Chronik Nr.157 vom 09.07.2008 Ort der Handlungen : Auf dem Planeten ch'Athann / Kyrene und auf der ChR Drolae ChR Drolae Bordzeit: 24.12.2375 , 10:00 Uhr bis 10:20 Uhr >>> Flugversuch <<< ------------------------------------------------------------------------ --- Sternzeit 52982,0 - 24.12.2375 , 10:00 Uhr --- ------------------------------------------------------------------------ ---[ Auf der ChR Drolae ]--- >> Krankenstation / Deck 2 << Zuerst beobachtete Aidoann ebenso interessiert wie Yaros die Instrumente und wartete auf eine weitere Verbesserung von Rhuissas Zustand. Jetzt fühlte sie sich aber langsam unwohl - kam sich vor wie ein Spanner, der ein Liebesdrama beobachtet. 'Zeit zu gehen', dachte sie. 'Bisher ist Yaros ja auch ohne mich klar gekommen und im Notfall kann er ja einen Com-Ruf starten.' Sie zog sich leise zurück und verließ die Krankenstation. Nun war der Gedanke an Easgéan wieder da. Da sie nicht wusste, wo sie ihn finden kann, wollte sie es zuerst auf der Brücke versuchen. Da konnte sie dann auch sicher gleich nähere Informationen über den Planeten und die nächsten Pläne bekommen. Mit diesen Gedanken stieg sie in den Turbolift. > "Yaros", kam es leise aber klar verständlich über ihre Lippen. Muskeln > die sich kaum bewegten und doch dieses eine Wort formten. Der neue Planet mit seiner Zivilisation, die Drolae, die Krankenstation, Aidoann... all dies, alles was sich um ihn befand, war verschwunden aus seiner Wahrnehmung mit diesem einen Wort. Was interessierte Yaros denn noch anderes, jetzt, wo doch Rhuissa allmählich wieder zum Leben erwachte? Sie atmete, sie bewegte sich, sie sprach! Und sie erkannte ihn? Hoffte sie, daß er es war? Oder kombinierte sie nur ihren Zustand mit der Krankenstation und damit mit ihm? Aber war das eigentlich wichtig? Rhuissa erwachte und gab ihm so die Hoffnung, daß alles wieder in Ordnung kommen würde. Mehr zählte jetzt nicht. "Ich bin es, ja. Und jetzt zeig mir, daß auch Du da bist." Seine Freude zeichnete sich in einem deutlichen Unterton in seiner Stimme ab. Wie er dabei eventuell auf Aidoann wirken mochte, war ihm in diesem Moment egal. Er hielt nun beide Hände zwischen den seinen und antwortete auf ihre zarten Bewegungen seinerseits mit einem nachdrücklichen Streicheln, massierte so Wärme und Leben hinein. "Ich bin da, mein Liebling", sagte Rhuissa immer noch leise aber schon deutlicher. Sie kämpfte noch damit, die Worte auszusprechen, es gelang ihr jedoch mit jedem Wort besser. Warum sie diese Worte sagte, war ihr diesmal nicht klar, sie waren ohne zu denken einfach da in ihrem Geist und drängten nach einem Weg um ausgesprochen zu werden. "Ich bin immer für dich da. Dazu hast du mich geschaffen. Ich bin ganz die deine. Deine Sevennah." Die ersten Worte ließen Yaros aufhorchen und fast im selben Moment fassungslos glücklich sein. Rhuissa erwachte, es ging ihr gut und sie erkannte ihn. Fester nahm er ihre Hand zwischen seine Hände, drückte sie an sich. Hatte Easgéan doch recht gehabt? Gab es jene Gefühle, die er nicht hatte sehen wollen? Doch Rhuissa sprach weiter... Und mit wenigen Worten wischte sie all jene Hoffnungen und all das Glück davon, das Yaros gerade eben noch empfunden hatte. Sevenah... Rhuissas Gedanken verbanden das, was sie im Aufwachprozess, in seiner Anwesenheit empfand und wahrnahm, ausgerechnet mit Sevenah. Natürlich.... von ihm und der Umgebung der Krankenstation zu Sevenah zu kommen - von der am meisten belastensten Situation der letzten Wochen - brauchte es nicht viel und fast verstand er sie. Ihm fehlte jedes Wort zur Erwiderung; er schluckte schwer, um die schmerzhafte Enge in seinem Hals zu bekämpfen. Sanft legte er Rhuissas Hand wieder auf die Liege zurück. Was hatte er wirklich erwartet? Daß sie erwachen würde, alle Schwierigkeiten und Probleme der letzten Monate hinter sich lassend und ihm um den Hals fallen würde? Nein, das war nur der naive Teil von ihm gewesen, der sich vor allen anderen Dingen eine konfliktfreie Zweisamkeit wünschte. Doch wo sollte die herkommen? Was Rhuissa noch immer brauchte, war jemand, der sich um ihr Wohlergehen und ihr Aufwachen kümmerte. Vielleicht auch bei jemandem, den sie kannte und dem sie vertrauen konnte. Aber nicht in der Gegenwart von jemandem, der sich sogleich wieder in Gefühlswirren verwickelte und ihr keine Hilfe sein konnte. Einmal mehr überprüfte er die Anzeigen über dem Bett, automatisch, um irgendetwas zu tun. Es war alles in Ordnung, wie er es erwartet hatte. Tief durchatmend behielt er sie im Blick; vermied es dabei, wieder ihre Hand zu nehmen oder jene eine widerspenstige Haarsträhne aus der Stirn zu streichen. Es fühlte sich falsch an. War sie Sevennah? Wer ist Sevennah? Yaros hat sie geschaffen? Nein, das war falsch. Yaros ... Was? Was war und wer war sie? Sevennah? Da war der Name Sevennah. Eine ganze Identität. War sie Sevennah? Nein! Da war Kampf, ein heftiger Kampf um ... überleben? Identität? Rhuissa wurde unruhig, sehr unruhig. Ihre Hände suchten nach Halt, krallten sich in der Bettdecke fest, als sie den so schönen vertrauten Halt nicht mehr fanden. Ihr Atem ihr Herzschlag, statt ruhig und regelmäßig plötzlich heftig und stoßweise, fühlte sich ... so bedrohlich an. Kampf. Gefahr. Sevennah. Wer bin ich? Was will Sevennah von mir? Bin ich nicht Sevennah? Sie greift nach meinem Geist! Will mich auslöschen! Ein greller Schrei löste sich aus ihrer Kehle: "HILFEEEEE! Sevennah, laß mich los, laß mich frei! Ich bin nicht ... Ich bin nicht ...! HILFE!" Yaros fuhr schwer erschrocken zusammen. Was passierte da? Er achtete nicht länger auf die Anzeigen - Rhuissas verkrampfte Reaktion sprach eine ausreichend deutliche Sprache. Nein, sie hielt sich nicht länger für Sevenah. Und doch war sie noch immer da, geisterte durch Rhuissas Gedankenwelt; bedrohlich, aggressiv... Immer