Chronik Nr.142 vom 18.07.2006 Ort der Handlung: Calanam'coupaer, In der Schleife Zeit der Handlung: 23.12.2375 Bordzeit: 17.40 Uhr bis 18.00 Uhr >>> Geheimnisse im Bereitschaftsraum <<< >> Brücke / Deck 1 << Nutala schlich sich zur Brücke, bevor sie zu Arbeiten gebeten wurde, zu denen sie gar keine Lust hatte. Auf der Brücke war alles wie erwartete. Na gut Soveks Überreste klebten hier und dort. Aber IHR platz war sauber. So rollte sie sich auf dem Pilotensessel zusammen und betrachtete die Sterne. >> Bereitschaftsraum / Deck 1 << Rhuissa wunderte sich ein bißchen über das klopfen. Was konnte es bedeuten, das jemand aus der Crew auf den Türsummer verzichtete und statt dessen eine sehr viel privatere Art wählte, um Einlaß zu bitten? Eigentlich konnte es nur bedeuten, das jemand sie privat sprechen wollte. Rhuissa stand auf und öffnete die Tür. Easgean zu sehen überraschte sie dann gar nicht, denn mit Yaros hatte sie eher nicht gerechnet. "Komm rein", sagte sie und lies ihn ein. Rhuissa atmete tief durch. "Du kommst wegen dem Film, nicht wahr? Es ist dein gutes Recht danach zu fragen warum dein Privatleben verletzt wurde. Ich will es dir ja auch erklären. Bitte setz dich doch erst mal." Easgéan folgte der Aufforderung und trat ein. Er überlegte, ob er wiedersprechen sollte... es ging sozusagen um einen Film, aber nicht direkt um jenen... "Ich kann alles erklärn... Ich brauchte damals einfach Geld... und... naja, ich bin da so reingeratn... Bin nicht grad stolz drauf..." Während er das sagte meinte er es nicht ganze ernst, aber im Nachhinein dann doch. Unrechtsbewußtsein kam in ihm irgendwie immer nur hoch wenn er mit Rhuissa zu tun hatte, ein wenig verwirrte ihn das. Rhuissa lächelte unwillkürlich. "Bei allen Elementen!" sagte sie: "Ich bin wohl die letzte der du etwas erklären müßtest. Ich habe selbst so manches getan auf das ich nicht stolz bin. Als ich zuviel trank und die Kontrolle über mich verloren hatte ..." Rhuissa schauderte leicht. Um das beklommene Gefühl abzuschütteln, das begonnen hatte sich in ihr breit zu machen, ging sie ein paar Schritte in den Raum hinein und setzte sich hin. Ein paar Schritte Flucht, eine kleine Änderung der Position. Es reichte. Sie lächelte wieder leise. "Nein darum geht es nicht. ICH wollte DIR etwas erklären. Während der Amnesie kam heraus das ein Padd mit diesem Film auf dem Arbeitstisch der Riov lag. Den anderen gegenüber kann ich das gegebenenfalls mit einer humorvollen Bemerkung begegnen. Aber nicht dir. Es ist mir sehr peinlich dich im Glauben zu lassen ich würde ... ähm ... heimlich erotisches Material von meiner männlichen Crew sammeln. So ... ähm ... unbefriedigt bin ich dann doch nicht." Rhuissas Wangen färbten sich in leichten Grünton, sie lächelte verlegen." Oder noch schlimmer, Jugendsünden sammeln." Sie kramte in den Nachrichten ihres Computers und hatte fast sofort gefunden was sie suchte. "Ich habe eine Nachricht vom Tal Shiar bekommen. Weil mich solche Nachrichten tief beunruhigen habe ich sie sofort gelesen. In den Film habe ich hineingesehen, weil ich wissen wollte, was diese sseika dir antun wollten." Sie drehte ihren Monitor mit einer heftigen Handbewegung zu Easgean um. Ihre gezügelte Wut auf den Tal Shiar lag nur in dieser Bewegung und in ihren blitzenden Augen, ansonsten war sie ruhig. "Ich wollte es dir gleich sagen, aber es war mitten in der Nacht und wir waren alle sehr beschäftigt und dann kam die Amnesie." >> Brücke / Deck 1 << Nutala schreckte hoch, sie hörte Stimmen aus dem Bereitschaftsraum. Ihre Ohren wuchsen auf das doppelte an ... MIST, warum waren die