Chronik Nr.135 vom 01.08.2005 Ort der Handlung: Calanam'coupaer, In der Schleife Zeit der Handlung: 23.12.2375 Bordzeit: 15.00 Uhr bis 15.20 Uhr >>> ------------------ <<< --- Brücke Viola erreichte die verwaiste Brücke und lies ihren Blick schweifen. Ihre Augen blieben bei dem Hauptbildschirm hängen, auf dem die Sterne zu sehen waren. Dieser Anblick erschien ihr so vertraut und auch der bequem aussehende Stuhl auf dem sie sich zusammenzurollen gedachte. --- Deck 2 Da war sie weg, die Katz. Vor seinen Augen in den Turbolift verschwunden. Die einzige Person die ihn verstand und mochte. Weg... futsch... wohin war sie mit dem Turbolift gefahren? Rauf oder runter? Brücke oder Maschinenraum... oder doch Shuttlehangar? Sovek bemühte eine Wandkonsole um eine Antwort zu bekommen. "Eine Person ist auf Deck 1 ausgestiegen," kam es aus dem Lautsprecher. "Brücke, danke," sagte Sovek und ging zum Turbolift, aber ein paar Leute wollte zur Krankenstation und er sagte zu ihnen: "Ich muß zur Brücke, da ist Viola." "Da haben wir unsere Antwort", kommentierte Janna betont locker mit der Absicht, die eigenartige Distanz zu überbrücken, die plötzlich zwischen ihr und Kria hing. Zwar war sie von der Aussicht sich erneut mit Nutala und zwangsläufig wohl auch Sovek auseinandersetzen zu müssen nicht gerade angetan, aber wenigstens waren sie zu zweit und die Aufgabe würde sie ablenken, nachdem sie bei Easgéan so gescheitert war. Irgendwie hatte sie es wohl falsch angefangen und er war davongestürzt, bevor Janna ihn hätte aufhalten können. Erst jetzt ging ihr auf, daß ihre Frage, ohne daß sie das beabsichtigt hätte, für ihn einem Holzhammer gleichgekommen sein mußte. 'Mist!' Janna fluchte innerlich, bemerkte dann aber Sovek, der bereits Anstalten machte, den Turbolift zu betreten. "Warten Sie auf uns", rief sie und spurtete ihm nach. Auch Kria rannte nach einer Sekunde verwirrten Starrens los; sie holte Janna auf der Hälfte des Weges ein und fragte sich, ob sie sich wirklich so beeilen hätte sollen. Viola allein war schon schlimm genug, aber Viola und Sovek zusammen? Das war schon eine mindere Naturkatastrophe. Sie wunderte sich ein wenig, wie sie und Janna die Beiden überreden sollten, zur Krankenstation mitzukommen... Veremnur schaute verwirrt dem Geschehen zwischen Janna, Easgean und Sirha zu. "Sagt mal, was soll das eigentlich? Wieso wird Easgean zum Mörder gestempelt, nur weil er eine aufgebahrte Leiche entdeckt hat? Das ergibt doch nicht den geringsten Sinn! Anderenfalls macht es euch zu tausendfachen Mordverdächtigen, wenn ihr entlang einer Begräbnisstätte wandert." Sie schüttelte mißbilligend den Kopf und lies ihre Augen genervt umher streifen. "Die Luftschleuse! Da, seht ihr die Luftschleuse? Da liegt etwas drin, groß wie eine Person. Mögen die Elemente geben, das es keine Leiche ist, sonst gelte ich für euch als mordverdächtig!" Den letzten Satz sprach sie ironisch aus. Doch ihre Neugier war geweckt. "In einer Luftschleuse sollte nichts liegen. Laßt uns nachsehen, was es ist." Rhuissa hielt Yaros Hand. Zusammen mit ihm folgte sie Shiar. Sie seufzte leise: "Ja, ich weiß, Spekulationen bringen nicht viel. Doch ich bin durcheinander und suche nach Antworten. Es ist schwer irgendwo anzuknüpfen und nicht zu wissen, woran." Auch Rhuissa war sicher, das es eine besondere Bindung zwischen ihr und Yaros gab. Auch sie überlegte, ob sie sich von ihm getrennt hatte, weil es zu viele 'Jannas' und 'Veremnurs' in Yaros Leben gab. Die Entdeckung von etwas großem in der Luftschleuse kam ihr ungelegen. "Oh nein, nicht noch eine Leiche!" stöhnte sie. --- Turbolift Gut das Sovek im Turbolift war und nicht mehr die Leiche in der Luftschleuse mitbekam. Er hätte sicherlich einen dummen Spruch auf der Lippe gehabt. "Na, dann aber schnell. Ich will noch in meiner Lebenszeit auf der Brücke ankommen," ließ Sovek halt im Turbolift seinen dummen Spruch los. Das letzte das Janna noch mitbekam, war Veremnurs Protest gegen die Verdächtigung von Easgéan. Eine Rechtfertigung lag ihr auf der Zunge - daß es nur eine einfache Frage gewesen war, nach dem, was er gesehen hatte, ohne irgendwelche Hintergedanken - aber sie war zu sehr damit beschäftigt, den Lift noch zu erreichen. Alarmiert durch Soveks wenig hilfsbereiten Kommentar legte sie noch einen Zahn zu und schaffte es mit Kria gerade so, bevor sich die Schotts schlossen. Janna verkniff es sich mit den Augen zu rollen, sagte statt dessen "Brücke" und die Kapsel setzte sich in Bewegung. Blieb die Frage, wie sie Viola davon überzeugen konnten, die Krankenstation aufzusuchen. Um Sovek machte sie sich weniger Sorgen. Er würde dahin gehen, wo die Katzenfrau hinging. "Ich habe immer noch Zweifel gegen Sie," sagte Sovek trocken. "So was wie Sie beide. Ich weiß nicht. Sie und ich sollen von einem Planeten abstammen? Das kann ich mir nicht vorstellen. Komische Evolution, die so was wie Sie beide hervorgebracht hat. Na ja, für die Vererbung von Aussehen und die Intelligenz von seinen Vorfahren kann man ja nichts." --- Korridor, Deck 1 Die Tür ging wieder auf. Die Drei waren auf Deck 1 angekommen und Sovek ging eilig voraus. "Ich bin mir immer noch sicher das wir die dominante Spezies auf unseren Planeten sind. Einer muß ja das Sagen haben." Daß Sovek eine nervtötend dominante Art hatte, daran konnte kein Zweifel bestehen, dachte Janna trocken, sagte aber nichts. Für sie stand fest, daß sie mit Sicherheit nicht vom selben Planteten abstammten. Viel mehr wollte sie glauben, daß er nicht mal aus demselben Quadranten kam. Mit Kria wechselte sie einen vielsagenden Blick, der Sovek entging, da er vor ihnen lief. Janna schloß zu ihm auf, erwiderte unverbindlich "Wie auch immer" und ging zu Phase eins ihres Plans über, den sie während der Liftfahrt entwickelt hatte. "Hören Sie, Sovek. Es ist gut, daß sie mitgekommen sind. Wir müssen Viola auf die Krankenstation bringen und brauchen dazu Ihre Hilfe" (die alte Honig-ums-Maul-schmier-Taktik) "Sie ist noch immer mit diesem silbrigen Zeug infiziert und keiner von uns kann derzeit sagen, wie schlimm es ist. Sie könnte womöglich ihr ganzes Fell verlieren oder noch schlimmer...", dramatisierte sie, sah Sovek eindringlich an und fügte hinzu: "Das wollen Sie doch nicht, oder?" Janna stoppte vor der Tür zur Brücke. Sovek sah Janna von der Seite an und sagte: "Ohne mich geht hier wohl gar nichts. Wie immer! Was würde man machen wenn ich nicht an Bord wäre?" --- Brücke Und schon betraten die drei die Brücke. Sovek lief zu Viola. "Mein Schatz, du hast was vergessen, mir was zugeben. Du wolltest doch mir