noch Sevenah! Nur kurz war ihre Existenz gewesen, doch hatte sie endloses Chaos hinterlassen, noch über ihren Tod hinaus. Doch jetzt blieb keine Zeit, darüber zu philosophieren. Kurz durchzuckte Yaros der Gedanke, Rhuissa ein Beruhigungsmittel zu verpassen, doch nur einen Moment später entschied er sich dagegen. Gerade erst war sie aus einem komaähnlichen Zustand halb erwacht, da wollte er es nicht riskieren, daß sie wieder dorthin zurückglitt. Nein, sie mußte sich aus eigener Kraft befreien und ins Leben zurückkehren. Das einzige, was ihm zu tun blieb, war, ihr Unterstützung zu geben; einen Fixpunkt in der Wirklichkeit, an dem sie festhalten konnte. Und wer, wenn nicht er selbst? Easgéan war nicht zur Stelle und alle anderen... nun, sie disqualifizierten sich in seinen Augen selbst. Er ignorierte das Zetern im Sumpf, das sich über den plötzlichen Aufschrei beschwerte und blendete die Umgebung komplett aus, als er sich über Rhuissa beugte. An die Liege gelehnt, griff er nach ihren Fäusten, die noch immer die Decke umklammerten und versuchte, sie sanft, aber bestimmt zu lösen. "Rhuissa? Rhuissa, hör mir zu! Komm zurück, wach auf. Du bist in Sicherheit, niemand kann Dir etwas tun. Du mußt nur aufwachen.", redete er in einer sich wiederholenden Litanei auf sie ein in der Hoffnung, daß seine Stimme ihr helfen konnten, die richtige Richtung zu finden. Sie mußte einfach erkennen, daß die Schattenwelt, in der sie sich noch immer befand, nicht die Realität war. >> Brücke / Deck 1 << Nutala betrat die Brücke und Salutierte. "Mein Riov" "Auf dem Planeten gibt gefährliche ... (Pause um zu grinsen) Dinge. Jedenfalls ist Easken spurlos verschwunden. Was soll ich tun?" Strammstehend erwartete sie nun seine Befehle, den ER war der Riov. So konnte sie später vor dem Kriegsverbrechertribunal sagen 'Er war es'. Wenn es soweit war, vor dem Kriegsverbrechertribunal, würde Sovek sagen: 'Selber schuld, was haut der auch ab. Auf Fahnenflucht steht die Todesstrafe. Er schossen vom Tal'Shiar.' "Meine aller beste Pilotin der Galae. Ich weiß das da draußen Dinge gibt, die wir noch nie zu vor gesehen haben. Deswegen habe ich einen Ex-Tal'Shiar hinter Easgéan geschickt. Auf dem Tal'Shiar ist immer verlass." - 'Wer es glaubt.' - "Ich befehle, das die Drolae an einen See versetzt wird. Fliege uns dorthin." Er zeigte auf dem Hauptbild- schirm. "Schau Nutala. Über den Horizont geht gerade einer von zwei Monden auf. Wie Romantisch...." "Ja mein Riov, wie Romantisch ... am See, da müssen wir uns die Monde zusammen ansehen." Nutala setzte sich auf ihren Sessel und befingerte die Konsole. "Äh, sind jetzt alle von Bord, wie wir loswerden wollen?" "Aber, Nutala," stieß Sovek entrüstet aus, meinte es aber nicht ernst. "Wir wollen doch niemanden loswerden. Nennen wir es, sie wurden freiwillig... äh... gegangen. - Nee, so kann man es auch nicht ausdrücken. Oder... befohlen freiwillig zu gehen?" Sovek bekam Kopfschmerzen vom denken und ändere das Thema. "Tarnvorrichtung aktivieren und bring uns zum See, meine gute Nutala." "Ja mein Riov" und Nutala machte sich lächelnde an die Arbeit. Leider hatte sie die Maschinen komplett abgeschaltet, aber die Tarnung lies sich schon mal einschalten. "Tarnung aktiviert, Motoren laufen warm." Aidoann betrat die Brücke und bekam noch die letzten Worte von Sovek und Nutala mit. Sie erschrak fürchterlich. 'Was sollte das bedeuten und warum wurden die Motoren gestartet?' Sie wusste nicht, ob sie sich leise wieder zurückziehen sollte oder bleiben. Aber wo sollte sie sonst hin? Mit wem reden? Yaros war mit Rhuissa mehr als beschäftigt und sie wusste nicht, an wen sie sich sonst auf die Schnelle wenden konnte. Also räusperte sie sich und sagte: "Riov tr´Cara, könnte ich bitte Informationen über den Planeten haben, auf dem wir gelandet sind?" Sie ging einen Schritt in den Raum und versuchte selbstbewusst zu wirken. "Es ist gut, dass das Schiff gelandet ist. Riov t'Ainama beginnt, ihr Bewusstsein wiederzuerlangen und jede Änderung könnte ihren Zustand wieder verschlechtern." Sie versuchte sich an einem Lächeln, obwohl sie innerlich hätte schreien mögen und sagte ruhig: "Das war eine gute Entscheidung von Ihnen Sir, dass Sie das Schiff ruhig halten, damit Riov t'Ainama gute Voraussetzungen hat, zu genesen." Aidoann hielt die ganze Zeit das Katzentier im Auge und sah, wie sich dessen Muskeln anspannten, als sie von der Änderung an Rhuissas Zustand erzählte. Nutala sah zu Aidoann und dann zu Sovek. "Die Maschinen springen NICHT an!" "Wir KÖNNEN nicht starten!" Wütend hätte sie fast auf die Konsole gehämmert, doch sie bremste sich im letzten Moment. So ein Wut Ausbruch hätte nur noch mehr zum Reparieren bedeutet. Sovek sah Nutala fragend an. "Na nu. Und was jetzt? Der Antrieb funktionierte doch noch, als wir landeten." Er ging zu seiner Technikkonsole, die seitlich hinterm Riovstuhl war und tippte auf die Konsole. "Mist. Wir haben einen Leistungsabfall im Maschinen- kern. Irgendwas zieht soviel Energie aus der künstliche Quanten- singularität, das bald nichts mehr da ist. Und wenn nichts mehr da ist, dann kommen wir hier nicht mehr weg. Wir können keine neue künstliche Quantensingularität erzeugen." Sovek tat alles um Energie zu speichern. Nutala haute auf die Konsole und die Maschinenanzeigen bewegten sich. "Na also, geht doch." Der Computer löste ein Automatisches Alarmsignal im ganzen Schiff aus, dass die Drolae startet. Sehr zum missfallen von Nutala. Sie liebte es, wenn die FRACHT durch geschüttelt wurde. Langsam entwickelte sich die Kraft der Maschinen und die Drolae hob ab. "Flieg, Flieg mein Endel." Nutala grinste, sie liebte das fliegen. "Mein Riov, wir sind gestartet." Sovek sah auf die Technik-Konsole und kratzte sich am Hinterkopf. "Nutala," sagte Sovek besorgt. "Übertreibe es nicht. Das