Chronik Nr.134 vom 12.07.2005 Ort der Handlung: Calanam'coupaer, In der Schleife Zeit der Handlung: 23.12.2375 Bordzeit: 14.40 Uhr bis 15.00 Uhr >>> ------------------ <<< --- vor dem Holodeck, Deck 2 > ...Dann sah sie Sovek mit großen Augen an und schluchzte; "Wo bekomme > ich denn meine Milch." Sovek führte Nutala langsam aus dem Holodeck. Noch immer bemerkte er nicht, daß er unbekleidet war. Das Zeug in seinem Kopf brauchte etwas länger, bis die Wirkung nachließ. "In meinem Quartier bekommst du deine Milch, meine Liebste," antwortete Sovek und lächelte sie an. "Dort werde ich auch deine Wunde versorgen und das silberne Zeug an mich nehmen, so das keine Gefahr mehr besteht, daß es jemals wieder jemand anfaßt. Ich werde es sicher deponieren." Sovek sah zur Wand wo noch flüssiges Latinum austrat. "Nicht anfassen. Ich werde mich persönlich auch um das da kümmern." "Ja eine Milch klingt traumhaft." Leise seufzte sie. Noch einmal glitt ein NICHT GERADE liebevoller Blick über Yaros', Jannas und Easgeans Körper. Angewidert wendete sie dann ihren Blick ab von ihnen, und dann auch von Sovek. Viola stand auf und fauchte Sovek an: "Und zieh dir gefälligst was an, MANN." > Sie zog sich an. Leise seufzte sie. Noch einmal glitt ein liebevoller > Blick über Yaros' Jannas und Easgeans Körper. Dankbar nahm Yaros seine Hose von Veremnur an und zog sie mit routinierten Bewegungen an. Es gab ihm etwas zu tun und er hatte mittlerweile mitbekommen, daß Rhuissas Tränen etwas mit dem zu tun hatten, wie er sich gerade hier präsentierte. Was, war ihm entfallen, doch allmählich verloren seine Gedanken und Erinnerungen die Schattenhaftigkeit und gewannen zum Teil wieder feste Konturen. Ja, er hatte sich vor kurzem - vor einer Minute, vor einer Stunde? - Rhuissa hierher gewünscht, weil er das mit ihr teilen wollte, was er hier erlebt hatte. Es war ihm völlig selbstverständlich vorgekommen, doch wenn er sie jetzt ansah, war er froh, daß sie seinem Wunsch nicht entsprochen hatte. Nein, jetzt wollte er unbedingt, daß sie keinen Grund hatte, wegen ihm Tränen zu vergießen. Er liebte sie doch... ja, das war es! Es gab eine besondere Verbindung zwischen ihm und ihr, weil er sie liebte. Er wußte nicht, warum, aber in diesem Moment war sich Yaros sicher. Er zog sich fertig an, um zu verhindern, daß er über seine eigenen Beine stolperte und ging mit derselben Zielstrebigkeit, die ihn in die Viererverbindung geführt hatte, zu Rhuissa hinüber. Er kam nicht ganz zu ihr hindurch, zu viele Leute standen inzwischen in dem kleinen Eingang des Holodecks herum. Dennoch sah er sie fest an und sagte: "Sienae, was immer auch hier passiert ist, kann ich mir nicht erklären. Aber es hat nichts an dem geändert, was bereits zwischen uns ist. Glaub mir, bitte." Auch in Jannas Kopf klärte es sich mehr und mehr auf. Zumindest konnte sie sich jetzt wieder klar an alles erinnern, was gewesen war, bevor sie das Holodeck betreten hatte. Parallel dazu schienen jedoch die zuvor geteilten Empfindungen zu verblassen und mit ihnen die Erlebnisse der Simulation. Nicht, daß Janna sich nicht mehr an alle Einzelheiten erinnert hätte, genaugenommen wurden sie ihr erst jetzt richtig bewußt. Aber mit einem Mal erschien ihr alles total eindimensional, eher wie ein Traum, wobei sie ihre eigene Motivation nicht mehr nachvollziehen konnte. 'Kireseth', dachte Janna und lauschte auf ein inneres Echo. Das blieb nur sehr vage, aber sie verstand, was Yaros sagen wollte. Irgendwie waren sie nicht Herr ihrer selbst gewesen. Janna hoffte, daß das als Entschuldigung ausreichen würde, oder ihnen wenigstens mildernde Umstände verschaffte. Für Sovek und Nutala hatte Rhuissa noch immer keine Aufmerksamkeit übrig. Sie sah von Easgean zu Yaros, und dann zu Janna, die Yaros' Hemd trug. "Kireseth... was ist das", murmelte sie. Dann sah sie Yaros in die Augen auf der Suche nach einer Antwort: "Was genau ist denn hier passiert?" Die Antwort auf diese Frage überließ Janna nur zu gern dem Angesprochenen. Sie wußte selbst nicht so recht, wie das alles passiert war und warum. Es wäre nicht gerade leichter es jemanden zu erklären, der nicht dabei gewesen war. In Anbetracht der zudem... diffizilen zwischenmenschlichen Situation zwischen Sienae und Yaros war sie gespannt, wie er sich wohl aus der Affäre ziehen würde. Sie hatte Sienaes Blick bemerkt und, ihm folgend festgestellt, daß sie noch immer Yaros' Hemd trug. Letzterer stand halb bekleidet neben ihr und Janna merkte, wie ihr Blick ein wenig zu lang an seinem muskulösen Oberkörper hängen blieb. Er war wirklich attraktiv. In einer schnellen, kurzen Bewegung schüttelte sie leicht den Kopf um den Gedanken zu vertreiben. Dort wo sie stand zog sie sich Yaros' Hemd über den Kopf und reichte es ihm mit einem wissenden Lächeln. "Ich glaube, das gehört dir." Dann wandte sie sich um, auf der Suche nach ihren eigenen Sachen. Sovek war etwas begriffsstutzig und sagte zu Viola: "Das tu ich doch nur für dich mein Schatz. Ich würde alles für dich tun. Auch mich an..." Ah ha, bei Sovek legte sich gerade im Kopf ein Schalter um. "...ziehen! UCH! Ich bin ja... wer hat mich... das war... wie war... es war uns... es war mir zu warm... ja das war es... es war warm und habe mich unter einem Baum mit... UCH! Staska... also uns war ganz schön warm," redete sich Sovek um Kopf und Kragen, während er sich schnell seine Hose anzog. "Viola, mein Schatz, das war nicht so, wie es jetzt klingen mag. Es war nichts. Ehrlich! Es kam so über uns, so spontan warm wurde es... willst du eine warme Milch?" Das nun machte Viola mißtrauisch. "Erzähl mal, wie warm wurde dir den so!!!" fragte sie mit eiskalter Stimme. Viola umarmte nun ihr Gewehr nicht mehr, sie preßte es an sich als wollte