ChR Drolae
das "stolzeste" Schiff der Galae



Die Chronik vom 17.12.2004

>>> Die Empathin <<<




Ort der Handlung:
Calanam'Coupaer, in der Schleife
Zeit der Handlung:
22.12.2375
Bordzeit: 10.20 Uhr bis 10.30 Uhr



>> Konferenzraum <<

Die prompte Reaktion überraschte Easgéan...
"Em, ne einzelne würd mir fürn Anfang reichn, aber wenn se so fragn... wieviele könn se mir'n anbietn? drei oder vier schachtln?"

Sovek bekam funkelnde Augen und rieb sich innerlich die Hände. Die Elemente schienen immer mehr auf seine Seite zu kommen. Er brauchte nur noch die Waren heranzuschaffen und sie zu verhökern. "Im Moment kann ich ihnen nichts anbieten," mußte Sovek den Raucher auf später vertrösten. "Ich werde tun was ich machen kann. Schließlich bin ich nicht nur Koch, sondern auch der Versorgungsoffizier. Sie bekommen so viel wie ich auftreiben kann."

"Das mit dem Schildchen erschient mir absurd. Aber was ist mit dem Vergleichsmaterial, halten Sie das für möglich?" fragte Veremnur Shiar.

"Natürlich ist das absurd." sie lächelte.
"Wenn damals von dieser Verelan Untersuchungen angefertigt wurden... Ich werde sehen ob ich im Computer der Krankenstation etwas finde."
Sie notierte:
'medizinisches Archiv, Vergleichsmaterial von Verenmur'
Und dann zog der Gedanke 'Tal Shiar-Akte anfordern' durch ihr Bewusstsein und verblasste weiter hinten im Nebel.
Einen Moment saß sie wie erstarrt, dann war es vorbei.
Schnell notierte sie noch: 'überprüfen wer Tal Shiar ist' und ließ sich sonst nichts anmerken. "Ich werde mich darum kümmern." 'Shiar bin doch ich... Wer ist Tal? Und warum jagt mir der Name einen solchen Schrecken ein wenn es doch meiner ist?'

"Shiar? Ich heiße Veremnur, nicht Verelan", sagte Veremnur. Sie sah Shiar genau an.
"Oh... Stimmt..."
Sie wäre tiefgrün geworden wenn... Wenn... sie überlegte... konnte sie es nicht? Es hatte etwas mit der Farbe des Blutes zu tun... Sie war schon zu lange nicht mehr... nicht mehr... Nicht mehr was?
Am liebsten hätte sie laut geflucht.
Es fiel ihr schwer, sich zu konzentrieren, zu viele Bruchstücke von Erinnerungen schwirrten in der Leere in ihrem Kopf ziellos umher, stiessen aneinander, aber fügten sich nicht zusammen...
Sie brauchte dringend eine ruhige siurren um sich hinzusetzen und alles zu notieren, um so vielleicht doch Verbindungen herzustellen. "Ich glaube ich kannte jemanden namens Verelan..."