könnte möglicherweise unser letzter Start gewesen sein. - Glaube ich." Auf der Konsole wurde schwankende Energiewerte angezeigt. Mal vielen die Werte und dann stiegen sie wieder. "Was bei den Elementen geht da vor? - Nutala, wenn es geht, gib bitte nicht so viel Energie auf die Antriebe. Sobald wir gelandet sind, sofort die Tarnung deaktivieren." Aidoann sah fassungslos auf Sovek und Nutala. Verdammt, waren die beiden denn völlig verrückt geworden? "Riov, haben Sie nicht gehört, was ich Ihnen erzählt habe?" Sie haben soeben das Leben von Riov t'Ainama gefährdet. Was soll diese Aktion? Und wo sind die anderen? Was ist das für ein Planet? Ich bitte um Informationen." Den letzten Satz sprach sie eher wie einen Befehl aus, statt wie eine Bitte. Es war ihr auch völlig egal, ob Sovek nun den Riov spielte oder nicht. Es galt das Leben der wiedererwachten Rhuissa zu schützen. Allein schon für Yaros musste sie endlich wieder gesund werden und diese beiden Irren sabotierten alles. Zu allem kam noch ihre Sorge um Easgéan. Wo war er nur. Er musste doch auch gemerkt haben, dass hier was nicht stimmt? Was war mit Mirha und Melvis? Sie merkte, wie sich zu ihrer Wut auch noch Panik gesellte... Nutala hörte das Gekeife von Aidoann nicht und auch nicht das Gejammer von Sovek. Das Schiff verlangte ihre ganze Aufmerksamkeit. Es flog sich wie ein Kieselstein. Völlig unkontrolliert flog die Drolae durch die Luft und senkte sich wieder dem Planeten zu. "Sovek, wir werden nicht mehr landen, wir stürzen ab!" Der Boden auf dem Hauptbildschirm wurde immer detailreicher und größer. Was bedeutet, dass sie sich ihm schnell nährten. "Wir stürzen ab!" Sovek sah Aidoann an und beantworte eine ihrer Fragen mit: "Der Planet saugt uns die Energie ab. Von so etwas habe ich noch nie gehört." - Und zu Nutala: "Ich leite die Notenergie in die Antriebe." Mehr konnte er nicht machen. Da fiel ihm doch etwas ein und schoß ein paar Torpedos ab. Sie schlugen eine Schneise in den Wald, so das die Drolae eine 'Landebahn' vorfand. Nutala überprüfte die Flugbahn und so weiter. Nach dem sie die Werte verstanden hatte legte sie die Sicherheitsgurte an. "Zum Aussteigen ist es zu spät. Festhalte." Und so raste die Drolae fast unkontrolliert auf den Boden zu und Nutala versuchte die freie Schneise zu treffen. Bei einem zustarken steuer Manöver drehte sich das Schiff einmal um seine Längsachse. Die Dämpfer verhinderten, dass man das im Schiff spürte, doch das Bild auf dem Hauptbildschirm drehte sich. Dann erreichte die Drolae den Anfang der Schneise und Nutala aktivierte die Bremse. Die Drolae schwebte über dem Boden und setzte sanft auf dem Antigravfeld auf. "So wir sind dann wieder gelandet. Zum Glück haben wir noch die Antigravfelder." "Aber was machen wir jetzt, noch mal klappt das nicht." Sovek zuckte nach der Frage von Nutala beide Schultern. "Ich glaube, es ist jetzt die falsche Zeit, um die Riov nach einen Rat zu fragen." - "Wir sollten am Besten vermeiden, ihr zu sagen, das wir ein kleines bißchen 'Problus' mit ihr Schiffchen haben. Ich schlage vor, das Yaros..." er sah Aidoann an "... nein besser, Sie die Riov schonend auf alles vorbereitet. Das alles in bester Ordung ist und so weiter. Lassen Sie sich was einfallen." Nutala hätte am liebsten bei der Anweisung gegrinst. Doch sie war mit den Angaben auf ihrer Konsole voll beschäftigt. Sie verstand nicht, was schief gelaufen war. Der Antrieb hatte doch Funktioniert und zeigte auch nun keine Fehlermeldung oder Störung. Nervös fing sie an zu schnurren. Der stellvertretende Riov wandte sich von Aidoann ab und tat mal so, als würde er etwas an der technischen Konsole tun. Er tat nicht nur so. Er machte auch etwas. "Ich mache eine Diagnose der Ebene Fünf. Wenn ihr wissen wollt was das ist. Das iste eine vollautomatische Prozedur die zur routinemäßigen Überprüfung der Systemleistung gedacht ist. Diagnosen der Ebene 5, die normalerweise weniger als 2,5 Sekunden in Anspruch nehmen, werden üblicherweise bei den meisten Systemen mindestens einmal am Tag und in Krisensituationen, wenn Zeit- und Systemreserven sorgfältig überwacht werden, in regelmäßigen Abständen durchgeführt. Und das mache ich jetzt. Hat jemand etwas dagegen?" Fragte Sovek die beiden auf der Brücke. "Nein, mein Riov." Nutala schleimte mal wieder aus voller Brust. Dann versuchte sie selber die Daten zu verstehen, die vor dem Absturz aufgezeichnet worden waren. Aidoann stand wie erstarrt. Sie sah und hörte alles, aber sie konnte sich nicht rühren und nicht sagen. Sie kam sich vor, als hätte sie einen schlimmen Alptraum. Die beiden waren völlig verrückt, durchgedreht, irre. Genau, vielleicht waren sie aus einer Anstalt ausgebrochen. Oder war das hier nur ein perverses Experiment? Plötzlich merkte sie, dass langsam wieder Leben in ihre Glieder kam. Sie dreht sich um und rannte aus dem Raum. Sie hatte nur einen einzigen Gedanken: 'ich muss Yaros warnen'. Sie fuhr mit dem Turbolift und hatte das erste Mal keine Angst. Sie versuchte zur Krankenstation zu rennen und merkte, dass ihre Knie weich wie Butter waren. Sie konnte kaum einen Fuß vor den anderen setzen, so sehr zitterte sie am ganzen Körper. >> Brücke / Deck 1 << "Ich glaube unsere Neue hat sich noch nicht eingelebt," grinste Sovek und meinte mit Neue Aidoann. Die Anzeigen auf Soveks technische Konsole brachten ein paar neue Fragezeichen auf. "Warum haben das unsere Sensoren das nicht schon vom Orbit aus bemerkt? 10 Kilometer von hier aus, gibt es ein runder Erdhügel das merkwürdige Strahlung aussendet. Die Strahlung verhindert einen direkten Scann des Erdhügels." Wie ein Blitz fiel ihm ein. "NUTALA! Unser Schatz! Da muß unser Schatz versteckt sein!" 