sie es erwürgen oder zerquetschen. "Äh, danke", murmelte Yaros noch Janna hinterher, ohne wirklich darauf zu achten, was sie ihm in die Hand gedrückt hatte. Fieberhaft jagten Gedanken durch seinen Kopf und versuchten, die letzte Stunde zu rekonstruieren. Er bemühte sich, dem Ganzen zu folgen. Für manches davon gab es gar kein Vokabular. Er konnte unmöglich erklären, wie er auf einer Wiese gestanden hatte, um die Farben zu schmecken und wie es gewesen war, sie einzuatmen... "Ich... ähm... ich kam mit Veremnur hierher, weil sie mich gebeten hatte... also, mit ihr zu kommen. Weil sie auf der Suche nach jemandem war. Easgéan, genau. Und ich hab versucht... ich hab ihr dabei geholfen. Und zuerst haben wir das auch, gesucht, mein ich. Aber wir haben nicht gefunden, was wir gesucht haben. Also, ich meine, wir haben etwas gefunden. Aber nicht den, den wir gesucht haben. Dafür fanden wir... ähm... ich kann mich an Blumen erinnern. Und Hügel. Und daß da ein Baum stand... Aber dann haben wir Easgéan doch noch gefunden. Und er uns und Janna... Ähm..." Er konnte nicht verhindern, daß er sichtlich ergrünte. Jetzt, wo ihm allmählich klar wurde, was Realität und Phantasie war, erkannte er Stück für Stück die Ausmaße dessen, was geschehen war. Es war kein Wunder, daß Sienae Tränen vergoß, nachdem sie... Yaros wünschte sich dringend, einen Teil der letzten Ereignisse aus seinem Gedächtnis tilgen zu können. Was hatte er sich dabei gedacht? Hatte er das überhaupt? Er schluckte hart und während er noch versuchte, Details in die richtigen Zusammenhänge zu bringen, wurde ihm bewußt, was er getan hatte. "Das war nicht ich. Ich kann Dir nicht sagen, was mit mir passiert ist." Es war beinahe ein Flüstern. Yaros blickte zu Boden. Er konnte Sienae nicht mehr ansehen, konnte plötzlich ihren Blick nicht mehr ertragen, der viel mehr zu sehen schien, als er erklären konnte. Die Zeit der Erklärungen war schon längst angebrochen und war am Höhepunkt angekommen. Sovek ging in seine zweite Erklärungsphase: "Da war die Sonne... die war warm, heiß... ganz heiß... die hat mich wuschig gemacht... ganz wuschig... ich war im Thronsaal des Imperators... und so... und ja da habe ich... dort... wo jetzt... nichts ist... unterm Baum Staska gefunden... nein sie hat mich gefunden... ich hab geschlafen und geträumt... und da wurde es uns warm und... und... ja... und der da..." Sovek zeigte mit seinen nackten Zeigefinger auf Yaros. Er erinnerte sich schwammig an ein Nackt-Ereignis mit Yaros. "...der muß uns alle ausgezogen haben... ja das war der da... der ist an allem schuld... ich bin unschuldig... ganz ehrlich Viola. Ich kann nichts dafür." "Erzähl weiter, woran bist du unschuldig?" Violas Stimme wurde so zart und rosig wie es nur die Stimme eines nahen Todes sein konnte. Langsam legte sich ihre Hand um den Griff ihrer Waffe. Ihre Finger tasten nach dem ach so vertrauten Abzug. Dabei dachte sie: 'Ja, gibt mir nur einen Grund...' Während Janna sich anzog - ihre Uniform hatte sie schnell gefunden und feststellen müssen, daß sie noch immer nicht dazu gekommen war, sich endlich umzuziehen nach Violas Attentat - verfolgte sie mit halbem Ohr Yaros' Bemühung um eine Erklärung und beschäftigte sich gedanklich mit ihrer eigenen Auslegung. Sie kam zu dem Ergebnis, daß sie sich nach allem was gewesen war erstaunlich wenig Sorgen machte. Es war zweifellos ein außergewöhnliches Erlebnis gewesen, das sie mit Easgéan, Yaros und Veremnur hatte teilen können, ein schönes dazu. Janna machte keinem von ihnen irgendwelche Vorwürfe. Auch nicht sich selbst. Und Yaros tat das wohl nur, weil er sich irgendwie mit Sienae verbunden fühlte. Janna schloß daraus, daß sie selbst scheinbar keine derartige "Verpflichtung" an Bord hatte, oder sie erinnerte sich nur nicht. So oder so konnte ihr das nur recht sein. Fertig angezogen ging sie wieder auf den Ausgang zu. Beim Passieren der Tür erklärte sie, auf ihr zerfetztes Oberteil deutend, "Ich gehe mir nur schnell etwas anderes anziehen". Als sie das Holodeck in Richtung ihres Quartiers verließ kam in ihr die Frage auf, welcher Spaßvogel wohl auf die Idee gekommen sein mochte, dieses Programm zu installieren und aus welchem Grund... Easgéan überlegte warum er sich schuldig fühlte... Da war eine Frau, er suchte nach einem Namen... Senah? Sevna? Beides falsch, aber der echte war weg... Nur ihr Gesicht hatte sich auf seiner Netzhaut eingebrannt... Fühlte er sich schuldig weil er nun mit den anderen verbunden war... gewesen war... Die Wirklichkeit kehrte zurück. Es war ihm nicht bewußt, aber langsam begannen widerstreitende Gefühle wieder wie Wogen aufeinander einzuschlagen, sich zu vermischen und zu sturmgepeitschter See aufzuschaukeln. Verzweiflung war da, das Wissen verlasen zu sein, aber auch Schuld... "Kann 's sein, daß 'ch Mist gebaut hab? Da is ne Frau... Aber ich weiß kei Namn... Svana, Senah odr so... Se is nich hier, hab se zumindest nich gsehn... Wo is se? Ch hab... Wir ham... S ist ganz ziemlich durcheinander." Er lehnte sich an eine Wand als wäre das auch eine Entlastung für seine Gedanken. "Ch war da drin... In nm Wald... S war warm und roch nach Blumn... Un dann kam se hier, un später de beidn und wir ham uns getroffn und ge..." Er brach ab weil ihm etwas sagte, daß nicht mal er solche Ausdrücke Vorgesetzten gegenüber benutzte... Vorgesetzten? Veremnur? Sie war dabei gewesen, er sprach gerade mit Sienae... Und warum er, war er es sonst anders gewöhnt? Hatte es mit seiner Sonderstellung hier zu tun? War er doch nicht Kommandant? Oder doch gerade... Es verwirrte sich alles zu einem immer dichteren Filz... Doch ein Gedanke blitze darin plötzlich auf als könne er die Fäden durchtrennen... "...s is mehr passiert, abr s war