In Jannas Kopf wirbelten tausend Gedanken umher. Sie kam kaum dazu, sie einzuordnen und fühlte sich in der Folge ziemlich überfordert. Die vielen neuen Gesichter, Namen und Eindrücke. Dummerweise war ihr das Padd, das sie nicht bedienen konnte, keine Hilfe. Sie versuchte sich daher alles auf die altmodische Art schlichtweg zu merken, allerdings mit geringem Erfolg. Warum konnte sie sich nur so schlecht konzentrieren? Konnte ihr Gedächtnis auch neue Eingaben nicht mehr richtig verarbeiten? Janna wusste, dass zumindest das vorher anders gewesen sein musste. Um der aufkeimenden Panik keine Chance zu geben meldete sie sich schließlich zu Wort.
"Mein Name ist Janna", begann sie und wandte sich dabei an jeden gleichermaßen. "Ich habe jedoch auch nach längerem darüber-Nachdenken keine Vorstellung, was meine Aufgabe an Bord dieses Schiffes gewesen sein könnte. Es kommt mir alles sehr fremd vor. Was auch immer es gewesen ist, vermutlich mache ich es noch nicht sehr lange und habe deshalb keine spezifischen Erinnerungen. In Anbetracht meines Alters halte ich es jedoch für möglich, dass ich mich noch in Ausbildung befinde."
Janna schwieg und hoffte, dass das genügen würde. Gespannt war sie auf die Entscheidung der Kommandantin, welche Aufgabe sie ihr zuteilen würde. Tatsächlich konnte sie sich so ziemlich alles vorstellen. Am Anfang wäre es sicher nicht ganz leicht, doch mit der Zeit würde sie sich einarbeiten. Im Moment jedoch war sie für alles gleich unqualifiziert.
Innerlich bewunderte sie all jene, die wenigstens in eine grobe Richtung tendierten. Sie selbst hätte nicht einmal sagen können, für was sie sich interessierte. Sogar die einfachsten Dinge wie Lesen und Schreiben schienen ihr abhanden gekommen. Viele der verwendete Begriffe wie "Rihannsu", "Riov" oder "aefnu'emnae" waren ihr fremd. Es war irgendwie das ganze Schiff. Das Schiff, die Leute, die Sprache - es fühlte sich einfach nicht richtig an. Hatte sie vielleicht an einem Austausch-Programm teilgenommen?
Einmal mehr stellte Janna fest, dass solche Überlegungen müßig waren und versuchte sich deshalb wieder greifbareren Themen zuzuwenden. Sie schüttelte leicht den Kopf um die Grübelein zu vertreiben und versuchte dann die Anwesenden einzuschätzen.
Ob Veremnur die Kommandantin war konnte wohl niemand mit Bestimmtheit sagen, aber sie schien tatsächlich gewisse erforderliche Qualitäten zu haben. Janna war von der Namensfindungsaktion noch immer beeindruckt, wohl nicht zuletzt, weil sie Veremnur diese einfühlsame Art zuvor nicht zugetraut hätte.
Dann war da noch Varek, den sie bereits etwas besser kannte. Zumindest gut genug um zu wissen, was er mit seiner Bemerkung über 'spezielle Fähigkeiten' gemeint hatte. Sie war ihm insgeheim dankbar, dass er diese Sache vorerst für sich behalten hatte.
Jayron. Janna horchte in sich hinein, ob dieser Name in ihr etwas wachrief. Je länger sie ihn ansah, desto sicherer wurde sie sich, dass sie ihn kannte. Doch konnte sie diesem Gefühl trauen? Sie war inzwischen soweit, dass sie überhaupt nicht mehr wusste, was sie eigentlich dachte, oder glaubte. War sie das überhaupt? WER war sie überhaupt?!
Wieder wurde sie von diesem Strudel erfasst, dem sie dieses Mal nicht entkam. Ihr Hände flogen zu den Ohren und sie kniff die Augen zusammen, als sie plötzlich begriff. "Bitte fühlen Sie doch nicht so laut!", rief sie aus.

Veremnur stand auf und ging hinüber zu Janna. Sie ging ein wenig in die Knie hinunter zu der sitzenden Janna. Beruhigend legte sie ihr eine Hand auf den Arm. Sanft sprach Sie sie an:
"Sie sind Empathin? Dann muss die emotionale Mischung aus Verwirrung, Beunruhigung und Ärger in diesem Raum eine Qual für Sie sein.
Ich weiß nicht, wie ich 'leiser' sein soll. Ich kann mein Verhalten kontrollieren, aber ich fürchte, ich kann nicht meine Emotionen einschränken. Ich glaube, es ist wahrscheinlicher, das Sie gelernt haben, sich vor fremden Emotionen bewußt abzuschotten, oder sich zu öffnen, je nachdem. Das Wissen, wie Sie das machen fehlt Ihnen jetzt.
Ich weiß nicht, was ich für Sie tun kann, bis Sie sich wieder erinnern. Aber ich glaube, sie brauchen jemanden an Ihrer Seite. Damit Sie sich nicht allein den fremden Emotionen gegenüber ausgeliefert fühlen."
Sie sah kurz zu Yaros, dann wieder zu Janna. "Gibt es jemanden, dem Sie sich nahe fühlen?"