'Danke Sovek für den Tip', Nach diesem ersten Gedanken. "Wenn du meinst. Soll ich einen Torpedo darauf abfeuer?" Nutala war sauer, fast hätte sie eine Delle in das Schiff geflogen und DAS DA war schuld. Die Drolae landete am Waldrand, nicht unweit von einen großen See, das an den Apnex-See auf ch'Rihan erinnerte. Das Wasser erstreckte sich auch bis zum Horizont. Der runde Erdhügel, den Sovek entdeckte, war gute 4 Kilometer von der Landestelle entfernt und war mit grünem Gras überzogen. Um den Erdhügel gab es einen Ring aus Steinen, die einen Meter hoch aufgehäuft wurden. "Nein, nicht doch," winkte Sovek Nutalas vorhaben ab. "Wer weiß was da drin ist. Nach einer Sage nach, befindet sich in einer großen Halle ein See aus flüssigem Latinum. Auf dem See segelt die Barke des Glücksritters. Um den Glücksritter soll es sich um ein Mann handeln, der als erster das Glück fand und unermesslich reich wurde. Außerdem besitzt dieser Erdhügel einen starken Schutzschild." Nutala lies sich nun auch die Sensordaten dieses seltsamen Berges anzeigen. "Das ist ja wie eine Einladung mal nachzusehen. Niemand würde SO etwas verstecken. Waffen kann ich bis jetzt keine Entdecken. Aber das will ja nichts heißen." Sovek überlegte. Aber nur kurz. "Nutala, fahr schon mal den Wagen vor. Füll ihm mit allem was so ein Archio...loge, oder wie immer die heißen, so braucht. Schüppe, Sparten und Sprengkapseln. In der zwischen Zeit werde ich die internen Schiffsysteme der Drolae sichern. Sollte ich Yaros bescheid sagen? Mal sehen, ob ich noch Zeit dafür habe." *gg* Nutala sah Sovek schräg an: "Den WAS? Was ist ein Wagen?" "Aber wenn du eine Antigrav Plattform meinst, für die Ausrüstung, so was lässt sich Organisieren." Nutala sicherte alles Schiffssysteme, nicht das jemand IHR Schiff stehlen würde. Dann machte sie sich auf zum Turbolift. "Sollten wir Yaros nicht lieber mitnehmen? Als Arzt währe er bestimmt für vieles gut, wie Verletzungen, Durchfall und Fallen suchen!" Der Ersatz-Riov dachte nach und hatte eine viel bessere Idee. "Für alle Fallen... *räusper* ...ich meine für alle Fälle nehmen wir besser Aidoann mit. Hier wird ihr eh nur langweilig. Mit uns geht sie auf die Reise, die sie nie wieder vergessen wird. Und außerdem. Nach der letzten Erforschung eines Höllenkomplexes hat mich Yaros ausgezogen. Das will ich nicht noch mal erleben." Das mehr als Nutala hören wollte. Eindeutig zu viele Informationen. "Ich fahr dann schon mal das Transportmittel vor." Nutala verließ die Brücke. >> Krankenstation / Deck 2 << Als die Tür zur Krankenstation sich öffnete, schaffte Aidoann noch einen Schritt in den Raum. Sie zitterte noch heftiger und ihre Zähne schlugen aufeinander, als sie hervorstieß: "Sovek und Nutala... sind verrückt geworden.... und... vielleicht haben sie... Easgéan und Melvis umgebracht..." Dann fiel sie Yaros ein zweites Mal an diesem Tag vor die Füße... Diesmal war Yaros nicht rechtzeitig zur Stelle, um Aidoanns Sturz abzufangen, weil er noch immer bei Rhuissa stand. Noch immer kämpfte diese mit sich; hatte große Schwierigkeiten damit, sich aus der Traumwelt, die sich ihr Unterbewußtsein zusammenstrickte, zu befreien. Irritiert sah er Aidoanns Auftritt zu, bevor er sich soweit auf diese neue Situation eingestellt hatte, um reagieren zu können. Er sah zwischen Aidoann, den Vitalanzeigen und Rhuissa hin und her und entschied sich, daß er allein eindeutig zuwenig war, um auf alles eingehen zu können. Und so wandte er sich zunächst an Aidoann, ging zu ihr hinüber und half ihr wieder auf. Er schob sie vor sich her, bis sie sich in einen Stuhl setzen konnte, der noch vom Frühstück am Tisch stand. "Und jetzt atmest Du mal ganz tief durch, versuchst Dich zu beruhigen und dann fängst Du mal von vorn an. Mir ist schon klar, daß die beiden da auf der Brücke... ähm... nicht unbedingt der Elite angehören, aber daß sie anfangen würden, die Crew umzubringen, wäre sogar mir neu. Warum sollten sie das tun, hm? Dann hätten sie ja niemanden mehr, den sie in den Wahnsinn treiben könnten." Aidoann kämpfte noch immer gegen die dicken Nebelwolken, die ihren Kopf fest umschlossen halten wollten. Sie zitterte am ganzen Körper... vor Angst... oder Schwäche? Ihre Stimme klang eher wie ein Krächzen, als sie anfing: "Nach dem ich hier (schlaffe allesumfassende Handbewegung) nicht mehr... gebraucht wurde, bin ich zur Brücke. Ich habe Sovek erzählt, dass Riov t'Ainama dabei ist zu erwachen und es gut ist, dass er das Schiff stabil hält, damit ihr nichts passiert. Aber er hat mich nicht beachtet. Stattdessen haben er und diese Katze alles getan, um das Schiff wieder zu starten... und es auch schließlich geschafft. Ich habe Sovek dann noch einmal darauf aufmerksam gemacht, dass er das Leben der Riov riskiert mit solchen Aktionen... aber er hat wieder nicht reagiert. Genauso, als ich ihn nach den anderen fragte..." ..." Aidoann holte tief Luft: "Und dann kam der Absturz... aber diese verdammte Katze hat es dann doch geschafft, das Schiff heil runter zu bekommen... Ich konnte mich gerade noch irgendwo festhalten und es war so schrecklich und ich hatte solche Angst." Das Zittern nahm zu und ihr liefen Tränen über das Gesicht: "Er meinte nur, ich sollte die Riov davon unterrichten, dass sie kleine Schwierigkeiten mit dem Schiff hätten... Du hättest sein Gesicht sehen sollen... Was sollen wir jetzt nur tun und wo sind die anderen?..." Sie schlug weinend die Hände vors Gesicht. Yaros fiel zu diesen wirren Erklärungen nicht viel ein, doch das passierte irgendwie öfter in letzter Zeit. Er schaffte es, einigermaßen gelassen darüber hinweg zu gehen und half Aidoann dabei, sich zu setzen - von einem Biobett fiel man nicht so tief. "Das klingt ganz danach, als hätten die beiden das Schiff ganz hingerichtet hätten. Wir sind wegen irgendwelcher Reparaturen hier, das Schiff will nicht starten... und ich glaube nicht, daß uns draußen jemand mit einem Seil an einen Baum gebunden