ist und das Schiff somit mir und Mirha überlassen, wobei ich mich ohnehin nicht vom Fleck bewegen werde, weil Rhuissa... es ihr noch nicht gut geht? Nein, mein Guter. Schick sie meinetwegen mit Mirha zur Brücke, damit sie das Schiff überwachen und im Notfall verteidigen können, aber raus geht sie mir nicht, solange ich nicht weiß, wie die Lage ist." Während Yaros seine 'Standpauke' an Sovek los wurde, verdrehte Sovek seine Augen. "Die Lage ist wie immer Hoffnungslos," erwiderte Sovek darauf. "Na gut. Aidoann bleibt hier und Mirha geht auf die Brücke. Nutala und ich werden uns beeilen und zurück sein, bevor einer der Einwohner dieses Planeten bemerkt das wir hier sind. Wir werden uns auch bemühen, keinen Unfug anzustellen." Wollte Sovek den Chefarzt beruhigen. "Bekomme ich jetzt das Medi-Kit?" Yaros' Blick schwankte kurz zwischen seinem Koffer und einem Schrank, in dem sich ein kleiner Vorrat Standard-Medikits befanden, hin und her. Dann allerdings ging er zu dem Schrank hinüber. Nicht, daß der Inhalt des Koffers nicht sinnvoll gewesen wäre, doch enthielt er eine Menge von Yaros' eigenen, speziellen Ergänzungen, die mit seinem Notfall-Ale begannen und bei aufklebbaren Pflastern aufhörten. Sovek würde - für den Fall, daß er etwas brauchte und einen Blick in den Koffer warf - eh nur alles durcheinander bringen und sich darüber beschweren, daß Yaros noch immer Urzeitinstrumente benutzte. "Hier", sagte er, als er zu Sovek zurückkam, "Melden Sie sich regelmäßig, berichten Sie vor allem über Aktivitäten da draußen, kontaktieren Sie uns bei Schwierigkeiten und haben Sie ein sauberes Taschentuch dabei?" Er grinste breit. Das hätte Yaros nicht fragen sollen. Sovek holte das graue Standard Militär-Taschentuch aus seiner Hosentasche hervor und zeigte es dem Arzt. "Na klar," lächtelte Sovek und seine Augen strahlten dabei. "Ich weiß, das ich eines ihrer uralt Verbände nicht benutze soll. Mein Taschentuch ist Keimfrei gewaschen worden." Er nahm den Medikoffer und trabte vergnügt damit zum Ausgang. "Bevor es Dunkel wird, sind wir wieder Zuhause... Papa." Machte sich Sovek über Yaros Fürsorge lustig. "Na dann.... viel Spaß und verhau mir die anderen Kinder nicht, Sohnemann.", grinste Yaros noch und entschied dann, daß es nun genug der "Fürsorge" war. Er wandte sich ab, automatisch glitt sein Blick über die Anzeigen über dem Biobett, über die nun wieder reglose Rhuissa. Noch immer keine Verbesserung... "Wie war das jetzt mit dem Tee, Kheinsa?" Sein Tonfall hatte beinahe etwas offizielles, doch seine noch immer heitere Mimik zeigte deutlich, wie wenig ernst es ihm war. Aidoann stand nur starr da und hörte sich an, was Yaros und Sovek miteinander redeten. Erst als klar wurde, dass sie Sovek nicht begleiten muss, wurde sie etwas lockerer und konnte sogar die Scherben vorsichtig einsammeln. Sie fühlte sich richtig erleichtert, als Sovek endlich raus war. Bei der Frage von Yaros hätte sie beinah die Scherben wieder fallen lassen. 'Mein Nervenkostüm ist auch nicht das beste', stellte sie ironisch fest. Sie warf die Scherben in den Müllschlucker (? oder wohin auch immer die ihren Krams werfen) und orderte vom Replikator mehrere große Papiertücher, um den Tee vom Boden zu wischen. "Sag mal, Du lachst doch nicht etwa über mich, oder?" fragte sie Yaros mit gespielt gerunzelter Stirn... Yaros schmunzelte und deutete auf die Tür der Krankenstation. "Da schicke ich Sovek zu einem Außeneinsatz, der nun absolut nicht dazu befähigt ist, in seiner Begleitung die Mieze, die draußen wahrscheinlich pausenlos damit beschäftigt ist, nicht ihren Instinkten nachzugehen und jedem Kleintierschatten nachjagen möchte und beide... nun ja... ich habe keine Ahnung, was sie verbindet, aber irgendetwas läuft da. Ich kann mir nicht vorstellen, daß die beiden einen Bericht über ihre Mission zusammenstellen können, der sich mit wichtigen Themen beschäftigt, aber dafür eine Auflistung von eßbaren Tieren und Rohstoffvorkommen. Jedenfalls... was für einen Grund hätte ich, ausgerechnet über Dich zu lachen?" Er ließ Aidoann mit ihren Tüchern hantieren - jetzt einen Reinigungsroboter zu aktivieren, wobei man nie so genau wußte, ob die kamen und auch wirklich das taten, was von ihnen verlangt worden war, war auf diesem Schiff ohnehin ein Glücksspiel. Stattdessen kümmerte er sich um neue Tassen und Tee und stellte alles auf dem Schreibtisch ab, damit er den Tee einschütten konnte. "Wäre die Riov wach, würde sie mich wahrscheinlich an den Ohren aufhängen, weil ich die beiden habe gehen lassen, nachdem schon Easgéan und Melvis sich dort draußen herumtreiben. Das Schiff nur noch bewacht von dem Mädchen aus der Sicherheit und Du... sei mir nicht böse, aber allein hältst Du auch keiner Invasion des Schiffes stand. Aber die beiden haben irgendetwas vor... jedenfalls