Chronik Nr.154 vom 02.03.2008 Ort der Handlungen : Auf dem Planeten ch'Athann / Kyrene und auf der ChR Drolae ChR Drolae Bordzeit: 24.12.2375 , 09:00 Uhr bis 09:20 Uhr >>> Party-Gespräche <<< ------------------------------------------------------------------------ --- Sternzeit 52981,9 - 24.12.2375 , 09:00 Uhr --- ------------------------------------------------------------------------ ---[ Auf der ChR Drolae ]--- >> Quartier Easgéan / Deck 2 << Er hatte sein Quartier erreicht und mit dem leeren Glas in der Hand war er eingetreten. ...so blieb er stehen, für eine Weile, nachdem sich das Türschott hinter ihm geschlossen hatte. ...Er hatte es schon wieder vergeigt. Sevenah hatte sich nie wirklich für ihn interessiert, es war Yaros gewesen, wegen dem sie hier gewesen war. Und im Grunde war er selbst schuld, wenn die Erinnerung nun schmerzte. Er war es gewesen, der sich blind dazwischengedrängt hatte. Aber er hatte auch nicht anders gekonnt - zu keinem Zeitpunkt, wenn er jetzt zurückdachte, hätte er anders handeln können... und eigentlich wollte er all das auch gar nicht wissen, nicht jetzt. Viel einfacher wäre es gewesen Yaros die Schuld zu geben... Aber vermutlich konnte er nicht viel dafür, er war genauso in die Angelegenheit reingestolpert wie er selbst. Und nun schien alles ein unentwirrbares Durcheinander an Emotionen und Wünschen zu sein, widersprüchlich aber trotzdem nicht unverständlich, dafür doppelt schmerzhaft. Und vielleicht hätte es ja mit Veremnur geklappt... aber hier war alles noch komplizierter... und wieder konnte er, wenn er nur eine Weile darüber nachdachte die Schuld bei sonst keinen suchen als bei sich selbst. Er hatte das Kireseth-Programm mitgebracht, und auch wenn er es nicht gewesen war, der es geladen hatte, es hatte ihm gehört. Und nun war Aidoann hier und auch mit ihr hatte er es sich gleich in den ersten Stunden verdorben. Sie hatte sich noch ehe sie ihn richtige kannte für Yaros entschieden... Und ihm war nichts besseres eingefallen als sich noch mehr zu demontieren anstatt zu kämpfen. Eigentlich geschah ihm recht. ...wenn er sich nur ein wenig sicherer gewesen wäre das richtige zu tun... ...mit Melvis hätte es nie etwas werden können, von ihr hatte er jedoch mehr bekommen als er je gedacht hatte... ...aber vielleicht kam Rhuissa ja bald wieder zu sich, und vielleicht hatte er dann bei ihr Chancen. Ihr würde es nicht gefallen wie Yaros den Rest der weiblichen Besatzung konsumierte. Aber bis dahin würde es unerträglich sein... Einsam... Hätte er gewußt wie weit Nutala und Sovek bereits wäre hätte ihn dies in seinen Gedanken nur noch mehr bestätigt. Und jetzt war er nicht nüchtern genug um emotionslos darüber nachdenken zu können und sich dann aus Verzweiflung Schmerzen zuzufügen, und nicht betrunken genug damit ihm alles egal war. Und so versuchte er den Replikator zu überreden ihm noch mehr hartes alkoholisches zu geben, und es gelang ihm auch. Er trank noch ein paar Gläser von irgendetwas hochprozentigem und dachte über diesem Kreislauf an Gedanken nach aus dem er bisher keinen Ausweg gefunden hatte. Es war immer der gleiche Ablauf, das war ihm längst klar. Doch irgendwie mußte es in seiner Persönlichkeit verankert sein, denn um zu verhindern daß es so weiterging hätte er ganz anders reagieren müssen als es seine Art war... Und ab hier gelang es ihm nicht mehr zu verstehen... Er setzte sich auf den Boden, starrte eine Weile das Glas in seiner Hand an und versuchte sich eine Weile in einem Entwurf seiner Person die weniger Probleme bereitete... Lange Zeit dachte Easgéan darüber nach, ob der bereits den Pegel bereits richtig war damit er richtig funktionierte. Und was war richtig? Wie funktionierte er denn? Tat er das überhaupt je? Darüber, das Trinken zu reduzieren oder aufzuhören dachte er auch nach, aber wie üblich nur sehr sehr kurz. Wie in solchen Momenten üblich fiel ihm auch sein Vater ein, und eine Weile stellte er sich vor wie es dem alten Mann jetzt ging, wo er lebte und oft stellte er sich auch vor wie er ihm die Meinung sagte, ihm alles das sagte was er bisher immer verschwiegen hatte, und all seine Wut an ihm ausließ. Und dann fiel ihm immer ein, daß er mittlerweile ein alter gebrechlicher Mann war, der sich wohl kaum noch alleine auf den Beinen halten konnte... Selbst wenn er ihn je wieder sehen würde, er würde es nicht können. Und dann dachte er daran wie viele solcher Momente es schon gegeben hatte... Unzählig viele in denen er sich selbst bedauert und nie etwas geändert hatte. Er trank aus, stellte das Glas auf den Boden und richtete sich auf. Er schwankte nicht, das beruhigte ihn. Er fühlte sich klarer denn je, und das beunruhigte ihn auch nicht. Das Arboretum im Frachtraum war ein guter Ort um sich besser zu fühlen... Und mittlerweile waren einige Tage vergangen, vielleicht waren einige der Pflanzen schon grösser geworden. Der Gedanke erfüllte ihn mit Vorfreude. Er ließ das Glas stehen und machte sich auf den Weg. >> Krankenstation / Deck 2 << Yaros war genauso ratlos wie Aidoann, doch er hob nur die Schultern. Bisher hatte Easgéan den Eindruck gemacht, durchaus mit sich zurecht zu kommen - und selbst wenn er Alkoholiker war, hatte Yaros noch nicht erlebt, daß er unzurechnungsfähig durch die Gegend gestolpert wäre. "Nun... wir sind nicht gerade die besten Freunde. Vielleicht war ihm die Idee, ausgerechnet hier zu frühstücken, doch zu unsympathisch." Vielleicht hatte ihn auch die Kritik an der Auswahl seines Frühstücks unangenehm berührt, dachte er noch, sprach es allerdings nicht aus. Oder störte ihn die Anwesenheit von Rhuissa, die zwar bewußtlos, aber deutlich sichtbar auf ihrem Biobett lag? Er wußte es nicht. "Er wird wissen, warum." Er nahm eine der bereitstehenden Tassen vom Tisch und nahm einen Schluck. Heiß bahnte sich das würzige Aroma seinen Weg durch Yaros' Kehle. Zufrieden seufzte er und ließ sich auf einem der Stühle nieder. "Aber es wäre eine Schande, das gute Frühstück zu verschmähen. Vielleicht fragen Sie ihn anschließend selbst, warum er verschwand. Zumindest glaube ich, daß Sie eher eine Auskunft erhalten als ich." Aidoann setzte sich zu Yaros an den Tisch und nahm einen Schluck von der heißen Flüssigkeit. Ihr war irgendwie der Appetit vergangen. In ihrem Magen befand sich irgendwie ein Knoten. Dennoch wollte sie Yaros nicht vor den Kopf stoßen. "Genau, es wäre eine Schande", sagte sie und nahm das Besteck in die Hand, "dann wünsche ich Ihnen einen guten Appetit". Sie lächelte, auch wenn ihr nicht danach zumute war. 