hat. Aber Fakt ist, daß wir auf einer bewohnten, möglicherweise zivilisierten Welt festsitzen. Und wenn Sovek nicht so geistesgegenwärtig war, die Tarnung zu aktivieren, haben wir dieser Zivilisation gerade eine wunderbare Begrüßungsshow geliefert und in Leuchtschrift unser Kommen angekündigt. Und keiner weiß, worauf wir uns vorbereiten sollten..." Und Rhuissa kämpfte noch immer mit ihrer Phantasiewelt, in der noch immer Sevenah umhergeisterte... Yaros knabberte auf seiner Unterlippe herum. "Easgéan und Melvis fehlen, sagtest Du? Das könnte ein Problem werden. Oder mehrere." Wenn sie draußen gewesen waren, während die Pilotin Rundflüge veranstaltete, könnte es sein, daß sie jetzt schifflos dastehen. Auf einer unbekannten Welt. Melvis allein mit Easgéan, den irgendetwas mit ihr verband, was ihm ein sadistisches Vergnügen bereitete, sie zu reizen. "Ich kann jetzt hier nicht weg. Rhuissa ist noch immer nicht wirklich wach, Dich will ich ebenfalls nicht allein lassen.... Du wirkst, als könntest Du einen guten Tee und Ruhe gebrauchen. Armes Mädchen... Also gut. Könntest Du Dich um den Tee kümmern? Dann kümmere ich mich um Sovek." Ohne eine wirkliche Antwort abzuwarten, wandte er sich von Aidoann ab. "Yaros an Brücke. Wäre es zuviel verlangt, wenn mich jemand detailliert über die derzeitige Situation aufklärt? Wer ist an Bord, wer ist ausgestiegen, wie geht es dem Schiff und was machte diese Flugshow nötig, von der Aidoann mir gerade erzählte?" ------------------------------------------------------------------------ ---[ Auf dem Planeten ch'Athann ]--- >> Irgendwo in den Bergen << Easgéan war voll und ganz in seinem Element gewesen als er über die Felsen geklettert war, Pflanzenproben eingesammelt und die eine oder andere vielversprechend aussehende auch mal probiert hatte. Jene die den Geschmackstest bestanden hatten hatte er dann in seinen ganz privaten Probenbehälter verfrachtet... nur zur Sicherheit, und wegen dem Aroma. Jetzt starrte er mit gemischten Gefühlen der Drolae hinterher. Er hatte noch mitbekommen, wie sie die Starvorbereitungen einleitete und dann abhob, allerdings aus weiter Ferne. Sie hatten ihn weder benachrichtigt, daß sie wieder starteten, noch ihm mitgeteilt wohin sie unterwegs waren... Allerdings erstaunte es ihn daß er kaum wütend war. Er konnte in etwa die Richtung ausmachen in die sie verschwunden war, und wenn sein Peilgerät ihn nicht täuschte war sie wieder gelandet. Eine Weile war der Pfeil wie verrückt hin und her gesprungen, als gäbe es etwas, das die Elektronik störte, doch jetzt hatte er wieder eine genaue Richtung. Nur daß er zu Fuß vermutlich mehr als einen Tag unterwegs sein würde um zur neuen Landestelle zu kommen... 'Toll. Aber dafür zahlt Sovek...' Er nahm sich fest vor den kleinen Mistkerl dafür noch kleiner zu falten... Nachher, wenn er wieder an Bord war. Aber im Moment gefiel ihm die Aussicht die Nacht über hier zu wandern, sich alles anzusehen und ganz gemütlich den Bergrücken dort am Horizont zu umrunden bis er zum Schiff kam... Vielleicht würde er auch zwei tage brauchen wenn er sich Zeit ließ... Er grinste. "tr'Ruairidh! Ist dieser Unsinn ihre Idee gewesen?" Easgéan zuckte zusammen. Hinter ihm hatte sich unbemerkt Melvis aufgebaut und blickte ihn in ihrer üblichen vorwurfsvollen Haltung an, und es gelang ihr meisterhaft, gleichzeitig konsterniert und auf jene Weise unterwürfig zu wirken die sagte: 'wart's nur ab Bürschchen, jetzt bist du der stärkere, aber das ist alles nur eine Frage der Zeit...' Aber in diesem Moment hätte Easgéan am liebsten geantwortet: 'aber im Moment sind wir hier alleine...' Doch das sparte er sich, statt dessen sagte er nur: "Un wenn's so wär?" und grinste. "Warten sie, tr'Ruairidh... Hallo! ...Bleiben sie stehen!" Zunächste ignorierte Easgéan die Rufe. "tr'Ruairidh, bleiben sie doch endlich stehen. Ich habe ihnen etwas zu zu sagen!" Schliesslich blieb doch auf einen alten Baumstamm stehen. Dieser lag leicht erhöht, und eignete sich damit bestens dazu auf Melvis herabzusehen. "...wo soll das hinführen? Wohin gehen sie? Wissen sie überhaupt was sie tun?" Easgéan schwieg und blickte sie nur mit einem überlegenen Grinsen an. "...sie und ich wissen, wer mehr Führungsqualitäten hat. Sie haben es unterstützt, daß ich das Kommando auf der Drolae übernehmen sollte, erinnern sie sich? Und Krisensituationen sind sie nicht gewachsen, auch das wissen sie." Sie machte eine dramatische Pause und blickte Easgéan herausfordernd an. Dieser schwieg noch immer, doch mit der Überlegenheit war es vorbei, es begann sich am Grund seiner momentanen Verfassung Wut zu sammeln... "Mir ist nicht entgangen wie sehr sie dem Alkohol zusprechen, zudem konsumieren sie Drogen... auch das ist mir bekannt." Noch immer schwieg Easgéan, doch die Worte blieben nicht ohne Wirkung. "Also, kommen sie herunter. Geben sie mir ihr Gerät. Ich werde uns zum Schiff zurückbringen." Easgéan bedachte sie mit einem drohenden Blick, erwiderte jedoch nichts, wandte sich um und ging. "tr'Ruairidh! Ich BEFEHLE es ihnen! Im Namen des Tal Shiar..." Easgéan war schneller bei Melvis als in Anbetracht der Bodenbeschaffenheit zu erwarten gewesen wäre... "Hör m'r mal zu du elend's Gör!" Er hatte sie mit beiden Händen am Kragen gepackt und hochgezerrt... Nur eine Handbreit lag zwischen ihnen. "Du weisst, was'ch mid d'r anstelln könnt wenn 'ch nur will... hier draussn. allein. Se werd'n MIR glaubn, nich der vom Tal Shiar. Ch könnt das von r Shrike wiedrholn... kei Problem. Ch könnt dich einfach umlegn. Dazu bin ch fähig. Das weissde sich'r auch. Also... LASS MICH IN RUHE! kapiert? Ich hab mei Ausrüstung, hätt'st d'ch selb'r um die deine kümm'rn soll'n... also... Pech. Un komm mir nich mehr unter die Augn!" Er ließ sie nicht einfach los sondern stieß sie zu Boden, drehte sich um und war verschwunden. Er hatte es ernst gemeint, sehr ernst. Für einen kurzen Moment waren Bilder zu allen Möglichkeiten vor seinem inneren Auge abgelaufen... Hätte er gewusst, daß er sie hier zum letzten Mal gesehen hatte wäre er vielleicht nicht so schnell verschwunden, vielleicht auch doch. Melvis blieb zurück, einen Moment wie versteinert. Dann richtete sie sich wieder auf um weiter grob Easgéans Spuren zu folgen... zumindest eine Weile lang. Doch sie würde nie dort ankommen wohin er ging. >> Wohnhaus von Keras << Während Faolchu einen Schluck von seinem Kaffee trank, beobachtete er Livna und bemerkte so auch ihre veränderte Mimik. Sein Blick folgte dem ihren, doch er sah nur Rabhan, der sich mit Yetan unterhielt. 