verdammten Türen nur so dick. >> Bereitschaftsraum / Deck 1 << Rhuissas Verlegenheit rührte Easgéan irgendwie... Und das verhinderte, daß er sich zu einer anzüglichen Bemerkung hinreissen ließ. er setzte sich und blickte auf den Monitor... "Ouh..." ...entfuhr ihm, als er einen Namen las... Es war zwar nur ein Pseudonym, der Name einer Kneipe, aber er wußte plötzlich recht genau wofür das stand. "Vielleicht hab' ch's auch verdient, daß se mir schadn will... egal... Solang ch von dir kein Ärger für bekomm... vergessn wir's..." Er behalf sich schnell mit einem versöhnlichen Grinsen, für ihn war die Sache damit erledigt und er hoffte nun nicht mehr daran erinnert werden, auch wenn sich das Neonlicht tief in seine Erinnerung eingebrannt hatte... "Ich hab hier was anderes... Das dürft dich mehr interessiern.... " Im vergleich zur Neugierde über Rhuissas Reaktion war die Erinnerung schnell beiseite geschoben. Er gab ihr sein Padd und startete die Stelle, die auch er gesehen hatte.* Einen kurzen Moment überlegte er, ob er etwas dazu sagen sollte, entschied sich aber dagegen. Die Bilder sollten erst einmal für sich wirken. Zunächst wirkte Rhuissa erleichtert. Aus Easgeans Worten schloss sie, das der Ärger mit dem Tal Shiar wohl eher ein Ärger war, den er mit einer Frau hatte, die nur zufällig eine Tal Shiar war. Das Rhuissa ihm wegen des Films keinen Ärger machen würde bedurfte keiner Worte mehr. Ihr schien eine stumme Übereinkunft in der Luft zuliegen, das es Dinge gab, auf die man nicht stolz war, die aber der Vergangenheit angehörten wie ein längst vergessener böser Traum. Doch dann änderte sich Rhuissas Mine. Ihr Blick klebte an dem Padd fest. Gebannt starrte sie auf das Gesicht der der spitzohrigen Schauspielerin, betrachtete ihre fremden und doch so vertrauten Züge. Rhuissa hörte die Stimme der Schauspielerin, ihren leichten Dialekt, die Betonung der Silben und ihre Stimme. Rhuissa war schwer betroffen. "Sie sieht mir so ähnlich", hauchte sie den Tränen nahe: "So, genau so, müßte meine Tochter jetzt aussehen. Sie wäre genau in dem Alter. So genau so, müßte sie sprechen. Das ist ihre Stimme. Das ist sie! Das ist Sienae, meine Sienae! Sie muss es sein. Aber ... aber sie ist doch tot! Das Schiff ist explodiert. Es gab nur fünf Überlebende und Sienae war nicht dabei. Sie war ein Kind, ein kleines Mädchen. Aber ... Easgean ich verstehe das nicht." Verwirrt, verzweifelt, verletzt sah sie Easgean an. "Sienae MUSS tot sein. Sie war im Maschinenraum als es passierte. Der Maschinenraum war das Zentrum der Explosion. Ich rannte. Aber eine Wand von Flammen lies mich nicht durch. Eine weitere Explosion riss mich von den Beinen und schleuderte mich einen halben Korridor lang. Ich verlor das Bewußtsein. Niemand in der Nähe des Maschinenraums hat überlebt. Die junge Frau in dem Film IST meine Tochter Sienae. Sie ist es. Irgendwie fühle ich es, irgendwie weiß ich es. Sie ist es ... und sie kann es gar nicht sein. Ich ... ich ... oh ihr Elemente!" Rhuissa wünschte sich so sehr, die junge spitzohrige Schauspielerin wäre wirklich ihre Tochter. Ihr Herz sagte, sie müsse es sein, ihr Verstand sagte, sie könne es nicht sein. Hastig rief sie ihre privaten Daten auf. Bilder ... Bilder von früher. Sie schluckte als sie eine kleine Filmsequenz gefunden hatte. Kaum eine siuren lang war eine Szene mit einem 6-jährigen Mädchen zu sehen, wie sie aussah, wie sie sprach, wie sie sich bewegte, wie sie lachte. Fragend sah Rhuissa Easgean an. Easgéan dachte an Isha. Ein Kind, ein kleines Mädchen... Nein, sie war schon älter gewesen, kein kleines Mädchen mehr, alt genug