Die Worte der Frau riefen Seltsames in Shiar wach, sie schwieg jedoch dazu und versuchte, ihre eigenen Gefühle zu analysieren. Es beunruhigte sie...

Bisher hatte Yaros gespannt zugehört, was bei den anderen so zu Tage kam. Er machte sich gleichermaßen Notizen für sich im Stillen und auch auf seinem Padd, wobei es ihm immer wieder auffiel, daß er zwar wußte, wie man damit umging, doch die Geschwindigkeit ließ schon zu wünschen übrig. Es fühlte sich einfach immer mehr so an, als hätte er in der Vergangenheit bewusst versucht, nicht mit einem Padd umzugehen...
Janna riß ihn aus diesem Gedanken. Laut fühlen? Was meinte sie denn damit? Jetzt hatte ihre Reaktion mit Sicherheit nichts mehr mit der Katze zu tun, es mußte etwas anderes sein. War sie vielleicht krank?
Veremnur reagierte schneller als er und war schnell an Jannas Seite. Empathin... das würde es erklären, ja. Yaros wußte nicht so genau, wie er auf diesen Gedanken kam, aber er wußte, was Empathen waren. Untrainiert waren sie allen Emotionen ausgeliefert; unabhängig davon, ob sie gezielt oder ziellos ausgesendet waren. Mit Leuten, die diese Fähigkeit nicht besaßen und nicht wussten, wie sie damit umgehen sollten, musste der Umgang damit viel Disziplin erfordern. Als Veremnur fragte, ob sich Janna jemandem nahe fühlte, biss Yaros sich auf die Lippe, damit ihm das 'Sie hätte, wenn sie nur wollte.' nicht entschlüpfte, das ihm auf der Zunge lag. Jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt für sowas.
"Vielleicht solltest Du für's Erste kurz vor die Tür gehen, damit Du nicht... ähm... mitten im Gefühlsorkan stehst. Also... wenn räumliche Distanz auch geistige schaffen kann - da bin ich natürlich überfragt. Aber vielleicht hilft das, zumindest ein wenig zur Ruhe zu finden."

Varek hatte eben die Erinnerung nochmals verarbeitet, als Jannas Ausbruch ihn mitriss. Merklich zuckte er zusammen.
"Nichts hören, nichts sehen, nichts denken. Lege deine Hände über deine Augen, über deine Ohren und spüre, wie sich dein Geist beruhigt. Erlange die Kontrolle, um nicht hilflos im Strom zu versinken." sagte er leise, während er unbewusst mit dem Oberkörper wippte.
Eine Erinnerung tauchte auf. Er sah sich selbst, wie er genau diese Worte gesagt bekam. Es musste wohl eine der wichtigsten Lehren seiner Kindheit sein.

Janna schaffte es tatsächlich sich durch die Konzentration auf Varek und seine Hinweise halbwegs zu beruhigen. Er hatte irgendetwas an sich, das ihr Halt gab. Was, konnte sie nicht genau sagen. Es war, als fände man kurz vor dem Ertrinken eine schwimmende Planke, an die man sich klammern konnte, bis der Sturm vorüberging. Er fühlte einfach kontrollierter. Ob das mit ihrer Begegnung von vorhin zusammenhing? Nein, er schien einfach ihr Problem zu kennen, oder besser gesagt eine Lösung dafür. War er vielleicht auch Emphath? War SIE Empathin? Janna konnte sich nicht erinnern.
Sie sah Varek einen Augenblick fragend an. Dann fiel ihr Veremnurs Frage wieder ein. "Ich... weiß nicht.", antwortete sie unsicher. Wenn es nach dem Bekanntheitsgrad ging müsste sie eindeutig Jayron nennen. Er schien ihr am vertrautesten. Yaros wäre auch eine Möglichkeit gewesen. In diesem Moment war ihr geistige Distanz jedoch lieber.
"Varek.", entschied sie daher und griff Yaros Vorschlag auf. "Ja, ich würde gern mit Varek einen Augenblick nach draußen gehen."