ist es das erste Mal, daß Sovek an eine medizinische Versorgung denkt und nicht gleich mich mitschleifen will. Wenn nämlich Handlungsbedarf besteht, verläßt er sich darauf, daß ich den Verletzten behandle und beschwert sich dann hinterher, was ich alles falsch gemacht habe. Jetzt will er es allein tun. Ich hoffe nur, die beiden kommen heil zurück." "Stimmt. Ich dachte nur, dass es Dich amüsiert hat, dass ich in der Nähe von Sovek und Nutala Angstzustände bekomme. Ich weiß auch nicht, was in der letzten Zeit mit mir los ist. Vermutlich war alles ein wenig zuviel Stress und auch zuviel Neues auf einmal." Sie warf die Tücher in den Abfallverwerter und ging zum Tisch, um ihren Tee zu trinken. "Wie geht es eigentlich Rhuissa? Hat sie diese verrückten Aktionen unserer Bruchpiloten einigermaßen gut überstanden?" "Ich nehme an, ein gesundes Maß an Mißtrauen kann bei den beiden nicht schaden und sorgt dafür, in ihrer Nähe länger zu leben. Du wirst Dich daran gewöhnen." Er nahm einen hastigen Schluck aus einer Teetasse, stellte sie wieder auf ihren Platz und näherte sich dem Biobett, auf dem Rhuissa ruhte. Ihr kurzer Ausflug, der sie fast wieder zurück in ihr Bewußtsein geführt hatte, war vorbei. Wieder erfüllte tiefer Frieden ihre Züge, wieder einmal sah sie aus, als schlafe sie tief und fest. Für einen urzen Moment vergaß er Aidoanns Anwesenheit und er streckte seine Hand aus, um ihr eine Haarsträhne aus der Stirn zu streichen. Eine Geste, wie er sie von ihr kannte und liebte; die mit zu den vertrauten Gesten gehörte, die er nur mit Rhuissa verband. Was war es nur, das ihr die Rückkehr ins Leben unmöglich machte? Ihrem Körper fehlte nichts... es mußte etwas subtileres sein. Dann wurde er sich wieder der Gegenwart bewußt und sah plötzlich wieder auf. "Es geht ihr so gut, wie es die Umstände zulassen. Sie gehört nicht hierher, wo ich ihr nicht helfen kann. Sie gehört nach Hause, wo sich... wo sich andere Leute um sie kümmern können. Wirklich um sie kümmern können. Ich kann doch nur dafür sorgen, daß sie es warm und bequem hat." Seufzend wandte er sich ab und riß sich dann aus seinen trüben Gedanken. Sie brachten niemanden weiter. "Komm, trink einen Becher Tee mit mir. Was weiß ich über unsere derzeitige Situation...? Wir befinden uns auf einem Planeten, den wir aufsuchen mußten, weil das Schiff dringend repariert werden muß, was nicht im All geschehen konnte. Gelandet sind wir mehr oder weniger unfreiwillig nach einem sehr fragwürdigen Landungsmanöver. Die Scanner haben jede Menge Fauna und Spuren von Zivilisation aufgespürt. Die Existenz von intelligentem Leben ist bestätigt worden und - was noch viel wichtiger ist - einige Lebenszeichen sind den unseren sehr ähnlich, obwohl ich nicht weiß, was das bedeutet. Eas ist mit Melvis auf Erkundungstour, bisher nicht wieder aufgetaucht. Sovek und Nutala folgen ihren eigenen Vergnügen. Wie schätzt Du unsere Situation ein? Was sollten wir tun, was vermeiden? Wie würdest Du vorgehen?" >> Shuttlerampe / Deck 4 << "Wie weit bist du?" Fragte Sovek Nutala. Er blieb mitttem im Hangar stehen und fragte sich, was sie mit dem Gewehr wollte. "Ähm, habe ich was verpaßt? Haben wir einen Eindingling an Bord? Oder, habe ich was falsch gemacht? Wenn ja, dann mußt du nicht gleich zur Waffe greifen. Es könnte jemand verletzt werden. Ich habe keine Lust, den Inhalt des Medezinköfferchens von Yaros, an irgend jemanden auszuprobieren. Daran könnte jemand Sterben." Nutala gab Sovek ein Zeichen still zu sein und legte einen Finger auf ihre Lippen. Sie ging langsam zu ihm und lies dabei die Rampe nicht aus den Augen. Sie flüsterte zu ihm:"Ich währe soweit. Jedoch erreicht das Shuttle nicht mehr als 10 Meter Flughöhe. Warum auch immer. Wie wir je hier weg kommen sollen, ist mir ein Rätzel. Ich fürchte dieser Planet ist eine Falle. Und noch was, wir sind nicht alleine. Da draußen ist irgend etwas großes." Nutala lies den Fuß der Rampe und den Wald nicht aus den Augen. "Besorg dir lieber was zum Ballern, was richtig GROßes." "Und wir sollten die Tür hinter uns doch zumachen." Nutala schnüffelte in der Luft und zog den seltsamen Geruch ein. Da war irgend etwas großes, da draußen. Sovek zog erst sein Disruptor. Als Nutala sagte, er solle etwas Großes nehmen, sah er sich um, steckte sein Disruptor ein und griff zu ein großen Schraubenschlüssel. Er tippte Nutala auf die Schulter und fragte: "Geht das auch?" Ohne hinzusehen antwortete Nutala: "Sicher." "Kamm lass uns nachsehen, was das war. Bleib hinter mir, gib mir Rückendeckung." Nutala verließ sich auf Sovek und damit war sie verloren. Mutig schritt sie die Rampe wieder runter und sah sich dort um. Gierig zog sie die Luft ein und schnüffelte. >> Draußen vor der Drolae << "Geh ruhig vor," stimmte Sovek ihr bereitwillig zu und folgte ihr mit