alles ganz normal... Un... Verenmur... se is... vielleicht is se... ne Beobachterin... War grad so'n Gedanke..." Veremnur lächelte Easgean schelmisch an. "Hattest du vorhin das Gefühl, das ich nur beobachte? ... Ich selbst habe mich viel zu lebenshungrig gefühlt um nur beobachten zu wollen." Veremnur spürte keine Verlegenheit und keine Schuldgefühle. Nichts gab es, was sie bereute. "Was ist passiert?" war Shiars erste Frage, während sie bereits begann an Sovek, Yaros und Easgéan Decken zu verteilen. Was Yaros sagte, und dann Sovek, war für Rhuissa wie ein Schlag in den Magen. Sie wurde blasser und hörte Easgean sprechen. Ihr entging nicht, wie Janna Yaros angesehen hatte. Langsam wuchs in ihr der Verdacht, das es schlimmer war, als sie bisher vermutet hatte. Sie stand jetzt nahe bei Yaros, der äußerst schuldbewußt wirkte, nahe bei Easgean, der 'normaler' als alle anderen wirkte. Verwundert sah sie Shiar bei der Verteilung der Decken zu. Was sollten Sovek, Easgean und Yaros denn mit den Decken tun? Rhuissa fand keine Erklärung dafür. Bis ihr klar wurde, das sie sich nur deswegen Gedanken über die Decken machte, um sich über die nur von Sovek ausgesprochene Sache keine Gedanken machen zu müssen. Doch nun war der Gedanke da. Sie legte zuerst eine Hand auf Easgeans Schulter und lächelte ihm zu. Er schien es zu brauchen. Rhuissa registrierte, das sie ihm gegenüber weder Eifersucht noch Verlegenheit spürte. Sie schien ihn zu mögen, nicht mehr und nicht weniger. Behutsam legte sie beide Hände um Yaros Nacken. "Sieh mich an", sagte sie sanft. Im Gegensatz zu Viola lag keine Gefahr in ihren Worten, nur der Wunsch zu verstehen. "Ist das wahr, was Sovek sagt? Hast du sie alle, Sovek, Svana, Easgean, Janna und Veremnur, ausgezogen? Und dieses 'mehr' was passiert ist? Mit wem hast du dich denn... " Rhuissa schluckte: "...sexuell vereint?" Sie versuchte ganz ruhig zu bleiben und zu verhindern, das ihre Hände und ihre Stimme zitterten. Shiar schluckte... Ihr war der Geruch nicht gleich aufgefallen, etwas hatte sie abgelenkt... Shira... Aber jetzt traf es sie wie ein Hammerschlag, und ehe jemand antwortete, wußte sie bereits, daß Sienae die Antwort nicht gefallen würde... Jeder roch nach jedem... Für einen Moment erwiderte Yaros Rhuissas Geste und er drückte sie an sich. Er seufzte, als er sie so unmittelbar an sich spürte. Ja, das war richtig, in ihren Armen fühlte er sich wohl. Wie war er nur zu der Überzeugung gekommen, dazu gehörten vier? Nein, die jüngsten Erinnerungen hatten nichts mit ihm zu tun, mit dem, was er eigentlich war. Eine schlichte Umarmung gab ihm die Gewißheit und er war froh darum. Die Verwirrung, die noch eben seine Gedanken beherrscht hatte, trat in den Hintergrund und Yaros versuchte zu begreifen, wie es soweit hatte kommen können. Irgendwer reichte ihm eine Decke, doch er ließ sie wie jetzt auch sein Hemd einfach fallen. Was sollte er mit beidem? Plötzlich waren die anderen zu viel. Er fühlte sich nicht wohl inmitten der Menge, die sich am Ausgang des Holodecks versammelt hatte und auch Easgéan und Veremnur konnte er nicht mehr in seiner unmittelbaren Nähe ertragen. Er löste sich von Rhuissa, ließ jedoch einen Arm um ihre Schultern gelegt und ging ein Stück des Korridors hinunter, um sich von den anderen distanzieren zu können. "Was Sovek behauptet, ist einfach falsch. Ich bin nicht hineingegangen und habe sie einfach alle ausgezogen. Ich habe überhaupt nichts mit ihm angestellt oder mit Svana. Ich habe sie nicht einmal gesehen in der Zeit, in der ich dort war. Da waren Veremnur und Janna. Und Easgéan, ja. Und ich fürchte, daß ich... wir... daß wir Sehnsüchten nachgegeben haben, von denen wenigstens ich keine Ahnung hatte, daß ich sie besitze. Wir vier haben... Ich kann nicht für die anderen sprechen, doch ich hatte nicht den Eindruck, daß es ihnen anders ging als mir." Er blieb auf dem Korridor stehen und wandte sich wieder zu ihr um, so daß er sie ansehen konnte. "Das war nicht ich da drin, Sienae. Was immer da auch passiert ist... Ich meine, ich würde doch nie ignorieren, daß zwischen uns beiden etwas ist und mich anderen zuwenden. Nicht... dafür. Du mußt mir das glauben." Die Verwirrung hatte ein Ende gefunden, doch noch immer waren Yaros die Ursachen nicht klar, die zu den Ereignissen auf dem Holodeck geführt hatten. Nein, es war nicht sein Wunsch gewesen, der ihn zu den anderen geführt hatte, das spürte er jetzt deutlich. Aber was war dann passiert, das ihn so beeinflußt hatte? Hilflos sah er Rhuissa an und malträtierte seine Unterlippe. Sie war ihm noch wichtig, das merkte Rhuissa. Und er war ihr noch wichtig. Aber wie konnte er dann die Sehnsucht haben, von ihrem Bett aus nahezu direkt in die Arme gleich mehrerer anderer Frauen zu wechseln? Frauen? Rhuissa versuchte zu verstehen, was Yaros nicht auszusprechen wagte. Sie flüsterte beinahe: "Veremnur, Janna und Easgean? Aber ... Easgean ist ein Mann und du auch. Ihr seid beide Männer ... äh." Verwirrt sah sie ihn an. "Ist das die Sehnsucht, von der du bisher nichts wußtest?" --- Quartier Janna Als Janna ihr Quartier betrat, überkam sie mit einem Mal der sehnliche Wunsch nach einer Dusche. Und so entledigte sie sich erneut ihrer Kleidung, übergab alles dem Replikator zum recyceln und verlangte ein frisches, weniger förmliches Outfit in gleicher Größe bevor sie ins Bad ging. Ihr erster Blick fiel auf den Spiegel und erneut stellte sie fest, wie wenig vertraut ihr die junge Frau war, die ihr entgegensah. Abgesehen davon sah diese ziemlich geschafft aus, als käme sie geradewegs von einem Marathon, was in gewisser Weise gar nicht so falsch war, mußte sie zugeben. Sie fragte sich, was wohl die "echte" Janna von ihrem Abenteuer halten würde