Diese Frau brauchte eindeutig Nervennahrung, damit sie noch ruhiger wurde, dachte Sovek und machte eine Notiz in seinem Padd:
'Janna benötigt 5kg braune Nußmasse, 1 Liter Beruhigungstropfen, 5 Schachteln Schlaftabletten, geistige Musik.'
In der zwischen Zeit hatte Sovek über sein Padd herausgefunden (Daten abgerufen vom Hauptcomputer), dass der Frachtraum gut gefüllt war. Viele Container waren mit 'Galae' deklariert und einigen Container fehlte der Name vom Besitzer. Sovek schloß daraus, das dies seine Container waren und sein Name einfach gelöscht wurde. Schließlich war er der Versorgungs- und Küchenoffizier, der alles heranschleppte. Also trug er in die Frachtliste seinen 'derzeitigen Namen' bei den fehlenden Namen ein. Ordnung mußte schließlich sein.

Staska schaute etwas drein, blickte aber hin und wieder intressiert in die Runde. Sie hatte auch weiterhin geschwiegen und über ihre derzeitige Situation nachgedacht. Janna riss sie plötzlich da heraus, als sie etwas von "Bitte nicht so laut denken" sagte bzw. rief. Staska konnte ihr Denken nicht einstellen, doch brachte dieses sie etwas mehr in die Realität zurück. Fast alle hatten sich bereits vorgestellt, sie hatte genug abgewartet, nun war sie an der Reihe. Sie musste ihr schweigen brechen, und den anderen mitteilen, was sie über sich wusste.
Sie erwartete einen geeigneten Moment, dann begann sie:
"Ich weiß nicht, wie mein Name lautet. Ich habe keinen Klang oder auch sonst etwas in dieser Art nicht in Erinnerung. Ich weiß auch nicht, ob ich zur Crew dieses Schiffes gehöre. Es kommt mir alles vertraut vor, aber auf einer gewissen Art und Weise genauso fremd. Ich bin durch diese Wartungsröhren gekrochen, nachdem ich in einem Labor aufgewacht bin. In diesem Labor waren Computer, deren Monitore Sterne anzeigten, Gitternetze und Symbole, Zahlenkolonnen... In den Röhren hab ich noch jemanden bemerkt oder es mir nur eingebildet. Ich bin dann in eine Steuerungszentrale gegangen. Und das kam mir vertrauter vor als alles andere. Ich konnte die Anzeigen zuordnen, sie zeigten den Status des Schiffes an. So hab ich überhaupt herausgefunden, dass wir auf einen Schiff sind."

Veremnur erhob sich wieder. Sie nickte Varek und Janna zu. "Einverstanden. Gehen Sie für ein paar siuren aus dem Raum. Nach draußen sollten Sie allerdings nicht gehen. Das wäre eine zu endgültige Maßnahme", sagte sie mit einem augenzwinkernden Blick nach draußen auf die Sterne. Sie ging wieder zu ihren Platz und setzte sich. Nachdenklich griff sie Staskas Meldung auf.
"Technik kommt Ihnen vertraut vor? Halten sie es für möglich, dass sie technische Fähigkeiten besitzen, dass sie Technikerin sind? Schade nur, dass Ihnen nichts zu Ihrem Namen einfallen mag. Gar nichts? Das ist nicht gut!"
'Die junge Frau war anwesend, als Sienae ihren Namen gefunden hat. Bei ihr hilft es also nicht. Es muss ein anderer Weg gefunden werden, wie sie zu einem Namen kommt', dachte Veremnur. Sie sah Sovek an: "Fragen wir Meister Sovek. Sovek, was sagt Ihre Erinnerung, wie könnte sie heißen?"