um es besser zu wwissen als er... Dennoch hätte er alles getan um sie wieder lebendig zu machen. Uneingeschränkt Alles. Er konnte nachfühlen wie es Rhuissa ging, und er hatte das Gefühl Rhuissa in den Arm nehmen zu müssen. Sie wirkte gerade so angegriffen, zu zerbrechlich, doch andererseits könnte er ihr damit den Rest an Würde nehmen den sie vielleicht versuchte ihm gegenüber aufrecht zu erhalten. Er war nun einaml nicht Yaros... der hätte sie in den Arm nehmen dürfen. "Sie is aus dein'r Gegnd... hat de gleiche Aussprache wie du... ch dacht ja erst s wärst du... Ich hab glaub ch hab'n Talent Sprachn zu erkenn'..." Er hatte begonnen mit seinen fingern zu spielen... "Wenn du mich fragst... Se isses. Vielleicht hat se ne Rettungskapslerwischt? Vielleicht hat jemand se noch rausgebracht?" Er wußte zwar nur was Rhuissa eben gesagt hatte, aber das war genug für ihn um in Gedanken eine schreckliche Geschichte zu rekonstruieren. "Vielleicht wurd ihre Kapsl dann nich gefundn... erst irgndwann von'n hlonnha... Wir solltn versuchn se zu findn, mit ihr zu redn..." Er wollte noch hinzufügen, daß er Kontakte hatte... aber zum einen wäre das eine Lüge gewesen, und dann wollte er seine Vergangenheit im Moment herraushalten. >> Brücke / Deck 1 << Nutala schlich so unauffällig um die Tür zum Bereitschaftraum herum, wie sie konnte. 'Was war darin los? Wurde über sie gesprochen?' Nutala überlegte wie sie ihre Neugier stillen konnte. Sie wurde immer nervöser und würde bald wieder Sovek brauchen um sich abzureagieren. Mit hochgezogener Augenbraue und einem versteckten Grinsen beobachtete Mirha, was Nutala da vor der Bereitschaftsraumtür tat. Als das Grinsen zu breit wurde, drehte sie sich um. Scheinbar beschäftigt tippte sie auf der Taktischen Station herum und fragte nebensächliche Dinge ab. Während des Tippens und als wäre es ihr gerade erst eingefallen, sprach sie mit klarer, kräftiger Stimme "Kann man Ihnen irgendwie behilflich sein?" in den Raum, jedoch ohne sich zu Nutala zu wenden und ohne den Blick zu heben. Nutala schreckte zusammen .. 'Ach ja die gab es ja auch noch, wie konnte sie DIE nur loswerden? Ohne das jemand nachfragt !' "Nein Danke, ich laufe gerne mal hin und her. Einfach nur mal so ... Damit verzog sich Nutala zurück auf ihren Platz und tat beschäftigt. >> Bereitschaftsraum / Deck 1 << "Es wäre denkbar ... zumindest nicht unmöglich", überlegte Rhuissa. Sie sah Easgean direkt an. "Ich will sie finden. Ich muss es einfach wissen, ganz genau wissen. Nur wie stelle ich das an? Ein rihannisches Patrouillenschiff, unendlich weit von Föderationsraum entfernt, in getarnter Mission in der Leere unterwegs. Ich kann nicht einfach die Holofirma die diesen Holo produziert hat, per Subraum kontakten und nach der Adresse der Schauspielerin fragen. Aber monatelang warten? Das kann ich jetzt nicht mehr. Und selbst wenn, was ist dann? Wo werden wir dann hingeschickt? Werde ich je so ganz einfach ein Subraumgespräch in den Föderationsraum führen können?" Ein Teil von Rhuissas Unsicherheit war dem Entschluss gewichen, die junge Frau unbedingt kennen zu lernen. Es blieb die Unsicherheit, einen Weg zu ihr zu finden. Rhuissa war sich noch nie so sehr des Abgrundes zwischen dem Imperium und der Föderation bewußt gewesen. Und dadurch wurde ihr plötzlich klar, das Sienae, wenn sie es wirklich war, vermutlich genau so hilflos gewesen war. Auch für sie mochte es unmöglich gewesen sein, im Imperium nach überlebenden Familienmitglieder zu suchen. Sie fragte nicht wie er darauf kam, wollte keine weiteren Beweise sehen, sie glaubte ihm einfach... Es machte ihn