'Genau, ich werde nachher zu Easgéan gehen und mit ihm reden', nahm sie sich in Gedanken vor. Schweigend nahm Yaros einen weiteren Bissen und kaute darauf herum. Seine Frühstückspartnerin wirkte nachdenklich. Was wohl hinter dieser Stirn vor sich ging? Hing ihr Schweigen mit dem Verschwinden von Easgéan zusammen? So richtig wußte er nicht, was er von dieser Konstellation halten sollte. Gab es überhaupt eine oder bildete er sich das nur ein? Es sollte ihm eigentlich egal sein, doch es beschäftigte ihn. Wegen des jungen Mädchens vor ihm oder wegen Easgéan? Vielleicht war es beides. Er nahm einen Schluck aus seinem Becher und musterte sie über deren Rand hinweg. "Sagen Sie mir... wie ist Ihr erster Eindruck von Ihrem neuen... Arbeitsplatz?" Eine ungenaue Geste schloß die gesamte Krankenstation, vielleicht aber auch das gesamte Schiff ein. Aidoann holte tief Luft - und atmete auch gleich wieder aus. Wo sollte sie auch anfangen? Sie versuchte einen neuen Anlauf: "Nunja, es ist alles noch sehr neu und... ungewohnt. Die Umstände, die momentan herrschen sind wohl ebenso... neu." Sie zuckte mit den Schultern: "Ich weiß, ehrlich gesagt nicht genau, was ich überhaupt von allem halten soll. Ich war noch nie in so einer chaotischen Situation." Sie sah zu Rhuissa hinüber und füge noch hinzu: "Ich hoffe vor allem, dass die Riov bald wieder gesund ist, damit das Leben hier seinen geregelten Gang geht. Ich bin sicher, dass ich in meinem Job gut bin... wenn... wenn ich die Möglichkeit habe, ihn auszuführen." Aidoann sah Yaros an: "Was glauben Sie, gibt es eine Möglichkeit, Easgéan zu helfen?" 'Meine Güte, was musste der Arzt nur von ihr denken. Da saß sie mit ihm beim Frühstück und beantwortete eine einfache Frage mit viel Blödsinn...' "Nun, dieses Schiff mag chaotisch wirken, doch es läuft dafür eigentlich sehr gut und bisher haben wir es immer geschafft, unsere Missionen zu erfüllen - unter welchen Umständen auch immer. Auch wenn ich manchmal den Eindruck habe, daß die galae uns manchmal einfach die unfähigsten Leute schickt, die ihr zur Verfügung stehen, um unser Versagen zu provozieren. Aber wir sind nicht unfähiger oder weniger diszipliniert als andere - wir haben lediglich eine Riov, die in der Lage ist, ihre Crewmitglieder unabhängig von ihrem Lebenslauf mit all ihren Eigenarten zu akzeptieren und zu integrieren." Yaros blieb einen liebevollen Gedanken lang bei Rhuissa. Ja, sie würde auch mit dem derzeitigen Chaos zurechtkommen. Und vor allem würde sie Sovek in seine Schranken weisen können. Wer wußte schon, wann er wieder eine dieser seltsamen Ideen bekam und das Schiff genau zu dem Moment auf den Kopf stellte, wenn gerade ganz andere wichtige Entscheidungen zu fällen waren? Nur ein Wirrkopf wie er konnte der Meinung sein, zu einem geordneten Tagesablauf gehörten so unwichtige Dinge wie Frühsport, Apelle und Großreinigungsaktionen. Yaros kehrte in die Gegenwart zurück. Es ging zur Zeit weder um Rhuissa noch um Sovek, seine Gegenüber hatte Easgéan erwähnt. "Zumindest ich habe noch keine Möglichkeit gefunden, ihm zu helfen. Aber das mag auch vor allem daran liegen, daß wir persönlich nicht gerade die besten Freunde sind. Ich würde ihn ja auch nicht zu eng an mich heranlassen wollen. Er hat - soweit ich weiß - niemanden von uns um Hilfe gebeten und mit Ausnahme von heute morgen je erwähnt, daß er Probleme hat, obwohl sie wohl kaum zu übersehen sind. Versuch's. Aber sei darauf gefaßt, daß Du genauso wenig erreichen könntest wie wir alle. Das ist der einzige Rat, den ich Dir geben kann." Er bemerkte kaum, daß er einmal mehr in die vertraute Anrede gefallen war - und selbst wenn er es bemerkt hätte, hätte es ihm wohl kaum etwas ausgemacht. Was gab es denn für einen Unterschied zwischen Aidoann und allen anderen, seit sie hier war? : ---[Datenfehler / Fehlender Spielzug]--- Ihre Augen baten Yaros förmlich um Zustimmung. Sie wünschte sich in diesem Moment so sehr, dass sie Easgéan helfen konnte... dass Yaros ihr Recht gab... : "Hilfe braucht er definitiv, vielleicht nicht nur bei diesem Problem. Aber ich bin mir nicht sicher, ob er sie will. Er... nun... auf mich wirkt er wie jemand, der es als Schwäche ansieht, Hilfe in Anspruch zu nehmen. Selbst, wenn er weiß, daß es besser wäre." Er dachte einen langen Moment darüber nach, wie er seine Antwort fortsetzen konnte. Er füllte diesen Moment damit, noch einen Bissen seines Omelettes zu nehmen und ihn runterzuschlucken. "Nun, zwischen ihm und mir würde es nicht klappen, selbst wenn wir dazu motiviert wären, weil wir uns kennen. Zuviel Zeit auf zu engem Raum miteinander verbracht haben. Vielleicht klappt es mit jemandem, der noch ein unbeschriebenes Blatt für ihn ist. Aber wie gesagt, es könnte sein, daß er überhaupt keine Hilfe annehmen will und dann ist es völlig unerheblich, in welcher Beziehung Du zu ihm stehst. Deshalb: Versuch's einfach. Mehr als schiefgehen kann es nicht." Er grinste schief, bevor er seine Tasse wieder aufnahm. Aidoann strahlte Yaros an, als hätte er ihr ein ganz besonderes Geschenk