Erst reagierte Sovek nicht. Als es still wurde, blicke er auf, sah nach rechts und dann nach links, sah Staska an und antwortete:
"Irgendwas mit S. Vielleicht Svana oder Sevenah oder auch Stuska."

Easgéan war gerade in Gedanken gewesen, hatte darüber nachgedacht, warum keiner darauf einging daß Verenmur nicht die Kommandantin sein konnte. Dann aber war ihm eingefallen, dass sie, wenn sie an dem Gedächtnisverlust schuld war, natürlich auch Meinungen manipulieren konnte... Warum ihn das nicht betraf fragte er sich nicht, er war zu sehr an Sonderstellungen gewöhnt, als dass ihn das stutzig gemacht hätte. So ersann er einen anderen Plan... Er mußte sie irgendwie isolieren... Aber dazu brauchte er Hilfe... Nach der Konferenz würde er versuchen, Shira anzusprechen. Sie schien die einzige zu sein, die hier noch 'normal' dachte. ...Und dann war der Name 'Sevenah' gefallen...
Und das hatte seinen Gedanken einen Stromschlag verpasst. Elektrisiert war er zusammengezuckt.
"Wer is Senvenah?"

"Siuren", schon wieder so ein unbekanntes Wort. In diesem Fall war eine Übersetzung jedoch verhältnismäßig leicht. Janna vermutete aus dem Zusammenhang heraus, dass es sich um Minuten handeln musste.
Sie schenke Veremnur ein dankbares Lächeln, sowohl für die Erlaubnis als auch für den Aufmunterungsversuch, bevor sie sich von ihrem Sitzplatz erhob und mit Varek den Konferenzraum verließ.


>> Brücke <<

Als sich die Tür hinter ihnen schloss fühlte sich Janna schon wesentlich besser. Sie lehnte sich an die nächstbeste Wand und atmete ein paar Mal tief durch. Als sie die Augen wieder öffnete, sah sie Varek direkt an. "Was soll ich jetzt nur machen?", fragte sie verzweifelt.
Im Moment war sie über diese neu entdeckte Fähigkeit wenig begeistert. Es ärgerte sie, weil sie keine Ahnung hatte, wie sie damit umgehen sollte. Nun verpasste sie auch noch dieses entscheidende Briefing. Und nicht nur sie, erinnerte sie sich. Schließlich hatte sie auch Varek da mit reingezogen, meldete sich ihr schlechtes Gewissen.
Würde sie etwa in Zukunft allen aus dem Weg gehen müssen? Janna hoffte inständig, dass Varek noch mehr gute Tipps auf Lager hatte, denn andernfalls war sie aufgeschmissen. Als ob sie nicht so schon genug Probleme hatten!

Nachdem er sich vom vorigen Schock weitestgehend erholt hatte und Janna zur Brücke folgte, überlegte er, was er antworten sollte.
"Ich weiß nicht. Ich kann Ihnen auch nur insofern helfen, dass ich mich plötzlich an etwas erinnern konnte. Es ist eine Technik, mich zu konzentrieren, den Geist zu schließen und zu fokussieren. Und ich spüre, dass mir dieses Wissen sehr viel bedeutet... vielleicht habe ich dieselben Fähigkeiten wie Sie, aber besser kontrolliert duch eine bessere Ausbildung... Meditationstechnik... ja, das muss ein Bestandteil meiner Ausbildung gewesen sein..." überlegte er.

Plötzlich knallte er seine Faust wütend gegen die Wand!
"Wenn ich mich nur erinnern könnte..."
Sein Zorn verrauchte so schnell wie er gekommen war. Er zog eine Augenbraue hoch. "Das war nicht richtig." meinte er nur, während er noch überlegte, warum das denn nicht richtig gewesen sei.