'War es ihr unangenehm, dass sie sich so lange mit ihm abgab?' "Ich glaube, ich brauche gleich mal ein wenig frische Luft", sagte Faolchu. 'Meine letzte Nacht war zu kurz und verräuchert', fügte er in Gedanken hinzu. "Möchten Sie zu Ihrem Vater gehen?" fragte er Livna. Zu gern hätte er 'oder möchten Sie mich begleiten' hinzugefügt, aber er wollte nicht wie ein alter Narr wirken, also verkniff er sich diese Worte... Faolchus Fluchtinstinkte, diese schreckliche Feier zu verlassen, erwachten anscheinend genau im gleichen Moment wie Livnas eigene. Konnte er etwa Gedanken lesen? Nein, konnte er nicht, sonst hätte er sie bestimmt nicht gefragt, ob sie zu ihrem Vater gehen wollte... "Eigentlich würde ich liebsten mit rauskommen, wenn es Ihnen nichts ausmacht", gab sie zu, "ich krieg hier drinnen allmählich Klaustrophobie." Faolchu konnte sein Glück kaum fassen. Seine dunklen Augen strahlten, als er schnell antwortete: "Dann sollten wir schnellstens verschwinden. Vorher müssen wir aber noch Ihrem Vater Bescheid sagen." Er zwinkerte ihr zu und fühlte sich so gut wie schon lange nicht mehr. Er bot Livna seinen Arm und ging mit ihr auf Rabhan zu... Livna schüttelte kaum merklich den Kopf und sah Faolchu dabei an. Den Arm nahm sie nicht. Sie hoffte, er würde begreifen. Ihr Vater könnte es in den ganz falschen Hals bekommen, wenn Faolchu sie hinausführte wie eine Dame - egal wie sehr es ihr selber gefallen würde... Faolchu stockte und begriff erst einmal garnichts. Dann begriff er: 'es ist Livna peinlich, mit mir zusammen das Haus zu verlassen.' Augenblicklich stand er wieder mit beiden Beinen auf dem Boden. Sein Hochgefühl war verflogen. Er machte dann noch eine Verbeugung vor ihr und ging zu Keras, um sich zu verabschieden. Was sollte er sich noch länger hier herumquälen. Besser, er ging noch in eine Bar und trank wieder - dann würde es ihm vielleicht wieder besser gehen. > Er lächelte schwach und ließ seinen Blick ein weiteres Mal kurz zu > Livna schweifen, bevor er Yetan wieder direkt ansah. > "Aber hätten wir die Möglichkeit, rein hypothetisch... würdest Du > zurück wollen?" Yetan überlegte eine Weile. "Es ist wirklich sehr hypothetisch... Ich kann mir nicht vorstellen wie und unter welchen Umständen wir eine Chance bekommen sollten nach Hause zurück zu kehren. Wenn es dennoch so sein sollte... Wahrscheinlich nicht. Und du?" Rabhan nahm noch einen Schluck, um nicht sofort antworten zu müssen. Er hatte noch nie richtig darüber nachgedacht. "Ich glaube, ich wüßte es nicht einmal, wenn diese Chance wirklich bestehen würde. Spontan würde ich ja sagen und zurück wollen, weil es das ist, was wir... was einige von uns seit den gesamten zwanzig Jahren anstreben. Es ist einfach keine Frage, es ist eher... Verpflichtung. Dies ist nicht unsere Heimat, also würde ich auch wieder in meine Heimat zurückkehren wollen. Andererseits sind die letzten Jahrzehnte nicht spurlos vorübergezogen und ich führe hier ein Leben, das auf ch'Rihan undenkbar gewesen wäre mit all diesem... Hedonismus und in dieser Dekadenz. Ich gestehe, daß ich mein Leben hier manchmal durchaus genieße." Er verzog die Lippen zu einem breiten Lächeln. "Das liegt vielleicht auch an den gelegentlichen Besuchen im Yolantru." Yetan lächelte. "Wir sitzen irgendwie zwischen den Welten. Hier werden wir nie vollkommen dazugehören... wir werden immer die Fremden sein egal wie sehr wir uns bemühen, aber diese Welt hat uns bereits so verändert, daß wir auch nicht problemlos wieder zurück können... Nun ja... wir können froh sein, daß uns die Entscheidung abgenommen ist. Wir können nur hoffen daß die folgenden Generationen diese Probleme nicht mehr haben werden... und ich bin da zuversichtlich. Diese Welt integriert schnell..." Ihr Blick folgte Livna und wieder lächelte sie. "Das ist wohl wahr..." Rabhan behielt Livna im Auge. Offenbar hatte sie gerade ihren Gesprächspartner verloren; Faolchu verabschiedete sich gerade. Verdammt früh, es war noch immer heller Tag. Aber so aufregend war es hier nun auch nicht... Keras starrte noch immer aus dem Fenster und die wenigen, die überhaupt noch gekommen waren, hatten bisher keinen besonders fröhlichen Eindruck gemacht. Nein, an Feierstimmung war heute nicht zu denken und vielleicht sollte er die Gelegenheit nutzen, um sich Faolchu anzuschließen. "Ich fürchte, Deine Hoffnungen werden sich schnell erfüllen. Ich habe das Gefühl, daß spätestens die Generation nach Livna nichts mehr von unserer Heimat wissen will." Er seufzte. "Nun, ich werde mich für heute wohl auch zurückziehen; viel ist hier nicht mehr zu erwarten und ich habe noch einiges zu tun. Mal sehen, ob Livna mitkommen will." Knapp verabschiedete er sich bei Yetan mit dem Versprechen, sie bald mal wieder zu besuchen, dann ließ er sie zurück und steuerte auf Livna zu. "Und? Wie hat es Dir bisher gefallen?", sprach er sie an. Oh nein, Faolchu hatte das falsch verstanden - absolut falsch... Hilflos sah Livna ihm hinterher, als er sich umdrehte und auf den Riov zusteuerte. Es war eindeutig ein Missverständnis, aber jetzt und hier konnte sie ihm doch nicht