das silberne Zeug geben. Komm, wir gehen auf die Krankenstation. Der Arzt nimmt dir das Zeug vom Arm ab und gibt es mir. Oder wir machen es hier. Ich nehme dir das Zeug ab und ich werde es sicher aufbewahren." Sovek konnte sich auf dem Holodeck noch Stiefel anziehen. Aus dem Stiefel holte er ein Messer und wedelte es vor Nutalas Nase. "Hier von mir oder Krankenstation vom Arzt?" Viola richtete sich etwas von ihrem Platz auf, auf dem sie sich zum Schlafen zusammengerollt hatte und betrachtete Soveks Messer-Gefummel wie beiläufig, als würde es sie nicht wirklich interessieren. Und Viola deutet das so wie sie es wollte. Denn es konnte ja nur bedeuten, das Sovek Selbstmord begehen wollte. Und so fuhr sie ihre Krallen aus und spannte ihre Muskeln und mit den Augen fixierte sie seine Kehle. "Ups," zuckte Soveks Kopf etwas zurück. "Aber anderseits, warum soll ich mir immer die Finger schmutzig machen?" Und steckte das Messer zurück. "Mein Schatz, du machst einen das Leben nicht leicht. Na gut, dann soll der liebe Onkel Doktor dir helfen. Ich weiß, Eigenlob stinkt. Was ein Chirurg kann, kann ich als Koch schon lange. Ich kann auch mit einem Messer umgehen." Diese Kehle... Viola bereitete sich auf den Sprung auf ihr Abendessen vor, zwar hatte sie keinen Hunger und einen gute Jagd war das auch nicht. Aber bestimmt ein Spaß. Jedenfalls für sie. Leise schnurrte sie nur ein: "Gekocht, nein roh..." --- Deck 2 Was war das eigentlich für ein Schiff? Kuriose Holodeckprogramme mit halluzinogenen Bestandteilen, eine Crew ohne jede Erinnerung und jetzt tauchten auch noch Leichen in allen Ecken auf. Yaros seufzte und ließ sich von Rhuissa zur Luftschleuse führen. "Wenn das wirklich eine zweite Leiche ist, sollten wir uns mit dem Gedanken anfreunden, daß wir oder einer von uns dafür verantwortlich ist", sagte er leise zu ihr. Er wußte nicht, wem er die Morde - wenn es welche gewesen waren - zumuten sollte. Easgéan, der sich mit der Flucht auf das Holodeck schon verdächtig gemacht hatte? Die Mieze mit ihren animalischen Instinkten und einem unübersehbaren Hang zu großen Waffen? Sovek, dessen Verwirrung auch einfach nur gut gespielte Tarnung sein konnte? Oder gar Janna mit ihren telepathischen Fähigkeiten? Solche Leute waren manchmal fähig, andere mit ihren Gedanken zu töten oder in den Tod zu treiben. Und wer hielt sich schon freiwillig innerhalb einer Luftschleuse auf, wie diese neu entdeckte Leiche es offenbar tat? --- Brücke > Leise schnurrte sie nur ein: "Gekocht, nein roh..." "Sie sind ja nicht gerade ein große Hilfe!", zischte Janna Sovek ärgerlich an und schaffte es trotzdem, daß nur er diese Bemerkung hörte. Dann wandte sie sich Viola zu, um es selbst zu versuchen. "Ich an Ihrer Stelle würde das ja besser nicht tun", begann sie und versuchte betont beiläufig zu klingen. "Sie haben keine Ahnung, wo der schon überall rumgelegen hat." Diese bissige Bemerkung hatte sie sich einfach nicht verkneifen können und der befreiende Nebeneffekt war enorm. "Und niemand weiß, was wir uns da auf dem Holodeck eingefangen haben", fuhr sie fort, "Insofern würde ich mir sehr gut überlegen, ob ich mich, als ohnehin schwer symptombefallene Kreatur, wirklich noch weiteren Gesundheitsrisiken aussetzen möchte, wo es zudem derzeit keinen vertrauenswürdigen Arzt an Bord gibt." Diesen letzten Hinweis hätte sie sich eigentlich sparen können fiel ihr auf, kaum daß sie ihn geäußert hatte, doch sie fuhr unbeirrt fort. "Am besten gehen wir jetzt alle zur Krankenstation. Dort können wir Ihre Hand verarzten und v i e l l e i c h t verhindern, daß der Effekt sich auf Ihren ganzen Körper ausdehnt. Aber wir sollten gleich gehen, bevor es zu spät ist", beschwor sie Viola und setzte noch einen drauf. "Diese kahle Stelle... ich könnte schwören, daß sie vorhin noch nicht so groß war." Viola hüpfte auf und hämmerte mit ihren Samtpfoten gegen Sovek: "Du Schuft, kaum läßt man dich alleine! Ich will dich nie wieder sehen..." Viola unterdrückte ihre Tränen und schniefte als sie zum Turbolift ging. "Sie haben recht, das ist er nicht wert." Als sich die Tür einer Turboliftkabine öffnete, sagte sie: "Ich bin mir in einem sicher, hier an Bord gab es nie einen vertrauenswürdigen Arzt!" Kria dachte kurz darüber nach, ob sie protestieren sollte, als sie ebenfalls zum Turbolift hinüberschritt, entschied sich aber dagegen - sie hatte nicht vor, sich mit der Katzenfrau anzulegen, wenn es sich irgendwie verhindern ließ. Auf der Krankenstation konnte sich Shiar dann um sie kümmern (wenn sie nicht einen Grund fand, Kria auch DAS übernehmen zu lassen...). Statt dessen sagte sie: "Wir mögen zwar nicht vertrauenerweckend auf Sie wirken, aber wir bekommen Sie schon wieder hin, machen Sie sich keine Sorgen." Janna biß sich auf die Unterlippe. Offenbar hatte Viola ihrer Rede schwerpunktmäßig etwas anderes entnommen als sie beabsichtigt hatte, aber wenigstens schien sie nun bereit, mit auf die Krankenstation zu kommen. Sie reagierte erneut gekränkt auf Soveks vermeintliche Untreue, obwohl Janna sich nicht bewusst war, dieses Thema berührt zu haben. "Mein Kommentar bezog sich mehr auf die ernährungswissenschaftliche Komponente", lenkte sie vorsichtig ein und folgte Viola und Kria in den Lift. "Ich glaube nicht, daß sich Sovek auf dem Holodeck etwas zu Schulden hat kommen lassen", fügte sie für ihn in die Bresche springend hinzu. Fast tat er ihr leid. Was genau er dort getan hatte, konnte sie nicht sagen. Zumindest war er aber ihrer Viererorgie fern geblieben, was hoffen ließ. Sovek lief den dreien hinterher. Er hatte keine Ahnung was die Drei auf dem Korridor geredet hatten, so sagte Sovek: "Viola, wir wollen nur das Beste von dir... äh ich meine für dich. Das silberne Zeug tut deinem Fell gar nicht gut. Wird Zeit das es sicher bei mir aufbewahrt wird." Viola gesellte sich zu Janna in den Turbolift und blicke finster auf die Brücke zurück. "Ernährungstechnisch, würde er mir bestimmt nicht bekommen. Denn wenn ich ihn nun sehe, ist mir doch irgend wie anders zumute. Jedenfalls nicht nach Essen." Und so, als Sovek den Turbolift betreten wollte. machte sie ihm mit erhobenen Zeigefinger klar, daß er nicht eintreten sollte. Mit der anderen Hand fingerte sie nach dem Bedienfeld, um den Knopf zum Schließen der Tür zu finden. "Nimm gefälligst die Treppe." Sovek wollte gerade ein Fuß hineinsetzen, mit einer Bewegung drehte er sich vom Turbolift weg und sagte: "Nicht die Treppe, aber den hinteren Turbolift nehme ich." Und ging den Korridor hinunter zum hinteren Turbolift. Die Türen schlossen sich, der Lift setzte sich