>> Konferenzraum <<

Im Laufe der nächsten fünf Minuten stellten sich drei Personen hintereinander weg vor. Der erste war der Mann, der fast wie einer der rundohrigen Rihannsu aussah. Er nannte sich Tolkar und behauptete, Wissenschaftler zu sein. Dann war da eine junge Frau; sie sagte, daß sie sich auch nicht an ihren Namen erinnern könne, daß man sie aber fürs Erste mit "Sara" ansprechen könnte, da diese Silbenfolge vertraut klang. Der junge Mann an ihrer Seite gab als vorläufigen Gebrauchsnamen "Ed" an. Beide waren sich nicht sicher, zu welcher Abteilung sie gehörten.

Veremnur ergänzte ihre Crewliste. Seufzend und etwas unzufrieden betrachtete sie die vielen Fragezeichen auf der Liste.
Sie übertrug die vorläufige Crewliste auf Krias Padd, wie sie ihr versprochen hatte und auf den großen Wandbildschirm.
"Das ist unsere vorläufige Crewliste. Sie kann jederzeit ergänzt und korrigiert werden. Zunächst jedoch ist sie ein Anhaltspunkt, den wir benötigen.
Wir sind nun beinahe an dem Punkt angekommen, an dem wir mit der Sacharbeit beginnen können.
Lassen Sie mich nun etwas klarstellen. Als ich mich Ihnen vorgestellt habe, habe ich gesagt, das ich das Kommando übernommen habe, bis Informationen vorliegen, die das Gegenteil beweisen, oder andere Entscheidungen getroffen werden. Wir wissen nicht, wann es uns gelingen wird, unsere Informationen und Erinnerungen wieder zu erlangen. Aber wir können den Zeitpunkt selbst bestimmen, an dem wir Entscheidungen treffen. Als alle Personen mehr oder weniger verwirrt und ohne Orientierung durch das Schiff geirrt sind, habe ich die Koordination übernommen, die Sicherheit des Schiffes zu überprüfen und die Crew zu sammeln, damit wir unsere Erinnerungen zusammen tragen und unsere nächsten Aktionen beraten können. Das ist geschehen. Wir alle haben so weit wie möglich einen ersten Eindruck von einander.
Was ich in der Situation, in der wir uns befinden nicht habe ... niemand von uns ... ist die Kommandoautorisation der Flotte, meinen Rang und meine Position. Alles was bleibt, ist ihr Vertrauen. Besitze ich das nicht, ist eine Sacharbeit unmöglich. Aus diesen Gründen ist der beste Zeitpunkt, Entscheidungen über das Kommando zu treffen gekommen.
Ich stelle ihnen allen hiermit offiziell die Frage: 'Besitze ich Ihr Vertrauen, das Kommando über Schiff und Crew zu führen, bis unsere Informationen und Erinnerungen wieder hergestellt wurden? Ja oder nein?' Falls Sie sich für 'ja' entscheiden, dann werde ich meine Arbeit fortsetzen. Falls Sie sich für 'nein' entscheiden, dann werde ich den Kommandosessel sofort räumen und es ist die Aufgabe der Crew einen Kommandanten zu bestimmen, der das Vertrauen der Crew besitzt."
Ruhig sah Veremnur in die Runde.

Das hatte er nicht erwartet... Das war zu leicht... Und irgendwo mußte es doch einen Haken geben? Easgéan überlegte fieberhaft...
"Nej, mein vertraun ham se nich!"
Er lehnte sich zurück. Seiner Stimme fehlte es nicht an Entschlossenheit, wenn er auch vorsichtig war und auf jede mögliche Falle gefasst...

Die Frau mit der glatten Stirn, die Sovek als Riov betitelt hatte, war nachhinein doch ein Fehler gewesen, sie vorzeitig Riov zu nennen. "Wenn sich jemand für fähiger hält diese Schiff zu führen, sollte derjenige sich jetzt melden und nicht später hinterrücks eine Meuterei anzetteln," sagte Sovek und sah anschließend Nutala an. "Viola vertraue ich voll und ganz. Eine Riov mit Biß und Stärke."