gemacht. "Ich werde wohl nie so wirklich verstehen, warum sich Männer so schwer damit tun, Hilfe anzunehmen und dies dann als Schwäche ansehen", sagte sie nachdenklich. "Ich werde es auf jeden Fall versuchen und ich denke, je früher das ist, desto besser. Wenn er sich schon einmal einen sogenannten schwachen Moment leistet, ist das wohl der günstigste Moment oder was meinst Du?" Sie wurde grün... "Entschuldigung. Ich meinte natürlich, was meinen SIE?" Sie war so eifrig bei der Sache, dass sie einfach sein 'Du' erwiderte - was ihr leider etwas spät auffiel. Mit noch immer tiefgrünen Gesicht griff sie nach ihrer Tasse... >> Arboretum / Deck 4 << Easgéan war auf dem Weg zum Arboretum, er summte leise vor sich hin, alt Lieder aus seiner Kindheit... was konnte denn an Alkohol schlecht sein wenn es ihm half sich nicht schlecht zu fühlen. Er erreichte den umgebauten Frachtraum... Tatsächlich waren die meisten Pflanzen gut gewachsen, aber jemand hatte auch beträchtlichen Schaden angerichtet... Oder besser etwas... "De vrfluchte Katze!" Zu deutlich waren die Verbissspuren zu erkennen... Und einige Momente lag überlegte Easgéan wann das gewesen war, immerhin hatte sie sich an ganz besonderen Pflanzen zu schaffen gemacht gehabt, sie mußte die Wirkung gespürt haben... Es fiel ihm jedoch nicht ein, daß ihm etwas aufgefallen wäre... ...aber die Pflanzen würden sich erholen, das war das wichtigste. Auch der Rest wuchs prächtig, und schon bald würde hier ein ganzer Wald stehen... Auch wenn er ganz natürlich langsam gewachsenes vorzog, aber dann würde er Jahrzehnte damit zubringen zu warten... Er ging zwischen den Beeten spazieren... Wenn sie nun einen Planeten fanden von dem man den einen oder anderen Baum mitnehmen konnte... Die Idee gefiel ihm... echte gewachsene Bäume... alte Bäume... Vielleicht konnte man diesen verfluchten Leerraum zwischen den Planeten doch noch zu einem gemütlicheren Ort machen. Er kniete neben der einer Pflanze nieder, schnupperte an den Blättern... Sie wurden wirklich gut... guter Samen, guter Boden... ...wenn es nur eine Möglichkeit gegeben hätte etwas davon zu verkaufen, davon konnte man reich werden. Auf Havrann hätte er die richtigen Kanäle gekannt... aber das Schiff war eindeutig zu klein dazu. Sogar auf der Llaiir hätte es Abnehmer gegeben... Nur hier nicht... Er seufzte und setzte seine Wanderung fort. Jetzt würde er nichts anrühren, er musste bei klarem Verstand sein, wenn er die Wirkung beurteilen wollt... Wer konnte schon wissen wann sich doch noch Absatzmöglichkeiten ergaben. >> Quartier Sovek / Deck 2 << Nutala rekelte sich;"Nein, aber zeig mir doch mal diese Karte." und in Gedanken weiter 'Wenn ich die nämlich habe, bist du ... Sovek lächelte und zeigte mit seinem Zeigefinger auf seine Stirn. "Ich habe das meiste in meinem Kopf abgespeichert und die wichtigste Karte habe ich meine Mutti geschenkt. Mit dem Gruß am Ende: Dein baldiger reicher Sohn Sovek." D'oh Sovek war wirklich unglaublich. Als ob der sich auch nur irgend etwas merken können könnte. Der Schatz war verloren, soviel war für Nutala sicher. Also verkroch sie sich wieder in die Kissen: "Dann lass mich noch was schlafen." Ihr Interesse verflog. Sovek sah Nutala schief an und sagte zu ihr: "Na gut, ich lasse dich noch ein paar Minuten schlafen. Aber anschließend machst du das Bett und kommst zur Brücke. - Das heißt, wenn es noch eine Brücke gibt oder eine Drolae. Du weißt ja. Ich kenne mich nicht so genau mit der Schiffssteuerung aus." Mit den letzten Worten verließ Sovek sein Quartier. Nutala beendete das durchsuchen von Soveks Quartier. Nein, so was wie eine Karte gab es hier nicht, selbst nicht in seiner Schmutzigen Wäsche. Sie würde ihn wohl Kiel holen müssen, um an das Ding zu kommen. Doch erst mal musste sie das Schiff retten. Ihr war nicht entgangen, das sich der Kurz geändert hatte, dazu waren ihre Barthaare zu feinfühlig um das nicht zu bemerken. Und so spüre sie nun doch Allzudeutlich, das Sovek die alte Dame zu sehr ran nahm. Nicht das IHREM Schiff noch was passierte. Also machte sie sich auf zur Brücke. >> Brücke / Deck 1 << Sovek betrat die Brücke und ging gleich zum Steuerpult. Er entfernte die Katzenhaare vom Sitz und setzte sich anschließend hinein. "Dann wollen wir mal sehen," sagte Sovek und knetete seine Hände, um sie Fit für's tippen zu bekommen. "Tipp, tipp, tipp und schon fliegt die Drolae in eine andere Richtung..." Er sah auf die Anzeigen und zuckze mit den Schultern. "...glaub ich, das es so ist." Nutala erreichte die Brücke und schlenderte zu ihren Platz. Dabei spielte sie die Ausgeglichene, doch innerlich beruhigte sie sich erst, als sie sich vergewissert hatte, das Sovek keinen mist gebaut hatte. "Na, steuerst du uns zu deinen Schatzplaneten?" "Ich weiß nicht," war Sovek's knappe erste Antwort. "Kann sein. Kann auch nicht sein." Unschuldig sah er Nutala an. Du. Können Planeten piepen?" Er legte die Anzeigen vom Steuerpult auf den Hauptbildschirm. Auf dem Schirm sah man ein blinkender und piepender Punkt." Jetzt war Nutala doch verwundert. "Im Allgemeinen nicht?" und so prüfte Nutala die Sensoren erstmal auf einen Bedienungsfehler von Sovek, bevor sie die Sensorendaten interpretierte. "Ich habe nichts kaputt gemacht," sagte Sovek und nahm seine Finger vom Steuerpult. "Ich habe nur einen neuen Kurs eingegeben." ------------------------------------------------------------------------ ---[ Auf dem Planeten ch'Athann ]--- >> Wohnhaus von Keras << > Als sie fertig war, verließen sie gemeinsam das Haus. Es war nicht weit > bis zum Haus des ehemaligen Riovs der Mi'Forthain; es lag am anderen > Ende des kleinen Stadtviertels. Kurz zögerte Rabhan, dann drückte er den > Türmelder. Als Rabhans Hand vom Türmelder glitt, griff Livna nach ihr und drückte sie kurz. Egal, was dort drin auf uns wartet, wir halten zusammen, sollte das heißen. Gleich würde die Tür aufgehen, und dann... ja genau: "Papa, wie begrüßt man eigentlich einen Riov?" Faolchu Sinne begannen wohltuend zu zerfließen - der Alkohol tat seine Wirkung. Er hatte nicht einmal so wirklich registriert, dass Yetan den Raum verlassen hatte. Er starrte einfach weiter Giellun an. 