in Bewegung und nach einer kurzen Fahrt erreichten Viola, Kria und Janna Deck 2. Zielstrebig steuerten sie die Krankenstation an und traten ein. --- Krankenstation Außer Tolkar, dessen Zustand noch immer unverändert schien, war niemand weiter da, aber es würde sicher nicht lang dauern, bis die Gruppe vom Holodeck eintraf. "Nehmen Sie doch schon mal Platz", bot Janna Viola das freie Biobett an und machte sich auf die Suche nach einem Sterilisator. Viola setzte sich und war sehr, wirklich sehr mit ihren Gedanken beschäftigt. Und so konnte ihr Unterbewußtsein ihr nicht mitteilen. Denn dieser Raum war ihr sehr, wirklich sehr unsympathisch und... so was halt. Doch ihre Gedanken drehten sich um alles, nur nicht um eine medizinische Untersuchung. Kria eilte zu Janna hinüber, um ihr beim Graben nach den nötigen Instrumenten zu helfen, als ihr ein Gedanke kam. "Janna, Shiar hat uns gebeten, alle vom Kireseth beeinflußten Personen hierherzubringen. Was, wenn Sovek nicht hierherkommt?" Immerhin war Sovek nicht gerade der am meisten berechenbare Charakter, und Kria sah sich schon überall auf dem Schiff nach dem seltsamen kleinen Mann suchen. --- Deck 2, vor der Luftschleuse "Allmählich bin ich mir nicht mehr sicher, ob ich wirklich wissen will, was auf diesem Schiff vor der Amnesie passiert ist", murmelte Rhuissa leise zu Yaros und Veremnur. "Laßt uns mal ins Auge fassen, das wir selbst die Amnesie ausgelöst haben, um neu anfangen zu können!" Sie hielt immer noch Yaros Hand, als sie sich der Luftschleuse näherte. Veremnur folgte ihr und Yaros, sie sah sich um nach Easgean und Mirha: "Kommt ihr? Je mehr wir sind, um so besser." Vielleicht war es eine Art Galgenhumor, die Yaros' Antwort begleitete: "Wenn wir uns selbst das Gedächtnis gelöscht haben, waren wir schlampig. Wie sollen wir neu anfangen, wenn hier überall noch Andenken aus unserer vorherigen Zeit herumliegen?" Er näherte sich der Luftschleuse mit gemischten Gefühlen. Irgendwie war ihm nicht wohl, einer Leiche zu begegnen... nein, das war es gar nicht! Es war nicht die Leiche an sich, die das Unwohlsein auslöste. Es war der Gedanke daran, was der Fund derselben auslösen mochte. Falls diese Leiche eine war, konnte sie ein Beweis dafür sein, daß sich ein Mörder unter ihnen befand. Und das mußte unweigerlich Mißtrauen auslösen. Wer konnte dann noch wem trauen und wann fanden sie das dritte Opfer? Der Umgang miteinander würde sich rapide verschlechtern, weil jeder in Verdacht stand - denn der Mörder, wenn er sich nicht gerade gut tarnte, konnte sich schließlich auch nicht erinnern, daß er einer war. Und wenn er gut schauspielerte, suchte er vielleicht sein nächstes Opfer unter denjenigen, die ihm auf die Schliche zu kommen versuchten. Nein, Yaros hoffte sehr, daß die Luftschleuse keine Leiche enthielt. Er war ihr jetzt nah und versuchte, durch die Fenster der Luftschleuse zu blicken. Das, was er da im Dämmerlicht sah, ähnelte verdammt den Umrissen eines Körpers... einem, der in einer Uniform steckte. "Das ist eine Leiche... oder?" Jayron blickte nun ebenfalls durch das kleine Fenster der Tür der Luftschleuse und erschrak ein wenig als er den leblosen Körper am Boden liegen sah. "Um Himmels willen. Wir müssen da rein. Vielleicht lebt der noch." Der Trill betrachtete das kleine Bedienfeld neben der Tür, konnte jedoch aus den Zeichen die sich darauf befanden nicht unbedingt schlau werden. Er hatte zwar gute Lust einfach auf den großen Knopf zu drücken, unterließ dies jedoch um nicht alle anderen zu gefährden. "Kann einer entziffern," fuhr er fort, während er auf das Bedienfeld zeigte, "was dort drauf steht und wie man diese verdammte Tür öffnet?" --- Krankenstation Da Sovek einen riesigen Umweg gehen mußte und am Holodeck wieder vorbei gehen mußte, kam Sovek etwas später als Kria, Janna und Nutala an. Er betrat mit einem Behälter in der Hand die Krankenstation und sagte: "Die anderen haben was in der Luftschleuse gefunden. Die werden wohl etwas später kommen. Was die gefunden haben weiß ich nicht. Interessiert mich auch nicht. Mein Schatz ist jetzt wichtiger." Sovek war jetzt auch "anständig" angezogen. Er hatte in dem Raum, aus dem er den Behälter herausgeholt hatte, einen Karton mit Winter-Pullovern gefunden. Etwas warm war ihm schon, so mit einem dicken Rollkragenpullover bekleidet. Die Antwort auf Krias Frage konnte sich Janna sparen, denn just in diesem Augeblick hatte Sovek die Krankenstation betreten. So zuckte sie nur mit den Schultern und schenkte ihrer Kollegin ein breites Schmunzeln das sagte "Fragen Sie nicht, woher ich das wußte". Sie hatte Recht behalten, was ihn anging. Der Fund, den er erwähnt hatte ließ Janna aufhorchen. Allerdings war Viola derzeit tatsächlich wichtiger und sie würden schon noch früh genug erfahren, was die anderen entdeckt hatten. Deshalb konzentrierte sich Janna weiter auf die Suche nach dem medizinischen Gerät. Ihr fiel auf, daß sie zumindest eine Vorstellung von dem hatte, wonach sie Ausschau hielt und war sich ganz sicher, als sie es schließlich in den Händen hielt. "Hier ist es." Sie ging zurück zu Viola, die scheinbar schwer in Gedanken war, schob Sovek, der im Weg stand, vorsichtig aber bestimmt ein Stück zur Seite, um Platz zu haben und nahm behutsam Violas Hand. "Das könnte jetzt etwas kribbeln", warnte sie ihre Patientin und nahm noch einige Justierungen vor. Dann entsprang dem Gerät in ihrer Hand ein schmaler, orangefarben gefächerter Strahl, mit dem sie Violas Finger umrundete und dabei gewissenhaft keine Seite ausließ. "Wie? Kribbeln?..." Viola war wie erstart und wehrte sich nicht. Doch hielt das bestimmt nicht lange an. "Das war's schon", verkündete Janna anstelle einer Antwort und atmete selbst innerlich auf. Viola war ihr, nach dem Verlauf ihrer ersten Begegnung verständlicherweise, nicht so ganz geheuer und so war sie froh, daß die Katzenfrau während der Prozedur netterweise still gehalten hatte. Sie legte das Gerät beiseite, ging zum Replikator und kehrte mit ihrer Bestellung zu Viola zurück. "Hier bitte." Janna drückte ihr lächelnd ein großes Glas Milch in die Hand und fügte hinzu "Machen Sie sich keine Sorgen. Das mit Ihnen und Sovek kommt schon wieder in Ordnung." Dann wandte sie sich zu dem Erwähnten um, der für seine Verhältnisse ebenfalls erstaunlich lange ruhig geblieben war und deutete auf den Behälter zu seinen Füßen. "Was haben Sie da?" Sovek interessierte sich im Moment nicht für Viola. Er machte einen langen Hals und stand auf Zehenspitzen. "Keine Augen im Kopf? Das ist ein Behälter," antwortete Sovek. "Da kommt das silberne