"Ich habe Easgéans 'nein' notiert. Sovek, bitte beantworten sie die gestellte Frage. Besitze ich ihr Vertrauen, das Kommando über Schiff und Crew zu führen, bis das unsere Informationen und Erinnerungen wieder hergestellt wurden? Ja oder nein?
Sobald die Crew entschieden hat, können Sie gegebenenfalls zum nächsten Schritt kommen: einen anderen Kommandanten vorschlagen", sagte Veremnur.

"Ihre Stirnglatze stört mich," sagte Sovek offen. "Nein, so ganz kann ich ihnen nicht vertrauen. Aber sie haben etwas an sich, was mir vertraut ist. - Ich kann weder ja noch nein antworten."

"Doch! Sie haben gerade mit 'nein' geantwortet. Sie haben gesagt, Sie können mir nicht ganz vertrauen. Doch das war die Frage. Ob ich das Vertrauen besitze, das Kommando zu führen." Veremnur machte eine Notiz auf ihrem Padd.
"Ich habe ihre Antwort als 'nein' eingetragen", sagte Veremnur. Sie sprach so ruhig, als ginge es um gar nichts.

"Habe ich gar nicht nein gesagt," schmollte Sovek und suchte Trost bei Nutala. "Stimmt doch oder?"

Viola putzte sich und überlegte so gar nicht, als ein kribbeln sie überkam und ein lautes "Hatschie" war von ihr zu hören.
Verwundert hielt sie sich die Nase und versuchte das Kribbeln zu deuten. Als ein weiteres "Hatschie" sie überraschte.

Mirha hatte Veremnur, seit sie sich über Easgéan wegen eines Wortes lustig gemacht hatte, geargwöhnt. Etwas ins Lächerliche zu ziehen, um es zu entkräften, hielt sie nicht gerade für Stärke. Dazu kam, dass Veremnur eher dem verwirrten Koch geglaubt hatte, als Violas Geruchssinn, ihn Mirhas Meinung nach nicht ernst genommen, übergangen zu haben.
Was Viola gesagt hatte, war sehr wichtig. Wenn sie wirklich über einen so guten Geruchsinn verfügte, konnte sie eine große Hilfe bei der Identitätsfindung sein. Zumindest bei der Aufgabenbereichsfindung. Sowas war nicht etwas, das man einfach überging.
Mit ihrer Frage jedoch hatte Veremnur fair gehandelt. Natürlich, sie hatte davor noch etwas Werbung für sich gemacht, aber das ging klar. Mirha überlegte kurz. Veremnur mochte fähig sein, Aufgaben zu verteilen. Aber sie war nicht die Riov, das stand für Mirha fest. Außerdem hatte sie mit dem Übergehen von Violas Können einen großen Schnitzer gemacht. Mirha schüttelte den Kopf. „Nein.“, sagte sie bestimmt, mehr nicht. Danach überflog sie der Reihe nach die anwesenden Personen – beobachtete Veremnur jedoch aus den Augenwinkeln. Wen würde sie stattdessen einsetzen?

Staska wurde von Veremnur angesprochen und hatte wieder kaum zugehört. Es war, als hingen ihre Gedanken fest. Irgendwo, ganz weit weg. Doch teilweise bekam sie schon etwas mit. Technik... ja Technik. Und ihr Name? Svana? Klang das vertraut? Stuska etwa? Und Sevennah? Nichts von den drei Namen war auch irgentwie etwas, womit sie sich identifizieren konnte. Staska drehte sich zum Wandschirm um und sah, dass man sie bereits als Svana betitelt hatte. Irgentwie missfiel ihr der Name. Aber nun gut, zumindest hatte sie jetzt einen.
Dann fragte die momentan amtierende Kommandantin, ob man ihr vertrauen könnte. Jeder sollte entscheiden. Staska ergriff das Wort, nachdem einige andere sich gemeldet hatten:
"Wenn ich eine Person gerade eben erst kennengelernt habe, wie sollte ich ihr vertrauen? Vertrauen ist etwas, was man sich aufbauen muss! Da reichen nicht nur ein paar Siuren! Ich kann weder für noch gegen Sie stimmen. Ich kenne Sie doch gar nicht! Ich könnte aber jedem anderen hier genauso wenig trauen, ich enthalte mich."
Vertrauen...Staska wusst nicht, warum es ihr so viel bedeutete. Es lag wahrscheinlich in ihrer Natur, dieses nicht zu tun. Trug sie deshalb ein Messer bei sich? Sie fühlte sich ehrlich gesagt wohl, es in der Nähe zu haben. Ob Notwendigkeit zum Einsatz bestand, würde sich früher oder später herausstellen.
"Notieren sie ein 'ja' auf ihrer Liste. Es bleibt mir nichts anderes übrig. Ich muss aber sagen, dass mir einige Personen hier im Raum bekannter vorkommen, als Sie. Aber vielleicht ist das nur Zufall." Staskas Blick glitt kurz zu Sienae, dann zu Yaros, Viola und Sovek. Im Augenwinkel sah sie noch Easgéan als sie wieder zu Veremnur schaute.