stolz, die Riov vertraute ihm, Rhuissa vertraute ihm! Es war ihre Tochter... Und er hatte sie gefunden. "Subraum is sichr unmöglich... Hinfliegn auch... Abr wenn se Schuspielerin is hat se vielleicht noch mehr Filme gedreht... un wenn se wied bei nem Filmfest eingladn is auf neutralm Bodn, dann könn ma vielleicht hinfliegn...odr wir drehn selbr n film... " Er dachte an Jaeih, die ja immerhin Journalistin werden wollte... Aber aus Rücksicht auf Rhuissa wollte er das thema gerade ncith ansprechen. "Odr wir müssn dafür sorgn, daß se von dir erfährt... Früher mal war ich gut drin, n richtign Leutn de richtign Information'n zuzuspieln... Aber das war in Tallhinho und nicht zu'n loann'na... Abr irgendwas muß es doch gebn..." Sein Aktivismus half ihm über einen den Gedanken an eigene Familienmitglieder hinweg, der sich langsam immer bohrender stellte. >> Aufenthaltsraum / Deck 1 << Yaros schüttelte sichtlich verwirrt den Kopf und versuchte sich zu erinnern, wie das Gespräch bisher verlaufen war. Wann war er falsch abgebogen, wann hatte er wichtige Dinge nicht mitbekommen? Vielleicht spielte sich auch ein Teil dieses Dialoges nur in Soveks Kopf ab? Vielleicht antwortete er auf Fragen, die es nur für ihn gab? Vielleicht gab das Ganze dann einen Sinn. Und noch etwas irritierte den Arzt gewaltig - wollte Sovek tatsächlich eine Küche bauen, nachdem Yaros ihn darum gebeten hatte? Wie paßte das denn zusammen? Er hatte mit Widerstand gerechnet, mit einer haarsträubenden Argumentation, warum das gar nicht machbar war. Aber schlichte, schnörkellose Kooperation? Nein, irgendwo mußte es da einen Haken geben... Er konnte nur nicht erkennen, wo der sein sollte. Offenbar war Sovek gerade jetzt und hier auf dem Weg, um eine Küche zu bauen. Yaros beschloß, die Gunst der Stunde zu nutzen und beeilte sich, von seinem Platz aufzustehen und Sovek zu folgen, bevor dieser es sich anders überlegte. Soweit, dem Ingenieur den Arm um die Schultern zu legen, ging Yaros nicht, doch er kam an dessen Seite, um ihn ermunternd anzulächeln. "Neinnein, ich habe nur nicht damit gerechnet, daß es wirklich passieren würde. Ich meine.... Sovek, verfügen Sie frei über mich, wenn Sie jetzt wirklich unterwegs sind, um meine Küche zu bauen. Was immer es braucht, ich bin bereit." Er konnte nicht anders, die gute Laune hatte ihn und ließ ihn auch nicht wieder los. Es wäre ihm sonst klar gewesen, wie leichtfertig er sich Soveks Händen überschrieb - doch die Vorstellung, wie er Rhuissa mit dieser ganz speziellen Schiffseinrichtung zu überraschen, ließ ihn unvorsichtig werden. >> Kombüse, Deck 1 << "Was heißt ihr bauen?" Sah Sovek Yaros belustigend an und die Tür zur Kombüse glitt auf. Vor ein paar viele viele Stunden war die ehemalige Kombüse noch ein Abstellraum. Jetzt sah die Kombüse wieder aus wie eine Kombüse. Sovek ging zum Kühlschrank und öffnete ihn. "Das hier ist der Kühlschrank und kennen sie noch diese Flasche?" Er holte eine Flasche mit chinesischen Schriftzeichen heraus." Yaros starrte die Kombüse an. Da gab es auf diesem Schiff genau das, was er brauchte und er wußte gar nichts davon? Es war alles da, von den Kühleinrichtungen bis hin zu Herd und Ofen. Jetzt nur noch ein paar frische Zutaten, ein oder zwei Stunden Zeit... Es kam ihm fast wie ein Tagtraum vor - keine Schwierigkeiten, keine unerwarteten Überraschungen, nein. Es war einfach nur da. Yaros begann damit, seine Überraschung mit äußerlicher Lässigkeit zu überspielen. Die Arme vor der Brust verschränkt, lehnte er sich an den Türrahmen des noch immer offenen Türschotts und grinste. "Sovek, diesmal haben Sie sich