nachlaufen! Und würde sie ihn wohl jemals wiedersehen? Vielleicht in einem Jahr - wenn er überhaupt wieder zu dieser "Feier" kommen würde. Eejathnin war verdammt groß, und sie wusste ja nicht mal, in welche Kneipen oder was auch immer er normalerweise ging. Und das mit ihrem Auftritt bei der Variété-Erföffnung konnte sie jetzt wohl auch vergessen. Er würde bestimmt nicht kommen, jetzt nicht mehr... Livna war schon dabei, sich irgendwelche Möglichkeiten auszudenken, wie sie Faolchu in der großen Stadt vielleicht wiederfinden und die Sache aufklären konnte - eine verrückter und unwahrscheinlicher als die andere - als plötzlich ihr Vater neben ihr stand. "Und? Wie hat es Dir bisher gefallen?" fragte er sie. Livna sah ihn an. "Na ja", sagte sie, "ganz gut soweit..." Aber sie spürte selber, dass ihr Gesicht wahrscheinlich gerade eine andere Version erzählte. "Ich sehe schon, Du sprudelst über vor Begeisterung.", schmunzelte Rabhan. Er hatte nicht mitbekommen, über was sie sich mit Faolchu unterhalten hatte und wußte daher auch nichts von dem Mißverständnis, das die beiden auseinandergebracht hatte. In seinen Augen langweilte sich seine Tochter einfach phänomenal - und war das ein Wunder, nachdem hier selbst der jüngste Anwesende mehrere Jahrzehnte älter als Livna war? Dazu war die Stimmung nun wirklich nicht die beste für einen solchen Anlaß. Grund genug für ihn, seinen Tag alternativ zu gestalten und noch einmal darüber nachzusinnen, ob es sich wirklich lohnte, im nächsten Jahr noch einmal vorbeizukommen. "Wie wär's, wenn wir uns ein nettes kleines Restaurant suchen und eine Kleinigkeit essen gehen, hm? Einfach... zum Anlaß dieses Abends. Hier werde ich wohl nicht mehr allzu viel verpassen können." >> Wettbüro << > Nun standen sie schon lange nicht mehr leer, aber Giellun fuhr > immer noch gern dort hin. Und das tat er jetzt auch. Acht Haltestellen weiter stiegt Giellun aus dem U-Bahn-Schacht zurück an die Oberfläche und ging die letzten 200 Meter zum Wettbüro zu Fuß. Hier in der Nähe des kyrenischen Viertels gab es hauptsächlich kleinere Geschäfte und Etablissements. Die Leute hatten im Allgemeinen nicht so viel Geld, und alles war ein wenig schäbig und heruntergekommen. Giellun kam an einem Laden mit gebrauchten Spielkonsolen vorbei, an einem Pornokino und einer Pfandleihe. Dann kam eine seltsame Kneipe namens Altuntun, deren vergilbte Getränkekarte in all den Jahren, die er das Wettbüro führte, noch nie gewechselt worden war und in der nie jemand saß, die aber trotzdem immer geöffnet hatte, wenn er dort vorbeilief. Nun musste er noch am Salon einer Wahrsagerin vorbei, dann war er am Ziel. Das Wettbüro mit seiner unregelmäßigen Fassadenfarbe und dem ein wenig in die Jahre gekommenen Reklameschriftzug fügte sich gut in diese Umgebung ein. Die fleckige Optik war eigentlich gar keine Absicht gewesen und kam daher, dass Teile der Außenwand schon länger nicht mehr gestrichen worden waren, andere dagegen ziemlich oft, wenn die Graffiti und Schmierereien mal wieder über- hand nahmen. Trotzdem war Giellun zufrieden damit, dass der Laden so aussah, wie er eben aussah. Hier würde man das große Geld nicht suchen und auch nicht finden. Aber sein Stellvertreter Daun Karra und er erwirtschafteten recht ordentliche Gewinne, und je weniger man ihnen das ansah, desto besser war es für sie. Giellun ging hinein. Im vorderen Raum befand sich der Schalter, an dem man die Wetten abschließen konnte. Karra saß nicht dort, obwohl der Laden rappelvoll war. Eine ganze Traube von Leuten drängte sich in dem Durchgang zum hinteren Raum, wo es Sitz- gelegenheiten, eine Getränkebar und natürlich eine komplette Bildschirmwand gab. Wie voll es dort drinnen erst sein mochte, konnte Giellun sich nur vorstellen. Niemand drehte sich um, als er hereinkam, und es war trotz der vielen Besucher beklemmend still. Aus dem hinteren Raum hörte Giellun Schnaufen und Stöhnen. Er erkannte Karra in der Gruppe, die im Durchgang stand, ging zu ihm hinüber und tippte ihm auf die Schulter. Sein Stellvertreter drehte sich um und seine Augen weiteten sich überrascht, dann nickte er seinem Chef zu und legte einen Finger an die Lippen. "Der Großmeister", sagte er nur und wandte sich dann wieder dem Geschehen im hinteren Raum zu. Giellun stellte sich auf die Zehenspitzen, um etwas sehen zu können. Zwei schweißgebadete Boxer in Überlebensgröße füllten die komplette Bildschirmwand aus, und von ihnen kamen die einzigen Geräusche im hinteren Raum. Normalerweise war die Wand in sechs kleinere Einheiten unterteilt, auf denen verschiedene Sportübertragungen liefen. Heute waren alle Gäste wegen diesem einen Kampf hier und verfolgten ihn gebannt, genau wie Karra. Arden Kvan gegen Lelo Biluni. Der Höhepunkt der Saison, das große athasisch-kyrenische Duell. Arden Kvan, der Athaser, war der aufgehende Stern am Boxkampfhimmel des Planeten und in dieser Saison bis jetzt unbesiegt. Ein junger Held, selbstbewusst und arrogant, der sein Talent gerade erst zur vollen Entfaltung brachte. Er war jetzt schon ein Star, aber neben Lelo Biluni im Ring sah er aus wie ein unreifer Junge, der noch nicht gelernt hatte, was es hieß, besiegt zu werden und wieder aufzustehen. Lelo Biluni, der Kyreniker, war länger im Geschäft als alle anderen Boxer, hatte großartige Siege und schmachvolle Niederlagen erlebt, war unzählige Male verletzt worden und stand jedesmal wieder auf und kämpfte sich zurück an die Spitze. Er war eine kyrenische Legende, ein Nationalheld und ein Symbol. Aber er wurde nicht jünger, und man munkelte, seine alte Verletzung am Ellenbogen mache ihm noch immer schwer zu schaffen. Er stand seinen Mann, aber er war angezählt, es war seine letzte Saison, und Arden Kvan war wild entschlossen, den kyrenischen Großmeister für immer vom Thron zu stoßen, das sah man an seinem