und machte sich nun doch etwas Sorgen. Mit einer kurzen Handbewegung wischte sie diese verworrene Logik beiseite und ging unter die Dusche. Als sie das Bad in ein Handtuch gewickelt etwas später wieder verließ, fühlte sie sich schon viel besser. Der Replikator hatte inzwischen ganze Arbeit geleistet und Janna entnahm dem Ausgabefach einen Zweiteiler, bestehend aus einer hellen bequemen Hose und einem figurbetonenden, dunklen Shirt. Die Sachen paßten wie angegossen und Janna gefiel es. "Dann also wieder auf in die Höhle des Löwen", hörte sie sich sagen und verließ ihr Quartier um nachzusehen, ob sie die Situation auf dem Holodeck inzwischen etwas entspannt hatte. --- vor dem Holodeck Die Decke brauchte Sovek zwar nicht, aber sie kam dennoch zur richtigen Zeit. Sovek nahm die Decke und suchte Schutz dahinter. Nur ab seiner Nase aufwärts sah man noch etwas von Sovek, der jammerte und bettelte: "Aber Viola, mein Schatz. Du bist die einzige, die ich immer verehrt habe." Seit dem Anfang des Gedächtnisverlustes und auch davor, nur er hatte es nie öffentlich gezeigt. "Es gibt nur dich. Das war ein Unfall. Eigentlich wollte ich ja nicht aufs Holodeck. Ich wollte ja Brötchenbacken und so... wir haben ein Mörder gesucht auf dem Holodeck. Ja, so war das und dann kam die Hitze und ich schlief ein unterm Baum. Dann kam Staska, ich wachte auf und wir zogen uns aus... aber, aber da war nichts. Glaub mir mein Schatz, da war rein gar nichts, weil ich deine Stimme gehört habe, ich bin sofort zu dir geeilt. Nich schlagen." Viola machte einen Schritt auf Sovek zu, löste ihre Hand von ihrem Gewehr um ihr Gleichgeweicht nicht zu verlieren, als sie sich zu ihm vorbeugte und... ...und ihm einen Kuß auf die Nasenspitze gab. Dann drehte sie sich schnell um und ging schnellen Schrittes zum Turbolift. Yaros verschränkte die Finger ineinander, löste sie wieder, legte seine Hände auf dem Rücken zusammen, löste sie wieder... Wie gern hätte er jetzt etwas gehabt, an dem er sich hätte festhalten können! Etwas, das ihm ein Fixpunkt hätte sein können. Er zwang sich, Rhuissa anzusehen, was ihm alles andere als leicht fiel. Noch immer fehlte ihm jegliche Erklärung, wie alles hatte kommen können, doch er wußte ganz sicher, daß Aktivitäten wie die vergangenen nicht zu seinem normalen Leben gehörten. Viel zu deutlich fühlte es sich tief in seinem Inneren nach Scham an. "Ich weiß es nicht. Ich weiß nicht... was und warum und wie das alles passiert ist. Eines führte zum anderen, als hätte... als hätte uns jemand gelenkt wie Marionetten. Verstehst Du? Wir... es war, als hätte jemand unseren Willen übernommen, als hätte etwas dafür gesorgt, daß wir das tun, was... was wir nun einmal getan haben. Und trotzdem, nur wir waren dort. Nur wir haben gehandelt und nur wir... ich... Wir waren zu viert und es war mir egal, wer von den anderen bei mir war." Er rieb mit einer Hand über seine Stirn, strich mit einer schnellen Bewegung durch seine noch immer nassen Haare. Nicht allein das Wasser, das ihm den Nacken hinunterlief, ließ ihn schaudern. Was erzählte er da eigentlich? Und von wem erzählte er? "Ich habe keine Ahnung, wo ich die letzte Stunde - oder waren es zwei? - gewesen bin." "Dann wird es höchste Zeit dieses seltsame Kireseth zu untersuchen. Vor allem, wie es wirkt und was es im rihannischen Gehirn anrichtet. Ist das nun meine Aufgabe als Wissenschaftlerin oder die Aufgabe der Ärztinnen? Ich glaube, ich werde den Ärztinnen meine Zusammenarbeit anbieten", hörte Rhuissa sich sagen. 'Was rede ich da? Als ob das ihm helfen würde!?' dachte sie. Sie floh, das wurde ihr bewußt. Sie floh vor der Situation und deren Konsequenzen. Rhuissa schluckte. Sie wollte nicht fliehen. Sie schluckte noch einmal und entschied sich zu bleiben. "Yaros, ich muß herausfinden wie diese Substanz Kireseth wirkt, und was es mit dir und den anderen getan hat. Sonst wirst du nie wissen wer du wirklich bist und was du wirklich willst." Rhuissa griff nach Yaros Händen und hielt sie fest. Ein Bild tauchte vor ihr auf: Yaros beim leidenschaftlichen Sex, eng umschlungen mit drei anderen Körpern. Yaros und Janna, Yaros und Veremnur, Yaros und Easgean. Leidenschaft und heftiges Begehren auf seinem Gesicht. Körper, die sich miteinander vereinten. Rhuissa schluckte schwer, in ihrem eigenen Gesicht stand geschrieben, woran sie dachte. Sie drängte das Bild mühsam fort. Ob es je wieder so sein konnte, wie es war? Sie hielt Yaros Hände fest umklammert. Sie wollte ewig festhalten, sie wollte loslassen. Sie wollte weglaufen, sie wollte in seiner Umarmung Geborgenheit finden. Weglaufen und bleiben, beides gleichzeitig. Nur was wollte sie wirklich? Lief sie weg, würde sie sich nach seiner Nähe sehnen. Nahm er sie einfach in den Arm, würde sie weglaufen wollen. Beschäftigte sie sich mit der wissenschaftlichen Untersuchung dieser Substanz Kireseth, dann würde sie die Aussprache mit ihm vermissen. Sprach sie sich mit ihm aus, dann würden ihr die Fakten seiner geistigen Beeinflussung fehlen. 