einen großen Abstand. Mit jedem Schritt sah er sich nach einer guten Deckung um und auch was hinter ihm so raschelte. "Du bist dir sicher, das, das was du... ähm... vor dir ist und nicht hinter mir ist?" "Man Sovek, du hast das Schiff im Rücken und das Monster vor dir." "Aber sieh nur diese Spuren ..." Nutala deutet auf den Boden, wo das geübte Auge durchaus was erkennen könnte. Der kleine Mann sah noch mal nervös zurück, kam dann Nutala näher. Er sah auf den Boden und wiederholte eigentlich nur Nutalas Worte: "Hast du schon diese Spuren gesehen? Die gehören bestimmt zu einen großen Monster. Ich werde doch besser meinen Disruptor nehmen." Sovek warf den großen Schraubenschlüssel weg und zog seine Waffe. "Keine Panik, Nutala. Ich beschütze dich. Ist das Monster in der Nähe? Riechst du ihn schon?" "Nein, ich riche nur dich. Deine Angst blockiert meine Sicht. Aber es kann nicht weit sein. Es belauert uns bestimmt und wartet das wir einen Fehler machen. Es wird dich töten, wenn du nicht aufpasst oder schneller bist als es. Ja, es wird dich töten." "Aber egal, vergessen wir es." "Das Shuttle ist startbereit, wann brechen wir auf?" Etwas huste durchs Unterholz. Sovek zuckte zusammen und sein Disruptor ging los. *Zisch* machte es und der Strahl traf ein kleinen Baumstamm, der Förmlich in zwei hälften geteilt wurde. "Ich bin für jetzt," beantwortete Sovek die Frage von Nutala. Sovek führte den letzten Satz als Selbstgespräch. Nutala erschrak sich so, dass sie regelrecht ins Schiff zurück teleportierte. >> Shuttle << Es wurde still. Es wurde verdammt still um ihm. Sovek sah um sich. Keine Nutala. Er war alleine. Das kann nicht so nicht sein und alles was nicht sein kann, muß man ändern. Sovek rannte was das Zeug hielte zurück in die Drolae und gleich ins startbereite Shuttle. "Tür zu und ab geht es," befahl er Nutala. "Was auch immer das war. Wir suchen es mit dem Shuttle." "Ok" und Nutala flog los. Nach dem sie die Rampe verlassen hatte, schloss sie die Rampe der Drolae. "So, nicht das wir ungebetene Besucher bekommen. Leider kann ich nichts mit den Scannern finden. Irgend etwas stört sie, aber wir können den Schatz suchen! Na, sollen wir aufbrechen, nur wir beide. Ohne einen weiteren Zeugen, der am Schatz beteiligt werden will?" "Die wissen garnicht, welch ein Abenteuer sie verpassen werden," sagte Sovek und versuchte den Scanner irgendwie dazu zubringen, Daten auszuspucken. "Das Ding will einfach nicht. Also müssen wir uns auf unsere Erfahrung und Instinkte verlassen. Auf zu neuen Ufern." "Äh Sovek, sollte eigentlich nicht die Neue mit?" Nutala aktivierte den Antrieb und brachte das Shuttle zum schweben. "Yaros, will sie keiner Gefahr aussetzen," antwortete Sovek und wunderte sich das der Antrieb des Shuttles funktionierte. Warum nicht auch bei der Drolae? Er dachte nicht weiter darüber nach. Das gab eh nur Kopfschmerzen. "Also, wir fliegen jetzt direkt zum Erdhügel und landen direkt davor. Wir suchen nach einen Eingang, das nicht vom Kraftfeld geschützt ist. Gehen dann hinein und suchen den Schatz. Klinkt doch einfach. Wo soll da eine Gefahr sein? Lächerlich." "Klingt gut für mich." Nutala aktivierte den Antrieb und flog los. "Äh, jetzt haben wir unser Opfer vergessen." Die Landschaft flog unter dem Shuttle dahin. ------------------------------------------------------------------------ ---[ Auf dem Planeten ch'Athann ]--- >> Wohnhaus von Keras << > "Wie wär's, wenn wir uns ein nettes kleines Restaurant suchen und eine > Kleinigkeit essen gehen, hm? Einfach... zum Anlaß diese > s Abends. Hier werde ich wohl nicht mehr allzu viel verpassen können." "Ich hab keinen Hunger." Livna wusste, dass sie im Restaurant keinen Bissen runterkriegen und nur die ganze Zeit auf ihem Teller herumstochern würde. "Aber wenn du gehst, komm ich mit. Ich hab Kopfweh. Vielleicht sollte ich mal eine Runde an der frischen Luft drehen..." "Ausgezeichnete Idee." Rabhan lächelte. Er war sich nicht sicher, ob mit Livna alles in Ordnung war. Sie wirkte irgendwie... abwesend. "Nimmst Du Deinen alten Herrn mit oder willst Du allein gehen?" Faolchu stockte und begriff erst einmal garnichts. Dann begriff er: 'es ist Livna peinlich, mit mir zusammen das Haus zu verlassen.' Augenblicklich stand er wieder mit beiden Beinen auf dem Boden. Sein Hochgefühl war verflogen. Er machte dann noch eine Verbeugung vor ihr und ging zu Keras, um sich zu verabschieden. Was sollte er sich noch länger hier herumquälen. Besser, er ging noch in eine Bar und trank wieder - dann würde es ihm vielleicht wieder besser gehen. Faolchu ging zu Keras hinüber und sagte kurz angebunden: "Sorry, alter Knabe, aber ich muss weg. Dringende Geschäfte, Du verstehst?" Er versuchte ein Grinsen. "Bis demnächst, ich melde mich." Er schlug ihm kurz auf die Schulter, wartete