Zeug rein, das auf Violas Arm war. Wo haben Sie es hingetan? Wo?" "Äh... ach ja." Janna sah sich umständlich um, während ihre Gedanken rasten, wie sie Sovek zufrieden stellen konnte. Sie fragte sich, was er wohl im Sinn gehabt haben mochte, als es um die Desinfizierung von Violas Hand ging. Hatte er ernsthaft angenommen, sie würde dabei große Mengen dieses Latinums gewinnen?! Der Behälter, den er mitgebracht hatte, war jedenfalls groß genug, daß Violas ganze Hand locker darin Platz gefunden hätte. "Ich weiß nicht, was Sie sich vorgestellt hatten...", druckste sie herum und nahm den verwendeten Sterilisator wieder zur Hand. Kurzentschlossen bastelte sie die Sammelpatrone für die Filterrückstände aus dem Gerät und hielt sie ihm hin. Eine kleine Pfütze zäher, widerlichfarbiger Flüssigkeit fand sich darin, eine bunte Mischung aus vorrangegangen Anwendungen. Janna ließ die Patrone sinken, als sie Soveks Gesicht sah. "Vielleicht versuchen Sie Ihr Glück doch lieber beim Holodeck", schlug sie mit einem entschuldigenden Lächeln vor. Sovek hatte sich das von beiden Seiten angesehen und moserte: "Was? das ist alles? Wollen sich mich verarschen? Und dafür dieser Aufstand?" Er konnte es nicht glauben und durchsuchte die Schränke und Schubladen der KS. "Wo haben Sie den Rest hingetan? Viola hat so gelitten vor Schmerzen, da muß doch mehr sein als nur so ein bißchen. Von so einem bißchen kann man doch keine Schmerzen bekommen. Wo haben Sie den Rest versteckt? Ah, bestimmt da, oder da. Nein da!" Viola versuchte ihre Milch aus dem Glas zu schlecken, doch so lang war ihre Zunge nun auch wieder nicht. Aber irgendwie hätte sie das geschafft. Wenn sie nicht... ...die Nerven verloren hätte. Das Glas flog direkt auf Sovek zu, seinen Inhalt dabei über ihn verteilend. "Da hast du was für deinen Eimer, und nun verschwinde du... du §&/(%$%/&% !!" Kria vergaß ihre anfängliche Erleichterung, daß Sovek tatsächlich auf der Krankenstation aufgetaucht war, augenblicklich, als Viola das Glas nach ihm warf. Natürlich - mit den beiden in einem Raum waren Probleme garantiert. Für einen Moment war der Impuls, die Sicherheit zu rufen, beinahe überwältigend, dann jedoch entschied sich die geflügelte Frau dagegen. Es würde nicht sonderlich gut aussehen, wenn sie bei jedem kleinen Tumult nach Hilfe schrieen, und noch war ja nichts übermäßig Schlimmes passiert. Statt dessen bedachte sie Sovek, der über und über mit Milch bespritzt war, mit einem mißbilligenden Blick. "Ich kann Ihnen versichern, daß wir nicht mehr von dieser Substanz hier haben. Stellen Sie den Eimer weg und legen Sie sich auf das Biobett, bitte." Mit großen verstörten Augen sah Sovek Nutala an. Als Kria auch noch was sagte schimpfte er los: "Das ist kein Eimer! Und ich werde mich erst dahin legen, wenn die da...", er zeigte auf Nutala, "den Raum verlassen hat. Sie beide sind schuld das Viola so aggressiv geworden ist. Mußten Sie sie unbedingt auf die Krankenstation bringen? Hier kann man ja nur aggressiv werden. Ihr Ärzte macht einen nur noch mehr krank. Ihr macht aus einen Nei'rrh einen Hlai." Jetzt fing Viola an zu schmollen, setzte sich kerzengerade hin, lies die Beine baumeln und schlug sie demonstrativ als Abwehrhaltung übereinander, verschränkte ihre Arme und sah dabei beleidigt zur Decke. "Ich bin nicht aggressiv. Ich bin doch kein Monster." Kurze Pause, der ein geflüstertes "Ich habe schließlich keinen Hunger" folgte. --- Korridor > Er seufzte. > "Soviel steht fest, Kommandant bin ch wohl nich, auch wenn ch wohl n > Problem > mit Authoritätn hab." Mirha sah Easgean aufmerksam an. Nein, Schauspieler war mit Sicherheit nicht das einzige, das er je gewesen war. Bei seinen Ausführungen befiel sie wieder dieses ungute Gefühl, das sie vorher schon ein paar mal gehabt hatte. Wieder flammte für Sekundenbruchteile ein Bild in ihrem Kopf auf. Die Waffe, der Körper am Boden. War sie etwa...? Etwas unterschied sie von Easgean. Sie wollte ihre Erinnerungen zurück. Aber nicht unbedingt, weil sie sie für so toll hielt. Sondern viel mehr, um sich wappnen zu können. Sie hatten also beide etwas Unschönes in ihrer Vergangenheit. Waren hier an Bord noch mehr? Waren ein Teil von ihnen vielleicht Raumpiraten, die dieses Schiff kapern wollten und irgend etwas war schief gegangen? Kämpfen konnten sie zumindest. Falls das der Fall war, müßten - außer den Leichen - irgendwo noch andere Spuren zu finden sein. Ihr Schiff zum Beispiel. Es sei denn, sie waren mit einem Frachter gekommen. Mirha nahm sich vor, bald nachzusehen. "Wie ist die Person denn umgebracht worden?", fragte sie schließlich Easgean. Veremnurs Rufe hatte sie vorher, in Gedanken versunken, einfach ausgeblendet und mittlerweile vollkommen vergessen. Easgéan überlegte... Wie war er umgebracht worden... Es war nicht viel zu sehen gewesen... "ch glaub mit nem Messer... bin mir abr nich sichr... " --- Brücke der ChR Reacor > "Nrrin t'Aimne, halten sie Funkstille, bis wir die Drolae gefunden > haben, oder das, was von ihr übrig geblieben ist", wies er Bryon an. > Der Riov blieb auf der Brücke. "Aye." Nur kurz wandte sie sich zu Vaebn um, dann deaktivierte sie alle Rufe auf sämtlichen aktivierten Frequenzen. Auf eine seltsame Art und Weise fand sie es beruhigend zu sehen, daß der Riov ebenso wie sie besorgt aussah. Auch er wußte nichts über das Schicksal der Drolae-Besatzung zu sagen. Sie konzentrierte sich darauf, ob sie nicht doch noch passiv etwas erreichte. Fragmente, ein Notruf... irgend etwas außer dem üblichen Hintergrundrauschen. Schnell nahm sie ihre Hand wieder herunter, als sie merkte, daß sie angefangen hatte, auf einem Finger herumzukauen. --- Korridor vor Luftschleuse > ... Das, was er da im Dämmerlicht sah, ähnelte verdammt den Umrissen > eines Körpers... einem, der in einer Uniform steckte. "Das ist eine > Leiche... oder?" > ... "Kann einer entziffern," fuhr er fort, während er auf das > Bedienfeld zeigte, "was dort drauf steht und wie man diese verdammte > Tür öffnet?" Rhuissa schluckte schwer. Der bisherige Verdacht mochte stimmen. Das Häufchen in der Luftschleuse sah aus wie ein lebloser Körper. Als sie fast sicher war, merkte sie eine seltsame Art an sich. Ihr war nach einem Scherz zumute, einem rabenschwarzen bissigen Scherz, so bissig, daß einem das Lachen im Hals stecken blieb. Wenn sie doch nur genug Erinnerung hätte, um einen solchen Scherz aus den tiefsten Schubladen ihres Gehirns heraus zu kramen! Doch nichts fiel ihr ein, nichts was ihr passend und bissig genug erschien. Statt dessen seufzte sie nur ergeben: "...und aus dem Chaos