selbst übertroffen. Sie haben es geschafft, mir meine Wünsche von den Augen abzulesen, bevor ich wußte, daß ich sie habe. Herzlichen Glückwunsch." Dann erst nahm er die Flasche genauer in Augenschein, die Sovek aus dem Kühlschrank hervorgezaubert hatte. Oh ja, er erinnerte sich sehr gut an sie und an ihre Herkunft. Eigentlich war sie zunächst in der Krankenstation gewesen, wohin er sie mitgenommen hatte, doch von dort war sie unter mysteriösen Umständen verschwunden - um hier wieder aufzutauchen. Er streckte die Hand danach aus und nahm sie genauer in Augenschein. Nachdem er den Korken herausgezogen hatte, schnupperte er noch einmal am Inhalt. "Hm. Irgendwie hab ich das Gefühl, daß das Zeug nicht gekühlt genossen werden sollte. Aber was soll's, ich habe gerade das Bedürfnis, auf dieses Ereignis zu trinken. Haben Sie auch zufällig Gläser da?" Ein ungutes Gefühl glomm in seinem tiefen Inneren auf. Es gab Gründe, triftige Gründe, warum er dies besser nicht tun sollte... und er kannte sie. Ob er sich nun an Sevenah zurückerinnerte oder an andere, weniger katastrophale Ereignisse seiner Vergangenheit. Doch er schob seine Bedenken beiseite. Dies war ein Anlaß, der genutzt werden mußte. "Sie wollen wirklich dieses Zeugs da trinken?" Fragte Sovek skeptisch. Sovek schob sein bedenken schnell beiseite und zuckte mit den Schultern. "Sie sind ja der Arzt. Ich hoffe Sie können das Gesöff auch vertragen." Er holte zwei 0,2 l Gläser aus einen Schrank und schenkte großzügig fast bis zum Glasrand ein. Yaros zog die Augenbrauen zusammen, als Sovek tatsächlich zwei Gläser hervorholte und den Flascheninhalt dort hineinfüllte. Na gut er war etwas großzügiger, als es für den vermutlichen Alkoholgehalt angemessen gewesen wäre, doch das nahm er ihm nicht übel. "Und weil ich hier der Arzt von uns beiden bin, sag ich Ihnen jetzt in aller Deutlichkeit und mit Nachdruck, daß Sie dieses Glas nicht bis zum Ende austrinken werden. Nie und nimmer. Es sei denn, Sie wollen bis mogen nicht mehr wissen, was Sie nach diesem Glas getan haben. Verstanden?" Dann nahm er eines der beiden Gläser an sich, schnupperte an dessen Inhalt und betrachtete die kühle, blass-trübe Flüssigkeit darin. "Also dann. Auf die neue Küche, auf die zukünftigen kulinarischen Hochgenüsse, die darin zubereitet werden und darauf, daß Du mir heute irgendwie viel zu kooperativ erscheinst und ich nicht sagen kann, wie lange ich auf einen Tag wie diesen habe warten müssen." Im Anschluß setzte er an und nahm den ersten Schluck. Hui! Der klebrig-herbe Geschmack explodierte in seiner Kehle, während sich der scharfe Alkoholanteil seinen Weg in den Magen bahnte. Nach diesem ersten Erlebnis versuchte er, nicht zu sehr in Husten auszubrechen, was darin endete, daß er mit feuchten Augen dastand. "Du meine Güte! Jetzt glaube ich mit Sicherheit daran, daß wir es hier mit Fensterputzmittel zu tun haben. Trinkt das wirklich jemand freiwillig?" 'Scheiße, der hat doch tatsächlich dieses Zeug überlebt,' dachte Sovek und lächelt Yaros freundlich an. "Sie haben ganz Recht, Yaros," sagte Sovek und kippte sein Glasinhalt in den Ausguß. "So etwas sollte man nicht freiwillig trinken. Und schon gar nicht während der Dienstzeit." Die Segelohren des kleine Giftzwergs flatterten vor Freude. "Ach geht es mir jetzt prima. Ich könnte Sie jetzt vor lauter freude abknutschen. Es wurde ja mal Zeit das wir uns beide mal verstehen. Wie zwei Kumpels die durch dick und dünn gegangen sind." Sovek boxte Yaros leicht auf dessen Oberarm. "Du Kumpel, du. Wir sollten mal zusammen etwas unternehmen. So was Kumpels so halt machen. Was