eine Antwort jedoch garnicht erst ab. Er drehte sich um und wollte gerade den Raum verlassen, als Rabhan und Livna zwischen dem Ausgang und ihm auftauchten. Er stockte kurz und sagte: "Bis spätestens nächstes Jahr, Rabhan und vielen Dank, dass Du mir Deine hübsche und intelligente kleine Tochter für ein gutes Gespräch überlassen hast." Er machte zudem noch eine Verbeugung vor Livna. Sehr höflich und steif kam das rüber - das fiel sogar ihm selber auf. Ändern konnte er es nicht, dafür war er zu sehr verletzt. Und wieder schalt er sich albern... Als sie ihn kommen sah, dachte Livna einen Moment lang, Faolchu würde einfach zur Tür hinausrauschen, aber dann blieb er doch stehen, und ihr Herz schlug schneller. Sie hatte noch eine Chance! Jetzt bloß nichts Falsches sagen! Das Dumme war nur, vor lauter Nervosität fiel ihr überhaupt nichts ein... Die Sekunden verstrichen, Livna sah ihre Felle - nein, Faolchus Fell! - buchstäblich davonschwimmen und konnte nur zuhören, wie er sich von ihrem Vater verabschiedete. Hübsch und intelligent... wow. Das hörte sich ja echt gut an. Auch wenn das 'intelligent' bei ihr gerade vorübergehend deaktiviert war... Aber dann nahm Faolchus Satz eine Kurve, die ihr überhaupt nicht gefiel. Dachte er denn, sie hätte nur deshalb mit ihm geplaudert, weil Rabhan sie netterweise dafür an ihn ausgeliehen hatte? Dass sie sich für Gespräche an jeden Depp ausleihen und danach wieder zurückgeben ließ? Der hatte sie ja nicht mehr alle... War das vielleicht seine Art, ihr zu sagen, dass sie hübsch, intelligent und außerdem ein doofes kleines Papakind war, das für jeden Mist um Erlaubnis fragen musste? Daran, dass sie auf einmal so wütend wurde, merkte Livna, dass da vielleicht eine winzige Kleinigkeit dran sein könnte... "Es hat mich sehr gefreut, Sie kennenzulernen", antwortete sie genauso steif und förmlich wie Faolchu. An ihren Vater gewandt fügte sie hinzu: "Ich glaube, ich wäre jetzt lieber ein Weilchen allein." Mist. Sie klang wirklich wie ein Papakind... Aber wenigstens kein richtig extremes? Oder etwa doch? Rabhan musterte Faolchu skeptisch. Er wirkte nun wirklich nicht, als hätte er das Gespräch mit seiner hübschen und intelligenten Gesprächspartnerin genossen. War etwas zwischen ihnen vorgefallen? Viel konnte es nicht gewesen sein, schließlich hatte Eabhan seine Tochter die ganze Zeit im Auge gehabt. Eine Bemerkung, ein falscher Kommentar...? Nun, er würde ihnen die Nachfrage ersparen, vielleicht teilte sich einer von beiden bei Gelegenheit mit. Er lächelte Faolchu an. "Gern auch vorher, meine Tür ist für alte Freunde immer offen. Und wer weiß, ob ich nächstes Jahr noch herkomme? Der Riov ist ja kaum noch zu ertragen mit seinen Nostalgie-Anfällen. Da Livna noch etwas vorhat, zu dem sie einen alten Mann wie mich nicht brauchen kann, werde ich mich wohl auch auf den Weg machen. Ich halte unerklärbare Fehlfunktionen derzeit für spannender als dies hier." Mit einer flüchtigen Geste deutete er hinter sich Richtung Wohnraum. Er konnte die Gewitterwolken förmlich sehen, die sich über Livnas Kopf zusammenbrauten. 'Was hatte er denn JETZT schon wieder falsches gesagt?' Diese Frau machte ihn wirklich wahnsinnig. Er sollte sie schnellstens vergessen. Andererseits freute er sich über die Quasi-Einladung von Rabhan, denn den hatte er immer recht gern gemocht. "Ja, der Riov... ich mache mir langsam Sorgen um ihn. Wir sehen uns leider nur noch recht selten. Irgendwie kommt es mir so vor, als würde er in einer anderen Welt leben und ich weiß nicht, wie ich ihn da wieder herausreißen soll." Er sah nachdenklich zu Keras hinüber, gab sich aber dann gedanklich einen Ruck und wandte sich wieder Rabhan zu. "Wiedersehen sollten wir uns schon in nächster Zeit. Zumindest denke ich, dass wir uns bei der Tanzdarbietung von Livna sehen werden, oder irre ich mich?" Sehnsüchtig sah er Livna hinterher, die auf Yetan zuging... Noch während Faolchu und ihr Vater Nettigkeiten unter alten Freunden austauschten, gelangte Livna zu einem folgenschweren Entschluss. An diesem Tag und in dieser Minute würde ihr Leben sich ändern. SIE würde ihr Leben ändern. Von diesem Moment an würde sie kein Papakind mehr sein. Es wurde auch Zeit. Schließlich war sie beinahe erwachsen. Im Sommer hätte sie ihren Schulabschluss in der Tasche und würde in die große weite Welt hinaus ziehen. Es war IHR Leben, und von jetzt an würde sie die wichtigen Entscheidungen selber treffen. Das hieß ja nicht, dass sie ihren Vater nicht mehr liebte. Sie liebte ihn immer noch heiß und innig. Aber von heute an würde sie nur noch das tun, was SIE für richtig hielt. Es war ein erhebendes Gefühl. Livna spürte, wie ihr Körper sich straffte. Es war, als wäre sie zehn Zentimeter gewachsen. Und die erste Ent- scheidung, die sie jetzt treffen würde, war, wie