Rhuissa lächelte Staska zu. Sie meldete sich zu Wort.
"Es geht hier nicht um vollständiges Vertrauen. Das ist gar nicht möglich. Sie können sich glücklich schätzen, wenn Sie im Leben auch nur eine einzige Person finden, der Sie ganz und gar vertrauen können. Ein solches umfangreiches Vertrauen muss man tatsächlich aufbauen.
Die Kommandantin fragte nur danach, ob wir ihr vertrauen das Schiff und die Crew zu führen. Nur das. Diese Frage muss Sie stellen, denn normalerweise HAT eine Kommandantin sich dieses nötige Vertrauen erarbeitet, und zwar dem Flottenkommando gegenüber. Sonst hätte man ihr nicht das Kommando über ein Schiff anvertraut. Deshalb braucht sie sich nicht das Vertrauen jedes Crewmitglieds einzeln noch mal zu erarbeiten. Sie hat ihre Vertrauenswürdigkeit bereits bewiesen.
Hier ist das anders. Wir haben keine Ahnung wem von uns das Kommando über dieses Schiff anvertraut wurde. Deshalb und nur deshalb muss sie die Crew fragen. Sie kann das Schiff nur führen, wenn ... Moment, wir sind 17 Personen, eine davon ist sie selbst, die Hälfte von 16 sind 8 ... wenn mindestens 8 Personen auf ihrer Seite stehen. Das gilt übrigens auch für jeden anderen potentiellen Kommandanten. Jeder, der auf den Kommandosessel will, muss mindestens 8 Personen an seiner Seite haben.
Stellen Sie sich vor, jemand führt das Schiff und nur 4 Personen akzeptieren ihn, 12 dagegen lehnen seine Autorität ab. Das wird nichts. Die Macht zu Führen ist nichts Absolutes. Man kann Macht nicht erzwingen und nicht ergreifen. Sie wird einem verliehen. Immer! Sie können Macht nur ergreifen, wenn diejenigen, über die Sie Macht zu erlangen wünschen, es Ihnen gestatten. Es geht nicht einmal mit Gewalt. Versuchen Sie mal einen Befehl durchzusetzen, wenn wirklich alle sich lieber erschießen lassen, als ihn auszuführen. Dann können Sie alle umbringen, aber sie bringen niemanden dazu, zu gehorchen.
Verstehen Sie, worauf ich hinaus will. Sie MUSS fragen, und sie MUSS mindestens 8 Ja-Stimmen bekommen. Was mich am meisten beeindruckt ist die Tatsache, dass ihr das bewusst ist. Sie weiss viel von Macht und von Führung. Davon abgesehen, ist sie die einzige Person an Bord, die bisher Führungsqualität bewiesen hat. Deshalb ist es mir gleichgültig, ob sie tatsächlich die Riov ist. Sie kann es. Von niemand anderem weiss ich, ob er oder sie die Fähigkeit besitzt zu führen. Es spricht also nichts gegen sie und nichts spricht für einen anderen.
Ich stimme mit 'ja'."



......................... Ende der Chronik .........................





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