'Elemente helft mir!' Yaros bemerkte den Blick, mit dem sie ihn ansah, bemerkte den verzweifelten Griff ihrer Finger um die seinen. Er wollte ihr unbedingt erklären, was geschehen war und wie alles hatte passieren können, wollte, daß sie verstand, doch nichts kam über seine Lippen, da er selbst keine Erklärungen hatte. Er konnte sich nicht in Verbindung mit dem bringen, der er auf dem Holodeck gewesen war und fühlte sich deshalb hilflos. Doch es konnte auch nichts bringen, hier zu stehen und über Dinge nachzugrübeln, die sich seinem Verständnis entzogen. Es war geschehen, das war Fakt. Und irgendwo in ihm verborgen lag der Wunsch, so zu sein wie er gewesen war. Ein Trieb vielleicht nur, ein fragmentarischer Rest der evolutionären Vergangenheit, doch es mußte da sein, verborgen unter einer effektiven Hemmschwelle. Sienae hatte recht, sie mußten diese Sache rational angehen. Vorwürfe und Entschuldigungen führten nicht zu irgendwelchen Veränderungen. Er gab sich einen Atemzug lang, um dem Durcheinander Einhalt zu gebieten und es in den Hintergrund zu drängen. Später würde noch Zeit da sein, nachzugrübeln. Er sah sie fest an, erwiderte den Druck ihrer Hände. "Du hast recht. Wenn diese Substanz immerhin mit dem Namen bekannt ist, kann es nicht schwer sein, seine Wirkungsweise zu analysieren. Wenn sie sich auf dem Holodeck etablieren kann, kann sie nicht schwer zu synthetisieren sein, der Replikator könnte schon hilfreich sein. Wir müssen nur... ähm... Sicherheitsmaßnahmen treffen, damit sie sich nicht während der Untersuchung verteilen kann. Ich hoffe nur, daß die Replikatoren das Replizieren von halluzinogenen Substanzen erlauben." Kaum hatte er zu Ende gesprochen, zögerte er. Wie kam er darauf, daß Replikatoren für derartige Dinge gesperrt sein könnten? Er konnte sich nicht erinnern, jemals Erfahrungen damit gemacht zu haben, aber das mußte derzeit gar nichts heißen. Die wenigen bewußten Erinnerungen, die er mit sich herumtrug, waren nicht allzu viele und selbst mit denen konnte er nicht viel anfangen. Er wußte nicht einmal, wer er mal gewesen war! "Ich werde Dir soweit helfen, wie ich kann. Und wenn ich nur... ähm... ich weiß nicht, einen Bericht zusammenschreibe, was vorgefallen ist. Ich würde mich vorher nur gern kurz in meine Unterkunft, umziehen und vielleicht eine Dusche nehmen." "Äh," schaltete sich jetzt auch Kria in die Konversation ein, die immer noch ein paar Decken in den Armen hielt, "ich habe vorhin eine Luftprobe im Holodeck genommen - diese Substanz, 'Kireseth', sollte darin enthalten sein. Der Computer analysiert sie derzeit und wird hoffentlich Ergebnisse haben, sobald wir zur Krankenstation zurückkehren." Der Anblick der Personen, die auf dem Holodeck gewesen waren, hatte sie bei ihrer Ankunft schon ein wenig aus der Fassung gebracht, trotz Sams Warnung. Der Geruch, der ihnen anhaftete, half nicht - er war samt und sonders unangenehm und brachte sie schon wieder an den Rand eines Niesanfalls. --- vor dem Holodeck > ...und gab ihm einen Kuss auf die Nasenspitze. > > Dann drehte sie sich schnell um und ging schnellen Schrittes zum > Turbolift... Nein, es passierte nichts, als Nutala Sovek einen Kuß auf die Nase gab. Sovek wurde einfach nicht schöner und größer als Yaros. Er lächelte Nutala hinterher und kapierte erst spät ihr zu folgen. Ein paar Schritte hinter Nutala taperte Sovek wie ein verliebter Köter, Kater, hinterher. Viola errichte den Turbolift und betrat die Kabine, dabei versperrte sie Sovek jedoch die Tür und so den Zugang zur Kabine. Sie sah Sovek an, während sich die Tür zwischen ihnen schloß. Dann gab sie ihren Zielwunsch an. Die Brücke, ihr war nach Sternen. --- Brücke der ChR Reacor Vaebn i-Kaleh tr'Mhiessan, kommandierender Offizier der ChR Reacor, stand auf der Brücke, hinter Kommunikations- und OPS-Offizierin Nrrin Bryon i'Nierdre t'Aimne. "Nrrin t'Aimne, sind sie sicher? Kein Ausfall der Kommunikationsgeräte, kein Ausfall der Übertragung? Die Drolae ist definitiv nicht an den vereinbarten Koordinaten und sie antwortet definitiv nicht auf ihre Kommunikation?" Der Riov war beunruhigt. Das letzte, was die Drolae mitgeteilt hatte, war ein Kurzbericht über ein künstliches Wurmloch, ein zerstörtes Sternenflottenschiff und etlichen geborgenen Sternenflottenoffizieren. Die Reacor war in relativer Nähe der Drolae gewesen und hatte den Auftrag bekommen, die Offiziere der Sternenflotte von der viel zu kleinen Drolae abzuholen. Die Reacor hatte ihren Kurs geändert und mit Höchstgeschwindigkeit Kurs auf die Position der Drolae gesetzt. Seitdem fehlte von der Drolae jede Spur. Die Wissenschaft hatte die Überreste des künstlichen Wurmlochs aufgespürt und die Trümmer des Sternenflottenschiffs. Die Trümmer waren nun an Bord. Sternenflottentrümmer, keine rihannischen. Zwei wissenschaftlich ausgerüstete Großraumshuttles der Reacor untersuchten noch immer das kollabierte Wurmloch. Doch nichts wies auf das Schicksal der Drolae hin. Bryon kontrollierte die Anzeigen ihrer Konsole gewissenhaft noch ein weiteres Mal. Sie hatte es schon unzählige Male vorher getan, doch das Ergebnis blieb weiterhin das gleiche. "Nichts, nein. Kein Schiff, kein Shuttle, kein Notruf und soweit ich erkennen kann, ist die Kommunikationsanlage vollkommen in Ordnung. Ich habe nichts, was auf die Anwesenheit der Drolae hinweisen könnte. Entweder ist sie nie hiergewesen, ist aus irgendeinem Grund weitergeflogen oder ist in das Wurmloch geraten. Ich glaube nicht daran, daß sie sich in Nichts aufgelöst hat." Schaudernd hatte sie sich die verschiedensten Szenarien vorgestellt, warum das Schiff nicht an der erwarteten Position zu finden war. Eine davon war gewesen, daß jene Sternenflottenoffiziere es geschafft hatten, das kleine Schiff und seine Besatzung in ihre Gewalt zu bringen. Es war eine unwahrscheinliche Vorstellung - wie sollten Sternenflottenleute in der Lage sein, ein Schiff zu kapern, das mit Sicherheit unbekannte Technik vorwies? Und alles, nachdem ihr eigenes Schiff ummittelbar davor zerstört worden war? Aber all das konnte auch zu einem Plan gehört haben, um rihannische Technik zu bekommen... Bryon seufzte. Solange sie nicht einmal einen Anhaltspunkt hatten, war alles nur reine Spekulation. Irgendwo mußte die Drolae sein. Selbst wenn sie zerstört worden war, mußten sich noch Reste von ihr finden lassen. Vaebn ahnte, woran Bryon dachte, als sie seufzte. Er dachte ähnlich. Laut dem Bericht von Enriov tr'Vauthil