'Will der Blödmann mich hypnotisieren?" dachte er und blickte starr in Gielluns Augen. Dann wurde er jedoch von Keras abgelenkt, der einen Trinkspruch anbrachte. Froh, einen neuen Grund gefunden zu haben, sein Glas wieder zu füllen, prostete er in Keras' Richtung zurück. "Auf das Sternenimperium", brummelte er. Während er trank erklang ein merkwürdiges Geräusch in seinem Kopf. Er sah sein Glas an 'vielleicht sollte ich aufhören zu trinken!?' Faolchu sah nicht weg. Aber richtig hin schaute er auch nicht. Seine Augen wurden schon ganz glasig, und er wirkte eher apathisch als wie ein Raubtier, das einen Kontrahenten ins Visier nimmt. Bekam der Typ überhaupt noch etwas mit? Giellun zog die Nase kraus. Das lag aber nicht nur daran, dass Sinn und Zweck dieses Duells plötzlich irgendwie abhanden gekommen waren. Die Nähe zu Faolchu machte sich in dem geschlossenen Raum auch allmählich bemerkbar. Giellun spürte, wie ihm das vertraute Kribbeln in die Nase stieg. Oh nein, bitte nicht jetzt... Der Riov rettete ihn aus seiner misslichen Lage, indem er einen Trinkspruch auf das Imperium anbrachte. Faolchu erwachte aus seiner Trance, drehte sich um und murmelte dumpf eine Antwort. Giellun nieste. "Auf das Imperium", sagte er und musste wider Willen grinsen. Das alles war einfach nur unfreiwillig komisch. "Auf das Imperium", wiederholte er noch einmal ernsthaft und fügte hinzu: "Darauf nehm ich auch einen Drink." Keras öffnete die Haustür und sah Rabhan und Livna. Im ersten Moment wollte er die Haustür wieder zu schlagen, weil noch mehr Gäste ihn noch mehr deprimierten. "Kommen sie rein," sagte Keras nur und machte Platz, damit die beiden eintreten konnten. Einen wirklich fröhlichen Eindruck machte der Riov nun nicht gerade... Rabhan hatte überrascht aufgesehen, weil er noch damit beschäftigt war, Livna wegen ihres Händedrucks zuzulächeln. Er war nicht dazu gekommen, ihr eine Antwort auf ihre Frage zu geben. Jetzt besah er sich Keras zweifelnd. Wollte er wirklich jemanden besuchen, der dermaßen düster dreinsah? "Kommen wir ungelegen? Ich dachte, wir feiern den Jahrestag ein wenig, aber ich kann auch wieder gehen. Sind welche der anderen auch gekommen?" Es klang ein wenig durcheinander, was er dort formulierte, doch Keras' Auftritt hatte ihm ein wenig den Wind aus den Segeln genommen und so sammelte er zur Begrüßung alles zusammen, was ihm noch im Gedächtnis geblieben war. Der Riov war ein mürrischer, wortkarger Mann, dachte Livna, und Begrüßungen schienen hier überflüssig zu sein, jedenfalls würdigte er sie kaum eines Blickes. War der immer so? Und waren die anderen auch alle so? Ihr Vater reagierte ein bisschen verdattert, ja ungehalten, und daraus schloss Livna, dass er wahrscheinlich nicht immer so war. Ein wenig ratlos lächelte sie den Riov an und fühlte sich dabei unglaublich dämlich. Sie versuchte, an ihm vorbei einen Blick ins Innere des Hauses zu erhaschen. Keras blickte Livna streng an, als er die beiden mit einer Handgeste hinein bat. "Es sind schon ein paar Leute anwesend," antwortete Rabhan. "Und das Wort feiern ist wohl nicht angebracht. Ich für meinen Teil feiere keinen Absturz. Sie können ja von mir aus 'den Tag des Desasters' gebührend feiern." - "Ihre Tochter?" Zeigte er auf Livna. "Schön das sie dafür Zeit hatten." Er meinte damit, das Rabhan zeit fand sich zu paaren. In der Zwischenzeit war auch Yetan mit dem Telephonat fertig. Sie hatte nur einen kurzen Moment beunruhigt ausgesehen, das änderte sich jedoch sofort als sie sich den anwesenden, und auch den neu angekommenen zuwandte. "Es war nichts wichtiges... Einer meiner Kollegen befürchtet einen größeren Aufruhr weil gestern Nacht in der Stadt einer der Größeren im Gewerbe vermutlich getötet wurde, aber genaueres weiß keiner aber spekuliert wird wie wild." Sie schüttelte den Kopf, dann erst schien sie Rabhan und Livna zu entdecken. "Ach wie schön, daß du auch noch kommen konntest. Keras ist heute wieder die Lebensfreude in Person... Nächstes Jahr machen wir die Feier bei mir, ist ja kaum auszuhalten... Und das ist deine Tochter? Lina?" Livna war so wütend über die Bemerkung von Keras, dass sie Yetan zunächst ignorierte. Sie wollte ihrem Vater keine Schwierigkeiten machen, indem sie etwas Unpassendes sagte, aber dieser Satz verlangte eindeutig nach einer Antwort. Niemals, in ihrem ganzen Leben nicht, hatte Rabhan ihr das Gefühl gegeben, ein "etwas" zu sein, für das anständigen Leuten die Zeit fehlen würde - und egal, ob Keras immer so war oder nicht, Livna hatte ihr Urteil über den Mann in diesem Moment gefällt: Er war ein echtes A****loch. Sie sah Keras scharf an. "Mein Vater hat immer für mich Zeit. Finden Sie nicht, dass ein guter Vater das sollte?" Rabhan entschied, Keras erst einmal stehen zu lassen und trat ins Innere des Hauses. Was auch immer ihm zu Kopf gestiegen war, sollte er nicht an anderen abreagieren - und schon gar nicht an Livna! Er war ein wenig mißgestimmt, hier nicht wenigstens einen neutralen Empfang erhalten zu haben. Und irgendwie hatte er sich auf die Reaktionen der anderen auf Livna gefreut, doch nach Keras' Auftritt war ihm die Vorfreude darauf gründlich vergangen. Ein wenig Freude kehrte zurück, als er hörte, wie Livna ihre provozierende Antwort gab - diesmal war er der Meinung, daß es genau die richtige Antwort war und kam gar nicht auf den Gedanken, sie zu Höflichkeit zu ermahnen. Er nickte Yetan zu und