sprach eine Stimme zu mir: 'Lächle und sei froh, es könnte schlimmer kommen!' ...und ich lächelte und war froh, und es kam schlimmer...!" Als Rhuissa merkte, was Jayron vorhatte, beugte sie sich der Schaltfläche der Luftschleuse entgegen und antwortete ihm: "Ja, ich kann's entziffern, lassen Sie mich mal." Rhuissa ging die paar Schritte hin, Veremnur hielt sich beobachtend zurück. Sekunden später öffnete sich die innere Tür der Luftschleuse. Rhuissa trat ein. Mit wachsendem Entsetzen starrte sie das Bündel auf dem Boden an. Yaros war vor der Luftschleuse stehen geblieben und hatte mit Spannung verfolgt, wie sie sich öffnete. Zu den körperähnlichen Umrissen gesellten sich auch noch getrocknete und geronnene Pfützen grünen Blutes hinzu, was den Verdacht, es könne sich um eine Leiche handeln, nur noch unterstützte. Aber allmählich schaffte er es, seinen Fokus von den Einzelheiten auf das Gesamtbild zu richten. Und was er dann sah, sorgte dafür, daß sich sein Herzschlag drastisch erhöhte. Spontan nahm er Rhuissas Hand in die seine, um sie daran zu hindern, eine noch so winzige Bewegung in die Luftschleuse hinein zu machen. Vorsichtig, als könne er damit schon Schaden anrichten, deutete er auf die hübsche Ansammlung Granaten und einige andere Waffen, die dieses leichenähnliche Ding zierten. "Jetzt sag mir bitte keiner, daß diese Dinger da noch losgehen können", flüsterte er und schluckte schwer. "Ich schätze, sie können losgehen", sagte Veremnur unnatürlich ruhig und gefaßt: "Das Blut sieht echt aus, aber die Haare, seht euch mal die Haare an. Keiner hier an Bord hat so seltsame Haare." Rhuissa, eine der wenigen, die einen Trikorder bei sich trug, nahm mit ihrer freien Hand den Trikorder. Um ihn zu bedienen mußte sie Yaros Hand loslassen, aber die blieb dicht neben ihm stehen. "Es sind keine Haare, es sind... Nudeln!?" stellte sie verwirrt fest. Dann kam die größere Überraschung. "Es ist keine Leiche, es ist nur eine Uniform, die mit Decken und Kissen ausgestopft in Form gebracht wurde. Nur das Blut ist echt, rihannisches Blut, die Uniform und der Kommunikator. Daran sind DNA Spuren. Moment mal..." Rhuissa stellte ihren Trikorder entsprechend ein... und erschrak heftig. "Es ist Yaros Uniform und sein Kommunikator! Und, oh ihr Elemente! Jemand hat versucht seine Frisur mit den Nudeln nachzubilden! Dieses Etwas soll Yaros darstellen!" Rhuissa spürte, wie ihr übel wurde. Suchend griff sie nach Yaros Hand. Veremnur erkannte, das Rhuissa recht hatte: "Darf ich raten? Der gute Yaros hat sich heftig Feinde gemacht. Jemand will demonstrieren was er am liebsten mit ihm machen möchte. Das Blut, die Luftschleuse und die Sprengsätze: Er oder sie will ihn gleich auf dreifache Weise umbringen, erstechen, in Millionen Fetzen zerreißen und ins All pusten. Das ist... eine Demonstration, eine in wahrsten Sinne des Wortes blutige Demonstration." Rhuissa schrie dumpf auf vor Entsetzten. Sie umklammerte fest Yaros Hand. Inzwischen waren Easgéan und Mirha wieder bei den anderen... Easgéan starrte auf die Puppe in Yaros-Gestalt und wollte schon loslachen, doch etwas schnürte ihm die Kehle zu. Eine dumpfe Ahnung von etwas schrecklichem, doch nicht konkret genug um es zu fassen. Er starrte zwischen Yaros und dem schlechten Duplikat hin und her... Alles was er herausbrachte war: "Seid 'hr sichr daß'r wissn wollt wer'r mal wart?" Auch Shiar hatte sich alles angesehen, mit einem Kopfschütteln erwiderte sie: "Da es sich nicht um eine Leiche handelt bitte ich nun alle die nichts damit zu tun haben mir auf die Krankenstation zu folgen. Damit meine ich alle außer dieser Kuriosität. Wenn ich meine Untersuchung beendet habe können Sie es sich näher ansehen und wegräumen." ...Was sie vorher noch zur Eile gedrängt hatte erhöhte nun den Druck und begann sie bereits nervös zu machen... Im Gegensatz zu Rhuissa spürte Yaros eine seltsame Distanz zu dieser Vorrichtung in der Luftschleuse. Es schauderte ihn zwar, dort hinzusehen, doch statt der seinen hätte Rhuissa auch die DNA eines Unbekannten finden können, es hätte ihn nicht mehr berührt. Nein, eine fast beunruhigende Ruhe begleitete ihn. Er drückte Rhuissa fest an sich und strich ihr beruhigend über den Rücken - es war eine so selbstverständliche Geste, daß er nicht weiter darüber nachdachte. "Ich weiß genauso wenig wie ihr, was das da soll oder wer das gewesen ist. Natürlich kann es sein, daß mich irgendwer loswerden will, doch zur Zeit wird sich der- oder diejenige nicht einmal selbst daran erinnern. Wenn ich auf meine ursprüngliche Idee zurückkomme, daß ich gar kein Mitglied dieser Crew gewesen bin, hat es vielleicht damit etwas zu tun. Ich meine, vielleicht habe ich hier an Bord eine Aufgabe gehabt, die mich... unpopulär gemacht hat und das ist die Antwort darauf. Ich habe irgendwie das Gefühl, daß uns jede neue Entdeckung hier an Bord unangenehme Überraschungen bereithält und aus dem Grund läuft es mir kalt den Rücken hinunter ob der Möglichkeiten, die hier vielleicht noch auf uns warten. Wer weiß schon, was als nächstes kommt? Vielleicht entdecken wir plötzlich, daß wir auf Violas Speisezettel stehen und wir es nur durch einen Zufall geschafft haben, aus ihrem Kühlschrank zu entkommen. Immerhin versteht sie sich offenbar sehr gut mit unserem Koch, sofern er einer ist." Er seufzte und blickte noch einmal auf den Inhalt der Luftschleuse. "Das da scheint mir zwar wirklich ein Beweis dafür zu sein, daß ich mindestens einen hier an Bord gegen mich aufgebracht habe - wenn ich auch sagen muß, daß das eine sehr seltsame Art ist, sich für etwas zu rächen. Aber wie die vielen anderen kleinen Puzzleteile bringt uns das so lange nicht weiter, wie wir die Zusammenhänge nicht begreifen können." Rhuissa empfand Yaros Geste, sie an sich zu drücken und ihren Rücken zu streicheln, überaus rührend. Er schenkte ihr das Gefühl der Geborgenheit, das es in dieser skurrilen Szene eigentlich nicht geben konnte. Sie lehnte für ein paar unendlich lange Sekunden an seiner Schulter, fühlte sich glücklich in seinen Armen. Tief atmete sie durch. Sie schaffte es noch nicht, die Luftschleuse zu verlassen und Shiar zu folgen, als wäre nichts gewesen. Langsam antwortete sie Easgean: "Ist das hier nicht ein Grund mehr wissen zu wollen, wer wir sind und was passiert ist?" Sie sah auf zu Yaros, setzte an, ihm etwas zu sagen, als ihr piepsender Trikorder sie ablenkte. Verwundert schaute sie auf die Anzeige. "Yaros, zumindest weiß ich jetzt, bei wem du dich unbeliebt gemacht hast. Mein Trikorder hat eine genauere Analyse durchgeführt. Die Uniform