ihr Abgang von dieser jämmerlichen Party auszusehen hatte. Nur ein beleidigtes Papakind würde sich einfach umdrehen, rausgehen und die Tür hinter sich zuknallen. Die neue Livna nahm noch ein letztes Mal alle Anwesenden in Augenschein und entschied dann folgendes: Der Riov war ein blöder Arsch. Er verdiente keinen Abschied, und wenn er tausendmal der Riov war. Das gleiche galt für Faolchu, nach dem, was er gerade über das "deine Tochter überlassen" gesagt hatte. Der blasse Typ, der vorhin auf der Couch gesessen hatte, hatte ihr nichts getan. Von ihm hätte sie sich der Höflichkeit halber verab- schiedet, aber der war ja gar nicht mehr da. Blieb noch die ältere Dame, Yetan. Livna hatte keine Gelegenheit gehabt, sich mit ihr zu unterhalten, aber sie hatte nett und sympathisch gewirkt, und deshalb ging Livna jetzt zu ihr hinüber. Sehr aufrecht blieb sie vor ihr stehen, und als sie diesmal lächelte, lagen die Kraft der Ehrlichkeit und des eigenen Entschlusses darin. "Ich wollte mich von Ihnen verabschieden, bevor ich nach Hause gehe." Yetan lächelte. "Ach, das trifft sich gut, ich wollte auch gerade gehen. Vielleicht haben wir ja einen ähnlichen Weg? Du siehst ein wenig unzufrieden aus... Vielleicht kann ich dich aufheitern." Livna war perplex. Sie hatte sich geradezu erhaben gefühlt und keine Ahnung gehabt, dass man ihr ihre Grundstimmung immer noch so deutlich anmerken konnte. Aber Yetan hatte natürlich recht... Womit Yetan sie aufheitern wollte, konnte Livna sich allerdings nicht vorstellen. Es war eine Sache zwischen ihr und Faolchu, was konnte Yetan da schon machen? Vielleicht wollte sie einfach nur nett sein. Aber sie klang auch irgendwie zuversichtlich. Ich werd's herausfinden, beschloss Livna. "Wir wohnen im Kneipenviertel, aber ich wollte sowieso noch ein bisschen spazierengehen. Ich komme gern ein Stück mit, egal in welche Richtung." "Ins Kneipenviertel muss ich auch noch, ich arbeite dort, aber vorher muss ich noch woanders hin. Interessierst du dich für die Wissenschaft?" Schon wieder fühlte sich Livna irgendwie ertappt. "Na ja", meinte sie verlegen, "in letzter Zeit habe ich mich eher auf das Tanzen konzentriert... Erzählen Sie's meinem Vater nicht, aber wenn mein Banknachbar nicht so ein Streber wäre, hätte ich dieses Jahr bestimmt schon ein paar Prüfungen in den Naturwissenschaften versiebt. Eigentlich müsste ich mich auf den Hintern setzen und für die Abschluss- prüfung lernen. Aber in drei Wochen habe ich meinen ersten wichtigen Auftritt mit der Tanzschule. Bis das vorbei ist, werd ich mich noch irgendwie durchmogeln... danach mach ich Ernst..." >> Wettbüro << > Mit einem Aufschrei ging der Athaser zu Boden, der Stuhl krachte auf ihn, und > Giellun hinterher. Doch da war Karra schon herangekommen und entwand dem > Kerl, der sich wimmernd am Boden krümmte, das blutverschmierte Messer. Die beiden anderen Athaser wurden von der aufgebrachten Menge überwältigt. Der Widerstand, den sie leisteten, war kaum der Rede wert. Ihre Blicke hingen bestürzt an ihrem Anführer, der sich jetzt stöhnend auf dem Boden hin und her wälzte, denn Giellun war inzwischen von ihm heruntergestiegen und hatte sich ebenfalls wieder aufgerappelt. "Okay, Leute, das reicht jetzt!" hörte er Daun Karra brüllen. "Ich habe sein Messer!" Karra hielt es hoch und zeigte es in die Runde, damit jeder sehen konnte, dass der Athaser es nicht mehr hatte. "Und jetzt ist Schluss! Alle gehen zurück auf ihre Plätze, habt ihr gehört!" Ein gurgelndes Geräusch von dem Opfer der Messerattacke versetzte Giellun wieder in Alarm. Der Kyreniker lebte noch, aber der Blutfleck auf seinem Hemd wurde rasch größer, und die röchelnden Laute, die er beim Atmen machte, verhießen nichts Gutes. Wenn er noch eine Chance haben sollte, musste es schnell gehen. "Hilf ihm", sagte Giellun knapp zu dem Typen, der vorher neben dem Opfer am Tisch gesessen hatte. Er selber schob sich durch die Menge und hechtete in Richtung des Wettschalters, um von dort den Rettungsdienst zu rufen. Die Nummer der Polizei wählte er gleich hinterher. Immerhin war das hier versuchter Totschlag, wenn nicht sogar Mord. Bis Giellun die beiden Telefonate erledigt hatte, war es Daun Karra irgendwie gelungen, die Meute wieder zur Vernunft zu bringen und einigermaßen zu beruhigen. Überall wurde lautstark gemurmelt und diskutiert, aber die meisten Besucher waren auf ihre Plätze zurückgekehrt und beobachteten die Geschehnisse von dort aus. Das Opfer röchelte immer noch, aber seine Lippen verfärbten sich schon. Der verletzte Kyreniker machte einen Versuch, den Oberkörper aufzurichten und etwas zu sagen, aber als er den Mund öffnete, kam nur schaumiges Blut und keine Worte heraus, und sein Freund drückte ihn sanft, aber bestimmt wieder auf den Boden. Die beiden Athaser hatten ihren Kumpan, den