hatte es in der Calanam'coupaer seltsame Ereignisse gegeben. Ein angeblich abgedriftetes Shuttle eines vulkanischen Diplomaten, kurz darauf ein künstliches Wurmloch, ein Sternenflottenschiff, das in dem Wurmloch explodierte und dann mehr geborgene Sternenflottenoffiziere, als Drolae-Crewmitglieder. Wieso überhaupt nur Offiziere? Vaebn war sehr besorgt. Es war nur zu wahrscheinlich, das die Födis versuchen würden, die unerwünschten Zeugen für ihre Experimente loszuwerden und die Drolae übernehmen wollten. War es ihnen gelungen? Lebten Riov t'Ainama und ihre Crew noch? Falls die Drolae nun in Sternenflottengewalt war, dann war es die oberste Pflicht der Reacor, die Drolae entweder zurück zu erobern, oder sie zu zerstören. Jeder Offizier und jedes Crewmitglied auf der Brücke der Reacor wußte das. "Programmieren Sie Suchmuster io und starten sie sofort mit der Suche nach der Drolae!" befahl der Riov dem Piloten. "Nrrin t'Aimne, halten sie Funkstille, bis wir die Drolae gefunden haben, oder das, was von ihr übrig geblieben ist", wies er Bryon an. Der Riov blieb auf der Brücke. --- vor dem Holodeck > "Hattest du vorhin das Gefühl, das ich nur beobachte? ... Ich selbst > habe mich viel zu lebenshungrig gefühlt um nur beobachten zu wollen." > Veremnur spürte keine Verlegenheit und keine Schuldgefühle. Nichts gab > es, was sie bereute. "Ch mein was andres... Egal, ch weiß nicht warum ich's mein un warum ch's gsagt hab." Er zuckte mit den Schultern als ihm etwas anderes einfiel. Er achtete nicht darauf wobei er Yaros und Rhuissa unterbrach... "Er had alte Kratzer auf'm Rückn... Ch hab ja kei Ahnung von sowas, abr s sieht mir aus als wärn die nicht von heute... Wenn se aber von gestern sin macht er solche Sachn öfter... Ch mein, woher bekommt man sonst solche Kratzer..." Er grinste. --- Irgendwo auf dem Schiff SIE hatte beobachtet, still und körperlos, so wie sie ihn schon seit dem Morgen beobachtete... SIE hatte verfolgt, wie sie mit ihrer fehlenden Identität umgingen, ziellos, fast verzweifelt an der gewohnten Ordnung und Disziplin festhaltend, die ihnen allen tief eingeprägt war. Es war nur gerecht! Noch immer erinnerte SIE sich an das, was man IHR angetan hatte; SIE hatte Schmerz und Verlust durch sie erleiden müssen. Und dennoch schien es ihrer Natur zu entsprechen - ohne jede Erinnerung folgten sie dem, was ihnen im Laufe ihres Lebens ins Blut übergegangen war, um jedem Chaos schon präventiv Einhalt zu gebieten. SIE hatte sich in ihnen nicht getäuscht. SIE war zufrieden gewesen. Vielleicht war es Neugier gewesen, als Sie ihnen zum Holodeck gefolgt war. Natürlich wußte SIE, was ein Holodeck war - eine künstliche Illusion der Wirklichkeit, eine von subjektiven Vorlieben geschaffene Umwelt, die verschiedenste Bedürfnisse befriedigen konnte. Letztendlich hatte das Holodeck eine große Ähnlichkeit mit IHRER einstigen körperlichen Erscheinung. Doch den Fehler würde SIE nicht noch einmal begehen. Nein, diese Wesen waren noch nicht bereit für das große Wissen. Sie konnten es nicht sein mit ihren geradlinigen, kurzen Leben, die für SIE zu einem Augenblick schrumpfen konnten. SIE hatte das Programm analysiert, das dem Holodeck das Aussehen eines sonnigen Tals gab. Es war nicht nur eine Illusion einer exotischen Welt gewesen und als SIE auf den Namen des Erschaffers stieß, bedauerte sie für einen kurzen Augenblick, seinem Drängen nicht nachgegeben zu haben, hierher zu kommen. Seine Geschichte hätte wahr werden können... Und vielleicht war es auch Bedauern, als SIE die beiden Männer im Gras tollen sah. All seine Erklärungen, daß Distanz das Wichtigste sei, daß es von großer Bedeutung war, das Interesse aufrecht zu erhalten, wurden von einer unbedeutenden Substanz zunichte gemacht. Gefügig gemacht von einer Substanz, die so harmlos wie effektiv war! Und sie kamen, fast alle kamen sie, um an jenem Genuß teilzunehmen und alle Vorsicht und Regeln hinter sich zu lassen. SIE hatte sich in aller Stille zurückgezogen, nachdem sie genug gesehen hatte. Es würde ihre Zeit geben; SIE würde von ihnen lernen und wissen und eines Tages würde SIE verstehen, welcher fatale Fehler IHR unterlaufen war. Und SIE würde ihn wieder gut machen. --- vor dem Holodeck "Dann folgen sie mir bitte ALLE auf die Krankenstation, und wir werden versuchen herauszufinden was geschehen ist." Shiar ließ keinen Zweifel daran, daß ihr keiner auskam. "Kria, bitte holen Sie jene zurück, die eben verschwunden sind, ich würde gerne jeden untersuchen, der diesem Kireseth ausgesetzt war." Sam dachte immer noch über Sienaes Frage nach... "Pratchett", "Janii"... was war mit diesen Namen? Warum hatte sie gleich reagiert, als Kria sie so angesprochen hatte? Für einen Moment war ihr alles klar gewesen, sie wußte, wer sie war, was sie hier machte, wo sie hingehörte... doch nur einen Augenblick später war alles wieder im grauen Nebel der Unwissenheit verschwunden, verloren, zerfasert... "Ich... ich weiß es nicht..." murmelte sie leise, an niemand bestimmten gerichtet, denn Sienae war mit Yaros einige Schritte abseits gegangen. Unzufrieden und verwirrt schnaufte sie auf. Dann sah sie sich um. Das Chaos begann sich allmählich zu lichten. Ihr Blick fiel auf die nackte Svana, die etwas abseits stand und verloren wirkte. Sam holte sich eine Decke von Kria und reichte sie an Svana weiter. Es war zwar nicht besonders kalt in der künstlichen Umgebung, aber vielleicht war Svana so wohler... ansonsten konnte sie die Decke ja immer noch wieder ablegen. Dann trat Sam zu Elijah heran. Obwohl sie ihn nicht besser als die anderen kannte, fühlte sie sich ihm irgendwie verbunden. Sie waren im gleichen Bett aufgewacht, und sie trugen am jeweils gleichen Finger einen schlichten Ring... das mußte etwas zu bedeuten haben. Sam bedauerte, daß sie sich nicht erinnern konnte, was (und ob überhaupt etwas) zwischen ihnen war... sie hoffte verzweifelt darauf, daß mit der Zeit die Erinnerung wiederkam. Noch während sie neben Elijah stand, wurde ihr plötzlich schlecht. Hastig machte sie einen Schritt nach hinten und lehnte sich an die Wand, schloß die Augen und schlang die Arme um ihren Bauch. "Uff", stöhnte sie leise, aber dabei doch bedacht, möglichst wenig Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. "Was ist los?" fragte Elijah, als er sah, wie plötzlich die Farbe aus Sams Gesicht wich und sie sich den Bauch festhielt. "Bauchschmerzen? Vielleicht hast Du nur Hunger", setzte er hinzu. 