halten Sie von Bergsteigen? Wir Zwei..."in Gedanken:'...und Natula.' Yaros konnte nicht anders, er wich vor Sovek einen Schrit zurück. Es störte ihn nicht, daß sein Gegenüber den Glasinhalt ausgeschüttet hatte. Es war nicht schlimm, daß Sovek in anstubste. Es machte überhaupt nichts, daß der Küchenwunsch schneller erfüllt worden war, als man 'Omelett' sagen konnte. Und selbst das Eigenleben der auffälligen Ohren übersah er großzügig. Aber das, was der Ingenieur sagte, war unheimlich. Gruselig. Nicht ignorierbar ernst. Und Yaros machte sich Sorgen um ihn. Bergsteigen? Gemeinsam? Vorsichtig trat er wieder auf Sovek zu und versuchte, noch viel vorsichtiger einen Arm um dessen Schultern zu legen. "Sovek, mein lieber Sovek. Gern können wir irgendwann mal eine Bergsteigertour machen, aber sicher doch. Aber bevor es soweit ist, hätte ich da eine Bitte. Bitte begleite mich doch ganz kurz in die Krankenstation. Ich möchte nur sichergehen, daß es Dir wirklich gut geht. Nicht, daß Du mir vom Gipfel fällst, hm?" Sovek löste sich von Yaros und sah ihn mit großen Augen an. Krankenstation, das ging jetzt doch einwenig zu weit und so sagte er aus Reflex: "Ich bin nich' krank. Darf man nicht mal nett zu seinen Kollegen sein? Hätte ich mir ja gleich denken können, das ich nicht ihrer Gesellschaft würdig bin. Entschuldigung das ich für Sie ein ganz normaler rihannsu bin. Was muß ein rihannsu tun um in ihren hochnäsigen Kreisen aufgenommen zu werden?" Aha. Yaros grinste, als er sich wieder in seine Lieblingsposition begab - mit verschränkten Armen lehnte er am Türrahmen und musterte Sovek. "Ah! Das hört sich doch vertraut an! Ich hatte schon das Gefühl, jemand habe sie in der letzten Nacht ausgetauscht, aber das sind ja doch Sie - nur die Krankenstation erwähnt und schon sind Sie wieder da. Schön, Sie wieder zurückzuhaben!" Er nahm noch einen großzügigen Schluck aus seinem Glas, schüttelte sich und stellte es irgendwo ab. Das Zeug war wirklich nicht ohne... "Wo bitte schön soll ich eigentlich diese hochnäsigen Kreise haben, hm? Wie viele Leute befinden sich auf diesem Schiff, um einen Kreis zu bilden? Verdammt wenige, wenn ich daran erinnern darf. Und deshalb, mein Lieber, sind wir alle auf derselben Front. Wir wär's, statten wir der Brücke einen Besuch ab und schauen mal, ob wir da irgendwas tun können? Ist so verdammt still geworden in der Richtung." So unauffällig wie möglich blieb er in unmittelbarer Nähe des Türrahmens. Irgendwie wurde ihm gerade komisch. "Wo werden Sie wohl ihre einzigen Kreise hier an Bord haben?" murmelte Sovek mehr für sich und dachte da an Sevenah die aus dem 'Nichts' kam. "Ich bin nicht der jenige der Computerfreunde hat. - Sie sehen so blaß um die Nase aus." >> Korridor, Deck 1 << Sovek ging an Yaros vorbei auf den Korridor. "Nutala ist bestimmt auf die Brücke gegangen. Die wird doch wohl nicht...?" - 'Hintergedanke' - "Sagen Sie mal, Yaros. Irgendwie wird mir gerade komisch. Ich sollte wohl mal was essen. Irgendwie kann ich mich gar nicht mehr erinnern das ich heute schon was aß. Hatte ich Schoko-Pudding mit Fisch? Mh? Keine Ahnung." Sovek ging langsam weiter in Richtung Brücke. "Oder war es Suppe?" Yaros seufzte. Ja, das war wieder Sovek, wie er lebte und nervte. Wie kam er ausgerechnet jetzt auf ein solches Thema? Interessierte ihn das überhaupt? Eigentlich nicht, ihm war selbst komisch genug. Aber was hatte er auch geglaubt, mit Sovek ein Gespräch führen zu können, bei dem mehr als die Hälfte des Gesagten einen erkennbaren Sinn ergab? Nun, immerhin war bei diesem eine Küche zutage gekommen, das war doch schon mal