Messerstecher, auf den Stuhl gehievt, wo er breitbeinig saß, das Gesicht in sich gekehrt und immer noch schmerzverzerrt. Dass Giellun die Polizei gerufen hatte, schien die drei kaum zu interessieren. "Das wirst du büßen, du blödes A****loch", rief einer der beiden Spieß- gesellen des Messerstechers Giellun zu, als er an den Tatort zurückkehrte, aber er zeigte dabei auf seinen Anführer und nicht auf das Kom. Giellun sah ihn nur an und gab keine Antwort. Warum dauerte es so lange, bis der verfluchte Krankenwagen kam? Objektiv gesehen verging gar nicht besonders viel Zeit, bis sich draußen schließlich eine Sirene näherte. Aber der Kyreniker lag im Sterben. Sein Gesicht wurde von Minute zu Minute fahler, und als vor der Tür endlich die Bremsen quietschten, waren die röchelnden Laute verstummt. Der Notarzt entpuppte sich als bildhübsche athasische Notärztin mit zwei Sanitätern im Gefolge. Die Besucher des Wettbüros, fast ausschließlich Männer, wichen ebenso beflissen wie bewundernd zur Seite, als sie den Raum betrat und sich rasch umsah. Der Anblick des Athasers auf seinem Stuhl schien ihr etwas zu sagen. Eine Mischung aus Wiedererkennen und Erbitterung huschte über ihr Gesicht, und sie sah verdammt noch mal so aus, als läge ihr ein Kommentar auf der Zunge. Aber im Moment hatte sie eindeutig Wichtigeres zu tun, also störte Giellun sie nicht, als sie sich mit einem Schnauben ab- und dem leblos daliegenden Kyreniker zuwandte. Aller Augen waren auf die Wiederbelebungsversuche des Rettungsteams gerichtet, als die Polizei schließlich vorfuhr. Die drei Athaser waren die ganze Zeit über geblieben, wo sie waren, und regten sich auch jetzt nicht weiter auf, als die Beamten mit ihren Dienstwaffen und Schlagstöcken in den Raum drängten. Im Gegensatz dazu regten sich die Polizisten erstaun- lich schnell ab, als sie sahen, wer da zwischen seinen zwei Kumpanen auf diesem Stuhl saß. Als Giellun auf den Einsatzleiter zuging, um sich vorzu- stellen und zu berichten, was im Wettbüro passiert war, hatten die Mitglieder des Trupps ihre Schlagstöcke schon wieder gesenkt, und der Einsatzeifer auf ihren Gesichtern war so etwas wie genervter Langeweile gewichen. Die Bullen waren natürlich allesamt ebenfalls Athaser. Giellun ging auf, dass er es sich in seinem kleinen kyrenischen Ghetto in letzter Zeit wohl etwas zu gemütlich gemacht hatte. Was den Messerstecher betraf, hatte er jedenfalls etwas verpasst, was alle Athaser hier im Raum zu wissen schienen. So etwas würde ihm nicht nochmal passieren, nahm er sich vor. Der Einsatzleiter hörte sich Gielluns Bericht mit unbewegter Miene an. Dann ging er zu dem Messerstecher hinüber und blieb einen Meter vom Stuhl entfernt stehen. "Na, böser Bernat", sagte er mit einem süffisanten Grinsen, "was hast du denn heute wieder angestellt?" Der Messerstecher namens Bernat gab sich einen Ruck, schob seine Beine zusammen und stand auf. "Ich bin nur hergekommen, um mir in Ruhe den Boxkampf anzuschauen, Herr Kommisar. In Ruhe, klar? Arden Kvan hat dem ollen Biluni die Fresse poliert. Schicksal, oder? Kann ich doch nix dafür, wenn der blöde Wichser das nicht verkraftet, oder?" Er machte eine Handbewegung in Richtung des Kyrenikers. "Er ist auf mich losgegangen, ich hab mich verteidigt. Kann sein, dass mir vielleicht ein bisschen die Hand ausgerutscht ist..." "Ah so." Der Einsatzleiter ließ Bernat stehen und machte ein paar Schritte auf das Opfer und das Rettungsteam zu. "Der Mann ist wohl nicht vernehmungsfähig?" sagte er zu der Notärztin, aber es war eine Feststellung und keine Frage. Die Ärztin hob den Kopf und antwortete spitz: "Es ist schlimmer. Er wird nie wieder etwas sagen. Sein linker Lungenflügel wurde durchstochen. Der Mann ist tot." Der Einsatzleiter nickte und kehrte zu Bernat und seinen Freunden zurück. Er winkte einen seiner Männer heran. Das süffisante Grinsen war weg. "Deine Hände, Bernat", sagte er nur. Bernat, der so etwas gewohnt zu sein schien, ließ sich ohne Protest die Handschellen anlegen. Er reckte das Kinn vor und stand wieder breitbeinig da, aber Giellun hatte den Verdacht, dass seine selbstsichere Pose eher dazu diente, die Schmerzen im Schritt zu kaschieren. Bernats schauspielerisches Talent war nicht besonders groß, und zum ersten Mal überhaupt an diesem Nachmittag lag Besorgnis in seinem Blick. "Dann wollen wir doch mal hören, was all die anderen Leute dazu sagen, nicht wahr, Bernat?" sagte der Einsatzleiter und bat alle Zeugen des Vorfalls, sich zu melden. Es waren viele. Im Nu waren die Beamten von Besuchern des Wettbüros umringt. Giellun, der seine Version der Ereignisse bereits berichtet hatte, sah seine Chance gekommen, endlich mit der Notärztin zu reden, und ging auf sie zu. "Wer ist dieser Bernat?" fragte er sie geradeheraus. Giellun hatte nicht laut