'Oder ist ihr von den vielen Nackten schlechtgeworden?', fragte er sich und mußte überlegen, ob ihm der Anblick im Korridor gefiel oder nicht. Er entscheid sich, das die Betrachtungen darüber Zeit hatten und wandte sich wieder Sam zu. Stirnrunzelnd wartete er auf ihre Antwort. Yaros hatte etwas gesagt, was Rhuissa alarmierte und sie schaudern lies. Es nahm sie gefangen. 'Sicherheitsmaßnahmen - während der Untersuchung verteilen'. Sie dachte daran, was passieren konnte, wenn sich Kireseth versehentlich auf dem ganzen Schiff ausbreiten konnte. Das wäre furchtbar. Niemand wäre mehr da, der das Programm beenden konnte, denn es gab kein Programm, es wäre real. Und alle an Bord wären betroffen. Schlimmer noch, niemand würde es beenden wollte! Wären sie dann alle für immer gefangen in einer Welt der halluzinogenen Drogen? Wie konnte es überhaupt erlaubt sein, eine so gefährliche Substanz zu synthetisieren? Kria riß Rhuissa aus ihren Gedanken. "Kria! Dieses Kireseth darf sich unter gar keinen Umständen auf dem Schiff verbreiten. Die Folgen könnten verheerend sein. Bitte arbeiten sie unter Hochsicherheitsbedingungen!" bat sie Kria eindringlich. Dann war es Easgean dessen Worte Rhuissa zusammenzucken ließen. Alte Kratzer auf Yaros Rücken? Sie faßte Yaros an der Schulter und drehte ihn sanft zu sich herum... und erschrak. "Ja, Easgean... Yaros. Es stimmt. Da sind Kratzer, die eindeutig nicht von heute stammen und andere, ganz frische. Fast die selbe Stelle, und doch nicht ganz." Sie schluckte schwer. "Ich kratze nicht. Soviel weiß ich. Yaros... ich glaube, so verborgen und unausgelebt waren deine Sehnsüchte nicht... vielleicht ist das dein Programm?" Als Shiar die Initiative übernahm, war Rhuissa froh dafür. Sie fühlte sich elend zu Mute. "Shiar, ein schiffsweiter Ruf über die Komanlage ist vernünftiger, als jemanden hinter jeden herlaufen zu lassen", schlug sie vor: "Und Viola muß auch unbedingt auf die Krankenstation und von dieser seltsamen Substanz komplett befreit werden, mit der sie sich infiziert hat." "Mag sein, aber bei dem derzeitigen Zustand der Crew bin ich mir nicht sicher ob dem jeder folgen wird. Ich will daß Kria sich selbst darum kümmert. Wenn ihr bei der Katze nicht wohl ist soll Janna sie begleiten." Kria nickte, innerlich etwas angesäuert, daß sie schon wieder mit der Raubtierfrau konfrontiert wurde. Sie ging zur gerade wieder eingetroffenen Janna hinüber und stellte mit Erleichterung fest, daß diese die Zeit genutzt hatte, den unangenehmen Geruch von sich abzuwaschen. "Shiar hat mich gebeten, Viola zur Krankenstation zu bringen - könnten Sie mir dabei behilflich sein? Oh, und haben Sie vielleicht mitbekommen, wo sie hingegangen ist?" Kria hatte die Katzenfrau bei ihrer Ankunft noch gesehen, aber nicht mitbekommen, wohin sie entschwunden war. Ihre Anfragen kamen ein wenig förmlich heraus - sie wußte momentan nicht so recht, wie sie sich ihrer Kollegin gegenüber verhalten sollte. Veremnur dachte nach. War sie eine Beobachterin? Sie konnte sich selbst diese Frage nicht beantworten, obwohl ihr Gefühl sich nicht danach anfühlte. "Shiar hat Recht. Wir müssen alle zur Krankenstation", sagte sie schließlich. Und ganz unvermittelt entfuhr es ihr: "Janna kratzt!... ähm... hin und wieder." Als sie in Hörweite kam, fiel gerade ihr Name. Ein Großteil der Crew stand noch immer vor dem Holodeck versammelt, schien sich aber gerade auf den Weg zu machen. Janna widerstand der Versuchung nachzufragen, "was mit ihr war" und gesellte sich möglichst unauffällig wieder dazu. Sie entdeckte Easgéan und beschloß einfach dort weiterzumachen, wo sie vor diesem "Zwischenfall" aufgehört hatte. Wieder zur Tagesordnung überzugehen erschien ihr momentan am vernünftigsten. Und so ging sie zu ihm hin und fragte ohne Umschweife: "Sag mal, was war das eigentlich vorhin mit dieser Leiche?" Shiar sah zu Elijah und Sam. "Bringen Sie sie zur Krankenstation, dann werden wir herausfinden was sie hat." Sie ging los in der Annahme daß man ihr folgte. Etwas trieb sie zur Eile, vielleicht der beißende Geruch den jene vom Holodeck verströmten, vielleicht ebenfalls die Befürchtung Kireseth könne das Schiff kontaminieren... Vielleicht war es aber auch etwas ganz anderes. Easgéan schien er einzige zu sein, den de Situation amüsierte, und er genoß es an der Wand zu lehnen, nur eine Decke über den Schultern und zu grinsen. Mit seinem Einwurf hatte er offenbar ins schwarze getroffen... Yaros schien tatsächlich einiges an 'Erfahrung' zu haben von dem keiner ahnte... Und für den Moment konnte er auch das bohrende Unwohlsein ignorieren, das ihn dabei zu beschleichen suchte. Janna war es schließlich, die seine Stimmung gänzlich zum kippen brachte... Er brauchte einen Moment um die Worte in der Frage zu begreifen, dann war er sich sicher, den Rausch von eben vollkommen ausgelöscht zu sehen. Er fand keine Worte zur Erwiderung, so starrte er sie für einen Moment kalt an, wandte sich dann um und ging. Mirha hatte sich erstmal Überblick verschafft. Außer, daß