bedeutete dann Livna, wieder an seine Seite zu kommen, damit die anderen das Mädchen besser sehen konnten. "Ja, das ist Livna, meine Tochter. Sie wollte die heutige Gelegenheit nutzen, ein paar von euch kennenzulernen. Und was immer unser Riov von diesem Tag hält, sehe ich ihn wie jedes Jahr gern als die Gelegenheit, den Tag unserer Ankunft zu feiern, weil er uns bei allen Nachteilen auch die Chance auf einen Neuanfang gab. Zumindest ich habe diese Chance genutzt." Als Unterstreichung drückte er Livna kurz an sich und musterte dann die Gesichter der Anwesenden, um herauszufinden, wie die derzeitige Stimmung war. Es waren so wenige... Als es lauter im Eingangsbereich wurde, schrak Faolchu aus seiner trunkenseligen Lethargie auf. Die junge Mädchenstimme kannte er noch nicht, aber die Art, wie sie mit Keras sprach, imponierte ihm und er musste grinsen. Als Rabhan mit Livna in den Raum trat, erhob er sich und ging auf die Beiden zu. "Hallo Rahban", er schlug dem Neuankömmling zur Begrüßung auf die Schulter. Dann nahm er - so vorsichtig, als sei sie zerbrechlich - Livnas Hand und sagte: "Ihr Vater hat niemals erwähnt, was für eine wunderschöne junge Dame seine Tochter ist. Ich hatte bei seinen Erzählungen immer ein kleines Mädchen vor Augen." Er lächelte sie an, ohne ihre Hand los zu lassen. Faolchu war wieder der Charmeur geworden als den sie ihn kannte. Yetan lächelte und wandte sich Rabhan zu. "Mir scheint, es war eine gute Idee, sie mitzubringen... Sie hat Faolchu mit einem Schlag nüchtern bekommen... Groß ist sie geworden... Sie müßte jetzt doch etwa... etwa 16 sein, richtig? Was macht sie eigentlich? Schule? Ausbildung?" Giellun nahm einen kräftigen Schluck von seinem Kir'sch'wa'sser, er trank es unverdünnt, in der Hoffnung, dass die Schärfe seine Nase wieder freimachen würde. Es funktionierte, jedenfalls halbwegs. Von seinem Platz aus beobachtete er den Einmarsch der Neuankömmlinge. Yetan war zurück. Giellun konnte nicht alles verstehen, was sie im Korridor sagte, aber ein Fetzen über "getötet" und "spekuliert wie wild" drang bis zu ihm durch. Auf einmal, warum wusste er nicht, sah er Caileac vor seinem inneren Auge und war hellwach. Er musste Yetan fragen, was los war, aber sie hatte sich schon Rabhan zugewandt und war im Gespräch. Giellun beschloss zu warten, es hatte ja keine Eile, der Tag war noch lang. Das war also Rabhans Töchterchen... "Hallo Rabhan", begrüßte er ihn und hob das Glas in seine Richtung. "Hallo, Livna." Er trank noch einen Schluck und genoss es, dass die Atmosphäre sich ein wenig entspannte. Auf dem Mut gefallen war die Tochter von Rabhan nun wirklich nicht. Keras ignorierte die Frage von Livna und beantwortete statt dessen die Frage von Yetan: "Sie wird sicherlich eine hervorragende Kommandantin. Die Feinde des Imperiums sollten sich in Zukunft in Acht nehmen. Das heißt, wenn man von diesem Planeten fort kommt." Livnas Skepsis wich langsam und machte der Erleichterung Platz, als sie ins Wohnzimmer kam und vom Rest der Truppe so wohlwollend empfangen wurde. Ziemlich erstaunt war sie über den plötzlichen Sinneswandel des Riov. Er war nicht weiter auf ihren Kommentar eingegangen, und es überraschte sie sehr, als er sie vor der herzlich wirkenden älteren Frau auf einmal in den höchsten Tönen lobte. Hatte er sie nur auf die Probe stellen wollen? Seltsame Probe... Sonst waren nur noch zwei weitere Gäste da, und Livna staunte nicht schlecht, als sie den über und über behaarten Typen sah, der dort auf der Couch saß. Als er aufstand und direkt auf ihren Vater und sie zusteuerte, fiel ihr auf, wie riesig er außerdem war. Daneben sah der andere Mann, der sitzen blieb, plötzlich klein aus... Ein Rihanna war der bestimmt nicht. Und was für Reißzähne! Aber er schien ihren Vater zu mögen, so wie er ihn grüßte - und dann grüßte er auch sie. Das freute Livna, denn bisher hatten alle über sie geredet, als wäre sie gar nicht da. Sein Händedruck war überraschend sanft für seine Statur. Allerdings hatte er eine im wahrsten Sinne des Wortes atemberaubende Fahne. So unauffällig wie möglich wich sie einen halben Schritt zurück und tarnte dieses Manöver mit einem angedeu- teten Knicks. "Sie finden wahrscheinlich die meisten Leute klein", sagte sie mit einem Augenzwinkern. "Sind Sie ein Freund von meinem Vater?" Faolchu hatte das kleine Manöver schon durchschaut und es war ihm direkt ein wenig peinlich - was er selber nicht verstand. Über ihre Bemerkung musste er dennoch lachen. "Ich meinte mit 'klein' eher 'sehr jung'. Nach den Erzählungen ihres Vaters müssten sie gerade in die Schule gekommen sein, aber nun sieht es so aus, als würden sie diese bereits bald verlassen. Sie sind also kein Kind mehr sondern bereits eine - noch dazu sehr hübsche - junge Frau. Er lächtelte weiter, als er antwortete: "Ich schätze die Kompetenz ihres Vaters und mag ihn sehr gern. Man trifft selten auf so sympathische Rihannsu, wie ihn." Ihm war die ganze Zeit seine Alkoholfahne bewusst und er bemühte sich, so wenig wie möglich davon bei ihr ankommen zu lassen. "Wäre es Ihnen recht, wenn ich uns einen Kaffee organisiere?", fiel ihm dann zu seiner 'Rettung' ein. Gegen einen Kaffee konnte ihr Vater eigentlich nichts haben. Livna schaute sich kurz nach ihm um. Er war gerade im Gespräch mit zwei Kollegen und sie redeten über irgendwas mit Politik. Darauf hatte Livna jetzt überhaupt keine Lust. "Gute Idee", sagte sie zu ihrem haarigen Gesprächspartner. "Ich komme mit." Sie folgte Faolchu zum Kaffeeautomaten. "Nächsten Sommer bin ich mit der Schule fertig, das stimmt übrigens." > Faolchu war wieder der Charmeur geworden als den sie ihn kannte. Yetan > lächelte und wandte sich Rabhan zu. > "Mir scheint, es war eine gute Idee, sie mitzubringen... Sie hat > Faolchu mit einem Schlag nüchtern