gesprochen, bemerkte aber trotzdem, wie die umstehenden Kyreniker die Ohren spitzten. Die Ärztin schaute ihn an. Sie hatte ein hübsches, ausdrucksvolles Gesicht, das einen leicht spöttischen Zug annahm, als sie ihm antwortete: "Das ist Bernat Cartharius. Den Namen Cartharius haben Sie aber schon mal gehört, oder?" "Ja, klar." Giellun nickte. Semran Cartharius war ein Name aus dem Wirtschaftsteil der Nachrichten. Er war leitender Manager des größten Energieversorgungskonzerns auf dem Kontinent. Ein nicht besonders spektakulärer, aber wichtiger Posten auf einer Welt, wo die Lichter niemals ausgingen. "Ist das der Sohn von Semran Cartharius?" fragte Giellun die Ärztin. Sie nickte und seufzte. "Sein einziger Sohn, um genau zu sein. Der gründlich missratene Sohn eines schwerreichen Vaters, der ihn bedingungslos liebt. Es gab einmal einen älteren Bruder. Der ist vor Jahren bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen. Jetzt ist Bernat alles, was der alte Cartharius noch hat, und wie man sieht, tut dem Jungen das gar nicht gut." Gielluns nächste Frage drängte sich geradezu auf: "Verraten Sie mir auch, woher Sie die Familie Cartharius kennen?" Die Ärztin konnte ein verschmitztes Lächeln nicht unterdrücken, aber sie wurde auch ein kleines bisschen grün dabei. "Bernats Eskapaden würden reichen, um drei Klatschblätter über Wasser zu halten. Er ist dümmer als Brot, dafür mit Streitlust gesegnet. Und ich lese für mein Leben gern Klatschmagazine", gestand sie. Jetzt musste auch Giellun schmunzeln, aber die Ärztin bemerkte es nicht. Ihr Blick war wieder zu Bernats Opfer hinuntergeglitten und ruhte ein paar Sekunden auf dem erstochenen Kyreniker. Als sie den Kopf wieder hob, klang ihre Stimme bitter. "Es gibt kaum einen Blödsinn, den der junge Cartharius noch nicht angezettelt hat, Raubüberfälle und Messersteche- reien mit eingeschlossen. Wenn das mein Sohn wäre, würde er längst im Gefängnis sitzen, aber sein stinkreicher Herr Papa haut ihn jedes- mal wieder heraus. Eine Schande für unsere Polizei und Justiz ist das", fügte sie leise hinzu und warf rasch einen Blick über die Schulter, ob auch niemand von den Einsatzkräften ihre letzte Bemerkung gehört hatte. Die Luft war rein, die Beamten waren immer noch mit ihren Befragungen beschäftigt, und inzwischen standen so viele Wettbüro- besucher um Giellun und die Ärztin herum, dass sie von einem Sichtschutz aus Leibern umgeben waren. "Aber so weit ich weiß, hat er noch nie jemanden umgebracht", fuhr die Ärztin fort. "Ich bin gespannt, ob der alte Cartharius DAS wieder hinbekommt..." Unvermittelt brach die Ärztin ab. Einen Moment war es still, bis einer der umstehenden Kyreniker zynisch das aussprach, was Giellun nicht wagte, aber alle dachten: "Wenn es bloß ein Kyreniker war..." Eine Viertelstunde später war der Kyreniker im Rettungswagen unter- wegs in die Leichenhalle. Die Polizeibeamten hatten seine Leiche und das Wettbüro durchsucht. Er hatte keine Waffe gehabt. Bernat Cartharius und seine beiden Freunde hatten sie mitgenommen. Die Bildschirme im Wettbüro flimmerten vor sich hin, aber niemand achtete auf sie, und Daun Karra hatte den Ton abgestellt. Bernat Cartharius war das Gesprächs- thema der Stunde, und ob es wohl möglich oder sogar wahrscheinlich war, dass er mit einem Mord an einem Kyreniker durchkommen würde. Nach einer Weile drehten die Argumente sich im Kreis. Giellun sah verstohlen auf die Uhr. Der Nachmittag war schon weit vorangeschritten; wenn er vor seinem Treffen mit den Bauteilhändlern noch zu Caileac in die Praxis wollte, musste er jetzt los. Ein wenig widerstrebend verabschiedete er sich von Karra und den Gästen und machte sich auf die Socken. Zwanzig Minuten später stand er am Eingang zur Praxis und drückte auf die Klingel. >> Ceileac's Praxis << Ceileac zuckte zusammen, seine Gedanken rasten. Er überschlug kurz wie wahrscheinlich es war, daß seine neuen 'Freunde' einfach an der Tür klingelten... ...und kam zu dem Ergebnis, daß es durchaus sein konnte... wenn sie etwas von ihm wollten und sich den Anschein gaben Patienten zu sein... Er war schon aufgesprungen um zur Tür zu laufen, doch dann nahm er wieder Platz. Würde er tatsächlich Patienten erwarten würde er sie hinter seinem Schreibtisch sitzend empfangen und die Tür von dort aus automatisch öffnen lassen, auserdem war hier seine Waffe... Andererseits erwartete er nciht mehr viele Patienten, und jene, die einen festen Termin bei ihm hatten öffnete er meist persönlich. Er fluchte leise, und stand dann auf, unbewaffnet und deshalb etwas nervös. Die Schmerzmittel begannen jedoch bereits zu wirken und so gelang es ihn absolut normalen Schrittes zur Tür zu eilen, um sie dann zu öffnen. Daß er Giellun sah erstaunte ihn etwas, und die Erleichterung war ihn anzumerken. "Du bist es... komm