Gesicht. Giellun ließ den Blick über die dicht gedrängte Menge schweifen. Sein Wettbüro wurde hauptsächlich von Stammgästen besucht, aber heute waren viele neue Gesichter hier, die er nicht kannte. Die meisten Besucher waren Kyreniker, aber auch eine Handvoll Athaser hatte sich hergewagt, und Giellun hatte das ungute Gefühl, dass es später Ärger geben könnte, egal wie der Kampf ausging. Ein Stöhnen ging durch die Menge, als ein gut gezielter Haken von Kvan den Großmeister zu Boden schickte, und die wenigen Athaser trauten sich nicht zu jubeln. Aber Lelo Biluni war noch immer ein Champion. Er kam wieder auf die Beine und ging auf Kvan los wie ein wildes Tier. Es dauerte nicht lange, bis Giellun von dem Match genauso gefesselt war wie alle anderen Leute im Raum auch. Irgendwann ertappte er sich dabei, dass er selber die Hände zu Fäusten geballt hatte, so sehr wünschte er Lelo Biluni den Sieg. Wenn Giellun auf dem verfluchten ch’Athann irgendeinen Helden hatte, dann war es dieser zähe alte Haudegen, der immer wieder aufstand, wie hart es auch kam. Sein Repertoire an Schlagfolgen und Finten war beinahe unerschöpflich. Aber auch Arden Kvan war in Bestform, hielt hartnäckig dagegen und gönnte dem alternden Großmeister nicht die geringste Verschnaufpause. Und irgendwann gelang ihm der entscheidende Konter. Kvan erwischte Biluni an seiner schwächsten Stelle. Sein Hieb landete genau auf dem Ellbogen mit der alten Verletzung und musste Biluni so weh getan haben, dass er für eine Sekunde die Deckung vergaß. Kvan schnellte vor, und da lag Biluni auch schon mit schmerzverzerrtem Gesicht auf der Matte. Er kam wieder hoch, wie immer, aber es zeigte sich bald, dass sein linker Arm zu nichts mehr zu gebrauchen war. Auf Kvans Gesicht erschien jetzt ein hässliches Grinsen. Einarmig hatte sein Gegner kaum noch eine Chance gegen ihn, und genau darauf hatte er die ganze Zeit gewartet. Es wäre an Kvan gewesen, den Kampf jetzt zu beenden, aber das hatte er nicht vor. Immer noch mit diesem Grinsen im Gesicht, startete er eine Serie läppischer Attacken, die unter normalen Umständen für Lelo Biluni nicht der Rede wert gewesen wären. Sogar mit einem Arm konnte er sie abwehren, kam aber nicht mehr zum Angriff, und Arden Kvan scheuchte ihn genüsslich durch den Ring. Es war ein entwürdigendes Schauspiel, und im Wettbüro wurde es allmählich laut. Giellun warf einen prüfenden Blick in die Menge. Noch waren alle auf ihren Plätzen, aber die Gesichter der Kyreniker füllten sich schon mit Wut. Und mitten im Raum saßen drei Athaser. Nicht gut. Aber noch hingen aller Augen an der Übertragung. Arden Kvan ließ sich fast zehn Minuten Zeit, bis es ihm endlich gefiel, das grausame Spiel zu beenden. Bilunis massiger Körper lag am Boden, seine Würde in Fetzen, und der Ringrichter zählte langsam bis zehn. Dieses Mal würde es kein Comeback mehr geben. Als Lelo Biluni sich schwerfällig aufrappelte, um den Ring für immer zu verlassen, hatte er einen Blick, als wäre er nicht mehr er selbst. Kvan war bereits draußen und winkte seinen jubelnden Anhängern zu, als Biluni durch die Absperrung kam. Bevor irgend- jemand eingreifen konnte, war er bei ihm und hieb ihm seine verbliebene Faust gegen die Schläfe. Kvan ging zu Boden, Ordnungskräfte stürmten den Platz, und ringsum auf den Rängen brach das Chaos aus. Auch im Wettbüro herrschte jetzt ohrenbetäubender Lärm. Giellun drehte sich besorgt nach den drei Athasern um, und genau in diesem Moment sah einer von ihnen in seine Richtung. Ihre Augen trafen sich. Der Athaser grinste zu Giellun rüber und hob die rechte Hand lässig zum Victory-Zeichen. Der Idiot dachte offenbar, er hätte einen aus seinem Volk vor sich. Ein bulliger junger Kyreniker, der einen Tisch weiter saß, hatte die Geste gesehen. Er lehnte sich zu dem Athaser hinüber und zischte ihm etwas zu, was dieser mit höhnischem Auflachen quittierte. Der Kyreniker sprang auf, riss den Athaser vom Stuhl hoch und ging auf ihn los. Rasch bildete sich eine dichte Traube von Leuten um die beiden, als die anderen Besucher des Wettbüros zum Gaffen heranrückten. Giellun suchte seinen Stellvertreter Daun Karra in der Menge und gestikulierte zu ihm hinüber. Sie mussten die Hitzköpfe irgendwie auseinanderbringen, bevor noch mehr Leute sich einmischten und die Situation vollkommen entgleiste. Karra nickte energisch. Gleichzeitig setzten er und Giellun sich von zwei Seiten in Bewegung und drückten und schoben die Mauer aus Leuten beiseite. Als er durch war, sah Giellun hoch, um die Lage zu sondieren. Von dort, wo er stand, konnte er dem bulligen Kyreniker ins Gesicht sehen. Mit diesem vollzog sich von einer Sekunde zur nächsten eine unheimliche Veränderung. Eben noch zornig und wild, wurde sein Blick auf einmal ganz leer und füllte sich dann mit blankem Entsetzen. Sein Hemd färbte sich blau [oder welche Farbe das kyrenische Blut eben hat], und da sah Giellun das Messer, das der Athaser auf einmal in der Hand hielt. Wie und wann er es gezogen hatte, konnte er nicht sagen. Giellun griff sich einen der freigewordenen Stühle als Schutzschild und ging dazwischen, aber in diesem Moment kam Bewegung in die Menge, und jemand versetzte ihm einen gewaltigen Stoß von hinten. Er verlor das Gleichgewicht und stürzte vornüber, auf den Athaser mit dem Messer zu. Der fuhr herum, und sauberer, als Giellun es hinbekommen hätte, wenn die Aktion so geplant gewesen wäre, bohrte sich das linke hintere Stuhlbein dem Kerl genau zwischen die Beine. Mit einem Aufschrei ging der Athaser zu Boden, der Stuhl krachte auf ihn, und Giellun hinterher. Doch da war Karra schon herangekommen und entwand dem Kerl, der sich wimmernd am Boden krümmte, das blutverschmierte Messer. ............ Ende der Chronik ............ ------------------------------------------------------------------------