die Stoffe, die dieses Programm produziert hatte sich verbreiten könnten, bestand keine Sicherheitsgefahr. Und das herauszufinden lag beim medizinischen Personal. Shiar... Mirha mußte enttäuscht einsehen, daß Shiar nun gebraucht wurde und sich um wichtigeres kümmern mußte. Es herrschte allgemeine Aufbruchstimmung in Richtung Krankenstation. Etwas ziellos stand Mirha zwischen den anderen und wußte nicht Recht, was mit sich anzufangen. Schließlich warf Mirha einen letzten Blick auf die davoneilende Shiar und lief entschlossen Easgean hinterher, bis sie auf gleicher Höhe mit ihm war. Sie sagte nichts, warf ihm einen kurzen Blick zu und lief dann, die Hände in den Hosentaschen, schweigen neben ihm her. Sie wußte nicht ganz, wie sie ihn einschätzen sollte. Jemanden umgebracht zu haben? Ja, das traute sie ihm zu. Aber das hieß nichts. Das traute sie auch fast dem ganzen Rest der Crew zu. Warum auch nicht? Sicher schlummerten in jedem Gründe, die ihn zum Morden veranlassen würden. Daß er verdächtigt wurde war auch nicht der Grund, warum sie ihn begleitete. Es ging ihr nicht um Kontrolle oder Überwachung. Sie konnte selbst nicht genau benennen, warum sie das getan hatte. Es mußte irgend etwas an ihm, an seinem Verhalten, seiner Art sein. Sie wußte nur, daß sie momentan seine Gesellschaft, die der anderen - außer natürlich Shiars... aber das war gerade unmöglich - vorzog. So schlenderte sie ruhig, die Hände in den Hosentaschen, neben ihm her. "Was is? Keine Angst ich könnt n gewalttätigr Psychopath sein und dich erst vergewaltign un dann umbringn?" Unbeeindruckt schlenderte Mirha weiter neben Easgean her, dabei sah sie ihn kurz schweigend an, bis ein breites Grinsen auf ihrem Gesicht erschien. "Keine Angst ICH könnte der Mörder sein?", entgegnete sie ruhig und mit unterschwelligem Schalk in der Stimme. Sie hatte keine Angst vor Easgean. Instinktiv wußte sie, daß sie sehr wohl in der Lage war, sich zu verteidigen. "Könntest... Aber schau dir die Hände an..." Er zeigte ihr seine rauhen und rissig vernarbten Hände. "Wenn ch wirklich Schauspieler bin, dann nich nur... Solche Hände hat man nich wenn man nur vor ner Holokamera steht... Auch nich solche Arme..." Er zeigte ihr wo sich die Narben fortsetzten. "Ch hab ne Vergangenheit, und vermutlich eine bei der ch dankbar wär de Amnesie hört nie auf. 'm Moment geht's mr gut, und wenn ch ned wirklich verdächtigt werd, dann könnt's meiner Meinung nach so bleibn... Un das is's Problem... so denkt kein andrer... Und das würd ch am liebsten ändern... ch bin drauf und dran alle Bemühungn zu unterbindn, un sei's mt Gewalt... Ch könnt tötn dafür das ch nicht wissn muß wer ch wirklich bin. Un weil ch so denkt bin ch potentiell gefährlich..." Er seufzte. "Soviel steht fest, Kommandant bin ch wohl nich, auch wenn ch wohl n Problem mit Autoritätn hab." Je länger Yaros auf dem Korridor stand, desto mehr Dinge kamen ans Tageslicht, die ihm unangenehm wurden. Vielleicht wären sie weniger schlimm, wenn er sich an Gründe und Ursprünge erinnern könnte... Er folgte Rhuissas Blick, als sie sich seinen Rücken ansah. Und auch er sah es - nicht die Kratzer, die sich über seinen Rücken zogen, doch jene, die Sevenah zurückgelassen hatte, zogen sich hauptsächlich über Schultern und Oberarme. Auch er erkannte, daß zumindest diese zeitlich nicht vom Holodeck stammen konnten. Bisher hatte er sie nicht bemerkt, weil ihm andere Dinge durch den Kopf gegangen waren. Hatten die anderen recht? Stammte das Programm von ihm, sahen so seine gewohnten Aktivitäten aus? Er wollte es nicht glauben, doch sicher wissen konnte er es nicht. Schließlich hatte er sich auf dem Holodeck ebenso wohl gefühlt wie alle anderen. Es gab etwas, an das er sich definitiv erinnerte und das war er selbst vor einiger Zeit im Konferenzraum, wie er seinen Arm um Janna gelegt hatte. Er war nicht allein mit ihr gewesen, die anderen waren Zeugen dafür. Und nun trug er Jannas Male, mit der er vielleicht sogar öfter zusammen gewesen war. Aber was war mit Sienae? Was war mit der Bindung zwischen ihnen, die sie entdeckt hatten, über den Gedächtnisverlust hinaus? Er schluckte, als ihm ein neuer Gedanke kam. Er hatte sich darüber gewundert, daß es in ihren Quartieren keinen Hinweis für ihre existierende Beziehung gab... Aber es hatte alles so vertraut gewirkt, er und Sienae gehörten zusammen, bestimmt! Nichts von alldem hatte er in Jannas Gegenwart gespürt, es war nur ein harmloser Flirt gewesen. Wenn das mit Janna aber so frisch war, daß er sich nicht erinnern konnte...? Daß die Trennung von Sienae erst so kurz zurück lag, daß der Gedächtnisverlust nur die intensiveren Gefühle übrig gelassen hatte? Yaros erkannte die Hoffnungslosigkeit, die sich in seine Gedanken schlich. Über was auch immer er grübelte, er war auf Indizien, Gefühle und vage Ideen angewiesen und seine Spekulationen brachten niemanden weiter. Fast war er dankbar für den Vorschlag, daß alle sich auf der Krankenstation einfinden sollten. Es gab ihm etwas zu tun, und wenn es nur ein Spaziergang zur Station war. Zögernd griff er nach Sienaes Hand und blickte erst diese, dann nach einem Moment der Überwindung sie direkt an. "Ich kann ebenso wenig sagen, woher die alten Kratzer kommen, wie ich die Frage beantworten kann, ob das Holodeckprogramm von mir stammt. Was irgendwelche Sehnsüchte angeht... ich weiß es nicht. Laß uns zur Krankenstation gehen und es herausfinden. Vielleicht bringt uns eine gründliche Untersuchung wirklich etwas. Wenn nicht, dann... dann bleibt uns immer noch die Spekulation." Er hob eine Schulter und ließ sie wieder fallen. So alt war der Tag noch nicht, doch schon wünschte Yaros sich, er hätte nie angefangen. ............ Ende der Chronik ............