stammt eindeutig von dir, du hast sie getragen. Auch den Kommunikator hast du bedient. Aber es wimmelt hier von Spuren einer anderen Person, der Person, die die Yaros-Puppe gebastelt, in die blutige Kulisse gelegt und die Sprengsätze montiert hat. Mein Trikorder hat die DNA Spuren dieser Person analysiert und kann sie eindeutig zuweisen. Es ist Sovek. Er hat das getan. Aus irgendeinem Grund haßt Sovek dich heiß und innig." Sie sah Yaros fragend an. Veremnur gelang es nicht ganz, ihr Lachen zu unterdrücken. Rhuissa drehte sich wütend zu ihr um: "Was gibt es da zu lachen?" "Die Kratzer, diese älteren Kratzer auf Yaros Schulter. Was ist wenn das der Grund ist für Soveks Wut auf Yaros?" meinte Veremnur. Rhuissa verstand nicht gleich was Veremnur meinte: "Viola? Sie meinen, Yaros hat mit Viola geschlafen? Es würde zu ihr passen, das sie kratzt...?" Veremnur konnte ihr Lachen nicht mehr zurück halten: "Aber nein, Sienae, haben Sie Violas Krallen gesehen, an ihr Temperament gedacht? Wenn sie Yaros in ihrer Leidenschaft ihre Krallen in die Schulter geschlagen hätte, dann wäre Yaros kaum mit ein paar harmlosen Kratzern davon gekommen, nein, dann hätte sie ihm die Schulter abgerissen. Von wem auch immer Yaros Kratzer stammen, es war nicht Viola. Erinnert ihr euch daran, das Sovek behauptet hat, Yaros hätte alle anderen auf dem Holodeck ausgezogen? Das stimmte nicht. Diesmal nicht! Was wäre, wenn es doch stimmt, wenn es eine Erinnerung war? Stellt euch mal vor, der schmächtige Sovek traut sich nicht an die temperamentvolle Viola heran und bittet den erfahrenen Yaros um Rat. Der erlaubt sich statt dessen einen bitterbösen Scherz und nimmt den ahnungslosen Sovek mit aufs Holodeck in sein Kireseth-Programm. Sovek könnte derjenige sein, der kratzt. Und war hinterher fürchterlich wütend auf Yaros. Wie wäre es mit dieser Theorie?" "Das reicht jetzt!" wimmerte Rhuissa. Ihr wurde erneut übel. Es wäre schrecklich, wenn sich Yaros als ein Widerling entpuppen würde, der gerne böse sexuelle Streiche mit den Männern und Frauen um ihn herum spielte. Sie beschloß, es nicht glauben zu wollen. Ganz fest hielt sie sich an Yaros Hand. "Kommt, laßt uns zur Krankenstation gehen", sagte sie. Bevor Yaros sich abwandte, blickte er Veremnur schräg an und bedachte sie mit einem Lächeln. "Der Punkt geht an Dich. Ich muß ehrlich gestehen, ein so skurriles Szenario hätte sich meine Phantasie nicht ausdenken können." Er fühlte sich nicht wohl in seiner Haut - was objektiv durchaus verständlich sein dürfte nach den Ereignissen auf dem Holodeck und angesichts dieser seltsamen Konstruktion in der Luftschleuse. Doch es war noch etwas anderes, weniger greifbares. Er kannte sich selbst nicht mehr. Durch seine fehlenden Erinnerungen konnte er nicht mehr sagen, was richtig und was falsch war und was sich vielleicht auch nur falsch anfühlte. Vielleicht hatte er Sovek einen Streich gespielt, vielleicht hatte er ihn zu Dingen verführt, die er freiwillig nicht getan hätte. Doch das ließ sich nicht mit seinem derzeitigen Empfinden vereinbaren. Er würde das nie mit Sovek tun - lag es am Gedächtnisverlust? Aber was war dann mit ihm passiert, daß er in seiner Vergangenheit derlei Dinge angestellt hatte? Nein, es paßte einfach nicht zusammen und er wußte nicht, woran das lag. War er mit Sienae zusammen, hatte er sich von ihr getrennt und warum fühlte es sich so an, als hätte das nie stattgefunden? Und wie paßte Janna da überhaupt hinein? Wollte er eigentlich, daß sie da hineinpaßte? Er verirrte sich in seinen eigenen Gedanken. "Also gut, gehen wir zur Krankenstation. Wenn ich noch länger spekuliere, was hier passiert ist, explodiert mir der Kopf." Rhuissa noch immer an der Hand, ging er den Korridor hinunter in Richtung Krankenstation. Es wäre ihm mittlerweile recht, wenn die Ärztinnen irgendein Zaubermittel aus der Tasche zauberten und im nächsten Moment alles wieder beim Alten wäre - wie auch immer dieses 'Alte' aussah. Aber zumindest gab es dann wieder Gewißheit. Gewißheit über das, was er getan hatte und warum. "Einer zu Hause?", fragte er, als sich die Tür der Krankenstation vor ihnen öffnete. Er sah auf die kleine Gruppe, die sich bereits darin befand. Grinsend setzte er fort: "Ah, doch. Wir hatten einen Termin." Scherze zu machen, fiel ihm eindeutig leichter, als über unlösbare Dinge nachzudenken. --- Krankenstation > "Ich bin nicht Aggressiv. Ich bin doch kein Monster." > kurze Pause, der ein geflüstertes "Ich habe schließlich keinen Hunger" > folgte. Was eben noch so positiv schien war im nächsten Moment schon wieder ins Gegenteil umgeschlagen. Die Situation zwischen Viola und Sovek war am treffendsten mit "unberechenbar" zu beschreiben. Janna gewann den Eindruck, daß die Katze mit ihrer Beute spielte. Sie ließ Sovek immer ein Stück rankommen, bis er wagte zu hoffen, daß eine Versöhnung nicht aussichtslos sei, um dann plötzlich die Krallen auszufahren und ihm einen neuerlichen Wutausbruch entgegenzuschleudern, der so schnell verschwand, wie er gekommen war, woraufhin alles wieder von vorn begann. "Wie wäre es, wenn Sie ihre Differenzen später bei einer Runde Ambujitsu beilegen und bis dahin versuchen würden, sich halbwegs zivilisiert zu benehmen", schlug Janna ruhig vor und machte sich daran die Pfütze vom Boden aufzuwischen. Das Glas war erstaunlicherweise noch in einem Stück und so hob sie es auf und wrang das Stück Mullbinde, das sie zum Aufwischen verwendete, immer wieder darüber aus, bis es wieder fast voll und der Boden halbwegs trocken war. Dabei versuchte sie Sovek zu übersehen, bevor sich auch bei ihr noch das dringende Bedürfnis einstellte, ihn mit Gegenständen zu bewerfen. "Ich benehme mich zivilisiert," schmollte nun Sovek und sah Viola nicht mehr an. Er sah zur anderen Wand. "Wer hat den hier mit Milch geworfen? So eine Schande, die schöne Milch, die schöne. Ich ihr noch mal nachrennen, wegen so ein bißchen Silberzeug... NÖÖÖ! Ich hätte ihr alles gegeben. Jetzt nicht mehr." Viola kochte. "Du gibst immer alles... so wie auf dem Holodeck, was!!!!!!" ...Fauch... und Viola schmollte weiter, drehte Sovek die kalte Schulter zu. Dabei zuckte ihr Schweif wild hin und her. Prima. Wenn die beiden einfach still in ihren Ecken blieben, konnte das ja noch ein richtig guter Tag werden, dachte Janna und war im Grunde schon zufrieden solange sie sich nicht gegenseitig an die Gurgel gingen. Doch sie machte sich keine Illusionen, was die Dauer dieser Ruhe anging. Vermutlich braute sich inzwischen schon in beiden Köpfen das nächste Unwetter zusammen. Da Viola nicht auf dem Holodeck