bekommen... Groß ist sie geworden... > Sie müßte jetzt doch etwa... etwa 16 sein, richtig? Was macht sie > eigentlich? Schule? Ausbildung?" Rabhan ließ Livna bei ihren weiteren neuen Begegnungen nicht aus den Augen, doch eigentlich war er davon überzeugt, daß ihr hier keinerlei Gefahr von keiner Seite drohte. Als Giellun das Glas in seine Richtung hob, nickte er kurz lächelnd zurück, da er seinerseits noch kein Glas in der Hand hielt. Auch die kurze Szene zwischen Falchou und Livna bemerkte er, während sich sein Lächeln zu einem Grinsen steigerte. Alter Galan! Aber er konnte sich nur schwer vorstellen, daß sich Livna von einem doch sehr exotischen Wesen angezogen fühlte. Er kehrte wieder zu Yetan zurück. "19 ist sie. Eigentlich so gut wie erwachsen, aber.. nun ja, dieser Planet ist ein schwieriger, um wirklich erwachsen zu werden. Ich bemühe mich, ihr Leben in die richtigen Bahnen zu lenken, aber es ist ein kompliziertes Unterfangen auf einer solch disziplinlosen Welt. Es wäre mir um so viel lieber, wenn sie zuhause zur Schule gehen könnte. Hier stelle ich mir dauernd die Frage, ob ihre Schulkameraden wirklich der richtige Umgang für ein junges Mädchen wie sie ist. Hast Du Dir die Jugendlichen hier schon mal genauer angesehen? Vertreiben sich ihre Zeit mit Glücksspiel, treiben sich in üblen Gegenden herum und wissen überhaupt nichts vom Ernst des Lebens. Und darin eifern sie auch nur ihren Eltern nach, die nicht besser sind!" An dieser Stelle stoppte Rabhan sich selbst, als er merkte, in welche Richtung seine Rede strebte - mal wieder. Es gab so wenig, mit dem diese Welt ihn reizen konnte... und immer wieder fand es Niederschlag in seinen Worten; vor allem, wenn er sich über Livnas Gewohnheiten ereiferte. "Sag mal...", fuhr er in leiserem Ton fort, um das Thema zu wechseln, "Hat der Riov heute einen Wurm im Frühstück gefunden? Der ist ja so fröhlich wie ein Ferengi mit einer Pechsträhne beim Dabo." "Er wird von Jahr zu Jahr misanthropischer. Ich weiß auch nicht was er hat. Aber wahrscheinlich schlägt ihm dieser Planet auf den Magen. Du hast schon recht, man kann sich hier den besten Charakter verderben, und ich würde hier auch kein Kind aufwachsen lassen, aber welche Wahl hat man denn? Wenn nicht ein Wunder geschieht, oder Giellun überraschend alle Teile zusammenbekommt dann müssen wir uns irgendwie arrangieren. Und Livna wird das sicher auch." Seinen vorherigen Worten war deutlich zu entnehmen wie besorgt er war, und Yetan sah sich selbst vor vielen Jahren, sie hätte am liebsten einen hohen Zaun um ihre Söhne gezogen um sicherzustellen, daß sie nichts anstellten. Heute lachte sie darüber und fand es albern, denn irgendwie hatten sie immer aus den Dummheiten die sie früh genug gemacht hatten mehr gelernt als aus allen Verboten... Aber das würde sie Rabhan zu einem besseren Zeitpunkt sagen. "Hier, damit du mit anstossen kannst..." Sie griff nach dem nächsten Glas auf einem der Tische und goss ihm etwas von dem merkwürdigen Fruchtbrand ein. Rabhan nahm aus einem Reflex das Glas an und schaute der Flüssigkeit zu, wie sie es allmählich füllte. Nun, er war hier, er hatte feiern wollen, da konnte er auch ein Gläschen mittrinken. Er schnupperte an dessen Inhalt und grinste Yetan an. "Na, wenn das mal kein Launenheber ist..." Einen kleinen Schluck wagte er, widerstand dem aufkeimenden Bedürfnis, sich zu schütteln und beschäftigte seine Hände mit dem Glas. "Ich kann ihn ja verstehen, wenn er sich hier nicht gerade Zuhause fühlt. Wer von uns tut das schon? Aber haben wir es nicht alle irgendwie geschafft, uns zu arrangieren? Mehr oder weniger, jedenfalls..." Ungewollt waren seine Gedanken wieder bei Aina gelandet. Er hatte sich mit ihr arrangiert - mehr noch, er hatte eine tiefe und ernsthafte Beziehung mit ihr gehabt. Doch zu sehen, wie sie mit ihrer Tochter umgegangen war, wie sie ihr alle möglichen und unmöglichen Freiheiten gewährt hatte, war in seinen Augen nicht tragbar gewesen. Mit welchen Werten sollte dieses Kind denn aufwachsen? Und so sah er auch diese Welt, in der er nun lebte. Es gab nette Seiten in ihr, interessante Möglichkeiten zum Zeitvertreib. Doch wo blieb der Sinn in alldem? "Livna bekommt das hin, da habe ich gar keine Sorgen. Sie verbringt viel Zeit in der Tanzschule. Und demnächst hat sie einen Auftritt." Jetzt, wo Livna nicht neben ihm stand und zuhörte, blitzte der Stolz auf seine Tochter einmal mehr deutlich hindurch. Giellun nippte weiter an seinem Drink, während er auf eine Gelegenheit wartete, Yetan nach den neuesten Nachrichten zu fragen. Mit einem Ohr verfolgte er deshalb ihr Gespräch mit Rabhan, aber das drehte sich um ganz andere Themen. Es fiel ihm doch einigermaßen schwer, sitzen zu bleiben und seine Neugier im Zaum zu halten. Da kam ihm die kleine Szene zwischen Faolchu und Rabhans Tochter zur Ablenkung gerade recht. Faolchu konnte wirklich ein Kavalier alter Schule sein, wenn er wollte, dachte Giellun. Wenn er wollte. Davon hing bei dem Kerl eine ganze Menge ab. Er erinnerte sich noch genau daran, wie sie zusammen vor der Tür gewartet hatten. Faolchu hatte zuerst einen Riesenkübel schlechter Laune über Gielluns Haupt ausgeschüttet, aber dann, als der Riov an die Tür kam, auf einmal sein lässigstes Grinsen herausgeholt. Dieses Grinsen hatte er im folgenden auch für alle anderen Gäste übrig, nur nicht für ihn, Giellun. 'Wenn er seine schlechte Laune an mir auslässt, dann weil er es WILL', dachte Giellun ärgerlich. 