etwas. Und morgen früh würde er ein Frühstück zaubern, das es hier an Bord noch nie gegeben hatte und dann war dies hier wieder vergessen. Apropos Frühstück... "Sovek, soll ich mir jetzt Sorgen machen, daß Ihnen sogar der Überblick über ihre gegessenen Mahlzeiten fehlt oder ist das ein dezenter Hinweis darauf, daß Sie furchtbar im Streß sind und Ihnen sogar die die kostbare Zeit zum essen fehlt?" >> Brücke, Deck 1 << Auf der Brücke angekommen antwortete Sovek: "Streß? Ich unter Streß stehen. Wie kommen Sie jetzt darauf? Natürlich stehe ich unter Streß." Sovek präsentierte Yaros die Brücke, die im Zentrum immer noch aus sah wie bei einer Wohnungsrenovierung. "Einmal möchte ich mal erleben das einer sagt: Sovek, ich hab ihre Arbeit erledigt. Aber nein, ich höre nur: Sovek hier und Sovek kannste mal eine Küche zaubern. Ich hab noch genug zu tun. Angefangen von der Brücke, über ein zerschossenes Holodeck bis hin zu ein Quartier das abgefackelt wurde. Und nebenbei... darf ich eure Sonderwünsche umsetzten. Ich unter Streß stehen? Ha ha. Ich lache später wenn ich Zeit habe." Sovek ging zur Stehleiter, die immer noch vor dem Riovstuhl plaziert war. Nutala lies Sovek zu ende Reden und dann ... "Sovek, du hast hier noch Arbeit zu erledigt." und deutet auf die Leiter; "Die Alte wird nicht erfreut sein, das du hier große Reden hältst und nicht Arbeitest." "Heeee! Ich dachte wir wollten Yaros ans Schienbein treten," erwiderte Sovek ohne nachzudenken das gesagter Anwesender anwesend war. "Ich mache mehr als ihr alle zusammen." Nutala schlug ihre Handfläche an ihre Stirn. Dann besann sie sich und versuchte vom Offensichtlichen abzulenken. "Genau Sovek, du bist ja hier der Techniker, also mach die Decke heile." "Und räum dein Krempel endlich weg !" Yaros war Sovek auf die Brücke gefolgt, dann aber an seinem Lieblingsplatz dicht neben der Tür stehen geblieben. Und von dort boten ihm Nutala und Sovek ein Schauspiel, das ihm sagte, daß die Drolae wieder das vertraute, bekannte Schiff geworden war. Sovek klang so übertrieben wie immer und Nutala... nun, die Plänkeleien zwischen ihr und dem Ingenieur waren keine Neuheit. Und so unterließ Yaros es, Sovek darauf hinzuweisen, daß die Frage nach einer Küche lediglich eine Bitte gewesen war, kein Befehl. Mal ganz zu schweigen davon, daß die Küche längst bestanden hatte und nicht erst von ihm gebaut werden mußte. Statt also Soveks Bemerkung mit Yaros' Schienbein (die unübersehbar auf ein bereits stattgefundenes Gespräch hinwies) zu kommentieren, blieb er seelenruhig auf seinem Platz stehen und ließ seinen Blick über die Brücke schweifen in der Hoffnung, nicht zu amüsiert auszusehen. Ihm fiel auf, daß die wichtigste Person auf der Brücke fehlte. Rhuissa. Sie war nirgends zu sehen, erst recht nicht in ihrem verschmierten Sessel. Und auch Easgéan war nicht vorhanden. Er wußte selbstverständlich nicht, ob das im Zusammenhang stand, doch gerade jetzt fiel es ihm unangenehm auf. Seit der Sache mit Sevenah empfand er eine deutliche Antipathie diesem Mann gegenüber. Es war nichts greifbares, benennbares, nur ein unbestimmtes Gefühl, gegen das Yaros nichts ausrichtete... "Mir muß keiner sagen was ich zu tun habe," murmelte Sovek verärgert vor sich hin und stieg die Stehleiter hinauf. "Ich weis was ich zu tun habe." Von oben sagte er zu Nutala: "Paß du ja auf das wir kein Schwarzes Loch rammen. Das kann dann eine Ewigkeit dauern bis wir da wieder herauskommen." Sovek trug eine neue Spachtelmasse auf. Diesmal sah es aus, als würde die Masse mal länger als zwei Minuten halten. ............ Ende der Chronik ............