gewesen war, bestand für sie eigentlich kein ersichtlicher Grund hier zu bleiben und Janna hätte sie nur zu gern entlassen, aber wenn sie ging, wäre sicher auch Sovek nicht zu halten und Shiar hatte ausdrücklich verlangt, daß jeder auf der Krankenstation erschien. Janna ging zum Replikator um die Milch zu recyceln und hoffte inständig, daß sie nicht allzu lang auf sich warten ließ. Kria hatte Jannas Gesichtsausdruck bemerkt, bevor sie sich zum Kommunikator umwandte, und sie konnte sich vorstellen, was er bedeutete - ihre Kollegin wollte diese beiden Unruhestifter loswerden, aber laut Shiars Anweisungen mußten sie sie hierbehalten, bis ihre Chefin zurückkam. Die Frage war, ob dies möglich war. Um der Gefahr eines plötzlichen Verschwindens zumindest teilweise vorzubeugen, nahm sie sich unauffällig einen der Handscanner zur Hand und begann, Sovek zu scannen (Nutalas Biodaten hatten sie ja bereits). Sie verweilte besonders lange auf seinem Kopf, um festzustellen, ob der Mann an irgendwelchen chemischen Gleichgewichtsstörungen litt (so, wie er sich benahm, war dieser Gedanke absolut nicht von der Hand zu weisen) und legte den Scanner ebenso unauffällig beiseite, wie sie ihn genommen hatte. Dann trat sie zu Sovek hinüber und versuchte aufs Neue, ihn zum Hinlegen zu bewegen: "Sir, würden Sie sich bitte auf das Biobett legen, damit wir Sie untersuchen können?" Sie hatte zwar seine Daten auf dem Handscanner, aber die Sensoren des Bettes waren wesentlich präziser. Zudem konnte sie Sovek, wenn es nötig war, am Bett festschnallen, sobald er sich hingelegt hatte... "Ich bin nicht müde," antwortete Sovek knapp. "Nachher sagt man mir nach, ich würde mit jeder ins Bett gehen", schweifte er noch weiter vom Thema ab. "Ich bin nicht so einer... einer für eine Bettnacht." "Womit wir wieder beim Thema wären", murmelte Janna und machte sich auf einen entsprechenden Kommentar Nutalas gefaßt. Sie rechnete Kria den Versuch Sovek schon mal zu untersuchen während sie warteten hoch an, befürchtete aber, daß die Erfolgsaussichten ziemlich schlecht standen. Er war einer dieser typischen Offiziere, deren Abneigung gegen Ärzte nur noch von ihrer Sturheit übertroffen wurde, sagte Janna der letzte Rest ihres Erfahrungsschatzes. Ungerührt mit ihrer Tätigkeit fortfahrend entgegnete sie: "Kria will Sie nur untersuchen. Sie haben doch nicht etwa Angst?! Sehen Sie, Viola hat es ganz prima und ohne zu jammern überstanden. Sie wollen vor ihr doch nicht dastehen, wie ein Waschlappen?!!" Viola Ohren richtete sich auf. "Ach nee!!! Vielleicht nicht für eine Bettnacht, aber fragen Sie ihn doch mal nach einem Wald!" sagte sie mit eiskalter Grabesstimme. Kria hob eine Hand zu ihrem Gesicht, um ein Grinsen zu verbergen; es war gut möglich, daß Janna gerade die beste Methode angewandt hatte, um Sovek zur Kooperation zu bewegen. Sie bekam Violas antwortenden Kommentar kaum mit und verdrängte die Irritation aufgrund der fortgesetzten Versuche der Katzenfrau, Sovek zu vergraulen, recht schnell - sie glaubte nicht, daß Sovek, nun in seiner Ehre getroffen, einfach so verschwinden würde, ohne sich der Untersuchung zu unterziehen. Jetzt wollte Sovek sich erst recht nicht auf das Biobett hinlegen. Wer Druck auf ihn ausübte, den begegnete Sovek mit: 'Ich höre nur halb hin' oder 'Ich verstehe nur das, was ich hören will'. "Ja klar. Wenn ich mich jetzt hinlege, dann behauptet Viola in Zukunft immer, ich würde mich für jede Frau irgendwo hinlegen," moserte Sovek und war nicht bereit sich auf das Biobett zu legen. Nicht nach dem was auf dem Holodeck passiert war. Offenbar war ihr Plan nicht aufgegangen und Janna fiel nichts ein, wie sie Sovek sonst dazu bewegen könnten, sich der Untersuchung zu unterziehen, zumindest nicht ohne Gewalt anzuwenden. Dieser Gedanke brachte sie auf eine spontane Idee, in deren Ergebnis sich kurzerhand ein Hypospray zischend an Soveks Hals entlud, das ihn augenblicklich ins Reich der Träume schickte. Er sackte einfach neben ihr zusammen. Mit triumphierendem Lächeln zerblies Janna imaginäre Rauchwölkchen über der Austrittsöffnung des Instruments. Sicher hatte Cian auch die eine oder andere eigene Ansicht zum Thema Amnesie, ob sie die Persönlichkeit verändern konnte oder nur Handlungsgrundlagen entzog... Aus irgendeinem Grund wußte sie über solche Dinge Bescheid, und zwar auf so elementare Weise, daß dieses Wissen nicht von ihrer Amnesie betroffen war. Doch etwas anderes genauso tief sitzendes warnte sie davor dieses Wissen preis zu geben und auch nur den Verdacht aufkommen zu lassen sie wisse mehr in diese Richtung. War am Ende doch sie für alles verantwortlich? Verspürte sie deshalb den Drang das Schiff zu verlassen... Jemanden... Etwas herbeizurufen das sie abholte? Und während sie fast etwas zu sehr mit ihrem Gedanken beschäftigt die Gruppe in die Krankenstation führte spann sich die Idee zu einem immer dichteren Netz dem die Grundlage zu entziehen ihr bald schon nicht mehr gelang. Eine Organisation, der sie angehörte... Experimente mit Gedächtnislöschung und mit tief im Gehirn verankerten Programmen... Vielleicht waren sie alle Probanden, und jeder von ihnen hatte im gleichen Moment ähnliche Gedanken wie sie selbst... Einen Moment lang musterte sie die anderen aufmerksam... Nein, vielleicht auch nicht. Aber es konnte darum gehen wie man in einem Krieg ohne heiße Waffen Agenten hinter feindliche Linien schickte die selbst nicht wußten daß sie Agenten waren, deren Unterbewußtsein jedoch um so besser wußte was es tat... Oder war sie eine dieser Agenten im Training? Hatte sie einen Auftrag auszuführen? Wenn es so war, warum konnte sie dann so denken? Warum war sie in der Lage von einem Auftrag zu phantasieren? Sollte ein solches Programm nicht solchen Verdacht ebenfalls beseitigen? War es vielleicht noch in der Testphase? Oder hatte sie schlichtweg ein paranoides Naturell? Aber etwas war dran an der Vermutung, das sie nicht abschütteln konnte... Und dann war da noch Sihra... Der Gedanke an sie ließ sie schaudern... oder war das das unentwirrbare Netz aus Gedankensträngen über Intrige und Spionage von eben, das ihr die Luft abschnürte? Wohl eher... Sihra war etwas beruhigend konkretes in all dem Gewirr. Sie wagte es nicht, sich nach ihr umzusehen, zu sicher war sie sich ihren Blick einzufangen und wie sie dann reagieren würde hätte sie nicht sagen können... ...und dann hatten sie die Krankenstation erreicht... Sofort schaltete Shiar um zu kühler Professionalität... Sie sah Sovek auf einer Liege, Nutala, Tolkar auf einer anderen Liege und dazwischen Janna und