'Aber wieso gerade ich?' Er ließ sich die Frage durch den Kopf gehen, behielt Rabhan und Yetan dabei aber halb abwesend im Auge, falls sich eine Gelegenheit ergab. "Man kann sich mit dem Planeten arrangieren, das stimmt. Es kann sehr schön sein, aber mit einer Familie wäre es auch mir zu anstrengend... Einen Auftritt, sagtest du? Das ist ja toll. Wo denn? Und was tanzt sie?" Yetan war ehrlich neugierig, hätte Faolchu sie nicht in Beschlag gehabt hätte sie sich auch gerne selbst mit dem Mädchen unterhalten, statt nur ihren Vater auszufragen. Sie sah sich nach ihr um... Gielluns Chance kam schneller, als er gedacht hatte. Yetan drehte sich um und sah sich im Zimmer um. Er stand auf und ging auf sie zu. "Yetan?" fragte er. "Ich habe gehört, wie du vorhin draußen im Gang etwas erzählt hast. Aber genau mitbekommen hab ich es nicht. Jemand in der Stadt ist getötet worden, stimmt das?" Noch ehe Rabhan die Chance gehabt hatte zu antworten unterbrach Giellun. "Sejh'mran kas-Erkel den Kopf der Dhrain-v'Fvill (NRPG: eine der größeren Mafia-'Familien' mit 'Filialen' in jeder grösseren Stadt.) dieser Stadt. Gestern Nacht hat ihn wohl jemand erschossen, an seinen Leibwächtern vorbei. Ein Kollege aus dem Nachtclub hat mich vorhin angerufen, er war etwas nervös, weil er denkt, das zeiht nun einen Krieg zwischen den Familien nach sich. Ich denke aber, daß das Insider waren. Die Spitze wird sicher schneller als gedacht wiederbesetzt... Man wollte ihn loswerden." Yetans Stimme nach zu urteilen nahm sie diesen Bericht eben genauso locker wie die Bemerkung zu Livnas Auftritt. "Ersetzt werden die Häupter ja fast schneller, als man sie erschießen kann", kommentierte Giellun aus den Erfahrungen der vergangenen 20 Jahre. "Aber ich glaube auch, dass die Dhrain-v'Fvill das nicht auf sich sitzen lassen. In puncto Rache stehen die den Rihannsu in nichts nach." Er warf Rabhan einen Blick zu. "An deiner Stelle würde ich Livna jetzt nicht alleine rauslassen. Die schlagen zu, wo sie können, und keiner weiß im Voraus, wo das ist. Wenn es blöd läuft, liegt es zufällig auf ihrem Schulweg..." 'Toll' dachte Yetan 'der arme Mann ist auch so schon besorgt genug...' "Ich denke eher, das klären die schnell und Intern. Ich vermute ja fast daß ihn einer aus den eigenen Reihen beseitigen ließ, sonst wäre kein Killer nahe genug herangekommen, so gut wie die bewacht werden... Es wird wohl so weitergehen: Man findet irgendwen mal tot in seiner Wohnung... vermutlich war das dann der Killer, oder auch einer der Auftraggeber... Auf jeden Fall einer dem man die Schuld geben wird, und dann sind alle zufrieden und es wird wieder sehr leise. Je weniger Unbeteiligte mitbekommen umso lieber ist es denen doch. Ich bin ja mal gespannt wie das weitergeht." Sie lächelte als spräche sie von der Fortsetzung eines Filmes. "Sicher doch, macht mir nur Mut, ihr beide.", brummte Rabhan, "Ich finde es so schon schwer genug, Livna von den falschen Einflüssen fernzuhalten, da braucht es nicht noch ein paar irregeleitete Killer. Die stecken doch überall. Wer sagt mir, daß der nächste Tote nicht irgendein naher Verwandter einer Freundin von Livna ist? Ich kann sie wohl kaum dauernd im Haus behalten." Seufzend lehnte er sich an einem Tisch, der in seiner Nähe stand und nahm einen weiteren Schluck aus seinem Glas. Sein Blick streifte Livna, die sich nicht allzu weit entfernt noch immer mit Faolchu unterhielt, der gerade einen durchaus umgänglichen Eindruck machte. Seine bisher eigentlich gute Stimmung war erneut auf einem Sinkflug. >> Irgendwo in Eejathnin (Eine große Stadt auf ch'Athann) << > Was das bedeutete konnte er sich in etwa zusammenreimen. > Wie betäubte tappte er zu seinem Schreibtisch, die Kugel zwischen > den Fingern drehend, und ließ sich in den Stuhl fallen. > Draussen schien noch immer die Sonne. Am liebsten hätte Caileac laut geflucht, aber geholfen hätte es wenig. Hätte er nur seine eigenen Grundsätze besser befolgt. Wer sich mit den Dhrain-v'Fvill anlegte konnte sehr schnell seine Ahnen treffen. Dabei war es egal, ob man nur dafür bezahlt worden war die Drecksarbeit für jemanden zu erledigen oder eigene Interessen verfolgte. Er verkniff es sich noch immer zu fluchen, steckte wie beiläufig die Kugel ein, sammelte dann einige persönliche Gegenstände zusammen, sowie Dinge, die zu wichtig waren als daß er sie hier lassen konnte und verließ dann die Praxis, so wie er sie immer verließ. Er hatte sich zu einem geeigneten Zeitpunkt alle Bewegungsabläufe, die er normalerweise zeigte, eingeprägt, sei es um einem eventuellen Beobachter zu verbergen wie besoffen er war, oder auch um wie jetzt keine Nervosität zu zeigen. Zurückkommen würde er vielleicht nie wieder... vielleicht musste er auch die Stadt verlassen, wenn das überhaupt noch etwas brachte... Zunächst aber Ruhe bewahren. Er durfte sich keinen der Gedanken, die er hegte anmerken lassen... Also würde er wie er es geplant hatte eine Weile durch die Clubs ziehen, hier und dort etwas trinken, dem einen oder anderen Mädchen einen Schein im Slip hinterlassen, diesmal jedoch alleine nach Hause gehen, oder noch besser ganz woanders hin. Die Kugel trug er in der Hosentasche... Wenn ihn jemand erledigte würde man sie hoffentlich bei ihm finden, das würde eine grossartige Geschichte für die Presse geben. "Stadtbekannter Arzt entpuppt sich als Skrupelloser Auftragmörder" Aber wenn er tot war konnte ihm das ja egal sein. Aber für diesen Abend wollte er all das vergessen. Diesen einen Abend wollte er auf seine eigene Weise den Jahrestag des Absturzes begehen... Von feiern konnte keine Rede sein, aber er wollte sich daran erinnern und wie er es gerne nannte 'an seiner Integration arbeiten'. In einem seiner Lieblingsclubs arbeitete eine seiner alten Kolleginnen in der Verwaltung, ab und zu hatte er sie gesehen, aber sie schien ihn nicht zu bemerken. Aber sie war auch nicht mehr die jüngste, er vermutete stark, daß sie bereits ein wenig kurzsichtig wurde. Heute war sie vermutlich ohnehin beim Treffen beim alten Keras, dem mürrischen Riov. Er war immer irgendwie mit ihm ausgekommen, aber so richtig