herein. Was kann ich für dich tun?" Und noch während er sprach begann er bereits sich Erklärungen zurecht zu legen... Dass er das Wartezimmer still und verlassen vorfand, als Caileac ihm die Tür öffnete, war nichts Unübliches für Giellun. Es kam allerdings nicht oft vor, dass der Doktor sich selbst die Mühe machte - wozu gab es schließlich Türsummer? Aber das war es auch nicht, was Giellun irritierte. Im ersten Moment dachte er, dass Caileac wohl gerade ausgehen wollte - jedenfalls hatte der Arzt sich entsprechend feingemacht. Aufgebretzelt konnte man es nicht gerade nennen, aber er trug frische, saubere Kleidung, eindeutig frei von den Knitterspuren eines langen Arbeitstages, außerdem einen extravaganten, schicken Schal. Aber das konnte nicht sein. Caileac wirkte froh, ja geradezu erleichtert, ihn zu sehen - und dazu hätte er keinen Grund, wenn Giellun ihn auf dem Weg zu einer Verabredung aufgehalten hätte. So heiser wie seine Stimme klang, als er Giellun begrüßte, gehörte Caileac jedenfalls eher ins Bett als auf die Arbeit. Doch was das betraf, hielt Giellun lieber den Mund. Er würde sich ja doch bloß zum Horst machen, wenn er versuchte, dem ehemaligen Bordarzt mit irgendwelchen Hausmittelchen zu kommen. Aber seit wann ging ein Arzt eigentlich zur Arbeit, wenn er krank war? Das führte doch jegliche Sorge um die Gesundheit seiner Patienten ad absurdum... Kurzum, Giellun konnte sich keinen Reim darauf machen, was Caileac eigentlich hier gerade tat, getan hatte oder im Begriff war zu tun, bevor er in der Praxis angekommen war. "Nur das übliche", antwortete er ihm, als er der Aufforderung Folge leistete und die Praxis betrat. "Ich war heute zum Jahrestagstreffen beim Riov und habe dort eine Nase zu viel von Faolchu inhaliert..." Das stimmte zwar, aber es war jetzt schon einige Stunden her, und eigentlich hatte sich Gielluns Nase längst wieder beruhigt. Und das merkte er jetzt, als die Tür sich hinter ihm wieder geschlossen hatte und er in der Praxis stand. Denn er roch etwas. Es roch nach Hygiene, wie es sich für eine Arztpraxis gehörte - aber der Duft war nicht scharf wie die meisten Desinfektionsmittel, sondern mild, sogar angenehm. Parkettpolitur, erkannte Giellun überrascht. Caileac stand hier, mit Grippe und in Ausgehklamotten, und wienerte die Dielen?!? Ceileac lächelte, höflich, freundlich, interessiert. Er musterte Giellun, und ihm entging nicht, daß dieser ein wenig mitgenommen aussah. Dagegen war von einer allergischem Asthma nichts zu hören, kein Niesen, auch kein Pfeifen oder Rasseln der Lunge... Einen fremden Patienten hätte Ceileac vielleicht darauf angesprochen... Zumindest früher noch. Mittlerweile verschrieb er wenn er einen guten Tag hatte auch einem Süchtigen Hustenmittel, damit dieser wenigstens nichts Selbstgebasteltes spritzte... Aber Giellun war weit davon entfernt zu dieser Art Klientel zu gehören. Er war ein alter Kollege und vielleicht das was einem Freund noch am nächsten kam. "Deine Tierhaarallergie? Hm... Willst du einen Allergenblocker oder nur etwas gegen die Symptome?" Giellun musste nicht lange überlegen. "Allergenblocker klingt gut." Ein Übel musste man möglichst an der Wurzel packen, war seine Devise. Und es würden schon noch Zeiten kommen, in denen er für das verschriebene Medikament Verwendung finden würde. "Yetan lässt dich übrigens grüßen", sagte er augenzwinkernd, "sie findet, du machst dich rar. Aber da bist du in guter Gesellschaft. So wenige wie dieses Jahr sind wir noch nie gewesen." "Yetan? ...Ach, wie geht es ihr denn?" Für Bruchteile eines Augenblicks versank er in die Erinnerung an ihr Etablissement und an einen ganz bestimmten Abend. Dann lächelte er. "Ich hatte immer das Gefühl, sie steckt es am leichtesten von uns allen weg, daß wir hier bleiben... Aber sie kommt wohl immer noch zu den Treffen? Und Keras ging mir früher schon gehörig auf die Nerven." Während er sprach suchte er bereits das Medikament heraus. Erst im zweiten Schrank der drei abgeschlossenen Panzerschränke fand er es schliesslich. "Hier... Ich geb dir noch ein paar Spritzen mit... In Tablettenform habe ich sie leider nicht mehr. Einfach bei Bedarf eine eine Halbe Füllung ins Fettgewebe, das hält dann einige Stunden an, eventuell sogar den ganzen Tag. Aber mehr als eine Injektion pro Tag solltest du dir nicht setzen." Er gab Giellun das Fläschchen und eine Packung Einmalspritzen. "Oh." Giellun nahm das Fläschchen und die Spritzen entgegen und hielt sie ziemlich betreten in der Hand. "Es ist gut vierzig Jahre her, seit ich den medizinischen Basiskurs auf der Galae-Akademie gemacht habe... Meinst du, das reicht, um das hier" - er bewegte leicht die Hand - "nicht zu verpfuschen?" ............ Ende der Chronik ............ ------------------------------------------------------------------------