Kria. "Wie weit sind Sie mir der Untersuchung der Anwesenden?" richtete sie ihre Frage an ihre beiden Kolleginnen. Nicht ohne Amüsement hatte Mirha die Szene in der Luftschleuse verfolgt. Machte sich die Person, die da drohen wollte nicht eher lächerlich? In diesem Zusammenhang überraschte es sie nicht sonderlich, daß sich die DNA als Soveks herausstellte. Er mochte zwar etwas seltsam sein, aber für gefährlich hielt sie ihn nicht. Was nicht hieß, daß sie ihn nicht weiter - wie auch den Rest der Crew - aufmerksam beobachten würde. Easgeans letzte Worte zu ihr… Ganz von der Hand zu weisen war seine Vermutung nicht. Er sah tatsächlich kampferprobt aus. Mirha sah sich nach Shiar um, die sich aber schon auf dem Weg zur KS befand. Schnell folgte sie ihr, um dort zu sein, bevor der Rest der Meute einfiel. Mirha betrat den Raum. "Falls ich euch irgendwie helfen kann, einfach sagen." Kurz ließ sie den Blick durch die KS streifen und lehnte sich schließlich direkt neben der Tür an die Wand. Viola versuchte stur, nicht zu vergessen, beleidigt zu tun. Das weitere die KS betraten, interessierte sie nicht. Noch nicht... Und etwas anderes lenkte sie zusätzlich ab. Es begann in ihrer Nase zu kitzeln. Dies war die Krankenstation. Die dienstliche Initiative lag nun bei den Ärztinnen. Veremnur lehnte sich innerlich zurück, beobachtend und abwartend was geschehen mochte. Doch eines noch wollte sie tun. Sie legte ihre Hand auf Yaros Arm und sprach ihn noch einmal an: "Yaros, meine Phantasie mag mir durchgegangen sein, schon möglich. Aber es ist eine festgestellte Tatsache, das Sovek deinen Tod, einen brutalen Mord, inszeniert hat. Warum auch immer er das getan hat, es gab Gründe dafür. Ich schätze ihn ein, als keinen 'Mann der Tat', sondern jemand, der den theatralischen Auftritt liebt. Doch das heißt nicht, das er nie zur Tat schreitet. Wir mögen seine Gründe nicht kennen, nicht mal er selbst kennt sie mehr, aber sie sind immer noch da, irgendwo unter der Oberfläche. Sei vorsichtig, und verspreche mir und Sienae, nichts zu provozieren." Sie sah ihn eindringlich an. Kria hatte Janna gerade dabei geholfen, Sovek auf das Biobett zu verfrachten, als die Tür aufgegangen war und eine recht große Gruppe die Krankenstation betreten hatte. Als Shiar sie auf ihren Fortschritt ansprach, lächelte sie entschuldigend. "Ich fürchte, Mr. Sovek erwies sich als recht unkooperativ... Janna hat ihn gerade, äh, BERUHIGT, bevor Sie hereingekommen sind. Sie hat sich zuvor um Viola gekümmert." Janna war äußerst erleichtert, daß sie es gerade noch geschafft hatten, Sovek auf das Biobett zu hieven, bevor die anderen den Raum betreten hatten. Nur ein paar Sekunden eher und sie wäre ganz schön in der Klemme gewesen, denn inzwischen war ihr die Erkenntnis gekommen, daß ihre Aktion vermutlich nicht gerade auf allseitiges Verständnis gestoßen wäre. Am allerwenigstens auf das von Sovek, und Janna konnte es ihm nicht einmal verübeln. Was hatte sie sich nur dabei gedacht?! Doch damit würde sie sich befassen müssen, wenn er wieder aufwachte. Wenn sie Glück hatte, hatte er aber möglicherweise gar nicht mitbekommen, was geschehen war oder sich beim Aufprall den Kopf gestoßen und es vergessen, dachte Janna und vernahm augenblicklich eine strenge innere Stimme, die sich empört erkundigte, ob es ihr noch ganz gut ging. Betreten biß Janna sich auf die Unterlippe und wandte sich dann Kria zu. "Danke", raunte sie ihr zu dafür, daß sie so diplomatisch geantwortet und sie nicht verraten hatte. "Wir sollten uns mit der Untersuchung beeilen", schlug sie etwas lauter vor. "Seine Bewußtlosigkeit wird nicht lang andauern." "Passen Sie auf Easgéan auf... Janna, Kria, beginnen sie mit dem Scan der Anwesenden, Sihra wird Ihnen zur Hand gehen wenn sie kann, ich werde inzwischen in meinem Büro nach einigen Informationen suchen..." Damit wandte sie sich um... ihr Blick streifte Mirha, und dies blieb nicht ohne Folgen... Auch Mirha spürte, das etwas mit ihr passierte. Es kam mit einer solchen Intensität und so überraschend, daß sie Shiar einen Moment völlig verwirrt ansah. Mirha löste sich von der Wand und trat einen Schritt in den Raum hinein, blieb dann aber abrupt stehen. Dieses Gefühl hatte sie vollkommen überrascht. Unsicher blickte sie zu Shiar. Cian verließ eilig den Raum, doch das Gefühl blieb... Nein, nicht nur das... Es dehnte sich aus... Sie fand das Büro... Ihr Büro? Sie war mittlerweile davon überzeugt daß es nicht ihres war, auch der Posten war nicht ihrer, die Zeit wurde knapp, sie mußte weg... doch dann war da Sihra... so präsent als wären sie im gleichen Raum, noch enger... Sie roch ihren warmen weichen Duft als stünde sie direkt vor ihr... Rufen, etwas rufen... Sihra rufen... Nein, etwas... was sie wegbrachte... Sie setzte sich für einen Moment auf den Schreibtisch... 'Denk nach... denk verflucht noch mal nach... Was rufen? Woher bist du gekommen?' Und dann wieder Sihras Bild vor ihrem inneren Auge, so täuschend real direkt vor ihr... 'Wo bist du zu dir gekommen? - Speiseraum!' Irgendwie mußte sie das Büro verlassen ohne daß man sie bemerkte, sie mußte weg, fliehen.... Und ohne es zu bemerken, ohne es bewußt wahrzunehmen und zu wollen veränderte sie sich. Sie wurde zu etwas das dem Wesen ähnelte, das sie zu Anfang gewesen war, und doch nicht ganz. Verschwommener... Fast unsichtbar... Ohne zu wissen was sie tat blendete sie sich aus dem Bewußtsein der anderen aus... Nur Sihra blieb, präsenter als alles andere... Anstatt daß Shiars Anwesenheit verblaßte, sobald sie den Raum verlassen hatte, wurde sie immer präsenter. Mirha konnte sie spüren, als wäre sie noch immer da - nein, als wäre sie überall. Sie fühlte sie, als wäre sie ein Teil von ihr. Als würde ihr Körper nicht mehr nur ihr gehören, sondern als hätte sich etwas von Shiar eingenistet. Als wäre das Herz, daß da schlug nicht ihres, sondern würde sie beide am Leben erhalten, weil sie beide eins waren. Auch wenn sie ihr Gedächtnis verloren hatte, nicht einmal mehr ihren Namen kannte, wußte Mirha plötzlich doch, wer sie war. Sie fühlte es. Sie fühlte es durch Shiar. Sie sah, wie sie sie sah, wußte, wie sie dachte. Speiseraum. Sie mußte zum Speiseraum. Ohne auf die anderen zu achten, verließ Mirha die KS. Sie ging zügig, aber nicht hektisch. Sie spürte, daß Shiar dort sein würde. Und sie mußte zu ihr, bevor sie ging. Denn, daß sie gehen würde, wußte Mirha. Sie erlebte diesen Gedanken frei von jeder Wertung, weil Shiar auch ein Teil von ihr geworden war. Ohne zu zögern betrat sie den Speisesaal. ............ Ende der Chronik ............