sympathisch war er ihm nie gewesen. Er trat ein und es war schlagartig Abend. Das war ein Phänomen, in Clubs war es immer Nacht... Man konnte aus einem strahlend sonnigen Morgen heraus eintreten, und die dustere verrauchte Atmosphäre eines fortgeschrittenen Abends fing einen ein. Es genoss dieses Gefühl, und auch den kurzen Moment in dem man desorientiert war weil sich die Augen erst anpassen mussten, und weil man nicht sofort Luft bekam von Effektrauch und auch den Verbrennungsrückständen diverser Genussmittel. Dann hatte er sich umgestellt, die laute Musik, der Rauch, die bunten Lichter, die tanzenden Mädchen, das war sein Zuhause. Er bestellte einen leichteren Drink als er es unter anderen Umständen getan hätte, nippte immer wieder, beobachtete die die Leute, doch das hätte er auch so getan. Eben traten zwei Tänzerinnen auf, eine Blond mit etwas kindlichen Zügen, die zweite schwarzhaarig und irgendwie exotisch. Man sah sie fast nur zu zweit, ob auf der Bühne oder beim Kunden. Ceileac beobachtete sie über den Rand seines Glases hinweg, und auch die Herren in den teuren Anzügen, die neben ihm saßen und die beiden unverhohlen anstierten. 'Je besser der Lack, umso schlimmer das Material darunter...' das hatte ihm einmal ein Kommilitone gesagt, der in seiner Freizeit alte Gleiter restaurierte. Aber es traf auch auf diese Herren zu. Die Markenkleidung konnte nicht über den Charakter hinwegtäuschen. Das war auch bei den Herren zu beobachten die nach den Auftritten einiger Damen für Sonderleistungen bezahlten... Sie hatten nicht das geringste Problem damit, in aller Öffentlichkeit von den Damen entkleidet zu werden... Immerhin wurden die meisten von ihnen vor dem Ende der Show in Separee's gebracht, so daß dem unbeteiligten Zuschauer Unappetitliches erspart blieb. Aber das gehörte alles zum Geschäft. Auch das lockte wieder Kunde an, die gerne zusahen weil sie dafür nicht bezahlen mußten... ...auf ch'Rihan wäre etwas derartiges undenkbar gewesen. Ein derartiges Verhalten hätte einen die Karriere gekostet. Aber selbst wenn er hier Beweisbilder sammeln würde - und an hochgestellten Persönlichkeiten von öffentlichem Interesse herrschte in den Clubs kein Mangel - es hätte keinen gekümmert. Sehr aussergewöhnliche Praktiken hätten vielleicht eine Schlagzeile gegeben, aber mehr auch nicht. Jeder ahnte zumindest was hinter den vor Leuchtreklame blinkenden Wänden geschah und akzeptierte es. Manchmal fiel es ihm schwer zu glauben, daß sie die gleichen Wurzeln haben sollten... Er trank noch einen Schluck und spielte für einen kurzen Moment mit dem Gedanken slbst eine der Tänzerinnen herzuwinken... Aber im Moment war ihm nicht danach. Ein wenig widerte es ihn gerade an, wie offen hier die Lust zur Schau gestellt wurde und wie die Herren und Damen die Geilheit zu Markte trugen. Er trank aus, bezahlte und ging. Das Yolantru war noch eines der besseren Häuser... Vielleicht deswegen, hier erwartete er immer etwas anderes... Er war einfach noch nciht in der richtigen Stimmung... Das kam sicher noch. Ceileac spazierte eine Weile durch die Strassen. Heute kam er nicht in die Stimmung, die er sonst hatte. Er ertappte sich dabei, wie seine Finger in der Hosentasche mit der Kugel spielten. Vielleicht sollte er sie einfach wegwerfen und so tun als sei nichts gewesen... Aber das würde nichts ändern, dieses Projektil war nur die Erinnerung, das Geschehene konnte er nicht auslöschen. Eine kurze Ablenkung würde wohl ein ordentlicher Vollrausch bringen, aber er wußte gut genug, daß nur wenige Sorgen tatsächlich löslich waren, die meisten würden nur schlimmer werden. Die nächsten Tage würde er seinen Verstand brauchen, er mußte also weitgehend nüchtern sein. Vielleicht hätte er seinen Verstand schon zuvor benutzen sollen... Wie konnte man nur darauf hereinfallen, daß jemand einen Typen wie diesen Sejh'mran aus rein privaten Motiven umlegen ließ... Er hatte nur das Geld gesehen und geglaubt was er hatte glauben wollen, und nun steckte er mitten in einem Mafia-Krieg. Warum dämmerte ihm dies erst jetzt? Er ging mit zügigen Schritten auf die nächste Bar zu, alles war sicherer als die offene Strasse. Der Laden, den er sich ausgesucht hatte, unterhielt eine Zugangskontrolle, das versprach bessere weniger jugendfreie Unterhaltung. Vielleicht half das. Er kannte die Frau sogar, die vor der Tür postiert war. Isharka hatte als Nrrin in der Sicherheit der Mhi'Fhortain angefangen, erst kurz vor der letzten Mission, nicht einmal ein Jahr vor dem Absturz. Sie durfte es hier leichter gehabt haben, sie war damals sehr jung gewesen... Und sie hatte immer zu den wenigen gehört, zu denen er guten Kontakt gehalten hatte. "Du bist wieder nicht zum Riov gegangen?" begrüsste sie ihn. "Du weißt doch wie's die letzten Jahre immer war. Der Alte wird von Jahr zu Jahr missmutiger. Nächstes Jahr ist es sicher so schlimm, daß er keinen mehr in seine Wohnung lässt." "Da hast du sicher recht... Aber einige gehen wohl immer noch tapfer hin." "...und müssen sich bald gewaltsam Zutritt verschaffen..." murmelte er nur. "Hast du wen gesehen?" "tr'Lakanth müsste hingegangen sein... tr'Fiacail muss sich lange durch die Kneipen gekämpft haben, habe ich gehört, der ist sicher auch heute morgen noch zu dicht gewesen um hinzugehen." "Sicher nicht dicht genug. Der ist der einzige, den der Alte immer reinlassen wird..." Ceileac seufzte. "Ich werd mich wieder alleine amüsieren, aber wenn du hier fertig bist kannst du mir gerne Gesellschaft leisten." "Mal sehen. In frühestens 3 Stunden kann ich hier weg, dann bist du aber sicher schon im nächsten Laden..." "Das kann gut sein... Na, man sieht sich!" Sie nickte nur und er trat ein. ............ Ende der Chronik ............ ------------------------------------------------------------------------